Monthly Archives: Dezember 2015

Segenswünsche für das neue Jahr

Zum Jahreswechsel höre ich in diesen Tagen oft den Satz: „Guten Rutsch!“. Unbedarft könnte man fragen, warum ich denn rutschen soll. Bei einer Rutsche gehts ja eigentlich immer abwärts – ist das der (geheime) Wunsch, dass es mit mir abwärts gehen soll? Wenn man etwa auf einer Bananenschale oder bei Glätte ausrutscht, landet man auf der Nase: auch nicht viel besser. Oder soll alles glatt gehen ohne die Beschwernis der Fortbewegung?

Natürlich weiß ich, dass der „gute Rutsch“ eine Verbalhornung des Jiddischen „rosh“ ist – genauer: rosh hashanah, was „Haupt des Jahres“ bedeutet, also: Jahresanfang. Wir wünschen uns also einen guten Jahresanfang.

Es gibt aber auch inhaltsschwerere Wünsche: ein gesegnetes Jahr 2016 etwa. Das umschließt, dass es in diesem Jahr auch mal schwere Zeiten geben wird, sie dennoch und gerade deswegen vom Segen Gottes geprägt sein sollen. Dass sie gut ausgehen sollen im Sinne, dass es am Ende ein Mehr an Leben gibt. So hat es ja auch Hermann Hesse in seinem berühmten „Stufen“-Gedicht ausgedrückt (freilich ohne Gott, aber mit: „Weltgeist“).

Im Buch Genesis heißt es: „Du wirst ein Segen sein.“ Das ist die Zusage Gottes an Abraham. Es ist auch mein Wunsch an Sie, dass Sie im kommenden Jahr vielen Menschen zum Segen werden können. Es ist mein Wunsch an Sie, dass Sie im kommenden Jahr viele Segensmenschen um sich haben und so ein gesegnetes Jahr 2016 erleben werden.

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Zur aktuellen Rentendiskussion

Zum Jahreswechsel erscheinen wieder Berichte über die künftige Entwicklung der Renten. Da wird zum einen auf die hohen Rücklagen der Rentenversicherung hingewiesen. Dies erweckt den Eindruck, dass die Renten ihr jetziges Niveau noch lange beibehalten könnten. Zum anderen jedoch wird darauf abgehoben, dass durch den demografischen Wandel das System vor tiefgreifenden Veränderungen steht: mehr Rentenempfängern stehen immer weniger Beitragszahler gegenüber. Außerdem geht die Schere innerhalb der Rentner immer weiter auseinander. Es wird viel mehr arme Rentner geben, nur wenige werden eine vergleichsweise gute Rente bekommen. Es ist von einem Prozentsatz von nur mehr 43% des bisherigen Gehaltes die Rede (aktuell seien es 48%). Die Lösung scheint einfach: eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit und damit späterer Renteneintritt.

Vermutlich wird uns auch gar nichts anderes übrigbleiben – zumindest nicht in der Breite. Und angesichts des Gesundheitszustandes, der fachlichen und menschlichen Qualitäten, dem Aspekt von Lebenerfüllung und Lebenssinn halte ich das auch für richtig und notwendig. Freilich mag das nicht für jeden gelten. Es gibt auch die körperlich Ausgelaugten und Erschöpften, die einen früheren Renteneintritt verdient haben. Aber viele Ältere erleben ihre Arbeit als sinnvoll oder suchen eine solche Aufgabe. Sie erleben sich als kompetent in ihrem Bereich und wollen weiterhin mit ihren Kollegen zusammensein. (Arbeit hat ja auch eine soziale Komponente!) Und was geschieht denn mit dem Erfahrungswissen der Älteren, wenn sie mal aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden sind?

Vielleicht müssen wir zu einer größeren Flexibilisierung kommen. Ich kann mir zumindest vorstellen, dass davon viele profitieren könnten.

