Monthly Archives: Juli 2015

Zur 37°-Sendung: Die Pflege macht uns arm

Die Sendung „Die Pflege macht uns arm“ aus der Reihe 37° des ZDF hat sehr eindrücklich geschildert, was Angehörige auf sich nehmen, um einem Pflegebedürftigen das Leben daheim zu ermöglichen. Gut war es, dass es dabei nicht nur um alte Menschen ging, sondern dass auch eine Familie mit einem behinderten Kind gezeigt wurde. Die Angehörigen mussten ihr eigenes Leben stark umstellen, auch wenn das immer mehr Einschränkungen bedeutete. Dass sie es dennoch tun, zeigt die liebevolle Verbundenheit mit dem auf Pflege Angewiesenen. Die Kehrseite ist die Aufgabe des eigenen Lebens.

Schade, dass sich der Film im Wesentlichen auf die finanzielle Seite beschränkt hat und die emotionale und soziale Belastung nur am Rande dokumentiert hat. So kamen auch Unterstützungssysteme nur indirekt (wenn überhaupt) zum Zuge, etwa durch den Sportverein, der das Vereinsheim als Wohnraum überlassen und einen Minijob ermöglicht hatte.

Die Chance des Filmes wäre gewesen, Hilfe als legitim und verfügbar darzustellen. Damit meine ich all das, was ich z. B. in meiner Liste des Hilfenetzwerks aufgelistet habe und was es sicher auch andernorts gibt. Ich meine auch die nachbarschaftlichen Initiativen, die es oft gibt, weil Menschen das Schicksal von pflegenden Angehörigen erkennen und es sich zu Herzen gehen lassen.

 

 

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Die Priscus-liste von Medikamenten für Ältere

Viele Senioren benötigen eine ganze Reihe von Medikamenten. Neben den erwünschten Wirkungen haben sie jedoch häufig unerwünschte Nebenwirkungen und oftmals auch Wechselwirkungen. Daraus können sich Komplikationen ergeben. Dies zu erforschen, hat sich ein Projekt mit Namen „Priscus“ (aus dem lateinischen Wort für „der Alte“) zum Ziel gesetzt. Herausgekommen ist eine Liste von Wirkstoffen, die in ihren unerwünschten Wirkungen beschrieben werden und für die auch Alternativen aufgezeigt werden. Die „Priscus-liste“ ist immerhin 33 Seiten stark. Sie ist zu finden unter www.priscus.net.

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Zu den Bedürfnissen älterer Menschen

In einer Studie zu den Bedürfnissen älterer Menschen wurde als wichtigster Wunsch der nach innerem Frieden und nach einem guten Verhältnis zu den anderen Familienmitgliedern genannt. Das war für mich noch wenig überraschend.

Neu war für mich jedoch, dass auch Hochbetagte – ja sogar noch Sterbende – als zweites den Wunsch hatten, anderen etwas zu geben, für andere da zu sein, anderen helfen zu können, für jemanden Bedeutung zu haben. Erst danach kamen die religiösen Bedürfnisse und der Wunsch nach entlastenden Gesprächen oder Klärung. Diese letzten Bereiche werden wohl schon gut abgedeckt, sei es durch Angehörige, Besucher, Pflegende oder Seelsorger.

In der Konsequenz vor allem des zweiten Punktes müssten wir also fragen: worin sind die Hochbetagten und die Sterbenden Experten?  Welches Potenzial hat jemand auch noch am Ende seines Lebens? Wobei kann uns ein Sterbender helfen, was kann er uns geben?

Eine Antwort habe ich im Gespräch mit Hinterbliebenen herausgefunden. Sie hatten den Eindruck, völlig hilflos zu sein und nichts mehr für den Sterbenden tun zu können. In Wahrheit konnten sie sehr viel tun im Dasein, im Reden, im Körperkontakt, im Aushalten des Sterbens. Aber auch umgekehrt haben sie vom Sterbenden den Trost erfahren, dass auch sie (die Angehörigen) nicht im Sterben allein sind, sondern eben liebevoll verbunden mit dem sterbenden Freund oder Familienmitglied. Dies hat ihnen Schuldgefühle erspart, mit denen sich andere dann doch herumschlagen (müssen). Die Sterbenden konnten vermitteln, dass auch der Tod einem Menschen nicht die Würde nehmen kann. So konnten sie auch ein Stück weit Vorbild sein für das eigene Sterben und die Angst davor nehmen.

