An Demenz Erkrankte und ihre Angehörigen – eine Aufgabe für die Gemeinde!

Gestern abend habe ich in Oberneukirchen einen Vortrag über die Situation von pflegenden Angehörigen gehalten. Es kamen – für mich überraschend – viele Menschen, darunter viele junge Menschen und auch viele Männer. Es ist also doch ein Thema, welches viele berührt und das nicht nur für die Zukunft, sondern auch jetzt schon wichtig ist. Offensichtlich sind mittlerweile auch die Männer bereit, in der Pflege und Betreuung Demenzerkrankter Verantwortung zu übernehmen – eine äußerst erfreuliche und noch gar nicht selbstverständliche Entwicklung. 

Nach einem ersten Überblick über die unterschiedlichen Formen von Demenzerkrankung haben wir vor allem die Situation der pflegenden Angehörigen in den Blick genommen. Am Anfang herrscht noch Verunsicherung und Irritation über das sich verändernde Verhalten, die Vergesslichkeit und Unzuverlässigkeit des Erkrankten vor (wenn man noch nicht weiß, dass er erkrankt ist), manchmal auch Enttäuschung, Wut, Zorn, Aggression. Auch mit den Stimmungsschwankungen zurecht zu kommen, die so plötzlich auftreten, ist oft schwer und verlangt viel Geduld und Gelassenheit. Sie aufzubringen, fällt immer schwerer, vor allem, wenn man dicht dran ist, etwa weil man im selben Haus lebt. Erst später kommt es – manchmal aus dem Bedürfnis heraus, die zunehmenden Fehlleistungen auszugleichen – zu einer erhöhten Wachsamkeit und ständiger Präsenz. Das Leben der Angehörigen kreist zunehmend um den an Demenz Erkrankten und verliert im gleichen Maße die eigenen Bedürfnisse aus dem Auge. Praktische Hilfe wird immer mehr notwendig, immer mehr Zeit und vor allem Kraft (auch Körperkraft, etwa beim Transport) wird beansprucht. Dazu kommt der eigene und auch oft von außen herangetragene Anspruch, die Versorgung alleine bzw. im Familienkreis schaffen zu sollen. Erst sehr spät, wenn die Kräfte und die Gefühle weit aufgebraucht sind, wenn „die Grenze erreicht ist“, kommen Angehörige auf die Idee, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen, etwa einen Pflegedienst einzuschalten.

Im dritten Teil des Abend haben wir überlegt, wie eine kirchliche und eine kommunale Gemeinde die Angehörigen unterstützen kann. Als erstes wurde dabei gesagt, dass das offene Reden hilft – vor allem, um die Isolatoin zu überwinden. Demenz wird ja in Zukunft sehr zunehmen,es wird viele Familien in der ein oder anderen Form betreffen. Das Reden verbindet dann. Ein zweiter wichtitger Aspekt war, sich zu informieren, Wissen zu vermitteln, Wissen über die Krankheit, ihren Verlauf, ihre Belastungen und auch über Hilfsmöglichkeiten (eine gute Informationsquelle ist die Deutsche Alzheimergesellschaft, siehe bei den Links).  Das dritte war, konkrete Hilfe anzubieten. Etwa bei Besorgungen oder Fahrten. Oder auch durcheinen Besuch, bei dem der pflegende Angehörige für einige Zeit mal auslassen kann. Schließlich kam noch die Idee, eine Gruppe zu gründen (ob mit oder ohne Demenzerkrantem), um sich gegenseitig zu stützen und um zu spüren: „Ich bin nicht allein, es geht anderen auch so wie mir.“

Fazit des Abends: Es war gut, dieses Thema öffentlich anzusprechen. Jetzt wird es im Gemeinderat und im Pfarrgemeinderat darum gehen, konkrete Schritte zu überlegen.

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