Monthly Archives: Oktober 2021

Allerheiligen und Allerseelen 2021

Als ich noch in der Fachklinik Annabrunn gearbeitet habe, war der Tod und das Sterben immer ein wichtiges Thema. Was wird nach dem Tod sein? Was wird mit mir nach dem Tod sein? Was ist mit den Verstorbenen, meinen Freunden und meiner Familie? Wo sind sie?

Die einen deuteten nach oben auf den Himmel. Andere Männer nach unten, ins Grab oder (als Befürchtung) in die Hölle. Die dritten auf ihren Kopf. Sie denken an die Verstorbenen. Die vierten schließlich auf ihr Herz: die Toten haben dort ihren guten Platz. Die wenigsten sagten: mit dem Tod ist alles aus.

Für mich wurde deutlich, dass sich Menschen wünschen, einen „Ort“ zu haben, bei dem sie beheimatet sind, wo man sich ihrer erinnert. Das kann (muss aber nicht) ein Grab sein. Wichtiger scheinen Herz und Gedanken/ Gedenken zu sein.

Als Seelsorger habe ich meine Hoffnung ins Gespräch eingebracht, dass wir nach dem Tod unseren Platz bei Gott finden, der alles Fragmentarische vollendet, der uns so sieht, wie wir sind und der uns so annimmt. Für manche Männer war das tröstlich. Eine Erfahrung, die sie in ihrem Leben selten gemacht hatten. Eine Sehnsucht, die sich trotz aller Widrigkeiten in ihrem Herzen bewahrt hatte.

In der Güte und der Freundlichkeit Gottes zu sein – das ist für mich Sehnsucht und Erinnerung, die an den beiden Festen Allerheiligen und Allerseelen zum Tragen kommen.

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Gedanken zum Sonntag der Weltmission

Am kommenden Sonntag feiert die katholische Kirche den Sonntag der Weltmission. Dabei schauen wir immer auf Länder in Afrika, Südamerika oder Asien und die Kirche in diesen Ländern. Diesmal ist der Senegal dran.

Über den Senegal weiß ich so gut wie nichts. Da muss ich googeln. Über die Kirche im Senegal werde ich hoffentlich etwas am Sonntag im Gottesdienst erfahren.

Meine Gedanken dazu:

So wichtig der Blick über den eigenen Tellerrand ist, um neue Anregungen zu bekommen und um Beziehungen aufzubauen, so fängt der Raum des Unbekannten oft nicht erst an der Kontinentalgrenze an, sondern an der eigenen Kirchentüre.

Wer lebt im Haus neben der Kirche?

Welche Menschen könnten wir zwei Straßen weiter antreffen? Gäbe es überhaupt einen Ort, wo man sich treffen kann?

Was würden wir von ihrem Leben erfahren, von ihren Gedanken, Erfahrungen, Hoffnungen, von ihren Siegen und Niederlagen?

Wo leben in der Pfarrei die Menschen mit Demenz? Wo Kinder mit Unterstützungsbedarf? Wo Frauen, die von Gewalt bedroht sind? Wo gibt es Einsamkeit? …

Was könnten wir Katholiken von ihrem Glauben lernen (auch und gerade, wenn der nicht katholisch ist)?

Ich glaube, da hätten wir eine Mission im Sinne von Aufgabe, nämlich zu sehen, zu hören, präsent zu sein. Weltmission mal anders rum. Die Welt, die Lebenswelt der anderen um uns herum, berührt uns als Kirche.

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Vom Unsinn im Leben

Gestern gab es in wdr5 „Das philosophische Radio“. Diesmal beschäftigte es sich mit dem „Unsinn“, den es immer wieder gibt und damit, wie wichtig er in unserem Leben ist.

Aus der Fülle der Gedanken greife ich einen heraus und führe ihn weiter:

In der Rückschau auf ein Leben sieht man manchmal deutlich, wie viel Unsinniges oder Sinnloses es gegeben hat. Etwa Krankheiten, Schicksalsschläge, Enttäuschungen. Aber auch eigene Handlungen, Denkweisen, Strategien…

Da ist dann die Frage, wie man mit dem eigenen Missgeschick umgeht. Mit Verzweiflung und Niedergeschlagenheit, mit Selbstvorwürfen oder mit Gottergebenheit. Manche Menschen schauen auf ihren eigenen Unsinn mit Humor und schmunzeln über diese ihre menschliche Unzulänglichkeit. Das ist sicher eine ganz besondere Gottesgabe und Fähigkeit.

