Gottesdienst zum 6. Sonntag in der Osterzeit am 25. Mai 2025
+ Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen
Lied: GL 349 Komm, o Tröster
Einleitende Gedanken:
Im Lied war von „Last“ die Rede und von „Mühsal“ und von „Haltlosigkeit“.
Vielleicht sind Ihnen dabei eigene Erfahrungen eingefallen? Vielleicht erleben Sie gerade jetzt eine solche Situation? Dann nehmen Sie diese Ihre Lebenserfahrung mit in diesen Gottesdienst hinein.
Und vielleicht auch noch ein paar Menschen mit dazu, von denen Sie Ähnliches wissen.
Kyrie:
Herr Jesus Christus, unser Leben ist manchmal eine arge Belastung. Wir vertrauen, dass du unsere Last mitträgst. Herr, erbarme dich!
Unser Leben ist geprägt von Mühe und Bemühungen. Wir können sie leichter tragen, wenn wir spüren: du bist mit dabei. Christus, erbarme dich!
Das Leben verliert manchmal jeglichen Halt. Dann brauchen wir jemanden – dich –, der uns hält. Herr, erbarme dich!
Tagesgebet
Allmächtiger Gott, lass uns die österliche Zeit als Zeit der Hoffnung und der Perspektive erleben mit Blick auf die Auferstehung Jesu, damit sie unser Leben prägt und verwandelt. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen
Einleitung zur 1. Lesung: Apg 15, 1–2.22–29
Die wachsende junge Christengemeinschaft – bestehend aus Juden und Heiden – stellte die Frage nach der Gültigkeit der jüdischen Tradition, besonders des jüdischen Gesetzes. Die Judenchristen hielten sich noch an das jüdische Gesetz; sollte man aber auch die Heidenchristen dazu verpflichten? Das „Apostelkonzil“ fand einen Kompromiss in der Praxis des gegenseitigen Respekts vor unterschiedlicher Lebensweise.
In jenen Tagen kamen einige Leute von Judäa herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr euch nicht nach dem Brauch des Mose beschneiden lasst, könnt ihr nicht gerettet werden. Da nun nicht geringer Zwist und Streit zwischen ihnen und Paulus und Bárnabas entstand, beschloss man, Paulus und Bárnabas und einige andere von ihnen sollten wegen dieser Streitfrage zu den Aposteln und den Ältesten nach Jerusalem hinaufgehen. Da beschlossen die Apostel und die Ältesten zusammen mit der ganzen Gemeinde, Männer aus ihrer Mitte auszuwählen und sie zusammen mit Paulus und Bárnabas nach Antióchia zu senden, nämlich Judas, genannt Barsábbas, und Silas, führende Männer unter den Brüdern. Sie gaben ihnen folgendes Schreiben mit: Die Apostel und die Ältesten, eure Brüder, grüßen die Brüder aus dem Heidentum in Antióchia, in Syrien und Kilíkien. Wir haben gehört, dass einige von uns, denen wir keinen Auftrag erteilt haben, euch mit ihren Reden beunruhigt und eure Gemüter erregt haben. Deshalb haben wir einmütig beschlossen, Männer auszuwählen und zusammen mit unseren geliebten Brüdern Bárnabas und Paulus zu euch zu schicken, die beide für den Namen Jesu Christi, unseres Herrn, ihr Leben eingesetzt haben. Wir haben Judas und Silas abgesandt, die euch das Gleiche auch mündlich mitteilen sollen. Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen, euch keine weitere Last aufzuerlegen als diese notwendigen Dinge: Götzenopferfleisch, Blut, Ersticktes und Unzucht zu meiden. Wenn ihr euch davor hütet, handelt ihr richtig. Lebt wohl!
Einleitung zur 2. Lesung: Offb 21, 10–14.22–23
Die Vision, von der wir am letzten Sonntag gelesen haben, wird heute fortgeführt. Diesmal wird uns das himmlische Jerusalem vorgestellt.