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Weihnachten jenseits aller Romantik

Bei der Weihnachtsgeschichte handelt es sich nicht um eine Flüchtlingsgeschichte. Josef und Maria sind (noch) nicht auf der Flucht. Sie befolgen vielmehr übergenau, vielleicht sogar unkritisch (?) die Vorgaben des Staates. Hätte Maria als Hochschwangere wirklich mitgehen müssen?

Josef und Maria stoßen in Bethlehem aber auch auf einen Staat, der nicht in der Lage ist, vorhersehbare Wanderbewegungen zu organisieren. Da wird alles der Privatinitiative überlassen. Es sind auch keine hartherzigen Wirte, sondern überforderte und überlastete.

Bethlehem ist nicht nur der Ort der Überlastung, sondern auch der Ort für Kreativität. Wenn es kein Hotelbett gibt und kein Krankenzimmer, dann eben einen Stall. Das spricht für die Fürsorge und Bedürfnislosigkeit des Josef. (Aber damit will ich bitte nicht rechtfertigen, wenn/ dass heutige Menschen menschenunwürdig untergebracht werden!!!)

Josef war Zimmermann, mithin Handwerker mit eigener Werkstatt. Das spricht nicht gerade für die so oft besungene und bedichtete Armut. Dieses Motiv dient aber der Identifizierung der Armen späterer Zeiten mit der heiligen Familie.

Es geht in der Weihnachtsgeschichte weniger um eine soziale Fragestellung, viel mehr um eine theologische. In Jesus kommt Gott zu den Menschen, im göttlichen Kinde Jesus kann uns das göttliche Kind in uns selbst begegnen. Und das ist unabhängig vom sozialen Status, von Reichtum, von Herkunft, von Leistung. Die Krippe und wohl auch die Romantisierungen früherer Zeiten zwingen dazu, Schichten abzutragen, um die Bedeutung für heute zu entdecken.

 

 

 

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Eine Geschichte zu Weihnachten

Es war einmal ein Wolf, der lebte in der Gegend von Bethlehem. Die Hirten wussten um seine Gefährlichkeit und waren jeden Abend damit beschäftigt, ihre Schafe vor ihm in Sicherheit zu bringen, denn er war hungrig und listig.

Es war in der heiligen Nacht. Soeben war der Gesang der Engel verklungen, der den Hirten die Geburt des Kindes verkündet hatte. Der Wolf wunderte sich sehr, dass alle Hirten weggingen, um dieses Kind anzuschauen. „Wegen eines Kindes so ein Getue“, sagte sich der Wolf. Aber – neugierig und hungrig, wie er war – schlich er ihnen nach. Beim Stall versteckte er sich und wartete. Als sich die Hirten wieder von Maria und Josef verabschiedet hatten, hielt der Wolf seine Zeit für gekommen. Er wartete noch, bis Josef und Maria eingeschlafen waren, denn sie waren sehr erschöpft von der Reise und der Geburt.

Auf leisen Sohlen schlich er in den Stall. Niemand bemerkte sein Kommen. Allein das Kind. Es schaute zum Wolf, der sich, Tatze vor Tatze setzend, lautlos der Krippe näherte. Er hatte den Rachen weit geöffnet und die Zunge hing ihm heraus. Er war schrecklich anzusehen. Nun stand er dicht neben der Krippe. „Ein leichtes Fressen“, dachte er.

Da aber berührte ihn behutsam und liebevoll die Hand des Kindes. Das erste Mal in seinem Leben streichelte jemand sein hässliches, struppiges Fell, und mit einer Stimme, wie der Wolf sie noch nie gehört hatte, sagte das Kind: „Wolf, ich liebe Dich!“

Da geschah etwas Unvorstellbares: im dunklen Stall von Bethehem platzte die Haut des Wolfes auf und heraus stieg ein Mensch. Ein wirklicher Mensch. Der Mensch sank in die Knie, küsste die Hand des Kindes und verließ dann den Stall – lautlos, wie er zuvor gekommen war.

