Monthly Archives: Dezember 2022

Seniorenleben 2022 – ein persönlicher Rückblick

Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu. Anlass für mich, darüber nachzudenken, wie Senior*innen dieses Jahr wohl erlebt haben.

Erstes wichtiges Thema war bestimmt Corona mit allen Einschränkungen, mit all der Furcht, mit all den tatsächlichen Erkrankungen und wohl auch Abschieden.

Dann kam der Ukrainekrieg. Ich vermute, er hat bei den Hochbetagten noch eigene Lebenserinnerungen wachgerüttelt, wohl auch Ängste und Traumatisierungen. Aber auch eine große Hilfsbereitschaft, weil man weiß, wie es Geflohenen und Vertriebenen geht.

Überhaupt: Hilfsbereitschaft! Sehr viele engagieren sich ehrenamtlich. Über 1000 (in Worten: eintausend!) Initiativen von Hochbetagten über 80 Jahren waren für eine Preisverleihung nominiert. RESPEKT!

Beeindruckt hat mich, dass sich Senior*innen u.a. für den Klimaschutz, das Energiesparen (nicht [nur] aus finanziellen Gründen) oder auch als „Omas gegen Rechts“ engagiert haben.

Andererseits mussten auch sehr viele Senior*innen arbeiten, um ihre Rente aufzustocken. Über 1 Million waren über 67 Jahre alt und sogar noch 13.000 der über 80-Jährigen. Dass sie das in unserem wohlhabenden Land tun müssen, ist m. E. ein Skandal!

Da hat dann das 9-€-Ticket im Sommer wenigstens manchen eine Reisemöglichkeit verschafft, eine Unterbrechung (Urlaub) und manchmal ein Wiedersehen mit Freunden und Verwandten.

Viele Bereiche hab ich jetzt nicht erfasst. Aber vielleicht mögen Sie selbst Mal Rückschau halten, wie und wo Sie Senior*innen in ihrem Lebensumfeld erlebt haben.

Ich jedenfalls wünsche allen, den Alten wie den Jungen, ein gesundes, friedliches, solidarisches und gesegnetes Jahr 2023!

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Weihnachten 2022

Wir sind beim Weihnachtsfest angelangt. Das ist der Tag, an dem all unsere Bedürfnisse und Sehnsüchte kulminieren. Zumindest für die, die sich in der jüdisch-christlichen Linie verstehen. Die den Messias erwarten. Die die Ankunft Gottes (das bedeutet das Wort „Advent“) erwarten. Wenn Gott kommt, wird alles Bedrohliche und Bedrängende, wird alles Leid und jede Verwundung an Körper, Seele und Geist überwunden werden. Für uns Christen ist dieser Messias in Jesus Christus zur Welt gekommen als „sar-shalom“, als „Friedensfürst“ (Jes 9, 5); so hören wir es in der Weihnachtslesung.

Dieses wunderbare hebräische Wort shalom übersetzen wir meistens mit „Friede“. Aber shalom ist weitaus mehr als (politischer) Friede. Shalom ist all das, was wir in den letzen Wochen angeschaut haben. Shalom ist der Zustand des Wohlstands im materiellen Sinne; ist die harmonische Beziehung zu anderen Menschen; ist der Einklang mit sich selbst in Seele, Leib und eigener Geschichte; ist schließlich die freundschaftliche Beziehung mit Gott. Von diesem Shalom kündet das Weihnachtsfest.

Eine Freundin hat mich neulich mal gefragt, worauf wir uns vorbereiten, wenn Gott doch schon da ist. Keine leichte Frage, die sich aber vielleicht viele stellen.

Mein Antwortversuch: Ich glaube, im Advent wird das Leiden spürbarer und der Wunsch nach Beendigung des Leidens. Und die Hoffnung auf göttliche Hilfe. Die Sehnsucht wird spürbarer und der Advent erhöht vielleicht die Aufmerksamkeit/ Achtsamkeit/ Wachsamkeit für das Göttliche. Das ist zwar da, aber (noch) nicht/ nicht immer im Bewusstsein.

