Regionale Originale – Bericht von der Auftaktveranstaltung

Frau Linner, Frau Finauer, Herr Unterhuber

Es gibt sie also doch noch – besondere Menschen mit ungewöhnlichen Geschichten und Erlebnissen. Davon konnten sich die knapp fünfzig Zuhörer im Ökonomiestadel ein Bild machen, als vier Originale in unserer Region aus ihrem Leben berichteten. Nach der Begrüßung durch Maria Geidobler, Geschäftsführerin des veranstaltenden Katholischen Kreisbildungswerkes gab Inge Finauer eine kurze Einführung ins Biografische Schreiben. Dabei unterscheidet man verschiedene Aspekte von Biografie: persönliche Biografien, Gruppenbiografien bis hin zur Zeitgeschichte. Gerade unter dem letzten Aspekt ist jeder und jede „Zeitzeuge“, hat jeder Mensch Geschichte erlebt und wurde von ihr geprägt.

Im Rahmen der „großen“ Zeitgeschichte verläuft das eigene Leben – und umgekehrt illustriert das persönliche Leben die große Zeitgeschichte. In vielen Schreibkursen hat Inge Finauer Erfahrungen gesammelt, erzählten Teilnehmer aus ihrem Leben, riefen Erinnerungen wach. Im Ökonomiestadel las etwa Rosalie Linner, die 1918 geboren worden war, vor, wie sie als Kind zwischen den Weltkriegen gelebt hat in einer Familie, die den männlichen Erben erst so sehr ersehnt und dann im 2. Weltkrieg doch verloren hatte. Siegfried Unterhuber aus Schwindegg brachte mit seinen kurzen Gedichten Heiteres (etwa wenn er vom Apfel schrieb, der sich selbst gepflückt hatte) und Nachdenkliches, wenn er über den Mord an einem Menschen vom Rande der Gesellschaft („schwul, arbeitslos, obdachlos“) sprach. Irmgard Greilmeier aus Flossing las aus dem Buch ihres Vaters „Jahrgang 1915“ vor und die Zuhörer spürten, wie kostbar und kostspielig damals zu Anfang der 30er Jahre Bildung war. Die Mütze aus der lange zurückliegenden Schulzeit brachte sie auch sichtbar nahe. Abschließend nahm Regina Haumeier die Zuhörer mit auf ihren beschwerlichen Jakobsweg und ließ sie auch mit Hilfe von Fotos an ihrem Abenteuer teilhaben. Umrahmt wurde der Abend von Volksmusik durch die Gruppe um die Kreisheimatpfleger Reinhard Albert und Dr. Reinhard Baumgartner. Sie spielten z. T. Lieder, die fast 200 Jahre alt waren und erst kürzlich wieder entdeckt wurden. Am Ende des Abends dankte Maria Geidobler allen Akteuren und lud die Besucher zu den fünf Schreibwerkstätten ein, die es im Laufe des Jahres im Landkreis geben wird, denn „die wichtigste Geschichte ist die Geschichte deines Lebens“.

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