Vom Unkraut und vom Weizen

In einem Bibelabend haben wir uns mit dem Gleichnis vom Weizen und vom Unkraut (Mt 13,24-30) beschäftigt. In einer Körperübung haben wir zunächst das Wachsen der Saat erspürt – und wie furchtbar war es dann, als der Bauer gekommen ist und gesagt hat: „Du bist Unkraut, du wirst ausgerupft!“ Gottseidank hat dann ein anderer Einhalt geboten und ein Weiterwachsen ermöglicht.

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Das Gleichnis hat zwei Schichten, die man gut voneinander trennen kann: Der eine Teil geht auf Jesus selbst zurück und handelt vom Wachsen der Saat des Himmelreiches. Der andere, hineinkomponierte Teil behandelt die Frage, woher das Böse in der Welt und bei den Menschen kommt und bringt den „Feind“ ins Spiel. Diese Verse gehen auf Matthäus zurück, der seine Gemeinde warnen will und zur Entscheidung drängen will.

In unserem Gespräch konnten wir gut erarbeiten, dass Jesus völlig ohne Bewertung auskommt, dass bei ihm das Ende offen bleibt, dass auch das „Unkraut“ seine Existenzberechtigung hat. Und wie tröstlich es ist, wenn ich weiß, dass mein persönliches „Unkraut“ nicht vernichtet wird, sondern wachsen darf, bis es sich zeigt, was wirklich Unkraut ist (und vielleicht nur nach sehr vorläufigen und begrenzten Maßstäben).

Auch in der Erweiterung durch Matthäus wendet sich Jesus gegen ein vorschnelles Urteilen und Verurteilen. „Lasst beides wachsen bis zur Ernte!“ war am Ende ein häufig zitierter Kernvers. Auch dann steht das Urteilen Gott zu und nicht uns Menschen. Und irgendwie auch befriedigend, dass selbst das Unkraut zu etwas nütze ist, nämlich als Brennmaterial in einer eher baumlosen Steppengegend.

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