Monthly Archives: November 2019

Gedanken zum 1. Advent 2019

Aufbruch

Der erste Adventsonntag markiert einen Aufbruch: Beginn eines neuen Kirchenjahres – Beginn eines neuen Lebens – Beginn eines Unterwegsseins.

Mit der Ankündigung einer Schwangerschaft beginnt eine neue Zeitrechnung – zumindest für Maria und Josef. Ein neuer Lebensabschnitt kündigt sich an: aus Zweisamkeit wird Dreisamkeit, Verantwortung für ein Kind wächst zu, eine neue Rolle muss entwickelt werden. Das Bekannte trägt nur noch bedingt, Neues muss gewagt und ausprobiert werden. Auch mit dem Risiko von Fehlschlag, Irrtum und Scheitern.

Der innere Aufbruch führt zum äußeren Aufbruch: wir erfahren von Maria, die sich auf den Weg macht ins Bergland von Juda zu Elisabeth. Ist sie allein gegangen oder begleitet von Josef? Wir erfahren von beiden, die sich kurz darauf in hoher Schwangerschaft auf den Weg machen nach Bethlehem. Auch das liegt in Juda. Es waren beschwerliche Wege, weit und ein Auf und Ab. Dennoch brechen sie auf.

Aufbruch: das gibt es auch heute. Äußere Aufbrüche: weg von daheim, Umzug, berufliche Veränderungen – teils gewollt, teils erzwungen, teils einer Notwendigkeit gehorchend. Unsere Welt ist im Aufbruch: Chile, Hong Kong, Frankreich, Venezuela, Bolivien, Fridays for future etc. Es gibt innere Aufbrüche: eine neue Lebensphase, Lebenssinnsuche nach Krise oder Krankheit, Neuorientierung nach Verlusten, Aufbrüche aus alten Verhaltensmustern und Prägungen. Der Weg wird weit sein und ein Auf und Ab. All das verlangt Mut und die Bereitschaft zum Risiko.

Aufbruch: Was nehme ich mit? Was lasse ich zurück? Was wird mich weiterbringen, was mich behindern? Was wird mich erwarten?

Aufbruch: am Anfang ein Unbehagen, ein Drang, eine Sehnsucht. Und ein erster Schritt.

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„Plauderkasse im Supermarkt“

Unter der Überschrift „Plauderkasse im Supermarkt“ berichtete der „Mühldorfer Anzeiger“ von einer Aktion in den Niederlanden. Eine Supermarktkette hat in ihren Filialen eine Kasse eingerichtet, an der es möglich ist, mit der Kassiererin zu ratschen. Damit möchte man der Vereinsamung der Menschen ein wenig entgegenwirken. Es ist auch ein Zeichen gegen den Trend, mit Menschen besetzte Kassen zu ersetzen durch elektronische (so wie vor ca. 40 Jahren die Geldautomaten die Kassenangestellten bei der Bank ersetzt haben). Und offensichtlich „rechnet“ sich das für die Supermarktkette.

Natürlich braucht man an dieser Kasse mehr Zeit als an den anderen Kassen. Vielleicht lädt gerade diese Kasse auch dazu ein, dass die Kunden untereinander ins Gespräch kommen. Und es gibt ein Zusatzangebot in diesem Supermarkt: im Cafe sitzen Ehrenamtliche, die zum Gespräch bereit sind.

Mich hat das sehr an die Anfänge meines Projekts „Offenes Ohr – offenes Herz“ vor gut zwei Jahren erinnert. Auch da stand am Anfang die Beobachtung eines Gesprächs eines älteren Herrn mit der Kassiererin und meine Vermutung, dass dieses Gespräch ein Mittel gegen die Einsamkeit ist. Das haben mir mittlerweile auch andere Verkäuferinnen bestätigt.  Für mich interessant ist, dass im niederländischen Cafe Ehrenamtliche sitzen.  Es braucht also wohl nicht unbedingt einen Professionellen oder einen Seelsorger. Aber es muss Menschen geben, die Zeit und auch ein wenig Mut aufbringen und vor allem Offenheit für die, die da zum Gespräch kommen.

Mein Projekt ist jetzt im dritten Jahr. Noch nie war ich völlig allein in meinen gut anderthalb, manchmal auch zwei Stunden am Donnerstag Vormittag im Globuscafe. Immer kommt irgendjemand. Mal zum kleinen Gespräch gegen die Einsamkeit, manchmal mit größeren oder ganz großen Anliegen. Wichtig und gefragt ist meistens nicht der „gute Rat“ von meiner Seite, sondern ein aufmerksames und offenes Zuhören – und Zeit zu haben. Das scheint nicht besonders viel zu sein – und ist doch unglaublich wertvoll.