Dabei fällt vor allem die heilige Zahl 12 auf. In der Zwölf vereinigen sich symbolhaft das Göttliche (3) und das Menschliche (4).
Bezeichnend auch, dass es im himmlischen Jerusalem keinen Tempel mehr braucht.
Ein Engel entrückte mich im Geist auf einen großen, hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie von Gott her aus dem Himmel herabkam, erfüllt von der Herrlichkeit Gottes. Sie glänzte wie ein kostbarer Edelstein, wie ein kristallklarer Jaspis. Die Stadt hat eine große und hohe Mauer mit zwölf Toren und zwölf Engeln darauf. Auf die Tore sind Namen geschrieben: die Namen der zwölf Stämme der Söhne Israels. Im Osten hat die Stadt drei Tore und im Norden drei Tore und im Süden drei Tore und im Westen drei Tore. Die Mauer der Stadt hat zwölf Grundsteine; auf ihnen stehen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes. Einen Tempel sah ich nicht in der Stadt. Denn der Herr, ihr Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung, ist ihr Tempel, er und das Lamm. Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond, die ihr leuchten. Denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie und ihre Leuchte ist das Lamm.
Einleitung zum Evangelium: Joh 14, 23–29
Wir sind mitten in der ersten von gleich drei großen Abschiedsreden Jesu, die uns die Verfasser des Johannesevangeliums komponiert haben.
Wenn wir uns von einem Freund/ einer Freundin verabschieden müssen, steht die Frage im Raum: was verbindet uns, wenn wir getrennt sind?
Das sind zum einen Gefühle, Erinnerungen, Gespräche. Das ist zum anderen eine Hoffnung auf ein Wiedersehen, ein Wiederhören. Es ist zum dritten eine Gewissheit, dass die/ der andere mir nahe ist, auch wenn sie/ er weit weg ist. Das alles tröstet uns über den Abschiedsschmerz hinweg. Das ist es, was das griechische Wort parákletos meint, das wir mit „Beistand, Hilfe, Tröster, Fürsprecher“ übersetzen.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen. Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat. Das habe ich zu euch gesagt, während ich noch bei euch bin. Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht. Ihr habt gehört, dass ich zu euch sagte: Ich gehe fort und komme wieder zu euch. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich. Jetzt schon habe ich es euch gesagt, bevor es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht, zum Glauben kommt.
Gedanken:
Wir stellen uns das Zusammensein der Jüngerinnen und Jünger mit Jesus gerne idyllisch vor: konfliktfrei, sorgenfrei, voller Aufbruchstimmung, heiter und froh. Eine kleine, in sich geschlossene, heitere, von Glückseligkeit geprägte Wander- und Lebensgemeinschaft.
Das stimmt zwar nicht ganz: es gab Konflikte mit den Menschen im Umfeld und es gab auch Konflikte innerhalb der Anhängerschaft Jesu. Aber unser Bild dieser kleinen, in sich vollkommenen Gemeinschaft trübt das alles nicht.
Dann spricht Jesus vom Abschied. Die Wohlfühloase wird Geschichte sein. Das ist die Erfahrung der Gemeinde des Johannes um die erste Jahrhundertwende. Sie schauen auf Kämpfe und Auseinandersetzungen zurück, sie leben in der Bedrohung durch die römische Staatsmacht, sie erleben auch Glaubenszweifel und Richtungskämpfe.
Jesus spricht davon, dass er Frieden gibt. Dass seine Freunde nicht verzagen sollen.
Diese Worte klingen merkwürdig, weil sie der Erfahrung der Menschen widersprechen. Es gibt eben diese Verzagtheit, es gibt keinen Frieden, nicht im Innen und auch nicht im Außen.
Und heute?
