Monthly Archives: Dezember 2020

Gedanken zu Weihnachten 2020 – Verwundbarkeit und Heil

In den letzten Tagen bin ich auf ein Thema gestoßen worden, das ich vorher noch nie in diesem Zusammenhang gesehen habe: Am prägnantesten drückt das der Titel eines Buches von Hildegund Keul aus: „Weihnachten – das Wagnis der Verwundbarkeit“ (3. Auflage 2017). Sie schreibt:

„Wenn man den Blick auf die Frage richtet, wie Menschen mit ihrer Verwundbarkeit umgehen, dann verlieren die biblischen Geschichten ihre scheinbare Naivität. Die Krippe ist keine Idylle, keine Utopie einer heilen Familie mit schmückenden Accessoires wie sanftmütigen Hirten, jubilierenden Engeln, wunderschönen Frauen und reich geschmückten Königen. Vielmehr erzählen sie ergreifende  Geschichten darüber, wie Gott und die Menschen mit der Verletzlichkeit humanen Lebens umgehen.“ (S.11)

Für mich selber ist seit vielen Jahren der Advent eine Zeit, in der das menschliche Leben mit seinen Schattenseiten und Tiefpunkten, mit seinen Krisen und Nöten in den Blick geraten ist. Nur auf diesem Hintergrund ist ja überhaupt die Sehnsucht der Menschen nach Heilung und Heil, personalisiert nach dem Heiland, verstehbar. Gerade der Blick auf all das im persönlichen wie im gesellschaftlichen Leben lässt die Tiefe der Weihnachtsbotschaft erspüren. In diesem Jahr 2020 habe ich nicht nur die Corona-Pandemie im Blick, sondern auch all die Ungleichheit und Ungerechtigkeit, die durch Corona schärfer ins Bewusstsein geraten sind. Zugleich auch die Angst um die eigene Existenz (die kann ich verstehen!) oder auch nur um die eigenen Pfründe. Wir spüren deutlich, wie verwundbar unsere Existenz und das ganze System ist. Wir bemerken  einerseits den Kampf für sich selbst (einzelne Personen bis hin zu einzelnen Staaten) und wir sehen andererseits auch die Hingabe und die Solidarität mit den „Vulnerablen“ (auch das ein Wort, das durch Corona ins Bewusstsein gespült wurde). Nochmals Hildegund Keul:

„Das Weihnachtsfest macht „Verwundbarkeit“ zum Schlüsselwort christlicher Gottesrede. Es handelt von Schwangerschaft und Geburt, Verfolgung und Flucht, Gleichgültigkeit und Wagemut, Gewalt und Engagement. Befragt man diese Geschichten danach, was sie in Fragen der Verwundbarkeit zu sagen haben, so erscheint das Weihnachtsfest in neuem Licht.“ (S. 11)

Mir scheint, wenn man das genau durchdenkt, könnte das Weihnachtsfest wirklich ein Anfang werden hin zu sozialer Solidarität (dieser alttestamentliche Begriff wird bei uns oft mit „Gerechtigkeit“ wiedergegeben) und einem geschärften Blick für die, die wirklich und tagtäglich „vulnerabel“, verwundbar, verletzlich sind: Obdachlose, Hartz-IV-Empfänger, Geflüchtete, Gewaltbedrohte oder Gewaltopfer, …. Darum freut es mich, wenn bei der Verteilung der Impfstoffe ein Teil dieser Verletzlichen, nämlich die Hochbetagten und das Pflegepersonal, an die erste Stelle gesetzt werden – und das ohne ein Wort des Widerspruches.

Was bedeutet es also, wenn wir, die Gesunden und Gutsituierten, mit Blick auf diese Menschen hören: „Heute ist euch der Heiland geboren!“? Und zwar in der Gestalt eines kleinen, vulnerablen, verwundbaren, verletzlichen Kindes.