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11. Besuchsdienstkurs beendet

Gestern ist unser jüngster Kurs für einen ehrenamtlichen Besuchsdienst zu Ende gegangen. Es war dies unser 11. Kurs – und der mit den jüngsten Teilnehmer*innen. Sechs Frauen und Männer werden nun in verschiedene Einrichtungen gehen und dort Menschen besuchen, die einsam sind, krank sind, ein Bedürfnis haben nach Kontakt und Gespräch.

„Ich gehe dorthin, wo man mich braucht!“, so hat einer der Teilnehmer gesagt. Nötig ist es überall – sei es im Krankenhaus, sei es in einer Senioreneinrichtung, sei es auch im Rahmen einer Pfarrgemeinde. So werden z. B. zwei behilflich sein, am Sonntag Senioren vom Heim in die Kirche zu begleiten und so einen Gottesdienstbesuch ermöglichen. Wichtig ist immer, Menschen zu zeigen, dass sie nicht vergessen, sondern im Blick sind. Wichtig ist das Interesse an den Älteren, wichtig ist die Wertschätzng, die sich im Besuchsdienst ausdrückt.

Umgekehrt werden die Besucher die Erfahrung machen, dass sie schon erwartet werden, dass man sich auf sie freut, dass sie eine willkommene Durchbrechung des gewohnten Alltags darstellen. Sie werden auch erfahren, dass sie ihrem eigenen Leben Sinn und Bedeutung verleihen, wenn sie ihre Zeit mit anderen teilen. Sie werden teilhaben an den Lebenserfahrungen der Besuchten (auch wenn diese schwer waren) und ihren Bewältigungsstrategien.

Vorbereitet haben wir die Teilnehmer*innen an insgesamt acht Nachmittagen. Wir haben uns damit beschäftigt, wie das Leben in Alter und Krankheit aussieht; haben Grundlagen der Demenzerkrankungen vorgestellt; haben über Sterben und Tod nachgedacht sowie über die religiösen Prägungen der Menschen. Natürlich haben wir immer wieder Wert gelegt auf die Erfahrungen, die die Teilnehmer*innen schon mitbringen und waren selbst als Kursleiter erstaunt über deren Fragen und Beiträge. So war es ein Geben und Nehmen, ein lebendiger Austausch, bei dem die Kurszeit (wie so oft) viel zu kurz war. Aber es gibt ja ein Wiedersehen bei unseren Nachtreffen.

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Die Wanderbewegungen Mariens

Im bald anbrechenden Advent spielt das Motiv der „Heimsuchung Mariens“ (das meint den Besuch Marias bei Elisabeth) und das der „Herbergssuche“ eine herausragende Rolle in vielen Adventskonzerten und Andachten. Meist scheint mir das reichlich verklärt und idealisiert zu sein. Beide Wanderbewegungen finden sich übrigens im Lukasevangelium.

Die anfänglich schwangere Maria geht zu Fuß „übers Gebirge“ und besucht ihre Verwandte Elisabeth. Gerade am Anfang einer Schwangerschaft ist das eine unglaubliche Belastung für die werdende Mutter und das ungeborene Kind. Als Motivation für diese Wanderung erscheint mir die Solidarität der beiden Frauen in ihrer ungewöhnlichen Schwangerschaft – die eine arg spät, die andere arg früh. Maria unterstützt die Ältere bis zur Entbindung, dann geht sie wieder heim – sie selbst im 6. Monat.

Anschließend macht sie sich auf den Weg nach Bethlehem – der Volkszählung wegen (das ist der äußere Anlass). Der innere, theologische Punkt ist jedoch die Erfüllung einer Prophezeiung, nach der der Messias aus der Davidsstadt – und das ist Bethlehem – kommt. Auch dieser Weg führt durch Gebirge. Auch dieser Weg ist zu Fuß zurückzulegen. Auch dieser Weg ist lang und beschwerlich.

Im Matthäusevangelium wird von der Flucht nach Ägypten berichtet. Auch das ein langer Weg – entweder durch die Wüste oder an der Küste entlang. Das war sicher eine Wanderung unter dem Aspekt der Bedrohung, der Verfolgung, der Unsicherheiten, vielleicht auch unter Verpflegungsschwierigkeiten. Das ganze als junge Familie mit einem neugeborenen Baby.