Menschliches Leben ist immer ein belastetes Leben. Es gibt kein Leben ohne Mühe, zumindest kann ich mir kein solches vorstellen. Manchmal sind es Belastungen durch die Arbeit. Manchmal ist der Umgang mit anderen Menschen mühsam und fordernd. Auch Krankheiten und Verluste sind Beschwernisse menschlichen Lebens. Am Rande des Existenzminimums leben zu müssen ohne Perspektive auf eine Verbesserung drückt auf die seelische Stimmung, auf die Kontaktmöglichkeiten und Beziehungen, macht krank. Nicht zu vergessen die Erfahrungen von Gewalt im häuslichen Umfeld oder in einem Krieg. Das zieht einem den Boden unter den Füßen weg und beraubt die Menschen jeglicher Sicherheit und Geborgenheit.
„Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht!“
Wenn wir, die wir in der Freundschaft zu Jesus leben, verzagen würden: was wäre dann?
Dann würden wir uns wohl mit allen diesen Verhältnissen abfinden, sie als „gottgegeben“ hinnehmen und: nichts verändern. So aber sehen wir diese Lebenssituationen und lassen uns nicht davon abschrecken, das zu tun, was in unserer Wirkmächtigkeit liegt. Wir treten heraus aus der Wohlfühloase eines rein innerlichen, vergeistigten Glaubens und hinein in die Verantwortung, die wir für uns, unsere Mitmenschen, unsere Welt haben.
Andacht: (Katholisches Gesang- und Gebetbuch der deutschsprachigen Schweiz Nr. 592)
Komm in unsre stolze Welt, Herr, mit deiner Liebe Werben.
Überwinde Macht und Geld, lass die Völker nicht verderben.
Wende Hass und Feindessinn auf den Weg des Friedens hin.
Komm in unser reiches Land, der du Arme liebst und Schwache,
dass von Geiz und Unverstand unser Menschenherz erwache.
Schaff aus unserm Überfluss Rettung dem, der hungern muss.
Komm in unsre laute Stadt, Herr, mit deines Schweigens Mitte,
dass, wer keinen Mut mehr hat, sich von dir die Kraft erbitte
für den Weg durch Lärm und Streit hin zu deiner Ewigkeit.
Komm in unser festes Haus, der du nackt und ungeborgen.
Mach ein leichtes Zelt daraus, das uns deckt kaum bis zum Morgen;
denn wer sicher wohnt, vergisst, dass er auf dem Weg noch ist.
Komm in unser dunkles Herz, Herr, mit deines Lichtes Fülle;
dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz deine Wahrheit uns verhülle,
die auch noch in tiefer Nacht Menschenleben herrlich macht.
Fürbitten:
Guter und menschenfreundlicher Gott, sieh auf die Nöte der Menschen auf unserer Welt:
- Eröffne allen Verzagten und Ängstlichen einen Blick auf ihre Fähigkeiten und Wirkmächtigkeiten.
- Gib den Menschen, die im Streit leben, die Kraft zum ersten Schritt auf dem Weg hin zur Versöhnung.
- Lass alle Opfer von Gewalt Menschen finden, die ihre Verwundungen an Leib und Seele wenn nicht heilen, so doch wenigstens lindern können.
- Lass die Kranken und Pflegebedürftigen freundliche und kompetente Menschen finden, die sich um sie kümmern.
- Schütze die Liebenden und die Freundschaften und lass die Vertrautheit und Innigkeit groß werden.
- Begleite die Sterbenden in dein Reich des Friedens, der Güte und der Barmherzigkeit.