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Das Seniorenmitwirkungsgesetz

Viele Senioren wollen sich ja in ihrem „Ruhestand“ in die Gesellschaft einbringen und so ihre Erfahrungen im Leben und aus dem Beruf sinnvoll einsetzen. Das ist jedoch für manche eine Herausforderung, vor allem wenn es Einschränkungen in der Mobilität oder in der zeitlichen Verfügbarkeit gibt. Das Bayerische Sozialministerium plant deshalb ein „Seniorenmitwirkungsgesetz“. Das Ministerium schreibt (ich zitiere aus dem Newsletter der Koordinationsstelle Wohnne im Alter):

Digitale Abschlussveranstaltung des Bayerischen Sozialministeriums zum Beteiligungsprozess des geplanten Seniorenmitwirkungsgesetzes am 26. Januar 2021

Um die politische Mitwirkung älterer Menschen in Bayern auf örtlicher und überörtlicher Ebene noch weiter zu verbessern, wird die Bayerische Staatsregierung ein Seniorenmitwirkungsgesetz auf den Weg bringen. Hierzu hat das Bayerische Sozialministerium im Oktober und November 2020 vier Fachdialoge und eine bayernweite Online-Umfrage durchgeführt. Ziel dieses Beteiligungsprozesses ist es, schon im Vorfeld der Gesetzeserarbeitung das Wissen, die Meinungen und wertvollen Erfahrungen der Beteiligten mit einzubeziehen, die zu gelebter Seniorenmitwirkung in Bayern bereits vorhanden sind.

In den Fachdialogen wurden analog und digital unter Moderation der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung (AfA) vielfältige Anregungen gegeben und Ansichten ausgetauscht. Parallel hat das Bayerische Sozialministerium unter dem Motto „Senioren mit Wirkung“ eine bayernweite Online-Umfrage gestartet, um möglichst vielen Menschen Gelegenheit zu geben, ihre Meinung einzubringen. Die Resonanz darauf war überwältigend: über 5.300 Personen haben sich vom 1. Oktober bis 22. November 2020 an der Online-Umfrage beteiligt.

Die Ergebnisse werden derzeit sorgfältig ausgewertet. Sie werden am 26. Januar 2021 in einer digitalen Abschlussveranstaltung vorgestellt und von Frau Staatsministerin Carolina Trautner in einem Expertengespräch unter Moderation der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung diskutiert werden.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, die Veranstaltung im Live-Stream mitzuverfolgen. Nähere Informationen werden in Kürze auf www.seniorenmitwirkung.bayern.de veröffentlicht.

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Coronatests für Besucher im Seniorenheim

Nach den Beschlüssen der Bundesregierung müssen Besucher in Seniorenheimen einen Coronatest vorlegen oder vor Ort absolvieren, bevor sie zu ihrem Angehörigen dürfen. Ich hatte mir schon gedacht, dass diese Maßnahme sehr sinnvoll ist, dass die Umsetzung aber auf einige Schwierigkeiten stoßen wird: Wie ist das personell zu stemmen, wenn für die Tests eigens eine Mitarbeiterin abgestellt werden muss? Wie ist das räumlich zu organisieren, wenn mehrere Besucher auf das Testergebnis warten müssen? Wer trägt die Kosten der Tests?

Meine Befürchtung ist, dass diese Schwierigkeiten dazu führen könnten, dass viele Besuche nicht mehr möglich sein könnten. Gerade die Kosten sind für die finanziell Schwachen, die ja manchmal schon mit dem normalen Lebensunterhalt zu kämpfen haben, kaum zu bezahlen. Hier wäre eine solidarische Lösung hilfreich, etwa wenn z. B. die Krankenkassen oder möglicherweise auch das Sozialamt das übernehmen würden. Aber da kenne ich mich natürlich zu wenig aus, um die „richtige Adresse“ zu wissen.

Jetzt hat auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e. V. (bagso) in einer Pressemitteilung auf diese Schwierigkeit hingewiesen. Ich zitiere die Pressemitteilung:

Kostenlose Testmöglichkeiten für Besucherinnen und Besucher in Pflegeeinrichtungen gewährleisten!

