Gedanken zur Fastenzeit (2)

Heute stelle ich ein Gedicht von Max Bolliger vor:

Gebet des Jakob Böhme, Schuhmacher und Mystiker zu Görlitz.       Es spricht mich sehr an durch die Verbindung von Alltag und Spiritualität. Durch die Bodenständigkeit des Handwerks bekommt die Gottessehnsucht noch mal mehr Gewicht. Vielleicht ist es auch für Sie eine Anregung, Ihr Leben und Ihr alltägliches Tun im Lichte Gottes zu betrachten und ein persönliches Gebet zu versuchen?

Hier auf dem Tisch sind meine Werkzeuge
und in mancherlei Formen zerschnittenes Leder.
Überall feines und grobes Schuhzeug
und der Geruch davon haftet immer an mir.
Fern geht der Hufschlag eines Pferdes
und über den Giebel des Nachbarhauses
fällt durch meine offene Tür eine schmale Sonnenspur
auf das Spinnengeweb, das ich seit Tagen hüte.
Und hier, Herr, sind meine Hände und tun geringe Arbeit,
ganz erfüllt von Liebe zu Dir.
Aber wie soll ich eins sein mit Deiner Stimme in mir?
Meine Furcht baut wieder tausend Berge
zwischen deinen Himmel und meine Nacht,
zwischen unsere Liebe.
Aber Du, Gott, bist wunderbar.
Du läßt mich nicht und kommst
über alle Hindernisse zu mir.
O Gott, lass mich bereit sein,
wie die Erde im Frühling,
bereit für die Stimme meines Engels.

Leave a Comment

Filed under Allgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert