Gedanken zum 7. Sonntag der Osterzeit

Im heutigen Evangelium (Joh 17, 1-11a) heißt es: „In ihnen bin ich verherrlicht.“

Dieses Wort sagt Jesus laut Johannesevangelium innerhalb seiner „Abschiedsreden“. Er sagt es als Fazit seiner „Arbeit“, seiner „Mission“, seines Auftrags. Er sagt es zu Menschen, von denen er ahnt oder weiß, dass einer ihn ausliefern, ein zweiter ihn verraten, der Rest sich von ihm distanzieren wird. (Die Frauen, besonders Maria von Magdala, die unverbrüchlich zu ihm stehen, erwähnen die Verfasser des Joh übrigens nicht beim Abendmahl). Jesus sagt über diese Verräter und Flüchter: „In ihnen bin ich verherrlicht.“

Die Verfasser des Johannesevangeliums legen Jesus dieses Wort am Ende des ersten Jahrhunderts in den Mund. Sie schreiben es wohl in einer Situation der Verfolgung, in der die Gemeinden sich von Gott und Jesus verlassen fühlen. Es wird in diesen Gemeinden nicht wenige gegeben haben, die mindestens Glaubenszweifel hatten oder gar alles für sinnlos gehalten haben. Die Aufforderung Jesu, „in ihm zu bleiben“, kann man gut verstehen als Aufruf, die Gemeinschaft mit Gott und Jesus trotz aller Not und Bedrängnis nicht aufzukündigen. Angesichts der Zweifler und der Flüchter klingt der Satz „In ihnen bin ich verherrlicht.“ jedoch einerseits wie eine Ermutigung, andererseits wie eine Provokation.

Heute hören wir diesen Satz: „In ihnen bin ich verherrlicht.“ Als Satz in der Gegenwartsform (also JETZT) und nicht in der Zukunft. Als Satz, der auf uns Heutige zutrifft, die wir nicht besser sind als die Apostel damals. In den Fehlerhaften, Faktenverdehern, Wirklichkeitsflüchtern „bin ich verherrlicht“. Das ist eine Provokation für das Verständnis einer vollkommenen, „heiligen“ Kirche/ Gesellschaft.

Lieber eine Kirche mit Beulen und Schrammen als eine, die sich von der Welt abwendet. So hat sinngemäß Papst Franziskus gesagt. Genau zu einer solchen Kirche gehöre ich dazu mit meinen Beulen und Schrammen, meinen Fluchttendenzen und meinem Verrat an meinen Werten. Und hoffe, dass sich Gott und Jesus in mir „verherrlicht“.

Leave a Comment

Filed under Allgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert