Am vergangenen Mittwoch haben wir im Kloster Zangberg einen Einkehrvormittag für Menschen ab der Lebensmitte abgehalten. Dabei haben wir uns auf einen geistlichen Weg nach Bethlehem gemacht. Zunächst haben wir uns die Geografie und die Geschichte dieses Ortes angeschaut, der – an der Stadtgrenze zu Jerusalem – doch im palästinensischen Westjordanland liegt und deshalb von einer Mauer von Jerusalem abgetrennt ist.
Im AT ist Bethlehem zwar die Heimatstadt Davids, aber dennoch ein völlig unbedeutendes „Nest“. Aber als Herkunftsort bekommt Bethlehem im NT wieder Bedeutung, denn aus Bethlehem kommt der Messias. Nun lässt Lukas den Nazarener Josef wegen der Volkszählung nach Bethlehem ziehen (mitsamt Herbergssuche), Matthäus schreibt, Bethlehem sei die Heimatstadt des Josef (es war also eine Hausgeburt). Johannes weiß um die kontroverse Diskussion, lässt sie aber offen. Wir haben also gemerkt, dass es nicht um historische Fakten, sondern um theologische Aussagen geht: Jesus ist der Messias, der Retter der Welt!
Immer wieder waren in unserem Nachdenken und Gespräch, in unserem Singen und Beten unsere große und auch die persönliche Welt mit aller Leiderfahrugn im Blick: die Kriege, die Verfolgungen, die Flucht und die heutigen Herbergssuchen, die Krankheiten und Schmerzen, das Leiden am Leben. Gott musste ja in eine leidvolle Welt kommen, damit seine Menschwerdung einen Sinn macht. Nicht die perfekten Menschen und Situationen brauchen Erlösung und Rettung, sondern gerade das Fragmentarische, Bruchstückhafte, Gebrochene. So haben wir den langen Weg Israels aus der babylonischen Gefangenschaft („ein Volk, das im Dunkel sitzt“) verknüpft mit der Erfahrung der auch geistlichen Nacht etwa einer Teresa von Avila oder eines Jochen Klepper („Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt“) und auch mit den je eigenen persönlichen Dunkelheiten.
Am Ende standen wir vor der Krippe mit all unserer Sehnsucht und dem Bedürfnis nach Erlösung und Rettung durch die menschgeworden Güte und Freundlichkeit Gottes.