Monthly Archives: April 2023

Vergiss-mein-nicht-Maiandacht

Die Seniorenseelsorgerin Marianne Kaltner bietet am 2. Mai 2023 um 14:30 Uhr in Töging eine sog. „Vergiss-mein-nicht-Maiandacht an. Sie ist auch und besonders für Menschen mit einer Demenzerkrankung geeignet. Es werden bekannte Lieder gesungen, die fest im Langzeitgedächtnis verankert sind.

Anschließend gibt es noch die Möglichkeit, miteinander in der Eisdiele Riviera ein Eis zu essen und miteinander zu reden. Dazu bittet Marianne Kaltner um eine Anmeldung. Die Telefonnummer finden Sie auf dem Flyer unten:

Flyer von Marianne Kaltner

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Pflegende Angehörige:

„Das habe ich nicht gemerkt“

Gestern Abend ging es in der ARD-Sendung „Hart, aber fair“ um das Thema „Pflege“. Pflege daheim (etwa 2/3 werden daheim von Angehörigen gepflegt), Heimunterbringung, personelle Ausstattung, Pflegekosten und die Pflegeversicherung sowie die Frage nach dem je eigenen Beitrag der Pflegebedürftigen waren wichtige und interessante Fragen.

Am eindrücklichsten aber war für mich ein Mann, der seit etwa 20 Jahren seine Frau pflegt. Er erzählte davon, wie er seinen Alltag bewältigt zwischen Berufstätigkeit und Pflege. Lange Zeit schaffte er das allein und mit Unterstützung der Familie. Erst spät kamen Freunde und auch professionelle Helfer dazu. Auf die Frage von Moderator Louis Klamroth, woran er gemerkt habe, dass seine Kräfte erlahmen, sagte er:

„Ich habe das gar nicht gemerkt!“

Diese Aussage ist erschreckend, aber kein Einzelfall. Sie hat mich an ein Gespräch vor vielen Jahren mit einem ähnlichen Satz erinnert. Angehörige pflegen, bis sie nicht mehr können. Sie haben den Anspruch an sich selber, es alleine zu schaffen. Sie haben vielleicht auch Scham, sich und anderen einzugestehen, dass die häusliche Pflege über ihre Kraft geht. Sie empfinden und hören oft auch von außen den Anspruch, dass sie die Pflege selbst zu leisten haben – natürlich im höchstmöglichen Ausmaß und Standard. Von außen: das beginnt manchmal schon bei den Familienmitgliedern, die nicht im selben Haushalt wohnen.

Dabei ist niemandem gedient, wenn die pflegende Angehörige (in der Mehrzahl sind es Frauen) zusammenbricht und nicht mehr kann. Ausgebrannt ist, keinen Raum mehr hat zum Verschnaufen, zum Loslassen, gar zur eigenen Lebensgestaltung. Wenn das ganze Leben nur noch in der Aufmerksamkeit und der Fürsorge für den Pflegebedürftigen besteht. Dabei gibt es Unterstützungsmöglichkeiten!

Die einfachste Unterstützung besteht für Freunde und Nachbarn darin, nachzufragen – Interesse zu zeigen – zu zeigen, dass die pflegende Angehörige nicht vergessen ist. Das darf man ja nicht unterschätzen!

Eine weitere Möglichkeit sind Nachbarschaftshilfen oder ein ehrenamtlicher Besuchsdienst. Die ermöglichen mal eine Auszeit: zum Frisör, einen Spaziergang, in ein Cafe, eine halbe Stunde bei einer Freundin… Eine erste Adresse und Ansprechpartnerin wäre da die Seniorenseelsorgerin, die evtl. Kontakte vermitteln kann.

Und schließlich die Vielzahl unterschiedlicher Profis: von der Haushaltshilfe über den Fahrdienst bis hin zur Tages- bzw. Verhinderungspflege und zum Pflegedienst. Adressen gibt es etwa auf meiner Seite mit dem Hilfenetzwerk.