Die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder haben in ihrem Beschluss vom 13. Dezember 2020 Schutzmaßnahmen für Menschen in Alten- und Pflegeheimen beschlossen. So soll in Regionen mit erhöhter Inzidenz der Nachweis eines aktuellen negativen Coronatests für Besucherinnen und Besucher von Pflegeeinrichtungen verbindlich werden. Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen hält die vorgesehenen Schutzmaßnahmen für sinnvoll. Sie fordert jedoch, dass die verpflichtenden Tests in bzw. vor den Einrichtungen durchgeführt werden.

In einem Brief an die Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder schreibt der BAGSO-Vorsitzende Franz Müntefering: „Es kann den häufig selbst hochaltrigen Angehörigen nicht zugemutet werden, sich selbst – immer wieder – um einen solchen Test zu kümmern und dazu kreuz und quer durch ihre Stadt oder ihren Landkreis fahren zu müssen. Von den hohen Kosten ganz zu schweigen, die ein Teil der Angehörigen gar nicht aufbringen könnte. Wenn es hier nicht zu einer guten Lösung kommt, dann ist den am schwersten Betroffenen nicht geholfen.“

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Gedanken zum 4. Advent 2020

Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht … (Jes 9,1ff)

Das ist die Lesung in der Christmette der heiligen Nacht. Zu diesem Zeitpunkt hätten das alle, die in der Kirche sind, erlebt: sie wären im Dunkeln gegangen und sähen jetzt das Licht in der Kirche. Ob dieses Erleben möglich ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt zumindest unklar, für mich schaut es eher so aus, als ob die Christmette entweder sehr viel früher oder überhaupt nicht stattfindet.

Auch jahreszeitlich haben wir jetzt die tiefste Finsternis hinter uns, es wird wieder langsam heller.

Das Volk Israel hat seine finsterste Zeit noch vor sich zu dem Zeitpunkt, als Jesaja das ziemlich am Anfang seiner Tätigkeit als Prophet verkündet. Der Untergang des Südreiches Juda steht noch bevor, das Nordreich Israel war schon untergegangen und im Exil in Babylon. Dennoch spricht Jesaja inmitten von Unheilsverkündigungen schon so, als ob alles schon vorbei wäre. Es ist eine Ermutigung, die kommende Katastrophe mit dem Verlust von Land, gesellschaftlicher Struktur und Identität leichter zu ertragen. Dieses prophetische Wort wird von da an immer wieder zitiert und neu formuliert werden bis auf den heutigen Tag.

Heutige Finsternisse? Natürlich denken alle jetzt in erster Linie an Corona. Es gibt aber unterhalb des aktuellen öffentlichen Radars auch noch: Armut, Ungerechtigkeit, Klimakatastrophe, Nationalismen, Anfeindungen bestimmter Personengruppen, Bildungsungleichheit… Die Liste lässt sich fortsetzen. Da sitzen wir immer noch im Finstern.

Vielleicht ist das auch der Unterschied: die Israeliten sind gegangen, wir sitzen. Allerdings sind die Israeliten nicht freiwillig gegangen, sondern gezwungenermaßen. Weil sie die rechtzeitigen Aufbrüche verpasst hatten.

Zeitige Bewegung, rechtzeitige Veränderung wäre nötig. Und wenn es „bloß“ das ist, die Finsternisse zu benennen. Wenn es „bloß“ das ist, die Finsternisse nicht unkommentiert zu lassen. Nicht mal nur im „Großen“ der Welt, sondern auch im „Kleinen“ des eigenen Lebensbereiches.

Was wäre dann das Licht? Die Erfahrung von Solidarität, von Verbundenheit und von erweitertem Sichtfeld. Und dann ein gemeinsames Handeln. Ich z. B. verdanke meine Ausbildung, meinen Beruf der Bildungsoffensive der 60-er Jahre. Früher hätte ich sicher kein Gymnasium besuchen können. Genauso die Mädchen damals (mein Gymnasium hat sich erst zwei Jahre vor meinem Jahrgang für Mädchen geöffnet). Das war also ein Lichtblick, hervorgerufen durch Menschen, die diese Ungleichheit bemerkt und verändert haben! 