Aber er gnig in die Welt, um allen zu künden: „Dieses Kind kann dich durch seine Berührung erlösen!“

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Fortbildungen für Ehrenamtliche

Die „Koordinationsstelle Wohnen im Alter“ weist im jüngsten Newsletter auf Fortbildungen für Ehrenamtliche hin. Sie schreibt:

„Das Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern (LBE) bietet an unterschiedlichen Standorten sein umfängliches Fortbildungsprogramm an. Themen sind beispielsweise professionelles Arbeiten mit Ehrenamtlichen, Rechtliche Fragen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Neu im Programm ist eine Weiterbildung zur ehrenamtlichen Arbeit im interkulturellen Bereich. Darin geht es um das Erkennen kultureller Unterschiede und deren Berücksichtigung in der Ehrenamtstätigkeit. Das Fortbildungsprogramm der LBE finden Sie unter www.lbe.bayern.de/service/fortbildung/lbe/index.php.
Unter www.hochschul-kooperation-ehrenamt.de finden Sie Informationen zur berufsbegleitenden Weiterbildung „Professionelles Management von Ehrenamtlichen“, die im Februar 2016 startet.“

 

 

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Wozu brauchen wir Weihnachten?

In einem Gespräch mit Menschen, die der Kirche eher fern stehen, sind wir auf die Frage gekommen: Wozu brauchen wir eigentlich Weihnachten? In diesem sehr offenen, ehrlichen und ernsthaften Gespräch kamen dann Antworten wie:

„Ich brauche Weihnachten, um mich an meine Kindheit zu erinnern. Das war nämlich schön – und diese Erinnerung tut mir gut.“

„Ich brauche Weihnachten, weil dieser Tag anders ist als sonst. Da komme ich nämlich zur Ruhe und innerem Frieden.“

„Ich brauche Weihnachten nicht, vor allem nicht den heuchlerischen Geschenketausch. Vor allem, wenn man sonst nicht an den anderen denkt.“

„Ich brauche Weihnachten, weil ich da mit anderen zusammen bin und wir ein schönes Fest mit gutem Essen feiern.“

Gerade der letzte Beitrag war dann Anlass, mal zu überlegen, was wir da eigentlich feiern. Einer hat es so gesagt: „Eigentlich ist Weihnachten ja eine Geburtstagsfete. Eigentlich müsste es da lustig zugehen. Eigentlich müsste ich da lauter Freunde vom Geburtstagskind treffen.“ Ich denke, der liegt gar nicht so falsch. Aber bei uns Christen geht es eher beschaulich-besinnlich zu mit „StilleNacht“ – von „Fete“ ist wenig zu spüren.

Vielleicht liegt das ja auch daran, welche Beziehung wir zum Geburtstagskind haben. Sind wir Freund? Welche Bedeutung hat dieser Jesus für mich ganz persönlich? Hat er überhaupt eine? Wenn ja: welche? Was brauche ich von diesem Jesus? In früheren Zeiten – so künden es die Lieder, die wir singen – stand die Vergebung der Sünden im Vordergrund. Heute – so scheint es mir – brauchen wir einen, der uns hilft, mit diesem Leben zu Recht zu kommen. Hier auf Erden, nicht erst nach dem Tod.

Wozu brauchen Sie Weihnachten?

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Zum 3. Advent: Gedanken von Angelus Silesius

Für den 3. Advent habe ich zur Besinnung ein paar Sprüche von Angelus Silesius (1624 – 1677) zusammengestellt. Aufgewachsen inmitten des Dreißigjährigen Krieges hat Angelus Silesius eine innige Mystik entwickelt, die vom Ringen um Gottes Nähe geprägt ist:

Das liebste Werk, das Gott so inniglich liegt an, ist, dass er seinen Sohn in Dir gebären kann.

Wird Christus tausendmal zu Bethlehem gebor´n und nicht in Dir, du bleibst noch ewiglich verlor´n.

Bist  Du in Gott gebor´n, so blühet Gott in Dir, und seine Gottheit ist dein Saft und deine Zier.

