Monthly Archives: Mai 2020

12. Mai 2020: Tag der Pflege

Wie jedes Jahr ist auch heute wieder der internationale „Tag der Pflege“. Er wird immer am Geburtstag von Florence Nightingale begangen. 2020 jährt sich dieser Geburtstag zum 200. Mal. Auf Florence Nightingale geht die Entwicklung der modernen Pflege in den Krankenhäusern zurück.

Moderne Pflege ist in den letzten Monaten verstärkt in den Blickpunkt einer breiteren Öffentlichkeit gerückt. Es ist ein „systemrelevanter Beruf“ geworden. Wir merken, wie sehr wir auf eine gut ausgebildete, fachlich qualifizierte, personell mindestens ausreichend ausgestattete Pflege angewiesen sind. Die Pflegerinnen in den Krankenhäusern und in den Senioreneinrichtungen verrichten eine wahnsinnig anspruchsvolle und anstrengende Arbeit – nicht nur körperlich, auch seelisch, emotional und spirituell.

Ich fürchte jedoch, dass sich die Anerkennung als „Held*innen“ bald wieder legen wird. (Ich halte nichts von solchen Titulierungen, weil sie ein Problem eher zudecken als es einer Lösung zuzuführen.) Die Einmalzahlung ist halt eben eine Einmalzahlung und es wird außerdem gestritten, wer das finanzieren soll. Das ist reichlich unwürdig! Die Arbeitsbedingungen werden sich nicht großartig ändern; noch immer (und das auf Jahre hinaus) wird es trotz vollmundiger Ankündigung zu wenige junge Menschen geben, die diese Ausbildung machen; noch immer mangelt es an qualifizierten Ausbildern; noch immer ist die Bezahlung der Pflegenden in den Einrichtungen und in den mobilen Pflegediensten zu gering. Es gibt also einiges zu tun!

Trotzdem – oder besser: gerade deswegen – ist es mir wichtig, den Pflegenden ein kräftiges „Danke!“ zu sagen. Ich hoffe außerdem darauf, dass mein kleiner Artikel dazu beiträgt, allen Pflegenden mit mehr Respekt und Wertschätzung zu begegnen. Und vielleicht schaffen wir es ja gesamtgesellschaftlich, die Bedeutung der Pflege auch nach den Coronazeiten stärker zu würdigen.

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Distanzierung der Deutschen Bischofskonferenz

Am Wochenende hat mich ein Aufruf von Kardinälen, Bischöfen und anderen Personen in Rom erschreckt. Ich war reichlich fassungslos, wie Menschen, die ich für intelligent und für fähig zum kritischen und reflektorischen Denken halte, solch wirre Gedanken über die Corona-Pandemie und ihre (vermeintlichen) Ursachen und Folgen äußern können.

Erleichtert war ich dann über die Stellungnahme der deutschen Bischofskonferenz: „Die Deutsche Bischofskonferenz kommentiert grundsätzlich keine Aufrufe einzelner Bischöfe außerhalb Deutschlands“ sagte der Konferenz-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing, am Samstagabend der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): „Allerdings füge ich hinzu, dass sich die Bewertung der Corona-Pandemie durch die Deutsche Bischofskonferenz grundlegend von dem gestern veröffentlichten Aufruf unterscheidet.“

Ich frage mich: „Was ist das für ein Geist, der sich in solchen Ideologien zeigt? Es ist ein Geist der Angst und der Verzagtheit, ein „Aber-Geist“, dem immer sofort irgendwelche Einwände in den Sinn kommt, ein Geist der Verfolgungsangst und der Furcht vor Veränderung und Wandel.

Wir gehen auf Pfingsten zu. Am Pfingstfest hat Gott den Aposteln einen anderen Geist geschickt: den Geist der Ermutigung, den Geist der Freiheit, den Geist der Verständigung, der Weisheit, der Einsicht, des Rates, der Erkenntnis, der Stärke, der Frömmigkeit und der Gottesfurcht.