Zum Schluss möchte ich noch eine Bemerkung aus der Sendung aufgreifen: Pflegebedürftige sind nicht nur alte Menschen. Pflegebedürftig sind auch schon junge Menschen mit einer Behinderung etwa. Das ist eine Personengruppe, die oft übersehen wird.

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Religiosität im Alter

Nachdenken über eine Seniorenseelsorge der Zukunft

Ich habe neulich einen Podcast vom Schweizerischen Rundfunk gehört zum Thema: „Warum glauben immer weniger an Gott?“ Darin wurde beschrieben, dass die Religiosität von Menschen von Generation zu Generation geringer wird. Das schlägt sich nicht nur im Kirchgang nieder, sondern auch im religiösen Wissen und in der Weitergabe des Glaubens. Da sind jetzt schon die Kirchen gefragt, etwa im Religionsunterricht und auch im gemeindlichen Angebot für Kinder diese Lücken zu füllen.

Ich denke schon mal einen Schritt weiter: was bedeutet dieser Befund für die zukünftige Seniorenarbeit der Kirchen und Pfarreien?

Die Bindungskräfte werden abnehmen; es wird noch weniger selbstverständlich sein, dass Ältere in einen Seniorenkreis gehen (das tun sie jetzt schon sehr viel später als in früheren Zeiten); es wird sich als noch notwendiger erweisen, die Senior*innen anzusprechen; wir können nicht darauf vertrauen, dass das Alter das Beten lehrt; wir können schon gar nicht darauf setzen, dass diese Menschen zu uns als Kirche kommen. Wir müssen raus – und zwar frühzeitig! Und zwar jetzt!

Ich denke, wir sollten uns viel früher/ jetzt schon für die Lebenswelt der Menschen ab der Lebensmitte, also der künftigen Senior*innen interessieren. Welche Lebensfragen beschäftigen die 50-60-Jährigen? Welche Perspektiven tun sich für diese Menschen auf gegen Ende ihrer Arbeitsphase? Worin finden sie Sinn und Erfüllung? Wie geht es denen, die in prekären Situationen leben? Wie denen, die nur einen erschwerten Zugang zur Gesundheitsvorsorge haben? Die nicht zur bildungsaffinen Mittelschicht gehören? Schließlich: was wissen wir als Kirche von deren Spiritualität? Von ihren Hoffnungen und Ängsten, von ihren Fragen und ihren Träumen?

Natürlich wird es hoffentlich/ sicher auch das ausgesprochen religiöse Angebot geben: Gottesdienste, Glaubensgespräche, Exerzitien für Menschen ab der Lebensmitte. Es wird weiterhin die Seniorenkreise geben mit einem hoffentlich breiteren Angebot als dem gemütlichen Beisammensein (das ich nicht gering schätze). Aber Seniorenseelsorge wird vielleicht/ hoffentlich mehr am Puls der Menschen in ihrem Alltag sein. Ich stelle mir offene und niederschwellige Begegnungsmöglichkeiten vor. Seniorenseelsorge wird sich auch mehr vernetzen, um mit anderen zusammen zu wirken auf vielen Ebenen (Versorgung, Pflege, Ämter, Nachbarschafthilfen etc.) – und dabei die spirituelle Dimension der Menschen einbringen. Sie wird sich vernetzen auch mit Ehrenamtlichen, damit das Netz auch die erreicht, die nicht im Fokus von Kirche stehen.

Das alles (und noch viel mehr) sind notwendige Schritte. Und doch auch Vor-arbeiten. Notwendige Vor-arbeiten, damit der Zugang für die Menschen offen und sichtbar bleibt für die spirituellen Fragen, die kommen angesichts von Lebensreflexion, von Sinnfragen, von Lebensbewältigung mit den Fragen von Versagen, von Schuld, von Vergebung, von Beziehungsklärungen usw. Die offen ist und sichtbar bleibt für die Erfahrung des Göttlichen, für die Deutung von Leben im Licht des Göttlichen, für die Begegnung, die Räume für solche Erfahrungen ermöglicht.

