Gedanken zum 6. Sonntag nach Ostern

Im Evangelium des 6. Ostersonntags ist davon die Rede, dass die Jünger die „Gebote“ Jesu halten werden, wenn sie ihn lieben.

Was mir als erstes auffällt, ist, dass das keine Anweisung ist, kein Auftrag, kein „Gebot“. Nicht: „Ihr müsst meine Gebote halten!“, sondern ihr werdet meine Gebote halten. Das entspricht auch dem Anfang des Zehnwortes: „Ich bin der Herr, dein Gott, der Dich aus Ägypten befreit hat. Du wirst keine anderen Götter neben mir haben.“ (Deuteronomium 5,5) Das ist die richtigere Übersetzung statt der von uns gewohnten „du sollst…“ Es ist also kein Auftrag, kein Befehl, sondern vielmehr eine Konsequenz einer vorher empfangenen Handlung Gottes.

Dann stolpere ich aber doch über das Wort „Gebot“. Im Griechischen meint es „Anweisung, Auftrag, Befehl“. Das Hebräische kennt verschiedene Wörter mit unterschiedlichem Inhalt. Mal sind es religiöse Vorschriften, mal sind es soziale Handlungsanweisungen, mal sind es moralische Verpflichtungen. Oft steht auch nur das Wort „dabar“ da – und das heißt: das gesprochene Wort. Das ist sehr viel offener als ein „Gebot“.

DAS WORT. „Am Anfang war das Wort – und das Wort war bei Gott – und Gott war das Wort.“ So beginnt das Johannesevangelium, dem auch die Sonntage der Osterzeit folgen. Wenn wir also von Jesus als dem Weg ins Leben überzeugt sind, dann werden wir uns an ihn halten. Seinem Weg folgen. Aus der Menschenfreundlichkeit Gottes heraus leben und handeln. Befreit von einer strengen Gesetzerfüllungsmoral, befreit zu einem offenen Herzen für die Begegnungen gemäß Lukas 10, 27: mit Gott – den Nächsten – dir selbst.

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