Welche Lichtblicke könnten Sie bewirken, jetzt, heute, in den nächsten Tagen? Wie sieht Solidarität aus mit denen, die unmittelbar und mittelbar (als Angehörige, als Pflegende, als Sorgende) von Covid-19 betroffen sind? Wie könnte Umweltschutz konkret an Weihnachten im häuslichen Bereich aussehen? Wie könnte ein „Lichtblick“ aussehen für Alleinlebende in der Umgebung? …

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Fachstelle für Pflege und Demenz

Die Fachstelle für Pflege und Demenz Bayern hat auf ihrer Internetseite verschiedene Angebote und Hinweise veröffentlicht. Sie wollen den Pflegenden helfen, in diesen Coronazeiten die Versorgung der demenzkranken Angehörigen zu verbessern. Ich gebe im Folgenden die Einleitung der Fachstelle wieder:

Angebote zur Unterstützung im Alltag

Viele Träger von Angeboten zur Unterstützung im Alltag sind verunsichert, wie sie sich in Zeiten der Corona-Pandemie verhalten sollen.

Deshalb möchten wir Ihnen gerne einige Informationen zu Verfügung stellen. Wir weisen darauf hin, dass es sich hier nur um allgemeine Hinweise auf bestehende Rechtsgrundlagen handelt. Das Bestehen einer entsprechenden Möglichkeit bzw. das Vorliegen eines entsprechenden Anspruchs kann nur anhand des Einzelfalls beurteilt werden.

Selbstverständlich liegt die Entscheidung bei den Trägern, wann sie welches Angebot mit welchen Hygiene- und Schutzkonzepten anbieten.

Hier der Link, unter dem Sie alles konkret nachlesen können: https://www.demenz-pflege-bayern.de/ueber-uns/informationen-zur-corona-pandemie/

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Die Adventsleiter in St. Laurentius

In der Kirche St. Laurentius in Altmühldorf ist im Advent etwas Außergewöhnliches zu sehen. Es gibt dort neben dem Adventskranz mit den vier Kerzen auch eine Adventsleiter zu sehen.

Eine Leiter? Ja, denn eine Leiter verbindet oben und unten, man kann hinauf- und auch hinabsteigen.

In der Bibel, genauer im Alten oder Ersten Testament findet man die Himmelsleiter im Traum des Jakob (Gen 28, 10-19). Er sieht dabei auf einer Leiter die Engel Gottes hinauf- und hinabsteigen. So weiß er, dass der Ort, an dem er sich befindet, ein heiliger Ort ist. Er nennt ihn Bet-El: Haus Gottes.

Im Haus Gottes in Altmühldorf findet sich eine Leiter, an der das Christkind langsam, Sprosse für Sprosse, Sonntag für Sonntag herabsteigt. Es kommt auf die Erde, es kommt zur Welt mit seinem Segen, mit seinem Lächeln.

Foto: Michael Tress

So eine Leiter in klein haben auf die Anregung von Pastoralreferentin Claudia Stadler auch die Männer von St. Laurentius gebastelt. Das Jesuskind aus der Kirche kann man als Foto mit einer kleinen Klammer nach unten bewegen. Natürlich lässt sich das schön in einer kleinen häuslichen Adventfeier machen, mit einem Lied, einer kleinen Bibelstelle, einem nachdenklichen Text … So wird sinnenfällig spürbar, dass Gott kommt.

Und damit das Jesuskind weich liegt, haben die Altmühldorfer noch einen anderen alten Brauch reaktiviert: auf die Bodenfläche kann man Strohhalme legen, an jedem Tag einen (oder so wie ich es als Kind gelernt habe: für jede gute Tat einen).

Ich finde, eine sehr schöne Idee, die man wunderbar nachahmen kann und darf.

