Gedanken zum 4. Advent 2018

Für die diesjährige Adventszeit orientiere ich mich an den alttestamentlichen Lesungen im Lesejahr C der katholischen Kirche und mache mir Gedanken zu einem Themawort dieser Schriftstellen.

Die alttestamentliche Lesung des 4. Adventssonntages kommt aus dem Buch Micha. Da heißt es im Kapitel 5, 3b: „Sie werden in Sicherheit leben.“

Micha lebt und wirkt wohl um das Jahr 700 v. Chr. Es ist für Israel eine Zeit der Bedrohung durch die Assyrer. Das Buch Micha hat wohl (wie viele andere biblische Bücher auch) spätere Bearbeitungen erfahren, die nach dem Untergang Jerusalems datieren, d.h. nach 587 v. Chr. Auch die Erweiterung schaut also auf eine Zeit voller Unsicherheit, Bedrohung, Zerstörung sowie auf die Vertreibung in das Exil nach Babylon.  So ist das Prophetenbuch geprägt von ängstlicher Drohung gegen die Großmächte ringsum wie auch gegen die herrschende Schicht in Juda selbst mit ihrem ungerechten und nur dem eigenen Vorteil verpflichteten Handeln.

Das Buch enthält aber auch Verheißungen des Heiles an das eigene Volk Israel. Die bekannteste steht in Micha 5 – unsere heutige Lesung. Vielleicht sehen die Bearbeiter der jüngsten Schicht schon, wie sich das Heil ankündigt in Gestalt des persischen Großkönigs Kyros, der die Verbannung aufhebt und die Heimkehr ermöglicht. Wir Christen haben natürlich einen anderen im Sinn, der das Heil und den Frieden bringt: Jesus.

Aber die Umstände, die das Volk damals erlebt hat, die kennen wir heute auch – wenn auch nicht am eigenen Leib (zumindest nicht wir Jüngere): Bedrohung, Zerstörung, Vertreibung, Flucht. Von Sicherheit und Frieden in vielen Ländern keine Spur. Was fangen wir also mit der Verheißung des Micha an?

Wo gibt es Sicherheit für die von Gewalt, von Krieg, von Unterdrückung, von wirtschaftlicher und rechtlicher Ausbeutung bedrohten Menschen? Können wir unser Erfahrungswissen einbringen, um allen Menschen in unserem Land (denen, deren Vorfahren schon vor langer Zeit und auch denen, die grade erst hier angekommen sind) ein Leben in Sicherheit und Frieden zu ermöglichen? Sie werden in Sicherheit leben – und er wird ihr Friede sein.

Ich merke wieder mal, wie aktuell doch die uralten Texte sind, weil sie immer noch heutige Situationen treffen.

Persönlicher Impuls für Sie: Was bedeuten „Sicherheit“ und „Friede“ für Sie?

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