Monthly Archives: Dezember 2016
Weihnachtsgruß
Ich wünsche allen ein von Gott gesegnetes Weihnachtsfest!
Gerade in diesen Tagen mit Anschlägen, mit den Altlasten eines längst vergangenen Krieges, mit Unsicherheiten über die Zukunft, mit Hass und Halb- bzw. Unwahrheiten im Internet, mit Stimmungsmache und Verzerrungen wird mir deutlich, wie notwendig die Ankunft Gottes in unserer Welt ist. So werde ich für alle gesellschaftliche und auch private Not um Gottes Präsenz bitten.
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Warten – worauf?
Jetzt – ein paar Tage vor dem Heiligen Abend und vor Weihnachten – warten wir. Aber worauf?
Die Kinder auf die Geschenke, den Christbaum, das Licht…
Und wir Erwachsene? Dass der Vorweihnachtsstress endlich vorbei ist? Dass jetzt endlich die „staade Zeit“ beginnt? Dass jetzt wieder Ruhe und Frieden einkehrt in unsere Wohnungen? Vielleicht auch in die Herzen?
Ich habe einen Text gefunden, den ich als Meditationsanregung weitergebe:
Warten können
dem Sehnen Raum geben
Zurückblicken
Gut sein lassen, was war
Berührbar bleiben
Hände für Neues öffnen
Achtsam sein
auf die kleinen Anfänge
Wahrnehmen
Licht im Dunkel
Geheilte Wunden
Frieden.
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Eine ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte – 3. Teil
Hier nun der dritte und letzte Teil meiner erweiterten Weihnachtsgeschichte:
Josef und Jesus
Wieder kommt ein Bote des Höchsten. Wieder – nun schon zum dritten Mal – kommt er des Nachts, im Traum. Wieder verkündet er den nächsten Schritt heraus aus dem Eingewohnten. „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter …!“ Wieder sieht es nach heimlicher Flucht aus, nächtlicher Aufbruch, wie einst das Volk Israel aus selbigem Land. Wieder ein Aufbruch in die Freiheit, die einen Namen trägt: Nazareth. Ein kleines Dorf, wohl keine 200 Einwohner. Abseits aller bekannten Städte. Vielleicht (so die Archäologen 2000 Jahre später) mit einem Befestigungsturm auf den Hügeln, die rund um die wenigen Häuser liegen. Wer hier lebt, wird wohl von allen außerhalb der wenigen Häuser übersehen. Die Freiheit der kleinen Familie ist die Freiheit der Unscheinbaren, der Unbeachteten, der Menschen am Rande.
Da gibt es nichts, wogegen man sich auflehnen könnte oder müsste. Man will es sich ja schließlich mit niemandem verderben, man ist auf den anderen angewiesen, man hält zusammen. So verlaufen die Jahre ohne jede erwähnenswerte Aufregung, nichts stört die (beschauliche? die Friedhofs-?) Ruhe. Woher auch sollte der Anstoß kommen zu etwas Ungewöhnlichem, Ungewohnten, Irritierendem?
Der Anstoß kommt auch nicht in Nazareth. Der Anstoß kommt in Jerusalem, der Hauptstadt, dem religiösen Zentralort und er kommt zur religiösen Zentralzeit. Am Paschafest, dem Fest des Aufbruches, des Aufbruches aus dem Sklavenhaus Ägypten hin zur Freiheit. Das Fest der Befreiung löst in diesem Jahr den Sohn vom Vater. Das Fest der Befreiung lässt den Sohn die Bande zum Vater lockern und auch die Grenzen der eigenen Religiosität überschreiten. Der Bub stellt Fragen. Der Bub stellt das Überkommene, Tradierte, das so selbstverständlich Gewohnte in Frage. Im Fragenstellen zeigt der Bub Widerstand gegenüber den schnellen, allzu schnellen Antworten. Ist dieser fragende Widerstand ein Widerhall der Fragen, die sein Vater etliche Jahre vorher vielleicht gestellt hatte einem nächtlichen Besucher? Der Bub fordert zur Antwort heraus – und das wird er Zeit seines Lebens immer wieder tun. So wird er zum Zeichen, dem widersprochen wird.