Als Seniorenseelsorger habe ich bei diesen Geschichten auch die Wege vor Augen, die heutige Senioren schon gegangen sind: Es waren manchmal Wege von Flucht und Vertreibung, viele Kilometer lang, zu Fuß, unter der Bedrohung von Krieg, Verfolgung, Gewalt, Plünderung und Raub. Es waren Wege voller Erschöpfung, voller Trauer, voller Verluste, voller Unsicherheiten. Es waren auch Wege mit der Erfahrung von Solidarität, gegenseitiger Hilfe und Unterstützung, gegenseitiger Ermutigung.

Ich finde es eine sehr passende Gelegenheit, bei Adventskonzerten und „staaden“ Stunden, solche heutige Lebenserfahrungen (auch aktueller Wanderbewegungen) in die Besinnung mit einzubeziehen. Dann bekommt die biblische Geschichte Aktualität und Dynamik.

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Lebensrettende Minuten

Das Gesundheitsamt Mühldorf lädt zu einem interessanten Abend ein – nämlich zu einer Notfallschulung.

Hintergrund ist die Erfahrung, dass es oft bei einem Notfall nicht an willigen Ersthelfern fehlt, diese jedoch unsicher sind in dem, was sie tun sollen oder können. So verstreicht wertvoll Zeit, bis professionelle Notfallsanitäter eintreffen.

Um dieser Unsicherheit entgegenzuwirken und die Frist bis zum Eintreffen des Notarztes optimal zu überbrücken, bietet das Gesundheitsamt in Kooperation mit der leitenden Notärztin Dr. Brigitte Schön, den Kreiskliniken Mühldorf am Inn und dem BRK als Träger des Rettungsdienstes eine Notfallschulung an. (so im Einladungsschreiben der Gesundheitsregion plus).

Dieser Abend findet statt am Montag, den 18. November 2019 um 19.00 Uhr im Kulturhof in Mettenheim

 

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St. Martin, der Hl. Nikolaus, das Christkind

In einem Gespräch anlässlich des gestrigen Martinstages haben Senioren von ihren Erfahrungen mit Heiligenlegenden berichtet, die sie als Kinder gemacht hatten. Der Heilige Martin war da noch der Einfachste: Laternenumzug und Lieder haben die Kinder schon immer sehr fasziniert und die Geschichte vom Bettler geht ja jedem Kind/ Menschen zu Herzen (vor allem wenn sie gut erzählt oder gar mit Roß und Reiter inszeniert ist).

Schwierig war dann der Heilige Nikolaus. Er ist vor allem in früheren Jahren gar nicht so heilig aufgetreten, hat eher Angst und Schrecken vebreitet – sei es allein oder in Kombination mit dem Kramperl. Das hat die helle, menschenfreundliche Seite dieses Mannes (und damit Gottes) kräftig verdunkelt. Kinder haben dieses „Spiel“ meist sehr spät durchschaut – und dann oft an ihre Kinder weitergegeben. Heute berichten Senioren mit einer Mischung aus Grusel und Erheiterung von diesen Zeiten – Grusel über das eigene Erleben, Erheiterung über die Angst der eigenen Kinder. Und als Großeltern taucht jetzt die Frage auf: „Wie machen wir es mit den Enkelkindern?“

Ähnlich beim „Christkind“. Gibt es das Christkind? Sollen wir sagen, woher die Geschenke wirklich kommen? Geht damit nicht auch viel Glanz und Staunen verloren? Das war doch immer das Schöne früher – die Vorstellung vom Christkind mit den Engeln und dem Lichterglanz und der freudigen Spannung, die über diesem Abend lag.

Ich meine, wir sollten ehrlich zu den Kindern sein. Ja, über den Hl. Martin und den Hl. Nikolaus hat man sich Geschichten über ihre Güte und Menschenfreundlichkeit erzählt, weil sich darin die Güte und die Menschenfreundlichkeit Gottes zeigt. Deshalb erinnern wir uns bis auf den heutigen Tag an sie, deshalb feiern wir ihren Namenstag, deshalb gibt es in der Erinnerung an sie Laternenumzug und Geschenke. Das Christkind gab es wirklich, es ist der neugeborene Jesus, an dessen Geburt wir uns an Weihnachten erinnern. Er ist das Geschenk Gottes an uns Menschen, das eigentliche Geschenk dieses Hl. Abends. In den Geschenken, die wir Menschen uns machen, drückt sich doch die Zuneigung und die Liebe zu diesen Menschen aus und sind so das Abbild der göttlichen Liebe und Zuneigung. Das verstehen auch Kinder und sind so nicht enttäuscht, wenn sie irgendwann die „Wahrheit“ entdecken und sich im Nachhinein von Eltern und Großeltern „belogen“ fühlen.

 

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