Jedenfalls hat der Unsinn auch eine spielerische und somit befreiende Kraft. Er hilft, das Leben nicht nur todernst (oder bierernst) zu nehmen. Es darf also auch durchaus Mal was daneben gehen, das gehört zum Leben dazu. Das ist vielleicht auch hilfreich für eine gnädigere Lebensrückschau und Lebensbilanz

Das ist mein Gedanke und mein Fazit aus dieser Sendung.

Wer sie im Podcast nachhören möchte: hier ist der Link dazu:

https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/philosophisches-radio/wilhelm-vossenkuhl-100.html

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Das Recht auf Demenz

Gestern gab es im wdr5 in der Reihe „Das philosophische Radio“ ein Gespräch mit Prof. Thomas Klie. Er ist einer der bekanntesten Altersforscher in Deutschland.

In der Sendung hat er betont, dass die Demenz eine Lebensform unter vielen ist und es ein Recht auf diese Lebensform gebe. Das hat u.a. auch rechtliche Konsequenzen, wie er am Ende der Sendung ausgeführt hat.

Zwischendrin gab es – auch durch Zuhörer mit ihren eigenen Erfahrungen angeregt – wichtige Aspekte. So z. B. die Beziehungsfähigkeit, die sich zwar anders ausdrückt, prinzipiell jedoch bestehen bleibt. In der Gestaltung dieser Beziehung entsteht auch immer wieder die Würde des Demenzerkrankten. Wichtig ist es – auch für die Angehörigen und ihre innere Stabilität – die „guten Momente“ zu sehen und zu genießen.

Die Beziehungsfähigkeit zu erhalten und zu gestalten ist auch eine gesellschaftliche Aufgabe. Nicht nur, dass wir sehr viel mehr Pflegepersonal mit ganz anderen Arbeitsbedingungen brauchen, auch im Bereich von Quartier oder Kommune oder Kirchengemeinde brauchen die Demenzerkrankten und ihre Angehörigen sehr viel Unterstützung.

Wer die Sendung nachhören möchte, hier ist der Link dazu:

https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-das-philosophische-radio/audio-respektvoll—der-umgang-mit-demenz-100.html

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Synode der Weltkirche

Heute beginnt in der katholischen Kirche eine weltweite Synode. Papst Franziskus hat sie angestoßen, um über die zukünftige Ausrichtung zu debattieren. Dieser Prozess soll zwei Jahre dauern.

Zunächst sollen alle (Erz-) Diözesen die Menschen befragen und vor allem zuhören, was die Menschen bewegt. Ausdrücklich ist nicht nur an Kleriker und kirchlich Engagierte gedacht, sondern auch an Kirchenferne, Ausgetretene, Andersglaubende. Das könnte ein sehr spannender und lehrreicher Prozess werden, wenn er denn mit Ernsthaftigkeit und Offenheit umgesetzt wird.

In einem zweiten Schritt schicken dann die Bischöfe ihre Erkenntnisse nach Rom, wo sie auf einer Synode weiter beraten werden. Am Ende der Synode wird der Papst dann ein Schreiben veröffentlichen, das wiederum an alle Menschen kommuniziert werden soll.

Es ist eine große Chance und Herausforderung, ein „Trainingslager“, wie der Vatikan betont. (Wenn das das „Training“ ist, wann ist dann „das Spiel“?) Vor allem die offene Dialogform scheint mir richtungsweisend, weil eben nicht „von oben herab“ bestimmt und entschieden wird. Und das muss vielleicht wirklich erst trainiert, eingeübt werden. Ich hoffe sehr, dass „die“ Kirche sehr offen zuhört und auch auf die Menschen zugeht, die bisher nicht im Fokus ihres Handelns stehen.

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Altersarmut 2021

BR24 hat eine Analyse veröffentlicht, die sich mit der Altersarmut in Deutschland befasst. Dabei wird die unterschiedliche Lage der einzelnen Bundesländer in den Blick genommen – und da schneidet Bayern überraschend schlecht ab, liegt nämlich auf dem letzten Platz.

Eine Vorbemerkung zur Einordnung: als von Armut gefährdet gilt, wer weniger als 60 % des sog. Äquivalenzeinkommens zur Verfügung hat. Das ist der Betrag, der vom Einkommen des allerärmsten Menschen bis zum allerreichsten genau in der Mitte liegt. Sozialexperten empfehlen die Einteilung nach Bundesländern, um den unterschiedlichen Lebensumständen besser Rechnung tragen zu können.

