Monthly Archives: Dezember 2018

Wunsch für das Jahr 2019

In einem Gedicht von Sigrid Lichtenberger unter dem Titel „Toleranz“* habe ich folgende Zeilen gefunden:

und wenn wir uns schon nicht freuen können an Vielfalt

gib uns Liebe

den anderen zu ertragen

denn ich bin auch anders

jeder ist anders

als die anderen

Bei diesen Zeilen ist mir eingefallen, dass das hebräische Wort für „anders“ „qadosch“ heißt, was wir für gewöhnlich mit „heilig“ übersetzen. Danach wäre der Andere „heilig“. Was macht es uns so schwer, den anderen als „heilig“ zu behandeln? Ich denke dabei noch nicht enimal an die Menschen, die so ganz anders sind wegen ihrer Herkunft oder ihrer Kultur. Ich denke auch an die Menschen ganz in der Nähe, unsere Nächsten, die auch „anders“ sind. Es ist schwer, das  „andere“ wertzuschätzen und nicht als In-Frage-Stellung des Eigenen zu sehen.

Umgekehrt: wie schwer und bitter kann es sein, wenn man immer den Vorstellungen der anderen entsprechen muss oder entsprechen will! Wenn man sich nicht zugesteht, „anders“ zu sein, „besonders“ (um eine dritte Bedeutung von „qadosch“ zu nennen), „heilig“.

So wünsche ich den Mut, das Eigene zu leben und das Andere leben zu lassen. Dann kann das Jahr 2019 wirklich das werden, was ich auch wünsche:

Ein

gesegnetes

Jahr!

 

 

*Lichtenberger, Sigrid, Als sei mein Zweifel ein Weg, Göttingen, Zürich 1995, S. 81

Leave a Comment

Filed under Allgemein

Die Menschen in Bayern werden älter: zur Demografieentwicklung in Bayern

Das Landesamt für Statistik hat eine Prognose veröffentlicht über die Entwicklung der Bevölkerung in Bayern.

Danach wird es in 20 Jahren ca. 3,7 % mehr Menschen im Freistaat geben als 2017. Sie werden allerdings hauptsächlich um den Großraum München herum leben, in Nord- und Ostbayern wird die Zahl dagegen stagnieren oder sogar abnehmen. Der Grund für die Zunahme liegt in der Zuwanderung und nicht in einem Geburtenüberschuss. In den letzten Jahren kam ein Großteil der Neubürger aus dem EU-Ausland und trug so zum wachsenden Wohlstand und zur Sicherung der sozialen Systeme bei.

Das Durchschnittsalter steigt in den kommenden 20 Jahren von heute knapp 44 Jahren auf 46 Jahre. Das klingt erstmal nicht so viel. Weitere Zahlen verdeutlichen aber die Entwicklung: Die Generation 65+ wird von 2,63 Millionen auf 3,59 Millionen anwachsen. Derzeit sind 20,3 % älter als 65 Jahre, in 20 Jahren werden es dann 26,6 % sein. Gleichzeitig sinkt der Anteil der Erwerbsfähigen. So kommen heute auf 100 erwerbsfähige Menschen 33 Rentner, in 20 Jahren werden es knapp 49 sein. Das ist der bayernweite Durchschnitt. Wie gesagt: im Großraum München schaut das vielleicht noch einigermaßen rosig aus, im ländlichen Raum zum Teil sehr viel düsterer. Für den Landkreis Mühldorf ist ein geringes Wachstum von 2,5 – 7,5 % prognostiziert. Übrigens: die Prognosen, die wir vor 10 Jahren beim Seniorenpolitischen Gesamtkonzept im Landkreis Mühldorf erhoben haben, erweisen sich als erstaunlich präzise!

Die Entwicklung lässt sich also absehen.  Aber was bedeutet das für unsere Zukunft?

Werden wir es in diesen 20 Jahren schaffen, unsere Dörfer, Gemeinden und Städte so zu gestalten, dass sie den Bedürfnissen Älterer entsprechen, die oft gar nicht so viel anders sind als die Jüngerer: abgesenkte Randsteine und längere Grünphasen bei den Fußgängerampeln kommen nicht nur Rollatorfahrern zu Gute, sondern auch Kinderwägen und Kindern. Ebenso ist es bei Innenstädten mit geringerem Autoverkehr, aber mehr ÖPNV. Menschen aller Altersgruppen schätzen dezentrale, wohnortnahe Einkaufsmöglichkeiten oder medizinische Versorgung und auch niederschwellige Möglichkeiten der Begegnung, sei es am Spielplatz oder bei einer (überdachten) Bank zum Ratschen.