An Weihnachten – für mich am deutlichsten erfahrbar in der Christmette – werde ich offener für die Verbundenheit unter den Menschen. Ich werde ergriffen von der Feierlichkeit und auch von der Stille (vor allem, wenn der Gottesdienst mit Herzblut gestaltet ist). Ich gehe getrost und zuversichtlicher heim in den Alltag. Warte darauf, dass ich Gottes Da-sein spüre. Warte nicht nur, sondern rechne damit, dass sich das Göttliche, dass sich Gott in meinem Leben zeigt. In vielfältigster Form, in vielen heilenden Begegnungen, im fröhlichen Lächeln, einem offenen Ohr, einem freundlichen Wort. Dann stimmt, was Paulus schreibt:

Erschienen ist uns die Güte und die Menschenfreundlichkeit Gottes“ (Tit 3, 4)

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Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen bagso e. V. bewirbt in ihrem Newsletter einen Film, der verschiedene, sehr anregende Projekte für Menschen mit Demenz vorstellt. Die bagso schreibt:

Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz: Film über die Arbeit der Netzwerke Sechs Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz stellen ihre Arbeit in einem Film vor. Er heißt „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz – Netzwerke für ein gutes Miteinander“. Neben Akteurinnen und Akteuren aus den Netzwerken kommen auch Menschen mit Demenz als Expertinnen und Experten in eigener Sache zu Wort. Sie berichten, wie Unterstützung und Teilhabe gelingen können. Der Film wurde von der Netzwerkstelle „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“ herausgegeben. Alle vorgestellten Netzwerke werden aktuell vom BMFSFJ gefördert. Interessierte können auf den Film verlinken und ihn für ihre Veranstaltungen nutzen.

Hier der Link zum Film auf YouTube: https://youtu.be/u1UMVVY9Ego

Ich habe mir diesen Film angesehen. Die Projekte sind z. T. sehr einfach umzusetzen und so auch ein guter Impuls zur Nachahmung. Außerdem habe ich auf YouTube auch Projektvorstellungen aus früheren Jahren gefunden. Einfach mal durchstöbern!

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Advent 2022: 4. Adventswoche

Der Advent ist eine Sehnsuchtszeit. Sehnsucht nach einem vollkommenen Leben. Und zwar für alle, nicht individualistisch. Ich möchte für die Adventssonntage den Blick auf die großen Themen unserer Zeit legen und Impulse aus dem Glauben suchen.

4. Woche: Frieden

Seit knapp zehn Monaten herrscht in der Ukraine Krieg. Das ist aber nicht der einzige auf dieser Welt. Es gibt ca. sechs Kriege und viele bewaffnete Konflikte überall auf der Welt. Also: eine richtig friedliche Welt gab es nie.

Durch den Ukrainekrieg wird aber allen, die wie ich weit nach dem 2. Weltkrieg geboren sind, auch bewusst, wie sehr die Menschen zu leiden haben. Wir richten den Blick mehr auf die Opfer und weniger auf die Sieger und Gewinnler des Krieges. Wir wissen spätestens seit Afghanistan, wie sich diese Leiderfahrungen über Generationen in die Seele der Menschen einbrennen.

Jesus kommt als „Friedensfürst“. In diesem Titel spiegelt sich die Sehnsucht der Menschen damals wieder, deren Leben auch von Krieg, Gewalt und Unterdrückung geprägt war. Es ist bis heute eine unerfüllte Sehnsucht. Und es ist immer noch eine wirkmächtige Sehnsucht.

Vielleicht ist beides wichtig: dass sie unerfüllt ist und wirkmächtig. So bleibt die Sehnsucht ein Motor, sich nach den je eigenen Kräften für den Frieden einzusetzen. Sie bleibt auch Kraftpotenzial. Wir können und sollen die Verantwortung nicht abschieben an einen Gott, der wie auch immer Frieden schafft. Wir können und sollen eigene Fähigkeiten wirken lassen: in der lauten Stimme, in der Unterstützung der Leidenden und Opfer, nicht zuletzt im Gebet, das den „Friedensfürsten“ anruft als Unterstützer.

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Advent 2022: 3. Adventswoche

Der Advent ist eine Sehnsuchtszeit. Sehnsucht nach einem vollkommenen Leben. Und zwar für alle, nicht individualistisch. Ich möchte für die Adventssonntage den Blick auf die großen Themen unserer Zeit legen und Impulse aus dem Glauben suchen.