Das Gesagte gilt vielleicht nicht für jeden Tod und ganz bestimmt nicht für einen plötzlichen, unvorhergesehenen. Aber es ist für mich auch eine Aufgabe, dem Sterbenden diese Erfahrung zu ermöglichen (wo immer es geht), dass er auch im Tod noch gebraucht wird und für andere Bedeutung hat.

 

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Zur Arbeit des Pflegepersonals in den Seniorenheimen

Als Seniorenseelsorger komme ich auch immer wieder in Kontakt zum Personal in den Seniorenheimen. Ich merke da, wie vielfältig und anstrengend diese Arbeit ist, wie stark das Pflegepersonal gefordert ist, fachlich korrekt zu handeln und darüber hinaus auch freundlich zu sein. Eine Alltagsbegegnung in ganz anderem Zusammenhang hat mir in dieser Woche vor Augen geführt, wie nervtötend und anspruchsvoll der Umgang mit an Demenz Erkrankten sein kann, etwa wenn jede Minute dieselbe Frage gestellt wird und die Antwort sofort wieder vergessen ist. Vom Personal in den Pflegeheimen wird aber selbstverständlich erwartet, dass sie dies „professionell“ behandeln. Dabei sind die Pflegerinnen und Pflegehelferinnen (natürlich auch die Männer) auch „nur“ Menschen mit Gefühlen, Belastungen, Freuden … Meist stecken sie diese Beanspruchungen gut weg. Aber in Zeiten des Urlaubs oder bei Erkrankungen von Kolleginnen wird die ohnehin häufig dünne Personaldecke noch mehr strapaziert. Das geht manchmal zu Lasten der Gesundheit – nicht nur des Personals, sondern auch der Bewohner.

Ich denke, es ist gut, diese Situation im Bewusstsein zu haben – und auch zu sehen, mit wieviel Freude und Engagement die Pflegenden trotz und in aller Belastung ihre Arbeit tun – oft mit viel Einfühlungsvermögen für die Würde der Bewohner. Ich möchte an dieser Stelle sehr dafür werben, den Pflegenden dafür auch mal „Danke“ und „Vergelt´s Gott“ zu sagen, denn leider geschieht das wohl nicht sehr oft. Aber wir Menschen leben eben nicht nur vom Lohn, sondern auch von der Anerkennung.

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Bevölkerungsprognose der Bertelsmannstiftung

Die Bertelsmannstiftung hat heute eine Bevölkerungsprognose veröffentlicht unter dem Titel „Demographischer Wandel verstärkt Unterschiede zwischen Stadt und Land“. Darin wurde die zahlenmäßige Entwicklung der Städte und Gemeinden mit mehr als 5000 Einwohnern sowie aller Landkreise berechnet. Trotz hoher Zuwanderung (die wir wirtschaftlich auch brauchen) wird die Bevölkerung Deutschlands zahlenmäßig schrumpfen auf unter 80 Millionen. Allerdings werden große Städte eher wachsen, der ländliche Raum verliert z. T. dramatisch um bis zu einem Viertel der Bevölkerung. Diese Regionen sehen sich vor große Herausforderungen gestellt: Mobilitätsangebote, schnelles Internet und eine Gesundheitsversorgung in erreichbarer Nähe nennt die Studie.

Die zunehmende Alterung bedeutet einen erhöhten Pflegebedarf. Die Zahl der Hochbetagten über 80 Jahre steigt bundesweit um 47,2 % auf über 6,3 Millionen. Dem gilt es jetzt schon vorzubeugen durch den Aufbau einer funktionierenden Pflegestrukur. (So weit die Studie der Bertelsmannstiftung, zu finden unter: www.bertelsmann-stiftung.de/de/presse)

Viele Experten empfehlen dafür einen Mix aus Pflegeheimen, ambulanten Diensten und häuslicher Versorgung, in die auch Ehrenamtliche eingebunden sind, um die Angehörigen zu entlasten. Diese tragen jetzt schon die Hauptlast der Pflege und werden durch die Zunahme der Pflegebedürftigen, die erhöhte Frauenerwerbsquote, die größere räumliche Distanz zu den Pflegebedürftigen u. ä. immer mehr belastet werden. Ich meine, das ist eine Aufgabe, der sich Kommunen und auch Pfarreien gemeinsam stellen müssen.