Ich bin froh, in unserer Kirche und auch in unserer säkularen Gesellschaft immer wieder das Wirken dieses heilenden und heiligen Geistes zu erfahren.

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Muttertag 2020

Übermorgen ist wieder „Muttertag“. Wie seit etwa 100 Jahren rücken die Mütter in den Fokus. Der Ursprung dieser Bewegung liegt wohl schon in der Mitte des 19. Jhd., als Ann Maria Reeves Jarvis einen Austausch von Müttern über aktuelle Fragen organisierte und fünf Jahre später Julia Ward Howe eine Mütter-Friedensinitiative startete mit dem Ziel, die Söhne nicht mehr in den Krieg schicken zu müssen (Quelle: wikipedia)

Ich selber kenne den Muttertag immer nur als einen Tag, an dem die Kinder den Müttern für ihren Dienst in der Familie und an den Kindern danken sollten. Da war von diesen urspürnglich politischen Gedanken nichts mehr zu spüren. Das lag dann ganz in der Tradition, die 1914 als eher privater Dank von Anna Marie Jarvis, der Tochter von o.g. Ann Maria Reeves Jarvis begründet wurde.

Die Rolle der Mutter hat seitdem manche Veränderung erfahren: die Mütter, die im Krieg den Hof versorgt haben; die Mütter, die den Tod des Mannes verkraften mussten mit ihren manchmal noch recht kleinen Kindern; die „Trümmerfrauen“ des Aufbaus, die auch durch all ihre Erfahrungen ein Stück Selbständigkeit und Selbstbewusstsein erworben haben. Dann wieder zurück in eine eher traditionelle Rolle, weil die Männer die Rolle als „Familienvorstand“ und Alleinverdiener beansprucht haben.

Mütter heute leben in einer ganz anderen Situation als damals: als Frau im Spagat von Familie und Beruf; oft in Teilzeit, aber auch in Vollzeit – meist unterbezahlt und damit später mit mieser Rente; als Senioreninnen heute schon mit schlechter Rente wegen der langen Zeiten als Mutter ohne eigenen Job; als Alleinerziehende; mit home-schooling; in herkömmlichen Partnerschaft, manchmal auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen.

Die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen hat gezeigt, unter welchen Belastungen Mütter stehen: Home-office unter Familienbedingungen, geteilt mit dem Partner oder auch alleine gewuppt. Klagen, weil manches zusammenbricht ohne die Frauen. Wenig Unterstützung in dieser Zeit (und auch schon davor). Viele „Helden des Alltags“ sind Frauen in „systemrelevanten Berufen“. Heroisierungen, die wohl bald wieder vergessen sein werden, vor allem wenn es um Veränderungen von Arbeitsbedingungen oder Bezahlung geht. Sicher oft keine „heile“ Welt, wenig zum Feiern.

Muttertag 2020: vielleicht gibt es doch wieder mehr als nur schöne Worte – und die liebevollen (vielleicht auch den Erwartungen der Mütter entsprechenden) Gesten. Unsere Kirche gibt dafür leider kein so gutes Vorbild ab. Aber auch das wäre ja (vielleicht im Sinne von Maria2.0) ein lohnendes Betätigungsfeld.

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Telefonengel von retla

Ich bin auf einen Verein aufmerksam gemacht worden, der sich im Seniorenbereich engagiert. Der Name des Vereins ist „retla“ – das ist das Wort „Alter“ rückwärts gelesen. Dieser Verein hat verschiedene Aktivitäten, etwa Konzerte rund um das Seniorenheim. Ich möchte jedoch die „Telefonengel“ vorstellen. Das sind Frauen und Männer jeglichen Alters, die sich und ihre Zeit zur Verfügung stellen. Zugute kommt das Senior*innen, die allein sind, vielleicht sogar einsam und die Lust auf ein Gespräch am Telefon haben. Jetzt zitiere ich die Homepage von retla und lasse den Verein zu Wort kommen:

Seniorinnen und Senioren können unter der Nummer 089 189 100 26 ihren Namen und ihre Nummer hinterlassen und werden dann von einem freiwilligen Helfer angerufen, mit dem sie über alles sprechen können, was sie bewegt. Das Thema ist dabei ganz egal, was zählt, ist der Kontakt. Wenn die beiden gut miteinander auskommen, entsteht eine Telefon-Patenschaft: eine Verbindung, die auch über die Corona-Krise hinaus halten kann.