Ich bin Gott´s Kind und Sohn; er wieder ist mein Kind. Wie gehet es doch zu, dass beide beides sind?

Mensch, werde wesentlich; denn wenn die Welt vergeht, so fällt der Zufall weg. Das Wesen, das besteht.

 

 

 

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Ein Weihnachtsbild zum Schmunzeln

amazonIch habe dieses Bild bekommen und finde, es nimmt den Geschenkewahn sehr heiter auf die Schippe.

Oder ging es in der biblischen Geschichte doch um mehr als nur darum, Geschenke abzuliefern? War die persönliche Begegnung (die auf dem Bild ja fehlt) nicht doch das Wichtigere und Entscheidende?

Ich wünsche Ihnen jedenfalls diese persönliche Begegnung mit dem Göttlichen im Kind in der Krippe.

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Gedanken zum zweiten Advent

Papst Franziskus hat das Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen. Diese Barmherzigkeit soll unser Leben und unser Bewusstsein im kommenden Jahr besonders prägen. Zum einen die Barmherzigkeit, die wir selber erfahren durch andere. Da heißt es dann, Augen, Ohren, Herzen aufzutun, um sie zu spüren und zu erkennen. Zum anderen aber auch die Barmherzigkeit, die wir anderen geben, weil uns ihre Situation zu Herzen geht. Dehalb möchte ich als Impuls für diese zweite Adventwoche folgenden Text zum Nachdenken geben:

Sieben Werke der Barmherzigkeit für heute:

Einem Menschen sagen: „Du gehörst dazu.“

Einem Menschen sagen: „Ich höre Dir zu.“

Einem Menschen sagen: „Ich rede gut über Dich.“

Einem Menschen sagen: „Ich gehe ein Stück mir Dir.“

Einem Menschen sagen: „Ich teile mit Dir.“

Einem Menschen sagen: „Ich besuche Dich.“

Einem Menschen sagen: „Ich bete für Dich.“

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Alles beginnt mit der Sehnsucht

Gestern haben wir im Kloster Zangberg wieder mal einen sehr besinnlichen Vormittag verbracht. Thema war dabei die Sehnsucht, denn wir Menschen sind ja „Sehnsuchtswesen“. Die Sehnsucht kann sehr unterschiedliche Farben haben: blau, gelb, rot – manchmal auch zu Spiralen geformt, die uns hineinziehen, manchmal waren es Bilder aus der Vergangenheit, die dieses Gefühl von Sehnsucht auslösen. Sehnsucht verbindet sich oft mit anderen Menschen, manchmal mit der Vergangenheit des eigenen Lebens, manchmal auch mit der Zukunft. Sehnsucht markiert in jedem Fall etwas Fehlendes, ein Defizit, einen Mangel. Sehnsucht richtet sich auf Immaterielles (das unterscheidet sie von den Wünschen). Es gibt im Menschen die „Sehnsucht nach dem Wunderbaren und Übernatürlichen, wie Schleiermacher es ausdrückte; und es gibt die „Sehnsucht hinter der Sehnsucht“, die auf Gott hinzielt.

Dann haben wir das Gedicht „Alles beginnt mit der Sehnsucht“ von Nelly Sachs gelesen. Fasziniert und vor allem auch irritiert waren wir von dem Gedanken, dass Gott Sehnsucht nach dem Menschen haben kann. Dass also Gott einen Mangel spürt, dass Gott nicht alles hat und nicht alles ist. Dass Gott bedürftig ist, dass er des Menschen bedarf als eines Gegenübers, auf welches sich seine Liebe richten kann.

Dass Gott bedürftig ist, sehen wir am augenfälligsten im kleinen Kind in der Krippe. Gott bedarf der Fürsorge des Menschen und der Hingabe des Menschen, anders kann er nicht groß werden. So wurde dieser Vormittag zu einer intensiven Einstimmung auf das Weihnachtsfest.

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