Gott, du bist uns ein guter Vater und eine liebevolle Mutter. In deiner Gegenwart willst du uns Geborgenheit und Herzenswärme schenken. Dafür danken wir dir durch Jesus Christus, deinen Sohn und unseren Bruder. Amen
Vaterunser
Gebet: (Katholisches Gesang- und Gebetbuch der deutschsprachigen Schweiz Nr. 604, 2)
Herr, öffne meine Augen, dass ich die Not der andern sehe; öffne meine Ohren, dass ich ihren Schrei höre; öffne mein Herz, dass sie nicht ohne Beistand bleiben. Gib, dass ich mich nicht weigere, die Schwachen und Armen zu verteidigen, weil ich den Zorn der Starken und der Reichen fürchte. Zeig mir, wo man Liebe, Glauben und Hoffnung nötig hat, und lass mich deren Überbringer sein. Öffne mir Augen und Ohren, damit ich für deinen Frieden wirken kann.
Segen:
Guter Gott, segne uns mit deiner Freundlichkeit und Liebe. Segne uns mit deiner Ermutigung und deiner Tatkraft. Segne uns mit deiner Kreativität und deiner Schöpferkraft. Du, der Vater, der Sohn und der Hl. Geist.

Gottesdienst zum 5. Sonntag der Osterzeit am 18. Mai 2025
+ Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen
Lied: GL 140:, 1-3: Kommt herbei
Einleitende Gedanken:
Die heutigen Lesungen zeigen eine gewisse Dynamik von der Jesusgemeinschaft (Evangelium) über die junge Kirche (1. Lesung) bis hin in die Ewigkeit (2. Lesung).
Am Anfang steht das Wort „lieben“ (griechisch: agapan). Das haben wir schon vor zwei Wochen kennengelernt als Ausdruck für die göttliche Liebkosung, die Nächstenliebe.
Später braucht es dazu auch eine gewisse verbindende innere und äußere Struktur, wie es in der Apostelgeschichte erzählt wird. Und schließlich weitet sich der Blick auf das Zentrum des Verbindenden: die Präsenz Gottes unter den Menschen. Das ist dann der Himmel.
Manchmal erleben Menschen die Zuwendung eines anderen Menschen, eine sehende und mitfühlende Nähe, eine unerwartete Freundlichkeit, vielleicht sogar eine Herzlichkeit.
Sie sagen: „Das ist der Himmel auf Erden“. Das drückt aus, dass sich mitten im Leben etwas Göttliches ereignet hat.
Kyrie:
Herr Jesus Christus, in dir wird die Liebe Gottes präsent unter uns Menschen.
Herr, erbarme dich unser!
Deine Freunde haben diese Liebe gespürt und in Wort und Tat an andere weitergegeben.
Christus, erbarme dich unser!
Auch uns willst du diese göttliche Liebe immer wieder erleben lassen durch andere.
Herr, erbarme dich!
Tagesgebet
Gott, unser Vater, du hast uns durch deinen Sohn als deine geliebten Kinder angenommen. Sieh voll Güte auf alle Menschen und lass uns aus deiner Liebe heraus auf andere Menschen zugehen. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren lieben Freund und Bruder. Amen
Einleitung zur 1. Lesung: Apg 14, 21b–27
Menschen erleben schwierige Situationen und Lebensphasen. Das ging auch den Christen der ersten Generation nicht anders. Ihr Glaube bewahrte sie nicht vor dem Schweren. So suchen sie den Zusammenhalt mit anderen – unter dem Dach eines „Älteren“, eines Seniors, eines Lebenserfahrenen. (Das konnte natürlich auch eine Frau sein.) Die Lebenserfahrung der Älteren kann für Jüngere sehr entlastend wirken – wie umgekehrt auch die Unbekümmertheit und Frische der Jugend den Älteren guttun kann. Wichtig ist eben das Miteinander, der Austausch, die Gemeinschaft.