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Gedanken zum 3. Advent 2020

„Tauet, Himmel, den Gerechten; Wolken, regnet ihn herab“ – so lautet der Titel eines der bekanntesten Adventslieder, die in den Kirchen gesungen werden. Oft mit viel Inbrunst und Andacht. Dieses Lied beschwört große Gefühle herauf: die „bangen Nächte“  lassen erahnen, wie sehr jemand „von ängstlicher Beklommenheit erfüllt; voll Angst, Furcht, Sorge“ ist (so die Umschreibung des Duden).

Dieser „jemand“ ist ursprünglich das Volk Israel, das im Babylonischen Exil lebt. Beim Propheten Jesaja (das ist jetzt der zweite oder Deuterojesaja) heißt es im Kapitel 45: „Taut, ihr Himmel, von oben; ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen! Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor, sie lasse Gerechtigkeit sprießen. Ich, der Herr, erschaffe es.“

Diese Sätze schließen die Berufung des persischen Königs Kyros zum Befreier des Volkes Israel ab. Er, der ausländische und fremdgläubige König, wird das Exil beenden als Gesalbter Gottes. Gesalbter Gottes heißt auf hebräisch: „Messias“, auf griechisch: „Christos“. Der Prophet sieht schon die Entwicklung in der Welt und verkündet die neue Ära.

Später hat man diese Worte auf Jesus hin gedeutet, mit dem eine neue Zeitrechnung beginnt. So ist er unser „Christus“ geworden, der Gesalbte Gottes.

Aber was bedeutet „gerecht“?

Das hebräische Wort „sedakah“ meint das, was einer zum Leben braucht, das Gebührende und erst dann den Rechtsanspruch, den einer erhebt. „Gerechtigkeit“ ist also zunächst kein Begriff der Rechtssprechung.

Ist unsere Welt „gerecht“? Es gibt verschiedene Kriterien, nach denen man diese Frage beantworten kann. Wenn Straftäter verurteilt werden, wird das hoffentlich gerecht zugehen. Wenn einer viel mehr verdient als andere: ist das gerecht? Wenn die Coronaimpfungen verteilt werden und sich die wirtschaftlich stärksten Länder den Löwenanteil sichern: gerecht? Zumindest nicht gerecht im biblischen Sinne. Dass die Älteren, die Gefährdeten und das Pflegepersonal als erste geimpft werden, wohl schon.

Jedenfalls immer ein Anlass, ganz kräftig als Sehnsuchtslied zu singen: „Tauet, Himmel, den Gerechten.“

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5. Dezember: Tag des Ehrenamtes

Am morgigen 5. Dezember ist der „Tag des Ehrenamtes“. Viele Menschen engagieren sich in ihrer Freizeit in den unterschiedlichsten Bereichen. So ist das Ehrenamt ein wesentlicher Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Es kommt jedoch nicht nur den Adressaten des Ehrenamtes zugute, sondern auch den Ehrenamtlichen selbst. Bedeutet es doch, die eigenen Fähigkeiten und Erfahrungen sinnvoll einzusetzen und neue zu machen.

Auch Senioren sind in vielfältiger Weise ehrenamtlich tätig. Allein in der Kirche nehmen sie zahlreiche Aufgaben wahr: als Seniorenkreisleiter*in, im Kirchenchor, als Lektor oder Kommunionhelfer, in der Kirchenverwaltung oder im Pfarrgemeinderat usw.

Allerdings wäre noch viel mehr möglich, wenn die Strukturen entsprechend wären. Noch viel zu vieles ist auf Präsenz ausgerichtet, viel zu vieles findet abends statt. Hier braucht es andere, innovative Formate – etwa, die Digitalisierung, die es auch bei Senior*innen gibt (siehe der 8. Altenbericht der Bundesregierung) zu nutzen.

