Krippenspiel: Die Herbergssuche

Ich habe folgende Geschichte bekommen, die das weihnachtliche Krippenspiel in einer ungewöhnlichen Inszenierung beschreibt:

Die Rollen für das Krippenspiel in der Kinderchristmette waren schnell vergeben: Lena und Tobias spielen Maria und Josef und der kleine Thomas den Wirt.

Das Spiel geht los: Lena und Tobias müssen als Maria und Josef noch zwei Stufen erklimmen, dann sind sie in „Bethlehem“. Jetzt stehen sie unmittelbar vor der Tür der Herberge. Josef klopft – einmal – ein zweites Mal – die Tür geht auf …

Der kleine Thomas – der Wirt – steht im Türrahmen. Sein pausbäckiges Gesicht ist gerötet. Er gibt sich Mühe, die Stirn in ernste Falten zu legen, was aber nicht so recht gelingen will, denn er ist ein fröhlicher und lustiger Kerl. Während er das Paar von Kopf bis Fuß mustert, fragt er mit verstellt tiefer Stimme: „Was wollt ihr hier?“ Josef bittet um Einlass. Der Herbergswirt schweigt. Josef weist auf den Zustand seiner Frau. Mit eindringlichen Gebärden unterstreicht er seine Bitte. Die Falten auf der Stirn des Wirtes glätten sich. Aber er schweigt immer noch. Von der vordersten Bank her vernimmt man die Stimme des soufflierenden Spielleiters: „Kein Platz …!“ Der Wirt schweigt weiter. Josef und Maria finden, sie wären nun lange genug gestanden. Die Antwort dürfte jetzt kommen. Der Souffleur ruft schon ganz laut. Aber da findet Thomas die Sprache wieder. Sein Gesicht leuchtet auf wie die Sonne, und laut ruft er dem Paar entgegen: „Kommt nur rein, ihr lieben Leute!“ Dazu streckt er die Arme weit aus, als ob er sie beide umfassen wollte.

Bei den Gottesdienstbesuchern setzt ein Gemurmel ein. Hinter dem Spieltisch guckt der Organist hervor und prüft, wie er da helfen könnte. Beim Souffleur ist der Schweiß ausgebrochen. Er eilt zu den Spielern, um die Lage zu retten. Aber sie ist bereits gerettet: Josef und Maria wechseln einen kurzen Blick. Dann nehmen sie die Einladung an. Und der Wirt schließt hinter ihnen die Türe zu.

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