Wer sich genauer informieren will, findet hier den Link: https://retla.org/telefonengel/

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Verteilungskämpfe in der Kirche

In der Lesung des kommenden Sonntags (Apostelgeschichte 6, 1-7) erfahren wir von Verteilungskämpfen in der Urkirche. Wie immer sind es Frauen, die zu kurz kommen. Wie so häufig auch sind es die Witwen, die auf sich allein gestellt sind (heute würden wir das als Singles und Alleinverdiener bezeichnen), die zu kurz kommen.

Das wirft kein gutes Licht auf die noch junge Gemeinde. So lobenswert wohl die Ansätze sind, nämlich dafür zu sorgen, dass es sozial gerecht zugeht und jeder ausreichend zum Leben hat – so sehr geht es wohl schief.

Ich weiß jetzt nicht, wer auf diesen Missstand aufmerksam gemacht hatte. Waren es die Frauen selbst, die sich – hoffentlich laut – zu Wort gemeldet haben? Waren es die hellenistischen Männer, die dafür ein offenes Auge, Ohr und Herz hatten und sich zum Anwalt der Benachteiligten gemacht hatten? Auf jeden Fall wird es Protest gegeben haben. Und damit eine Lösung.

Für mich steckt da ein Aufruf drin: Liebe Frauen, erhebt Eure Stimme, wenn es ungerecht zugeht! Liebe Männer, hört diesen Schrei (wenn ihr es schon nicht selber merkt)!

Die gefundene Lösung ist für mich allerdings zweischneidig: es kommt zu einer Trennung von Verkündigung und Versorgung. Im Laufe der Zeit kommt es zu einer hierarchischen Unterscheidung (bis heute). Die Priester haben den höherwertigen Dienst am Wort, die anderen (die „Laien“) den caritativen Dienst. Man hätte das auch anders regeln können damals: mit einer Ausweitung der Apostel und mit einer Änderung der Zulassungskriterien zum „priesterlichen“ Dienst. „Diakonia“ und „Liturgia“ wären als zwei Grundvollzüge christlichen Lebens zusammen geblieben.

Gottesdienst und Menschendienst sind für mich zwei untrennbare Seiten, in denen sich die Nachfolge Jesu und sein Evangelium in Wort und Tat verwirklicht. Vielleicht könnten wir als Kirche heute mal in diese Richtung denken, wenn es um eine Neuausrichtung geht unter den Bedingungen von Priestermangel, Mitgliederschwund, Sinnkrise. Es wäre ein Aufbruch hinein in die „existenziell gewendete Pastoral“, die in unserer Erzdiözese propagiert wird. Eine Seelsorge, die sich dort engagiert, wo Menschen in existenziellen Nöten leben, die bisher am Rand des kirchlichen Bewusstseins sind, die aber gleichwohl inmitten unserer Gesellschaft leben.

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Bessere Unterstützung für pflegende Angehörige

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen bagso e. V. beklagt, dass für diejenigen, die daheim einen Angehörigen pflegen, in dieser Corona-Pandemie bisher zu wenig an Unterstützung getan wird. Es fehle an ausreichendem Schutz, an Entlastung für den Fall einer eigenen Erkrankung sowie an Möglichkeiten, die ausländischen Hilfskräfte wieder kommen zu lassen.