Auch die bagso fordert dazu auf. Hier die Pressemitteilung dazu:

  Älter und unverzichtbar!   BAGSO fordert bessere Rahmenbedingungen für Engagement und Partizipation   Engagement und Partizipation älterer Menschen sind für die Gesellschaft unverzichtbar und müssen umfassend gestärkt und gezielt gefördert werden. Das fordert die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen in ihrem Positionspapier „Älter und unverzichtbar! Engagement und Partizipation älterer Menschen stärken“, das zum Tag des Ehrenamts am 5. Dezember veröffentlicht wurde. In der aktuellen Situation ruft die BAGSO dazu auf, Konzepte zu entwickeln, wie das Engagement älterer Menschen unter den Bedingungen der Corona-Pandemie ausgeübt oder wieder aufgenommen werden kann. Die BAGSO setzt sich dafür ein, dass Engagement-Strukturen dauerhaft gefördert werden, insbesondere in strukturschwachen und ländlichen Regionen. Besondere Anstrengungen seien nötig, um auch Menschen Zugänge zu Engagement und Teilhabe zu ermöglichen, die aufgrund von Armut, gesundheitlichen Einschränkungen oder sozialer Isolation bislang nicht erreicht werden. Zur Stärkung der politischen Teilhabe sollen Seniorenvertretungen in der Kommunalpolitik gefördert und auf Landesebene gesetzlich verankert werden. Um auch die Babyboomer-Generation für Engagement zu gewinnen, müssen passgenaue und flexible Möglichkeiten entwickelt und neue Engagementformate erprobt werden. Besonders hervorgehoben wird der gesellschaftliche Stellenwert von generationenübergreifendem Engagement. „Vor allem die aktuellen politischen Herausforderungen wie die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030, die Herausforderungen des Klimawandels und Fragen der Demokratie machen den Austausch und das gemeinsame Handeln unter Einbezug aller Generationen erforderlich“, heißt es in dem Positionspapier.
  Zum Positionspapier

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Der heilige Nikolaus

Am 6. Dezember feiern wir den Namenstag des heiligen Nikolaus und erinnern uns dabei an einen der populärsten Heiligen. Manche wissen die Geschichte, als er einen Kapitän dazu bewegen konnte, seine Ladung Weizen, die eigentlich für den Kaiser in Konstantinopel bestimmt war, in seiner Stadt zu löschen, um so eine Hungersnot zu lindern. Viele kennen die Geschichte, wie er nachts einer armen Familie drei Goldkugeln ins Fenster gelegt hatte. So hatte er verhindern können, dass sich die drei Mädchen prostituieren mussten, um der Armut zu entkommen.

Aber wo war Nikolaus zu Hause? Und wann hat er gelebt? Hier wird es ein wenig schwierig. Denn es gab zwei „Nikoläuse“. Der eine ist Bischof in Myra in der heutigen Türkei und hat im 4. Jhd. gelebt. Der andere war Abt und Bischof in Pinora und starb 564. Da beide in derselben Gegend lebten, wurden auch die Erzählungen über sie zusammengefügt. So gibt es noch eine ganze Reihe Geschichten darüber, dass Nikolaus mehreren Menschen das Leben gerettet habe.

Als ich vor vielen Jahren mal im Kindergarten den heiligen Nikolaus spielen durfte, habe ich erzählt, dass er aus der heutigen Türkei stammt. Da hat das Gesicht eines türkischen Jungen zu strahlen begonnen, dass der große Heilige aus seinem Land gekommen war.

In meiner Kinderzeit war der Nikolaus eher eine Figur des Schreckens und der Angst – vor allem, wenn der Krampus dabei war. Das geht auf eine Entwicklung der frühen Neuzeit zurück, als der Bischof ein Strafgericht abgehalten hatte mit Hilfe eines Knechts. Da haben die Eltern eine Heiligenfigur für ihre Erziehungsmaßnahmen missbraucht. Gott sei Dank hat sich diese Perversion des ursprünglichen Heils- und Segensgedankens heute (weitgehend) überholt.

Dafür hat sich der Heilige zunehmend profanisiert zum „Weihnachtsmann“. So wird jetzt der spirituelle Hintergrund nicht mehr sichtbar. Und auch der „Heiligenschein“ – das Erleben des Heiligen in unserer Welt – hat gelitten. Ich sehe die Kinder kaum noch staunen – so wie es vor über 30 Jahren der kleine türkische Junge getan hat. Der Nikolaus ist alltäglicher geworden.

