Fastenzeit 2024 – 3. Fastensonntag

In diesem Jahr gestalte ich meine Impulse zu den jeweiligen Sonntagsevangelien.

Heute lesen wir im Johannesevangelium im Kapitel 2 die Verse 13-25. Es ist die Vertreibung der Händler aus dem Tempel.

Im Johannesevangelium steht diese Geschichte ziemlich am Anfang. Bei den anderen Evangelien, den sog. Synoptikern, dagegen am Ende, kurz vor der Passion. Bei den einen ein Anlass für die Verfolgung und den Tod, bei Johannes eher Programm für die Botschaft Jesu.

Ich frage mich: wie hat Jesu Verhalten im Tempel auf seine Jünger gewirkt? Waren sie beeindruckt? Oder geschockt? Oder fasziniert? Die Jünger bleiben in allen Evangelien merkwürdig unerwähnt. Wie ist es, wenn wir – die Leser – diese Szene betrachten?

Mich beschäftigt der letzte Satz unseres heutigen Evangeliumstextes: „…er wusste, was im Menschen ist.“

Das zielt eher auf die Abgründe im menschlichen Leben. Wozu ist der Mensch fähig und in der Lage? Was kann ein Mensch alles anrichten an Schaden, an Verbrechen, an Unmenschlichem?

Wir können uns die Gräueltaten von Butscha vor etwa zwei Jahren in Erinnerung rufen oder den Überfall der Hamas vor einem halben Jahr mit all den Vergewaltigungen, den Folterungen, den Ermordungen. Und dabei vor Entsetzen erstarren und verstummen.

Wir können darauf schauen, was es bei uns an Lügen, Verleumdungen, Hass und auch Gewalttat gibt – mitten in Deutschland.

Wir können aber auch sehr viel näher bei uns selber anfangen. Da werden wir mit Sicherheit auch fündig werden mit „kleineren“ Abgründen. Aber eben auch Abgründe.

Die Fastenzeit konfrontiert uns relativ schnell mit dieser dunklen Seite in uns. Noch ziemlich am Anfang – wie ein Programm für die Reflexion des eigenen Wesens, der eigenen Persönlichkeit. Den inneren, seelischen Tempel zu reinigen und dann wieder zu einem „heiligen Ort“ zu machen. Einem geheilten, heilenden, heilsamen Ort.

Die Erzählung der Evangelien zeigt: es ist Kraft nötig. Es kommt zu Auseinandersetzungen. Es braucht Konsequenz und Durchhaltevermögen. Es ist schwer und eine dauerhafte Aufgabe. Es braucht einen Rückhalt und Unterstützung (bei Jesus im Verweis auf den Vater – bei uns vielleicht auch Gott, vielleicht auch sehr nahe, innige, vertraute Freunde).
Ob es bei Jesus und dem Geschehen am damaligen Tempel in Jerusalem dauerhaft was gebracht hat? Wir wissen es nicht. Ob es bei uns dauerhaft was bringt? Das wissen wir vielleicht auch nicht.

Und dennoch …!!!

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