6. Impuls zur Fastenzeit 2020

Für die Impulse zur Fastenzeit 2020 nehme ich die alttestamentlichen Lesungen des diesjährigen Lesejahres A her. Das ist am 5. Fastensonntag Ez 37, 12b-14. Vielleicht ist das dann ein kleiner Ersatz für die ausgefallenen Gottesdienste.

Ezechiel lebt und schreibt vor und während der Babylonischen Gefangenschaft. Das Volk Israel durchlebt eine seiner schwersten Krisen: die Heimat verloren, die Selbständigkeit verloren, der Glaube größtmöglich in Frage gestellt. „Wie kann unser Gott das zulassen?“ „Wo war denn unser Gott?“ „Was ist das denn überhaupt für ein Gott?“

Das Kapitel 37 beginnt mit einer großartigen Vision, die Ezechiel hat: Er sieht ein riesiges Feld mit lauter Gerippen, die durch den Geist Gottes wieder zu lebendigen Menschen werden. „Diese Gebeine sind das Haus Israel. Unsere Hoffnung ist untergegangen, wir sind abgeschnitten.“ So heißt es im Vers 11.

„Wir sind abgeschnitten“: das ist es, was zurzeit auch viele Leute erleben müssen. Notgedrungen. Dafür ist das „Grab“ ein sprechendes Bild. Ohne bzw. mit deutlich weniger Sozialkontakten kann man sich schon wie im Grab fühlen. Man spricht ja auch vom „sozialen Tod“, wenn jemand niemanden mehr hat, der ihn besucht (etwa im Seniorenheim oder im Krankenhaus).

Da ist dann die Totenerweckung, die Ezechiel sieht, ein Hoffnungszeichen. Zunächst sieht er die politischen Entwicklungen seiner Zeit genau und kann sie ihre Bedeutung für das Volk Israel ermessen. Dann wird diese Lesung aber auch zum Perspektivetext für uns Heutige.

„Ich hole euch aus euren Gräbern.“ Die Lesung ist ein Auferstehungstext. Gut zu lesen, gut zu hören in Zeiten von Krankheit und Isolation. Noch besser: es zu erleben!

Das erkenne ich etwa daran, dass es neue Initiativen gibt, die sich um die Schwachen kümmern. Einzelne Menschen oder ganze Gruppen finden sich, um andere zu unterstützen: in der Kinderbetreuung, in der Versorgung Älterer, im Zuhören von Lebens- und Leidensgeschichten, in der Präsenz bei denen, die nicht im Bewusstsein der Öffentlichkeit präsent sind.

Ihre Präsenz macht die Präsenz Gottes sichtbar und erlebbar. Ein Lichtblick. Ostern schon heute!

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