3. Adventswoche: sozialer Zusammenhalt

Eine der großen Herausforderungen bei uns in Deutschland (aber auch anderswo) ist der soziale Zusammenhalt. Ich habe schon in der letzten Woche die „Abgehängten“ erwähnt. Aber auch Kinder, die es mit der Bildung schwer haben oder Senior*innen, die der Fürsorge und der Pflege bedürfen, machen die Wichtigkeit eines Zusammenhalts sichtbar. Und zwischen diesen beiden Polen gibt es viele Lebenssituationen (Frauen, Alleinerziehende, Migranten, Traumatisierte …), die einen Unterstützungsbedarf haben. Aber welche Art von Unterstützung ist jeweils nötig?

Es gibt bei uns sehr viele Menschen, die ansprechbar sind durch die Notlage anderer. Ich habe in meinem letzten Beitrag die vielen Ehrenamtlichen erwähnt. Viele Menschen lassen sich die Not anderer zu Herzen gehen. Das war 2015 so, als viele Asylsuchende bei uns ankamen. Das war dieses Jahr so gegenüber den Frauen und Kindern, die Sicherheit vor dem Krieg suchten. Da haben wir ein sehr offenes Herz gezeigt. Es gibt auch alltägliche Beispiele: Ehrenamtliche in den Sportvereinen, im Besuchsdienst, bei den Kommunen und Wohlfahrtsverbänden, in der Nachbarschaftshilfe … Nicht zu vergessen die vielen, die von ihrem Vermögen andere mit Spenden unterstützen.

Sozialer Zusammenhalt ist wichtig und auch immer bedroht. Von außen (etwa durch Krieg und Terror) oder durch innen (etwa durch Fake News, Neid, Hass). 

Bedrohungen gab es auch schon zu Zeiten der Bibel. Wer damals den Zusammenhalt bedrohte (ob willentlich oder nicht), wurde ausgegrenzt – zum Schutz der größeren Gemeinschaft. Ich denke dabei an Sünder, an Aussätzige, an Straffällige.

Jesus geht den umgekehrten Weg zur Ausgrenzung. Er holt die Ausgegrenzten wieder zurück, macht sie wieder salonfähig. Bietet ihnen die Hand zur Umkehr und Rückkehr. Bietet ihnen neue Gemeinschaft mit festem Zusammenhalt. So etwa bei Zachäus; bei der Sünderin, die ihm die Füße wäscht; beim „Besessenen“ von Gerasa oder den zehn Aussätzigen, die er heilt; usw…

Ausgegrenzt zu werden, das war auch die Erfahrung der jungen Kirche. Die junge Christengemeinde wurde etwa in der Mitte des ersten Jahrhunderts aus der Synagoge ausgeschlossen, weil sie nicht mehr dem Glauben der Juden entsprach. Aber die Christen haben in Jesus eine neue Gemeinschaft erfahren und einen starken Zusammenhalt quer durch alle Bevölkerungsschichten, quer durch ganz Kleinasien und Südeuropa. Ein Beispiel für diesen Zusammenhalt sind die Sammlungen für notleidende Menschen und Gemeinden, von denen die Apostelgeschichte berichtet. So hat sich eine schlimme Erfahrung gewendet.

Das ist etwas, das uns selber auch gut tut, wenn jemand die Hand ausstreckt in unsere Richtung und zeigt: „Wir gehören zusammen.“ Wenn wir durch den Zusammenhalt erfahren, dass schwere Lebenssituationen bestanden werden können. Wenn wir erfahren, dass wir im Miteinander mehr sind denn als Einzelne. Es tut auch anderen gut, wenn sie Solidarität und Zusammenhalt durch uns erfahren. Sei es durch ein freundliches Lächeln, durch ein offenes Ohr, durch eine hilfreiche Geste …. Bestimmt haben auch Sie selbst gute Kompetenzen und Ideen!

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5. Dezember 2022: Tag des Ehrenamts

Heute, am 5. Dezember, ist der Tag des Ehrenamts. Menschen, die sich freiwillig sozial, gesellschaftlich, politisch oder kirchlich engagieren, sind unersetzlich für unsere Gesellschaft, mehr noch: sie sind ein Segen!

Leider wird dabei allzu oft übersehen, dass ein solches Engagement auch im familiären Bereich stattfindet – nämlich in der Pflege von alten und/ oder dementen Angehörigen oder Zugehörigen. Aber diese machen immerhin ca. 3/4 aller Pflegenden aus. Der Zeitaufwand ist gigantisch, der Kraftaufwand ebenso. Außerdem sind oft auch mehrere Personen mit einem Pflegebedürftigen beschäftigt. Der Umfang der Dienstleistungen ist erheblich: Körperpflege, Haushaltsunterstützung, sozialer Kontakt, Fahrdienste, Besorgungen, Hilfe bei Beantragungen von …, Hilfe bei den Mahlzeiten oder der Medikamenteneinnahme etc.