Im Alltag – vor allem dem in der Coronazeit – sehe ich vieles, was mich an den Heiligen Nikolaus erinnert: Menschen schreiben Briefe und machen kleine Bastelarbeiten. Die legen sie dann (wegen der Kontaktbeschränkungen) den Senior*innen vor die Türe. So retten sie Menschen aus der Einsamkeit. Menschen erheben ihre Stimme und verhandeln mit den Mächtigen – nicht zum eigenen Vorteil, sondern zu Gunsten der Schwachen und Stimmlosen. Menschen bringen die Sorgen und Nöte der Kranken und der Pflegenden vor Gott im Gebet.

In solcher Gestalt erscheint der heilige Nikolaus nicht nur am 6. Dezember, sondern auch das ganze Jahr hindurch.

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Corona-Advent

Der Advent ist ja schon immer eine Zeit des Wartens gewesen. Die Christen warten und erwarten das Kommen des Herrn (lateinisch: adventus Domini). Das tun sie seit den Tagen der Urkirche, als sie mit einer baldigen Wiederkunft Jesu Christi rechneten. Nachweisbar als Vorbereitungszeit auf Weihnachten, dem Geburtsfest Jesu, ist der Advent etwa seit dem 4. Jahrhundert.

Schon vorher hatte das Volk Israel auf den Messias gewartet. Der Messias sollte ein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens herstellen und wurde dabei in der Tradition des Königs David gesehen. Jesaja (genauer: der zweite oder „Deuterojesaja“) identifizierte den persischen König Kyros mit dem Messias, denn der hat das Exil in Babylon beendet.

Im Jahr 2020 ist der Advent auch eine Zeit des Wartens. Die Menschen warten – auf einen Impfstoff gegen Corona. Dieser Impfstoff soll das Heil bringen, das darin besteht, das Leben vor Corona wieder aufzunehmen. Offene Geschäfte, offene Vergnügungsmöglichkeiten, offene Reisemöglichkeiten. Keine Angst mehr vor nahem Kontakt, keine Angst mehr vor Ansteckung, keine Angst mehr vor schwerem Krankheitsverlauf. Die Unheilsverkünder, die Verschwörungstheoretiker, die Angstmacher und Verunsicherer zum Schweigen gebracht. Gerechtigkeit im biblischen Sinne der sozialen Solidarität hält Einzug in die Menschheit global.

Aber was tun, bis dieses „Heilmittel“ kommt? Im Frühjahr gab es schon viele Aktivitäten, die soziale Solidarität zeigten: Helferkreise sind entstanden, es gab gemeinsames Singen vom Balkon, es gab viel Kreativität in der Kontaktaufnahme zu anderen (vor allem mit und für Senioren).

Und jetzt im Advent – im Corona-Advent? Viele Seniorenclubleiter*innen verschicken Briefe an Senior*innen. Ich erfahre von Schul- und Kindergartenaktionen, die einen Gruß basteln und an alte Menschen im Seniorenheim schicken. Menschen (alte und junge) schließen sich zu Corona-Haushaltsgemeinschschaften zusammen.

Warum nicht auch im Advent eine Kerze anzünden und ins Fenster oder vor die Haustür stellen als Zeichen der Solidarität mit den Pflegekräften, Ärzten, Corona-Erkrankten?

Warum nicht im Advent sich verabreden, zu einer bestimmte Zeit etwas zu machen, zwar jeder bei sich daheim, aber doch gemeinsam. Das kann jetzt eine bestimmte Musik sein, die man hört, oder einen Text lesen oder auch miteinander beten.

Warum nicht am Heiligen Abend vom Balkon aus „Stille Nacht“ singen – vielleicht mit Nachbarn zusammen?

Das löst natürlich keine strukturellen Probleme. Dazu sind wir als Einzelne gar nicht in der Lage. Wir können nicht die Arbeitsbedingungen verbessern und auch nicht „Corona besiegen“. Aber wir können ein klein wenig mit unseren Möglichkeiten (theologisch sprechen wir von „Charismen“ = Gnadengaben Gottes) zeigen, wie Gott in unsere Welt kommt.

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