2. Impuls zur Fastenzeit 2020

Für die Impulse zur Fastenzeit 2020 nehme ich die alttestamentlichen Lesungen des diesjährigen Lesejahres A her.

Am 1. Fastensonntag ist das Buch Genesis dran, genauer: die ältere der insgesamt drei Schöpfungsgeschichten im Ersten Testament. Die Auswahl der Verse für die Lesung ist nicht besonders glücklich und exegetisch fragwürdig. So wird die freundliche Sorge Gottes für den Menschen verkürzt und stattdessen die Versuchungsgeschichte (die eine eigenständige Erzählung ist) angehängt.

Der Mensch in der Sicht des Jahwisten, der diese Erzählung verfasst hat: eine Mischung von Himmel und Erde, von irdischem Staub und göttlichem Atem. Mann und Frau als ebenbürtige und auf einander bezogene Partner. Es gab keinen Anlass für Scham, ihre Identität war noch nicht in Frage gestellt (was das Gefühl der Scham ja anzeigt), sie konnten sich unverstellt voreinander zeigen.

Da haben wir uns ziemlich weiter entwickelt. Heute leben wir nicht mehr im Paradies. Wir bewegen uns heute in realen und in virtuellen Räumen. (Gerade letztere sind Räume voller Beschämung, in chatrooms  benimmt man sich „ausg´schamt“ oder schamlos.) Das Geschlechterverhältnis ist heute geprägt von männlichem Chauvinismus und vom Machismo (nicht nur in Südamerika), Rollenzuschreibungen (meistens von Mänern an Frauen) gibt es bei uns wie in allen Kulturen. Gleichberechtigung ist noch weit weg, sei es bei den Löhnen, sei es bei der Pflege von Kindern oder Senioren, sei es in der Aufteilung alltäglicher Aufgaben. Auch in der katholischen Kirche ist da noch viel Luft nach oben.

Die Fastenzeit ist eine Zeit der Umkehr, des Umdenkens, der Verhaltensänderung. Die Schöpfungserzählung des Jahwisten (der heißt so, weil er für Gott den Namen „Jahwe“ verwendet) bietet da eine Zielvorstellung mit dem Menschen als von Gott versorgtem und geliebtem Wesen, mit der Ebenbürtigkeit von Frau und Mann, einem unverkrampften Umgang der Geschlechter untereinander.

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