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Demenz und Co-demenz

Die Anzahl der Menschen mit einer der verschiedenen Arten von Demenzerkrankung steigt mit höherem Lebensalter. Mit ihnen steigt auch die Zahl derer, die mittelbar und unmittelbar davon mitbetroffen sind – sei es als Angehörige oder Freunde, Nachbarn oder Arbeitskollegen. Nachdem dieser Krankheitsprozess mit leichten Symptomen beginnt, die sich immer weiter verschlechtern, ist es für die Mitbetroffenen schwer, das einzuordnen und dem Erkrankten zu helfen.

2017 habe ich diese Personen in einem Beitrag als „Co-dement“ bezeichnet. Sie sind mit dem Erkrankten verbunden und können sich dem nur schwer/ gar nicht entziehen. Sie richten ihre Aufmerksamkeit mehr und mehr auf den Erkrankten. Sie übernehmen mehr und mehr Aufgaben und Verantwortung. Sie versuchen und müssen mehr und mehr kontrollieren. Sie spüren mehr und mehr Druck und Ausweglosigkeit. Es entwickeln sich häufig Gefühle wie Wut und Aggression. Und Schuldgefühle. Vor allem dann, wenn der Druck von außen (nicht beteiligte Familienmitglieder, Nachbarschaft, Dorf …) dazukommt. Und entlastende Hilfe nicht in Sicht ist.

Neben der tatkräftigen Entlastung durch Profis in vielen Bereichen (siehe mein Hilfenetzwerk als Anregung) ist auch der Austausch mit anderen hilfreich und notwendig. Dafür gibt es Selbsthilfegruppen, etwa bei der AWO in Mühldorf. Und es gibt den sog IKS-Kurs der Seniorenseelsorger. Dieser fünfteilige Kurs war für die bisherigen Teilnehmer*innen immer sehr entlastend. Jetzt findet wieder so ein Kurs statt.

Alles Infos gibt es in meinem vorherigen Beitrag und im Flyer unten. Ich möchte allen diesen Kurs dringend empfehlen.

Flyer der Seniorenseelsorger Mühldorf

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Erinnerung: Kurs für Angehörige von Demenzkranken

Ich möchte nochmal den „IKS-Kurs für Angehörige von Demenzkranken“ in Erinnerung rufen. Die Teilnehmer*innen bekommen Informationen über die Demenzerkrankung, können sich austauschen und auch die spirituellen Aspekte werden angesprochen.

Der Kurs findet ab 26. April fünf Mal immer am Mittwoch Nachmittag statt. In dieser Zeit gibt es auch die Möglichkeit zur Betreuung der Demenzerkrankten.

Leiter des Kurses sind die Seniorenseelsorger Marianne Kaltner und Georg Stürzl. Sie bitten um eine Anmeldung bis zum 19. April.

Alle Informationen finden Sie im Flyer:

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Auferstehung 2023

Wir Christen feiern Ostern. Die Auferstehung Jesu vom Tod ins Leben hinein. Ein Ereignis, das niemand bemerkt, als es passiert. Das aber doch die Menschen ergreift, angefangen bei Maria von Magdala bis hin zu uns heute.

Auferstehung: das ist für viele die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod bei Gott, in seiner liebevollen Güte, Barmherzigkeit, Menschenfreundlichkeit und Freude.

Vielleicht aber gibt’s Auferstehung auch schon jetzt. Natürlich in kleinerem Maßstab, aber doch eine Art „neues Leben“. Ich denke an ein Unfallopfer, das nach Monaten im Gips wieder den ersten eigenen Schritt tun kann, mühselig zwar – und dennoch der erste, winzig kleine ohne Krücken. Ich denke an eine Frau, die sich völlig „aufgeopfert“ und „hingegeben“ hat an ihre pflegebedürftige Mutter und die irgendwann Mal den Mut aufbrachte, ein klein wenig auf sich selbst zu achten. Ich denke an die alkoholkranken Männer, die einen Neuanfang in der Abstinenz wagen nach viel Leiden für alle Beteiligten, vor allem die Frauen und Kinder. Ich denke an Menschen mit Angst, die allmählich Zuversicht und Lebensmut entwickeln.

