Das Evangelium vom Sonntag schließt genau an meinem Impuls für den Karfreitag an. Woran werdet ihr erkennen, dass ER es ist?
Maria von Magdala, die mit Jesus Vertrauteste von allen, sucht ihn im Grab und findet ihn nicht. Sie erkennt ihn auch nicht, als er ihr begegnet. Sie erkennt ihn nicht an seiner Gestalt und auch nicht an seiner einfühlsamen Frage: „Frau, warum weinst du?“ Und er fügt die Frage an, die er schon den Knechten im Garten Gethsemani gestellt hatte: „Wen suchst du?“ Auch da gibt es kein Erkennen.
Ich denke, Maria ist da den Zeitgenossen des Evangelisten sehr nahe. Sie suchen Jesus und erkennen ihn nicht. Seine Stimme, seine Gestalt: nicht mehr/ nicht sehr vertraut. Und auch in der Empathie gegenüber ihrem Kummer erkennen sie nicht Jesus, der ihnen begegnet. Obwohl das Erkennen, wie es um die andere bestellt ist – das ehrliche Interesse – das offen bekundete Wohlwollen: Hinweise sein könnten für die Begegnung mit dem Göttlichen, mit Gott.
Erst als Jesus ihren Namen ruft, erkennt Maria von Magdala. Ich habe mir immer wieder vorgestellt, mit welchem Ton, mit welchem Klang, mit welcher Schwingung Jesus den Namen „Maria“ sagt. Immer taucht bei mir eine sanfte Stimme auf, eine Behutsamkeit, eine Zärtlichkeit. Nichts Forderndes. Nichts Strenges. Nichts Enttäuschtes. Eine Stimme voller bedingungsloser Warmherzigkeit.
Wie gut ist es, wie gut tut es, eine solche Stimme zu hören! Wie wohltuend ist es, meinen Namen mit so einer Stimme zu hören. Das ist die Stimme, der Blick, die Zärtlichkeit Gottes. Das sind dann sicher sehr besondere Momente im Leben eines Menschen. Weil es sicher nicht so ganz häufig vorkommt. Wie groß ist auch die Sehnsucht, eine solche Stimme zu hören, die mich – gerade mich – meint!
Ostern ist das Versprechen, dass wir diese Stimme hören werden. Dass Gott uns beim Namen ruft mit viel Erkennen und Verstehen, mit viel Sanftheit und Zärtlichkeit, mit viel Erbarmen und voller Liebe. Am Ende unserer Tage – aber immer wieder auch schon jetzt.