Eine ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte – 1. Teil

Ich habe begonnen, die Weihnachtsgeschichte mal aus der Perspektive des Josef zu sehen. Hier mal ein erster Teil mit der Anregung, das aus dem Blickwinkel des eigenen Lebens zu betrachten:

Josef im Widerstand?

Josef, Handwerker – genauer: Zimmerer – lebt in Nazareth eigentlich ein überschaubares Leben in einem überschaubaren Ort. Da ist nichts, was die Gleichförmigkeit des Lebens stören könnte. Die Lebensabläufe sind vorgegeben, die Jahresabläufe sind vorgegeben und Tagesabläufe sind es auch. Er macht, was vor ihm sein Vater gemacht hat und vor diesem wieder dessen Vater. Was soll sich auch entwickeln? Es ist doch alles gut, so wie es ist. Wozu also die Gleichförmigkeit stören? Wozu also etwas anders machen? Wozu also etwas ausprobieren? Wozu also etwas riskieren? Und so bleibt alles beim Alten.

Hier könnte die Geschichte enden. Oder vielmehr: sie könnte so weitergehen bis in alle Ewigkeit. Per omnia saecula saeculorum. Amen.
Und niemand würde von dieser Geschichte Notiz nehmen geschweige denn ein Aufhebens machen.

Aber wo es von innen her keine Bewegung gibt, kommt sie manchmal von außen. In unserer Geschichte gleich zweifach. Angestoßen durch zwei Boten – einen irdischen vom Kaiser Augustus und einen himmlischen vom Höchsten selbst. Die eine Botschaft führt den Josef in seine Vergangenheit, in seine Familiengeschichte, in seine Herkunft zurück. Der andere Bote weist in die Zukunft, in eine neue Familiengeschichte, in neu ihm Zukommendes. Beide Male bleibt Josef keine Wahl – er muss sich fügen. Wir hören von keinem Aufbegehren dem Kaiser gegenüber. Aber wir hören überraschenderweise von einem Aufbegehren Gott gegenüber. Ist Josef doch nicht so fügsam wie er scheint? Hat er doch so was wie einen eigenen Willen, eigene Wünsche, eigene Lebensvorstellungen? Immerhin wehrt er sich. Immerhin kämpft er. Immerhin zeigt er Energie und power. Auch wenn er sich insgeheim und heimlich von Maria trennen will (aus Rücksicht auf Maria, wie die Bibel wohlwollend schreibt – oder aus Konfliktunfähigkeit oder mangelnder Konfliktbereitschaft?), er zeigt Widerstand! Das ist etwas Ungewöhnliches, Neues in Nazareth. Widerstand zu zeigen gegenüber Obrigkeiten, Widerstand gegenüber Veränderungen, Widerstand sogar gegen den Höchsten zu zeigen:    ja, wo gibt´s denn sowas!?

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