In Bayern sind mehr als 20 % von Altersarmut bedroht. In Bayern leben prozentual mehr Rentner als im übrigen Bundesgebiet. Diese Rentner erhalten eine vergleichsweise geringe Rente. Das liegt zum einen daran, dass Bayern lange Zeit ein landwirtschaftlich geprägtes Bundesland war – und die Bauern und Arbeiter vergleichsweise wenig in die Rentenkasse eingezahlt haben. Ein zweiter Grund ist in der geringeren Frauenerwerbsquote zu sehen. In den ostdeutschen Bundsländern haben Frauen sehr viel häufiger und länger gearbeitet als in der alten Bundesrepublik. (Da spiegelt sich das Familienbild wider.) So sind in Bayern Frauen weitaus häufiger von Altersarmut betroffen als die Männer.

Verschärfend wirkt sich aus, dass die Lebenshaltungskosten in Bayern deutlich höher sind als in anderen Bundesländern. Vor allem die Mieten spielen hier eine große Rolle. Günstigen, bezahlbaren Wohnraum für alleinlebende Rentner zu finden, ist gerade in den Ballungsräumen schwierig bis unmöglich.

Als Hilfe bietet sich die Grundsicherung an. Aber viele scheuen den Gang zum Sozialamt – aus Scham. Lieber sucht man sich einen Job (manchmal braucht es sogar mehrere), um so einigermaßen über die Runden zu kommen. Extras muss man sich verkneifen – sei es die Tasse Kaffee oder auch ein kleiner „Luxus“ in Form von Büchern, CDs, …

Insgesamt also eine riesige, gesellschaftlich existenzielle Aufgabe für die neue Regierung.

Hier der Link zur Meldung von BR24: https://deref-gmx.net/mail/client/ki2fJ1U0Xno/dereferrer/?redirectUrl=https%3A%2F%2Fwww.br.de%2Fnachrichten%2Fbayern%2Faltersarmut-bayern-staerker-betroffen-als-der-osten%2CSkaxIGK

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Aktuelle Tagung des Synodalen Wegs

Gerade tagt ja wieder der „Synodale Weg“, mit dem die katholische Kirche in Deutschland einen Weg in die Zukunft sucht. Ich habe auf der Homepage einen interessanten Text gefunden, der sich mit der Verkündigung heute beschäftigt. Sie fußt zum einen auf der Bibel, in der niedergeschrieben ist, dass und wie sich Gott in verschiedenen historischen Situationen geoffenbart hat. Dann beruht die heutige Verkündigung auf der Tradition, die in die jeweilige geschichtliche Situation hinein je aktuell das Wort Gottes verständlich gemacht hat – und es auch heute in unserer jetzigen Welt versucht.

Mir ist dabei ein Gedanke gekommen zur Aufgabe der Kirche heute: Kirche müsste nicht nur den Glauben vermitteln im Sinne einer Bibelauslegung oder von dogmatischen Sätzen. Kirche müsste sich auch (und vielleicht besonders) daran machen, Gottes Präsenz im Hier und Jetzt zu entdecken. Wie taucht Gottes Nähe in der Lebenswelt der Menschen auf? Wie deuten wir das, was um uns herum und was mit uns geschieht im Licht unseres Glaubens? Welche Glaubenserfahrungen werden uns durch die Menschen heute in ihren Sorgen und Nöten, ihren Ängsten und Hoffnungen, ihren Bewältigungsstrategien und auch in ihrem Scheitern vermittelt? Und wo und wie könnten wir sichtbar machen, dass Gott in diesen Lebenswirklichkeiten anwesend ist?

Das setzt voraus – durchaus in der Linie meines Beitrages vor ein paar Tagen – , dass sich unsere Kirche von ganz oben bis ganz unten der Lebenswelt der Menschen stellt, sich dafür interessiert und sie in Berührung bringt mit den Aussagen der Bibel, mit der Frohen Botschaft Jesu Christi. Das wäre – wenigstens zum Teil – meine Vision einer lebendigen, menschennahen, zukunftsträchtigen Kirche.

Mut machen ja auch die Beratungen und Diskussionen des Synodalen Wegs. Heute wurden Mitwirkungsmöglichkeiten bei Bischofsernennungen diskutiert. Das scheint mir ein Weg zu sein, das ganze Volk Gottes, Männer und Frauen, Kleriker und Laien zu beteiligen an wichtigen und weitreichenden Entscheidungen der Kirche. So kann es weitergehen, vor allem mit der offenen, vertrauensvollen, die Kontroverse nicht scheuenden Diskussionskultur.

Hier der oben angesprochen Text als Link: https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/2.0_SV-II-Praesidium-Orientierungstext-Lesung1.pdf

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