Tag der Senior*innen am 1. April

Heute ist der Tag der Senior*innen. Ein Anlass, sich das vielfältige Leben der Seniorinnen und Senioren vor Augen zu führen.

Immer wieder begegnet mir ein Altersbild, das vom Blick auf die Defizite geprägt ist. Man sieht viel schneller und leichter, was nicht mehr geht, wo es Einschränkungen gibt, was schwerer ist als in jungen Tagen. Das stimmt – und ist doch nur der eine Teil der Wirklichkeit.

Senioren sind auch höchst aktiv und kreativ. Etwa wenn es um die Gestaltung dieser langen Lebensphase geht. Etwa ein Viertel bis ein Drittel der Lebenszeit ist die des „Alters“. Und die beginnt meist nicht mit einer Pflegebedürftigkeit, sondern mit Gestaltungswillen und Potenzial. Viele erfüllen sich jetzt lange zurückgeschobene Träume und Wünsche. Manche engagieren sich ehrenamtlich, etwa als Besuchsdienst, in der Pfarrei, in Vereinen, in der Nachbarschaft. Manche genießen auch den „wohlverdienten Ruhestand“. Also Lebensgenuss statt getakteter Tagesablauf.

Natürlich rückt mit zunehmendem Alter auch die Gebrechlichkeit in den Blick. Verschleißerscheinungen und Krankheiten bleiben nicht aus, bis hin zur Pflegebedürftigkeit. Da tauchen auch Fragen auf, die man sich in früheren Jahren nicht gestellt hat und auch nicht zu stellen brauchte: Was kann aus mir noch werden? Was kann ich noch tun? Habe ich mein Leben „richtig“ gelebt (und was wäre der Maßstab dafür)? Kann ich noch etwas verändern, wieder gut machen?

Auch Glaubensfragen stellen sich anders. Was kommt nach dem Leben hier? Gibt es Gott wirklich? Wird er mich annehmen? Dazu gibt es ein gestiegenes Interesse an weiteren religiösen Fragen, etwa nach dem Leid der Welt, nach dem Verständnis der Bibel, nach der Entwicklung der Kirche etc. Immer wieder biete ich solche Fragerunden an, immer wieder freue ich über derartige Fragen.

Bei all dem haben Senioren wenigstens teilweise große Lust am Gespräch – nicht nur, weil sie einsam wären, sondern auch weil sie wollen, dass ihr Leben gehört wird. Sie haben ja schließlich viel erlebt und haben etwas zu erzählen. Sie wollen auch, dass ihr Leben bezeugt wird. Eine fast 90-jährige Frau hat mir mal gesagt: „Daran musst Du Dich erinnern!“

Also alles in allem: eine lange, eine spannende, eine vielfältige Lebensphase mit sehr interessanten Menschen.

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