Der Vater – jetzt namenlos im Evangelium – hat seine wichtigste Aufgabe erfüllt. Er kann sich in die Anonymität zurückziehen. Von nun an geht es um den Sohn. Es ging schon immer um den Sohn. Aber ohne den Vater, ohne Josef, wäre Jesus nicht geworden, was er ist: einer, der auf die Stimme des Höchsten hört und sich der Stimmen der weniger Bedeutenden (auch wenn sie sich anders vorkommen) widersetzt. Der das Unscheinbare achtet und das leicht zu Übersehende hoch hebt. Der den äußeren Weg, den Josef auf den Spuren seines Volkes gegangen ist, im inneren und am eigenen Leib vollzieht: hinein in das Land des Todes und hinaus in das Land der Lebenden. Der Sohn Jesus wird den Weg seines Vaters Josef radikaler gehen, entschiedener, schonungsloser gegenüber anderen und gegenüber sich selber. Und noch am Ende dieses Weges taucht die Widerstandskraft auf, die väterlich ererbte und im Leben verfestigte: „Lass diesen Kelch an mir vorübergehen!“ und nochmals grundsätzlicher die Klage und Anklage: „Mein Gott, wozu hast du mich verlassen!“ Ultimativer Widerstand dann in der „Höllenfahrt“ Jesu, als er im Widerstand gegen alle Todesmacht, von dort, dem Land des Todes, die dort Versklavten, die „armen Seelen“ herausführt in das Land des Lebens.
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Zum Beten 5
Heute möchte ich – gerade mit Blick auf die anstehenden Weihnachtsfeiertage mit aller Geschäftigkeit und den notwendigen Besorgungen und Verpflichtungen – ein Wort der spanischen Mystikerin Teresa von Avila in den Vordergrund rücken und so zum zwischenzeitlichen Innehalten, Aufschnaufen und Nachspüren motivieren. Sie schreibt:
Wenn Euch der Gehorsam Beschäftigung mit äußeren Dingen aufträgt, dann versteht, dass der Herr zwischen den Kochtöpfen weilt.“
Unter dem „Gehorsam“ verstehe ich auch, dass man sich seinen Aufgaben (den „äußeren Dingen“ im Gegesatz zur Beschaulichkeit der inneren Meditation) stellt, die halt jetzt getan werden müssen. Auch darin kann Gebet und Gottesbegegnung liegen in der Hingabe an das Essen, den Hausputz, die Organisation des Tages …
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Besuche bei älteren Menschen
Es gibt ja seit vielen Jahren den ehrenamtlichen Besuchsdienst bei uns im Landkreis Mühldorf. Zunächst geplant für das Krankenhaus oder das Seniorenheim zeigt sich doch immer wieder auch die Notwendigkeit eines häuslichen Besuchsdienstes. Auch in den eigenen vier Wänden erleben Menschen Einsamkeit – und haben zugleich das Bedürfnis nach Kontakt und „sozialer Teilhabe“. Auch wenn sie selber den Weg nach draußen nicht schaffen (sei es wegen der eingeschränkten Mobilität, sei es wegen Krankheit, sei es wegen Scham oder Scheu), haben sie dennoch den Wunsch, nicht vergessen zu sein, sondern Anteil zu nehmen am Leben draußen. So sind sie in hohem Maßen angewiesen auf die Initiative anderer.
In einer Broschüre über ehrenamtliche Hilfe steht: „Ehrenamtliche Besuchsdienste kümmern sich …um Menschen mit keinen bzw. wenigen nachbarschaftlichen und sozialen Kontakten. […] Sie sind Ersatz oder Ergänzung für familiäre, freundschaftliche oder nachbarschaftliche Beziehungen, die nicht mehr oder nicht mehr ausreichend tragen.“
Auf diese Menschen will ich – gerade jetzt unmittelbar vor Weihnachten – den Blick lenken. Vielleicht kann die „Herbergssuche“ ja auch umgekehrt laufen: Wo wartet „ein Wirt“ auf den Besuch, der ihm in sein Leben Licht und Leuchten bringt?