Diese heutigen Auferstehungserfahrungen haben eines gemeinsam: sie geschehen nie allein. Immer sind andere beteiligt – begleitend, unterstützend, korrigierend. Immer braucht es Beziehung. Immer ist Menschenfreundlichkeit , Liebe im Spiel. Immer ist Beharrlichkeit und Geduld nötig. Es geht nie schnell.

Bild: Michael Tress

Und diese Erfahrungen zeigen mir, dass da auch Gott mitwirkt und das Göttliche erfahrbar wird. Das Göttliche, das Leben fördert. Das neue Dimensionen aufstößt, Perspektiven eröffnet, Beziehung ermöglicht. Wege zeigt, die gemeinsam gangbar werden.

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Karfreitag 2023

Heute begehen wir den Karfreitag, den Tag, an dem Jesus gefoltert und hingerichtet worden ist. Seine Botschaft, seine Überzeugung, sein Einsatz für andere Menschen und eine lebenswertere, göttliche Welt haben ihn so weit gebracht.

Ich habe heute aber auch Menschen vor Augen, die heute wegen ihrer Überzeugung und ihrem Einsatz gefoltert und sogar hingerichtet werden. Durchaus auch unter fragwürdiger Anklage und ohne Beistand. Diese Menschen tauchen nur dann in unseren Nachrichten auf, wenn sie prominent sind. Viele sind das nicht. Etwa die Frauen im Iran oder Afghanistan. Oder Menschen in Afrika und China. Oder die Opfer von Bandenkriegen in Süd- und Mittelamerika.

Gewalt gibt es auch ohne Folter und aus anderen Gründen. Auch in unserer bürgerlichen Gesellschaft wurden und werden Menschen gequält: Frauen, Kinder, Schwächere.

Foto: Michael Tress

In der Karfreitagsliturgie gibt es die sog. „Kreuzverehrung“. Ein verhülltes Kreuz wird in die Kirche gebracht und dabei schrittweise enthüllt. Dann tritt jede/r Gläubige vor das Kreuz mit einer Verneigung, einer Kniebeuge oder einer Berührung.

Dabei könnte man auch an die vielen heutigen Menschen denken, die unter Gewalt zu leiden haben und für sie beten.

Oder umgekehrt: heute Abend bei den Nachrichten die Opfer sehen und dabei an Jesus am Karfreitag denken.

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Familienbarometer des Bundesministeriums

Das Bundesfamilienministerium hat ein neues „Familienbarometer“ herausgegeben. Es zeigt auf, unter welchen Belastungen Familien heutzutage leben – nicht nur, aber auch im Seniorenbereich (etwa in der häuslichen Pflege). Vor allem auch, welche Unterstützung für die Familien nötig ist. Im Newsletter der bagso heißt es dazu:

Familienbarometer: Mehrheit wünscht sich Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige

Bundesseniorenministerin Lisa Paus hat das Familienbarometer vorgestellt: Darin werden zentrale Trends zum Familienleben in Deutschland analysiert und Optionen für die Weiterentwicklung familienpolitischer Leistungen aufgezeigt. Der Fokus des Familienbarometers liegt unter anderem auf den Handlungsfeldern: „Finanzielle Sicherheit für Familien erhöhen“ und „Zeitautonomie in herausfordernden Familienphasen erhöhen“. Ein wichtiges Ergebnis ist: Zwei Drittel der Bevölkerung können sich grundsätzlich vorstellen, Angehörige zu pflegen. Die Mehrheit (75 Prozent) wünscht sich eine Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige.

Hier ist der Link zum Familienbarometer: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/familienbarometer-222676?view=

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