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Seniorentag in Frankfurt

In der letzten Woche fand in Frankfurt a. M. der 11. Deutsche Seniorentag statt. In den Meldungen der veranstaltenden BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen) wird vor allem das große Interesse und die aktive Teilnahme der Senioren betont. Besonderen Anklang fand wohl eine Podiumsdiskussion zwischen Alt und Jung.  Die BAGSO schreibt darüber:

Alt und Jung – zwei Welten?

Ein wahrer Publikumsmagnet war das Publikumsgespräch mit Franz Müntefering, Bundesminister a.D. und Dr. h.c. Petra Roth, Oberbürgermeisterin a.D., sowie Schülerinnen und Schülern des Lessing Gymnasiums. Die Diskussion zwischen den Generationen, moderiert von der Chefredakteurin des Senioren Ratgebers Claudia Röttger, zeigte schnell, dass das gegenseitige Interesse sehr groß ist: „Wir profitieren von den Erfahrungen und dem Wissen der Älteren“, so das Ergebnis einer Studie, die von Schülerinnen und Schülern der Oberstufe im Rahmen eines Schulprojektes durchgeführt wurde. Auch auf dem Deutschen Seniorentag trafen die Schüler auf sehr aufgeschlossene und aktive Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die den Gymnasiasten gern Rede und Antwort standen. Es zeigte sich, dass Jung und Alt in ihren Wertevorstellungen gar nicht so weit auseinander lagen. Müntefering appellierte an die Jugend: „Sorgt dafür, dass die Welt morgen so ist, wie Ihr sie wollt, mischt Euch ein!“ Dem schloss sich die ehemalige Oberbürgermeisterin an: „Ihr seid die Zukunft von morgen, gestaltet sie entsprechend.“

Die Erfahrung, dass Werte die Menschen verschiedener Generationen verbinden, habe ich früher schon bei Firmelternabenden gemacht. Manchmal werden freilich dieselben Werte anders gelebt – etwa: Gemeinschaft oder Verlässlichkeit oder Treue (die einen meinen: in der Familie, die anderen: mit Freunden). Aber es ist gut, wenn diese gemeinsame Basis immer wieder ins Bewusstsein kommt. Auch dass die Erfahrung der Senioren einen Schatz für die Jungen darstellt, ist eine große Wertschätzung und zeugt von Achtung. Umgekehrt sind die Älteren auch auf die Solidarität und die Tatkraft der Jüngeren angewiesen – sei es gesellschaftlich, sei es persönlich. Vielleicht könnten solche Podiumsdiskussionen öfter und im kleineren Rahmen statfinden?

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Lesung im Bundestag zur Sterbehilfe

Heute wird im Bundestag ein erstes Mal über die Problematik der Sterbehilfe debattiert. Hintergrund ist die Regelung der aktiven Sterbehilfe beim assistierten Suizid. Dieser ist bislang straffrei, es bedarf jedoch einer Regelung, wenn es um gewerbsmäßige Suizidbeihilfe geht.

Menschen, die erwägen, ihrem Leben ein Ende zu setzen, wollen damit einen langen Leidensweg beenden.  Ich hoffe immer, dass diese Menschen an gute Schmerztherapeuten und Palliativmediziner geraten, die ihnen die Angst vor den Schmerzen und auch die Schmerzen selbst nehmen oder doch auf ein erträgliches Maß reduzieren können.

Eine zweite Motivation sehe ich im Wunsch nach einem assistierten Suizid, das ist das Selbstbestimmungsbedürfnis des Menschen. Gerade angesichts des Sterbens und des Todes spüren wir, dass uns das Leben entgleitet, manchmal in Bereiche, die wir überhaupt nicht steuern können. Das auszuhalten wird zur schier unerträglichen Qual. Da scheint der Suizid als letzte Möglichkeit, das eigene Leben beeinflussen zu können, wenn auch mit Hilfe anderer.

Ich denke freilich, dass dadurch auch wichtige Lebensprozesse abgekürzt oder verhindert werden. Ein Leben erscheint mir nicht nur wertvoll durch die Leistung, die einer bringt, sondern auch durch die Liebe und Fürsorge, die er anderen ermöglicht. Auch das Vorbild, das er anderen im Aushalten und Durchleben des Sterbeprozesses gibt, ist eine wertvolle Erfahrung.

 

 

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