In jenen Tagen kehrten Paulus und Bárnabas nach Lystra, Ikónion und Antióchia zurück. Sie stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, treu am Glauben festzuhalten; sie sagten: Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen. Sie setzten für sie in jeder Gemeinde Älteste ein und empfahlen sie unter Gebet und Fasten dem Herrn, an den sie nun glaubten. Nachdem sie durch Pisídien gezogen waren, kamen sie nach Pamphýlien, verkündeten in Perge das Wort und gingen dann nach Attália hinab. Von dort segelten sie nach Antióchia, wo man sie für das Werk, das sie nun vollbracht hatten, der Gnade Gottes übereignet hatte. Als sie dort angekommen waren, riefen sie die Gemeinde zusammen und berichteten alles, was Gott mit ihnen zusammen getan und dass er den Heiden die Tür zum Glauben geöffnet hatte.
Einleitung zur 2. Lesung: Offb 21, 1–5a
Wir sind fast am Ende unserer Bibel angekommen. Wir sind beim „happy end“ – dem guten Ende. Nach allen Schrecknissen und Katastrophen (in denen die Menschen am Beginn des 2. Jahrhunderts lebten – und wir heute) präsentiert uns die Hl. Schrift die Vision einer vollkommenen Welt, auf die alles zuläuft: Gott ist in ihrer Mitte präsent.
Ich, Johannes, sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu.
Einleitung zum Evangelium: Joh 13, 31–33a.34–35
Zwei Wörter prägen den heutigen Abschnitt: „verherrlichen“ und „lieben“.
Beides – Verherrlichung und Liebe – klingen großartig und wunderbar. Nach etwas Erstrebenswertem.
Aber schon kurz darauf wird beides sehr in Frage gestellt durch die weiteren Ereignisse.
Verherrlichung durch Verlassenwerden und Verrat? Liebe, die keine 12 Stunden anhält? Eine Herausforderung, vom anderen (und von sich selbst) nicht zu viel zu erwarten.
Eine Herausforderung, den Blick zu weiten.
Eine Herausforderung, nicht im Schwierigen stehen zu bleiben.
Eine Herausforderung für die Liebe, vor allem dann, wenn es wenig „Herrlichkeit“ gibt.
Als Judas vom Mahl hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen und er wird ihn bald verherrlichen. Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.
Gedanken:
Das Wort „lieben“ ist ein schillerndes Wort. Es meint auf keinen Fall eine Gefühlsregung im Sinne eines „Verliebtseins“, eines Liebespaares.
Im Verständnis des Ersten Testaments und der sie umgebenden Kulturen (Sumerer, Babylonier, Assyrer) könnten wir es am ehesten wiedergeben mit der Bündnistreue dem jeweiligen Herrscher gegenüber, den man „lieben“ soll.
Im biblischen Verständnis richtet sich Liebe immer auf Gott und auch auf andere Menschen. Das kann manchmal die eigene Familie/ Gruppe sein (etwa der eigene Volksstamm oder die Christengemeinde), es kann manchmal die gesamte Weltbevölkerung, die Menschheit insgesamt meinen.
Daraus entwickelt sich dann eine Haltung, die wir wohl am besten mit dem Wort „Solidarität“ ausdrücken. Sie gilt besonders den Unterstützungsbedürftigen und den Schwachen. Dazu zählen die Witwen, die Fremden, die Kranken. Jesus fügt noch die Schuldigen hinzu und die gesellschaftlichen Außenseiter sowie die Menschen mit einem anderen Glauben (etwa die Samariter oder die Römer).
Bei diesem Verständnis von „lieben“:
- Von wem haben Sie in Ihrem Leben Liebe erfahren?
- Wer hat Sie in Ihrem Leben unterstützt?
- Wer hat sie gepflegt, als Sie einmal krank waren?
- Hat sich mal jemand mit Ihnen solidarisch erklärt?
- Wer hat Sie einmal aufgerichtet, wenn es Ihnen schlecht ging. Vielleicht auch nur durch ein Lächeln, ein Augenzwinkern, ein kleines Streicheln am Arm….
- Wer hat Ihnen zugehört, als Sie einen Kummer hatten?
- Vielleicht gab es in Ihrem Leben auch schon eine längere Phase des Zweifels, der Niedergeschlagenheit, der Depression. Wer hat Sie da getragen?