Auch die Menschen, die als Besuchsdienst oder als Hospizbegleiter tätig sind, möchte ich heute hervorheben. Das ist oft sehr bereichernd, aber eben auch anstrengend.

Ihnen allen sage ich ein kräftiges „Vergelts Gott!“ und wünsche ihnen viel Freude, Kraft und Gottes Segen.

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Advent 2022: 2. Adventswoche

Der Advent ist eine Sehnsuchtszeit. Sehnsucht nach einem vollkommenen Leben. Und zwar für alle, nicht individualistisch. Ich möchte für die Adventssonntage den Blick auf die großen Themen unserer Zeit legen und Impulse aus dem Glauben suchen.

2. Adventssonntag: Gerechtigkeit

Im Zuge der Pandemie ist es unübersehbar vor unser aller Augen: die Welt ist nicht gerecht. Die Schere zwischen Armen und Reichen öffnet sich immer mehr, viele Menschen in unserem Land erleben sich als abgehängt und abhängig. Abgehängt oder abhängig von Arbeitsplätzen, abgehängt oder abhängig von Informationen, abgehängt oder abhängig von Zuwendungen, abgehängt oder abhängig von sozialen Kontakten…. Andere, die (etwas) mehr auf der Sonnenseite leben, sind besorgt, ihren Status zu erhalten. Gerecht ist was anderes.

Vielleicht hilft hier ein Blick auf das biblische Verständnis von „Gerechtigkeit“. Das ist in der Bibel kein Begriff aus der Rechtsprechung. „Gerechtigkeit“ im Sinne des Ersten Testaments bedeutet, dass jeder so viel hat, dass er gut leben kann. Das umfasst nicht nur die materielle Grundlage, sondern auch die Gesundheitsfürsorge, den sozialen Zusammenhalt und auch die spirituelle Dimension. Die „Gerechtigkeit Gottes“ setzt sich dafür ein, dass wir Menschen solche Verhältnisse schaffen, in denen jede und jeder so viel hat, dass er gut leben kann. Dazu gibt es die vielen (und nicht nur die zehn) Gebote, die vor allem durch die Priesterschrift nach dem Exil in Babylon entstanden sind. Ausdrücklich wird dabei immer wieder auf die globale Geltung hingewiesen: bei der Gerechtigkeit geht es nicht nur darum, dass es dem Volk Israel gut geht, sondern um alle Menschen. Nötig ist also eine Veränderung des Blickwinkels, weg vom Eigenen, Nationalen – hin zum Globalen und Universalen. Gott wird laut und deutlich, mal mahnend, mal hinweisend, mal fordernd. Immer wieder wird so seine Gerechtigkeit zu dem Markenzeichen Gottes, zum Zentralbegriff der Bibel.

Heute sehen wir sehr viel weiter als vor 2000 – 3000 Jahren, als das Erste und das Zweite Testament entstanden sind. Wir sehen Menschen rund um die Welt, auch wenn sie im Amazonasgebiet oder im Hindukusch leben oder in Zentralchina. Wir sehen die Auswirkungen unseres Handelns und unseres Unterlassens für die Zukunft – für unsere Kinder und Enkelkinder. Gerechtigkeit im biblischen Sinne bekommt also eine sehr viel größere Dimension. Wir bekommen und haben eine sehr viel größere Verantwortung. Wir erleben, dass das den Einzelnen übersteigt und überfordert, wir sind als Gemeinschaft gefordert und gefragt. Und zwar bei uns (Stichwort: Armut, Geschlechtergerechtigkeit, Generationengerechigkeit) und auch weltweit (Stichwort: Kriege, Hungersnöte, Verteilungsgerechtigkeit) – über alle Grenzen politischer, wirtschaftlicher und auch religiöser Natur hinweg.

Aber Gott sagt uns diese Gerechtigkeit auch zu. Wir haben ihn, Gott, nicht nur als Ursprung und als Fordernden, sondern auch als Unterstützer. Das kann uns im Advent auch (wieder) bewusst werden, wie Gott mich und uns alle dabei unterstützt, für gerechte Verhältnisse zu sorgen.

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