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Eine ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte – 2. Teil
Hier die Fortsetzung im 2. Teil
Josef in Ägypten
Josef zeigt Widerstand – und fügt sich dann doch. Seine Widerstandskraft scheint erloschen, vielleicht zu wenig geübt, vielleicht nicht eindeutig genug formuliert, vielleicht zu wenig Selbstbewusstsein, vielleicht zu wenig Unterstützung im Widerstand. Die eigenen Wünsche und Lebensvorstellungen bleiben auf der Strecke. Josef nimmt Maria zur Frau, gemäß dem göttlichen Befehl. Geht dem Befehl des Kaisers gehorsam nach Bethlehem, in die Stadt seiner Vorväter. Es ist wohl nicht seine Geburtsstadt, nicht seine Heimatstadt. Es ist Fremde. Josef scheint dort auch keine Verwandten zu haben, bei denen er unterkommen hätte können. Dennoch sperrt er seine Werkstatt zu, verabschiedet sich und geht die gut 160 km nach Bethlehem, zusammen mit der schwangeren Maria. Sie sind wohl eine Woche unterwegs. Wo sie auf dem Weg übernachten, wie sie sich verpflegen, wie die hochschwangere Maria die Beschwernisse dieser Wanderung erträgt: darüber verliert die Bibel kein Wort. Josef zeigt sich pragmatisch, als er in Bethlehem kein Hotelzimmer auftun kann mit einem Bett für sie beide. Dann ist ein Stall nicht die schlechteste Wahl. Hier sehen wir wieder nur den fügsamen Josef – kein Aufbegehren, kein Insistieren, kein Sitzstreik vor den Türen der verschlossenen Herberge. Aber auch kein Lamentieren und Jammern. Es ist ja nur für kurze Zeit: nach der kaiserlichen Registrierung geht es ja wieder heim nach Nazareth.
Aber wieder geht es nicht nach seinem Willen. „Nicht was ich will, sondern was Du willst“ – so wird auch sein Sohn, der jetzt noch ungeborene – 33 Jahre später sagen. Wieder kommt eine Fremdbestimmung, kommt ein göttlicher Auftrag. Von der fremden Stadt Bethlehem in das fremde Land Ägypten. Von der Vorväterstadt noch weiter zurück in die Vergangenheit, in die Vergangenheit des ganzen eigenen Volkes, zurück in die Herkunft aus dem „Sklavenhaus Ägypten“, zurück in die ultimative Fremdbestimmung. Und auch dort – in Ägypten – wird er als Ausländer ohne Sprachkenntnisse und ohne Kenntnis der Kultur (weder der Leit- noch der Sub- oder anderer Kulturen) große Chancen auf ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben haben, noch dazu mit ungewisser Aufenthaltsdauer. Soll er sich auf ein halbes Jahr einrichten oder auf eines oder drei oder für immer? Die Ägypter werden ja auch nicht gerade auf ihn gewartet haben und Zimmerer gibt es wahrscheinlich auch genug. Also heißt es: hinten anstellen, nehmen, was kommt, um die junge Familie über Wasser zu halten. Kein Raum für eigene Wünsche und Begehrlichkeiten. Das eigenständige, wenigstens im Rahmen Nazareths mögliche selbstbestimmte Leben ist sternenweit weg.
Nächste Woche gibt es dann die Fortsetzung.
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Zum Beten 4
Heute gebe ich als Anregung ein Wort der heiligen Teresa von Avila wieder. Diese Mystikerin und Kirchenlehrerin hat vor 500 Jahren gelebt (1515-1582). Nach langen inneren Kämpfen um eine intensive Gottesbeziehung, die sie jedoch nicht in den verweltlichten Klöstern gefunden hatte, hatte sie immer wieder Begegnungen mit Jesus, der ihr so zu einem vertrauten Freund wurde. Diese Vertrautheit und Vertraulichkeit hat dann auch ihr Beten bestimmt. Und so sagt sie:
„Beten ist nichts anderes als Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft zusammenkommen, einfach um bei ihm zu sein, weil wir sicher sind, dass er uns liebt.“
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Eine ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte – 1. Teil
Ich habe begonnen, die Weihnachtsgeschichte mal aus der Perspektive des Josef zu sehen. Hier mal ein erster Teil mit der Anregung, das aus dem Blickwinkel des eigenen Lebens zu betrachten:
Josef im Widerstand?