- ….
Wenn Sie all das betrachten: was löst das bei Ihnen aus?
Wir glauben, dass Gott die Liebe ist. In all dem, in jeder einzelnen (auch noch so kleinen) Erfahrung, steckt eine Erfahrung der göttlichen Liebe. Eine Gotteserfahrung.
Andacht: GL 670 (Ausschnitt)
Herr Jesus Christus, du kennst uns und unsere Sehnsucht nach Liebe.
Du kennst uns und unsere Suche nach Verständnis.
Du kennst uns und unser Sehnen nach Geborgenheit.
Du kennst uns und unseren Hunger nach Anerkennung.
Du kennst uns und unseren Durst nach Leben.
Jesus Christus, du gibst uns Zuflucht und Halt in Angst und Einsamkeit.
Du gibst Zuflucht und Halt in Dunkelheit und Trauer.
Du gibst Zuflucht und Halt in Missachtung und Ablehnung.
Du gibst Zuflucht und Halt in Not und Ratlosigkeit.
Du gibst Zuflucht und Halt in Bedrängnis und Schuld.
Jesus Christus, du schenkst Vergebung und Zukunft und weckst Verständnis füreinander.
Du schenkst Vergebung und Zukunft und nimmst Angst voreinander.
Du schenkst Vergebung und Zukunft und führst auf Wege zueinander.
Du schenkst Vergebung und Zukunft und lehrst das Hören aufeinander.
Du schenkst Vergebung und Zukunft und befreist zu einem neuen Leben miteinander.
Fürbitten:
Gott, du bist die Liebe. In deine Liebe legen wir mit einer kleinen Stille die Menschen dieser Welt:
- Die Kranken und Pflegebedürftigen und auch die, die sich um sie kümmern.
- Die Schuldbeladenen und auch die, die die Kraft und den Mut zur Vergebung nicht aufbringen können.
- Die Ungeliebten und Einsamen und Verzweifelten
- Die Opfer von Gewalt, sei es daheim in den Familien oder durch Gruppen oder auch im Krieg
- Die Sprachlosen, die niemand hört in ihrer Hilflosigkeit und Bedürftigkeit.
- Die Menschen mit einem harten Herzen, die nur sich selbst im Blick haben.
- Die Fremden, die auf das Wohlwollen anderer angewiesen sind.
- Die Sterbenden, die Sehnsucht haben nach der Vollendung ihres Lebens in deiner Liebe.
Guter, menschenfreundlicher Gott, du bist präsent geworden in Jesus Christus. Du kommst uns nahe in vielen Menschen um uns herum. Öffne unsere Sinne dafür – und auch für die Menschen, die unsere Zuwendung brauchen. Darum bitten wir dich durch ihn, Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen
Vaterunser
Lied: GL 790 Hände, die schenken
Gebet:
Jesus Christus, dir vertrauen wir unser Leben an mit allem Gelingen und mit allem Scheitern. Wir wissen es von dir gehalten und bei dir geborgen. Das macht uns Mut und gibt uns die Kraft, jeden Tag neu zu leben in deiner Liebe. Begleite uns durch diesen heutigen Tag, darum bitten wir dich und Gott, deinen und unseren Vater. Amen
Segen:
Guter Gott, segne mich mit einem Blick für den Menschen, der mich braucht.
Segne mich mit einem offenen Ohr für den Menschen, der sich mir anvertraut.
Segne mich mit einer kräftigen Stimme für alle, die kein Gehör finden.
Segne mich mit einer Hand, die bereit ist zur Hilfe bei dem, der sie nötig hat.
Segne mich mit viel Mut bei allen, die meine Solidarität brauchen.
Segne mich mit einem offenen Herzen für deine Gegenwart in meinem Leben.
So segne mich und alle Menschen dieser Welt und schenke uns allen deine solidarische Liebe – du, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen

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