8. Dezember 2014 · 16:28
Ich habe heute folgende Weihnachtsgeschichte bekommen. Die Autorin heißt Carlamaria Heim. Ich möchte mit ihr alle Leser zum Schmunzeln anregen:
„Danke schön für das schöne Geschenk“
Sechs erwachsen Kinder erleben eine Überraschung
Das Christkindl hat dem alten Hilfinger, pensionierter Postbeamter in Rosenheim, in diesem Jahr besonders viele Geschenke gebracht. Seine Kinder sind schon lange aus dem Haus und über ganz Deutschland verstreut. Besucht haben sie ihn heuer nicht oft, dafür haben sie ihrem Vater liebevoll schöne Geschenke ausgesucht und per Päckchen geschickt.
Von Lotte, die in Freiburg verheiratet ist und für Antike schwärmt, gab es eine schöne Nachbildung der Venus von Milo. Nur ein bisserl nackert kam sie ihm vor.
Aus Lüneburg vom Xaverl, jetzt heißt er Franz, weil´s dort oben keinen Xaverl kennen, ein großes Familienfoto. Schön in Silber eingerahmt die Eltern, der Jens, der Uwe und die kleine Heike.
Das Roserl, das immer schon recht praktisch war, hat ihm aus Viechtach drei schöne warme Unterhosen geschickt und vom Toni aus München gab es eine Originalradierung: „Die heiligen Affen.“ Der Jupp aus Köln, früher der Peppi, hat dem Vater schöne warme Handschuhe geschickt und direkt am Heiligen Abend ist noch ein Päckchen aus Oldenburg gekommen, vom Peter, und da war eine elektrische Heizdecke drin.
Am ersten Weihnachtsfeiertag setzt sich der Hilfinger gleich hin, um sich für all die schönen Geschenke zu bedanken. Weil er als alter Postler weiß, dass man schnell, umsichtig und rationell arbeiten muss, hat er zuerst alle Umschläge beschrieben, hintereinander weg und auch gleich die Briefmarken aufgeklebt. Dann hat er jedem Kind ein freundliches Dankesbrieferl geschrieben.
Bevor er aber dazu kam, die Briefe in die Kuverts zu stecken, kam sein Freund, der Gschwendtner Max vorbei. „Geh weiter“, hat er gesagt, „das kannst du morgen auch noch fertig machen. Am Feiertag wird die Post eh nicht befördert, das musst du als alter Postler doch wissen. Und beim Kirchenwirt gibt’s heute an zünftigen Schafkopf.“
Naja, der Hilfinger hat das eingesehen und ist mitgegangen. Es ist ein recht lustiger Abend geworden und es war ziemlich spät, als der Alte heimkam. Er wollte eigentlich gleich ins Bett, aber da sah er die Briefe liegen und – pflichtbewusst, wie er ist – und weil er noch so aufgekratzt war, hat er den Radio eingeschaltet und noch eine Halbe getrunken. Dabei hat er die Briefe fertig geschrieben und gleich in die Umschläge gesteckt und diese zugepappt. Morgen früh wollte er gleich zum Postkasten gehen. Leider war er ziemlich beschwipst und hat nicht so recht aufgepasst, welcher Brief in welches Kuvert gehört.
So hat die Lotte in Freiburg (die mit dem Antiktick und der Venus von Milo) ganz erstaunt gelesen: „Liebes Kind, vielen Dank für die schöne Weihnachtsüberraschung. Ich hab sie gleich mit ins Bett genommen und sie hat mir die ganze Nacht warm gemacht. Sowas hab ich mir schon immer gewünscht!“
Der Peter aus Oldenburg indessen, der die Heizdecke geschickt hatte, hat sich nicht wenig gewundert, als er las: „Deiner kostbaren Weihnachtsgabe habe ich gleich einen Ehrenplatz in der Glasvitrine neben dem Standbild von Goethe eingeräumt und sie wurde von meinem Freund schon recht bewundert.“
Und auch das Roserl, das die drei warmen Unterhosen geschickt hatte, ist ein bisserl blass geworden, als es las: „… Ich hab sie gleich angezogen und hab mich damit heute Abend beim Wirt gezeigt. Sie sind allgemein bewundert worden. Vor allem von der neuen Kassiererin. Hoffentlich verlier ich sie nicht gleich wieder.“
In Köln, wo die warmen Handschuhe her waren, hat der Jupp, alias Peppi, genauso verwundert gelesen: „Du hast mir wirklich eine Freude gemacht und sie passen so gut, auch um den Bauch herum und um den Hintern.“
Aber erst der Toni aus München, der die Radierung „Heilige Affen“ geschickt hatte, staunte nicht schlecht, als er las: „Ihr seid wirklich alle sehr gut getroffen! Das Bild häng ich mir im Wohnzimmer auf, damit ich eure lieben Gesichter immer vor mir hab!“
Na, und der Xaverl, der jetzt Franz heißt, in Lüneburg, hat gleich ein paar bayerische Flüche losgelassen, als er las: „So ausdrucksvolle Affengesichter hab ich schon lange nicht mehr gesehen! Da kann man sich so richtig vorstellen, dass der Mensch vom Affen abstammt.“
Silvester haben die Kinder vom Hilfinger dann ausgemacht, dass sie sich jetzt doch mehr um den Vater kümmern müssen, denn der wird jetzt ganz schön wunderlich!