Gewalt – Gedanken zum Karfreitag 2021

Am Karfreitag denken wir an Jesu Martyrium, an seine Folter, an seinen Kreuzestod. Der wird manchmal gedeutet als Erlösungstod – dass wir von allen Sünden erlöst und befreit sind. Die Realität ist leider anders: wir sind von Gewalt und vom Leiden unter Gewalt nicht erlöst. Quer durch die Geschichte – und auch von gläubigen Christen – wurde und wird Gewalt ausgeübt. Darin unterscheiden wir uns nicht von anderen. Quer durch die Geschichte leiden und litten Menschen unter Gewalt.

Schon zu „normalen“ Zeiten ist die Statistik hoch, wie Zahlen aus dem Bundesfamilienministerium (1) belegen:

Demnach wurden 2019 insgesamt 141.792 Menschen Opfer von Partnerschaftsgewalt (2018: 140.755). Knapp 115.000 Opfer waren weiblich. Die Statistik erfasste folgende versuchte oder vollendete Delikte gegen Frauen im Jahr 2019:

∙Vorsätzliche, einfache Körperverletzung: 69.012 Fälle

∙Gefährliche Körperverletzung: 11.991 Fälle

∙Bedrohung, Stalking, Nötigung: 28.906 Fälle

∙Freiheitsberaubung: 1514 Fälle

∙Mord und Totschlag: 301 Fälle

Gewalt hat in Zeiten von Corona zugenommen. Das zeigen Untersuchungen aus dem vergangenen Sommer. Neuere Zahlen habe ich nicht gefunden. Die Dunkelzahl ist wohl sehr viel höher. Auch, dass die Hilfetelefone weniger in Anspruch genommen wurden, ist ein eher bedenkliches Zeichen.

Im Bild gesprochen:

Nicht nur Jesus wurde gekreuzigt. Am Kreuz der Gewalt hängen heute Kinder, Frauen, auch Männer. Die Gewalt gegen Frauen ist ein weltweites Phänomen.

Es gibt Initiativen dazu: „ni una mas“ in Süd- und Mittelamerika etwa richtet sich gegen den Machismo, das männliche Imponier- und Machtgehabe von Männern, auch gegen strukturelle Gewalt gegen Frauen. In Deutschland gibt es Vereine mit Unterstützungsangeboten (etwa: Frauen helfen Frauen, Marktler Straße 29, 84489 Burghausen – Tel: 08677/7007), auch Frauenhäuser, die Zuflucht bieten bei häuslicher Gewalt. Es gibt ein bundesweites Notfalltelefon unter 08000 116 016.

Gewalt versteckt sich – in Coronazeiten noch mehr. Kontrollmechanismen fallen weg: Schule, Kindergarten, Ärzte … Das erfordert vielleicht einen geschärfteren Blick in der eigenen Umgebung.

Wenn wir also am Karfreitag auf den Gekreuzigten schauen, können wir in seinem Gesicht viele heutige Menschen sehen. Menschen in der Ferne, vielleicht auch Menschen in der Nähe, Menschen, die wir kennen – von denen wir aber nicht vermuten, dass sie dieses Schicksal erleben. Menschen, die Hilfe brauchen.

Quelle (1):

https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/frauen-vor-gewalt-schuetzen/haeusliche-gewalt/haeusliche-gewalt-80642

Weitere Links:

https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/corona-lockdown-haeusliche-gewalt-gegen-kinder,SNsY0YF

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/lockdown-haeusliche-gewalt-100.html

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