In der Pressemitteilung der baso heißt es:

Dringende Empfehlungen der BAGSO an die Politik

Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen appelliert an Bund, Länder und Kommunen, pflegende Angehörige in der aktuellen Corona-Situation besser zu unterstützen. Rund drei Viertel der Pflegebedürftigen und zwei Drittel der demenziell Erkrankten leben zu Hause. Die meisten von ihnen werden allein durch Angehörige versorgt. Die bisher ergriffenen Maßnahmen zum Schutz der Pflegebedürftigen in der häuslichen Pflege und zur Entlastung pflegender Angehöriger reichen nicht aus.

„Viele Millionen Menschen sind von der Situation in der häuslichen Pflege betroffen“, so BAGSO-Vorsitzender Franz Müntefering. „Wie sie besser unterstützt werden können, muss auf dem anstehenden Bund-Länder-Treffen behandelt werden – ebenso wie die Situation der Menschen in Pflegeeinrichtungen.“

Hier ist der Link zur Stellungnahme: https://www.bagso.de/fileadmin/user_upload/bagso/06_Veroeffentlichungen/2020/Stellungnahme_pflegende_angehoerige_besser_unterstuetzen.pdf

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Schutzmantelmadonna 2020

Im Mai rückt immer Maria, die Mutter Jesu, in den Fokus der Katholiken: viele Maiandachten (eigentlich sind es Marienandachten), viele Wallfahrten (etwa nach Altötting). Dort findet sich auf den Votivbildern immer wieder der Satz: „Maria hat geholfen“. Und manches Bild zeigt die sog. „Schutzmantelmadonna“. Man sieht eine übergroße Mariengestalt mit einem weiten Mantel, den sie über die volle Breite des Bildes ausstreckt. Unter diesem Mantel sieht man dann am unteren Bildrand ganz viele Menschen. Meist sind es „wichtige“ Leute, die Spitzen des Staates, die Creme de la creme der Gesellschaft, die höchsten katholischen Würdenträger. Manchmal auch noch ein paar kleinere Leute am Rand. Selten die, die in der Gesellschaft tasächlich am Rand stehen. Die Menschen damals (zumindest die abgebildeten) haben sich so geborgen gefühlt gegenüber den Widrigkeiten des Lebens, gegenüber Unwettern, Krankheiten, Seuchen, Kriegen …

Heutige Menschen suchen anderen Schutz. Es ist der Schutz von Versicherungen, von Rettungsschirmen, Ausgleichszahlungen … Es sind allesamt finanzielle Maßnahmen. Und jede Branche ruft danach, ebenfalls unterstützt zu werden (und man muss laut und immer lauter als andere rufen, damit man zu was kommt). Gerade die Überbetonung des Geldes aber legt den Finger auf die Wunde. Es ist das Allheilmittel geworden. Vergessen werden nämlich oft die, die eh schon am Rand leben. Vergessen wird, umfassend, global, mit dem alten Wort „katholisch“ (vom griechischen Wort für „die ganze Welt umfassend“) zu denken und zu handeln. Die Corona-Pandemie (da steckt auch drin, dass es alle trifft) erfasst alle Länder dieser Welt. Und wir handeln national. Es gibt Verteilungskämpfe und man vergisst, dass es auch andere Notlagen gibt: immer noch die Heuschreckenplage in Afrika, immer noch Kriege, immer noch Unterdrückung, immer noch Gewalt, immer noch Flucht ….

Die Schutzmantelmadonna ist gut für die, die unter dem Mantel Marias stehen. Mein Blick geht jedoch auf die, die daneben sind bzw. meistens gar nicht im Bild sind. Ich spüre, dass der Blick Marias, dass der Blick Gottes weitergeht. Ich sehe, dass es Menschen in der Nachfolge Jesu gibt, die aktiv sind und sich kümmern in Wort und Tat – und zwar um die, die Hilfe nötig haben, seien es die Einkaufshilfen, die Tafeln, die Seniorenclubleiterinnen, die Profis in den Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Pflegediensten etc.

Durch sie bekommt die Schutzmantelmadonna ein menschliches Gesicht.

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