Josef, Handwerker – genauer: Zimmerer – lebt in Nazareth eigentlich ein überschaubares Leben in einem überschaubaren Ort. Da ist nichts, was die Gleichförmigkeit des Lebens stören könnte. Die Lebensabläufe sind vorgegeben, die Jahresabläufe sind vorgegeben und Tagesabläufe sind es auch. Er macht, was vor ihm sein Vater gemacht hat und vor diesem wieder dessen Vater. Was soll sich auch entwickeln? Es ist doch alles gut, so wie es ist. Wozu also die Gleichförmigkeit stören? Wozu also etwas anders machen? Wozu also etwas ausprobieren? Wozu also etwas riskieren? Und so bleibt alles beim Alten.
Hier könnte die Geschichte enden. Oder vielmehr: sie könnte so weitergehen bis in alle Ewigkeit. Per omnia saecula saeculorum. Amen.
Und niemand würde von dieser Geschichte Notiz nehmen geschweige denn ein Aufhebens machen.
Aber wo es von innen her keine Bewegung gibt, kommt sie manchmal von außen. In unserer Geschichte gleich zweifach. Angestoßen durch zwei Boten – einen irdischen vom Kaiser Augustus und einen himmlischen vom Höchsten selbst. Die eine Botschaft führt den Josef in seine Vergangenheit, in seine Familiengeschichte, in seine Herkunft zurück. Der andere Bote weist in die Zukunft, in eine neue Familiengeschichte, in neu ihm Zukommendes. Beide Male bleibt Josef keine Wahl – er muss sich fügen. Wir hören von keinem Aufbegehren dem Kaiser gegenüber. Aber wir hören überraschenderweise von einem Aufbegehren Gott gegenüber. Ist Josef doch nicht so fügsam wie er scheint? Hat er doch so was wie einen eigenen Willen, eigene Wünsche, eigene Lebensvorstellungen? Immerhin wehrt er sich. Immerhin kämpft er. Immerhin zeigt er Energie und power. Auch wenn er sich insgeheim und heimlich von Maria trennen will (aus Rücksicht auf Maria, wie die Bibel wohlwollend schreibt – oder aus Konfliktunfähigkeit oder mangelnder Konfliktbereitschaft?), er zeigt Widerstand! Das ist etwas Ungewöhnliches, Neues in Nazareth. Widerstand zu zeigen gegenüber Obrigkeiten, Widerstand gegenüber Veränderungen, Widerstand sogar gegen den Höchsten zu zeigen: ja, wo gibt´s denn sowas!?
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Zum Beten 3
Bei den letzten „Exerzitien im Alltag“ gab es als Anregung für den täglichen Beginn ein Gebet, über dessen Anfang ich selten hinausgekommen bin:
“ Gott, ich bin vor dir da, so wie ich bin.“
Ich habe mich dann immer gefragt, wie ich denn grade bin – was mich bewegt, welche Gedanken mich beschäftigen, welche Beziehungen, welche Aufgaben, was für mich gerade wesentlich ist, welche Ängste ich habe und welche Hoffnungen, worauf ich mich heute gerade gründen kann. Mit solchen und ähnlichen Fragen war dann schon fast die gesamte vorgesehene Besinnungszeit angefüllt. Ich hatte dennoch nicht den Eindruck, ich hätte etwas verpasst, weil ich das restliche Material kaum verwendet hatte. Vielmehr war es eine Zeit, in der ich sehr zu mir selber gekommen bin (was sonst oft in den Hintergrund tritt oder gar untergeht).
Später habe ich den ersten Satz noch ergänzt durch einen anderen, den ich aus einem Kommentar zum blinden Bartimäus übernommen habe. So ist das Gebet erweitert worden zu:
„Gott, ich bin vor dir da, so wie ich bin. Sieh mich freundlich an.“
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