Was macht eigentlich unsere Orte zu lebenswerten Orten? Wie wollen wir – etwa meine Generation so um die 60 – in 20 Jahren leben? Und wie die nachfolgenden Jahrgänge? Was brauchen wir an Infrastruktur – und auf was können wir eher verzichten?

Über solche Fragen wünsche ich mir eine sehr lebhafte, mutige, auch mal unkonventionelle Diskussion in den Gemeinderäten, in den Pfarrgemeinderäten, bei den Seniorenbeauftragten etc., bei dem auch mal „heilige Kühe“ auf den Prüfstand gestellt werden können zum Wohlbefinden aller.

Leave a Comment

Filed under Allgemein, Seniorenbeauftragte

Weihnachtswunsch

„Meistens wird Gott ganz leise Mensch: wenn Menschen zu Menschen werden.“

Diesen Spruch von Andrea Schwarz habe ich auf einer Weihnachtskarte bekommen. Er öffnet die Augen für das Unspektakuläre, das dennoch aus dem Alltäglichen herausragt. Weil sich eben darin etwas Göttliches zeigt.

So wünsche ich Ihnen den geschärften Sinn für das Widerfahrnis des Göttlichen in Ihrem Leben. Ich wünsche Ihnen diesen Augenblick, in dem Gott zur Welt, in Ihre Welt kommt. Ich wünsche Ihnen die Erfahrung, dass der Glanz von Weihnachten immer wieder in Ihrem Leben aufstrahlt und dass so das kommende Jahr 2019 für Sie ein von Gott gesegnetes Jahr wird. Für dieses Jahr wünsche ich Ihnen immer wieder Begegnungen, in denen sich die Menschen als menschlich erweisen in Freude und Leid, in Kummer und in der Heiterkeit.

Leave a Comment

Filed under Allgemein

Gedanken zum Weihnachtsfest 2018

Ich habe in den letzten Tagen zwei sehr bemerkenswerte Aussagen über „Weihnachten heute“ gelesen, die recht gegensätzlich sind. Heribert Prantl spricht von einem Familienfest im Biedermeier-Stil mit viel Sehnsucht nach Großfamilie und Harmonie, das zumindest in der Sehnsucht vieler beheimatet ist. Auf der anderen Seite steht die Aussage einer verwitweten Frau, die an Weihnachten lieber für sich allein ist, weil da die Trauer über den Tod des Mannes am meisten spürbar ist und sie ihre Großfamilie nicht mit ihrer Trauer belasten möchte.

Weihnachten also ein Fest zwischen Sehnsucht und Realität. In beidem spiegelt sich die biblische Überlieferung wieder (wobei weder Lukas noch Matthäus Augenzeugen waren und es sich somit nicht um historische Fakten handelt, sondern um theologische Aussagen).

Matthäus (Kap 1 und 2) stellt Jesus als den Nachkommen Davids dar, mithin als Königssohn in aller Herrlichkeit. In das Haus des Josef in Bethlehem kommen Sterndeuter aus dem Osten zu Besuch und huldigen ihm mit ihren Geschenken von Gold, Weihrauch und Myrrhe. Als Nachkomme in der Königsdynastie ist Jesus auch von Verfolgung und Tod bedroht und muss nach Ägypten ins Exil fliehen.

Lukas (Kap 2) betont die Armseligkeit der Geburt in einem Stall, weil für die aus Nazareth Dahergereisten kein Platz in der Herberge war. Hier kommen nicht „Könige“, sondern Hirten, die damals am Rande der Gesellschaft lebten. So wird deutlich, dass Jesus von Anfang an sich mit den Außenseitern verbunden fühlte, dass ihnen die Botschaft vom Heil Gottes gilt.

In der Volksfrömmigkeit haben wir diese beiden sehr unterschiedlichen neutestamentlichen Stränge zusammengeflochten. Damit ermöglichen wir uns das Bild einer heilen, intakten Welt voller Glanz und Gloria und Heimeligkeit und zugleich die Identifikation mit den Hirten in ihrer Armseligkeit, die – äußerlich gesehen – früher durchaus gegeben war, heute vielleicht mehr innerlich.

Schwierig wird es immer dann, wenn diese Vorstellung auf die Wirklichkeit trifft: auf die heute von Verfolgung Bedrohten, auf die Menschen am Rand unserer heutigen Gesellschaft, auf die „Mühseligen und Beladenen“, auf die, welche keine intakte Familie aufweisen. Schwierig wird es für die, welche diesen Gegensatz nicht verdrängen, sondern wahrnehmen und sich zu Herzen gehen lassen. Schwierig ist es für die, welche eine Sehnsucht im Herzen haben nach einem Leben, das von Fülle gekennzeichnet ist (auch ein Jesus-Wort) und gleichzeitig spüren, wie weit ihr eigenes Leben davon entfernt ist.

Was also sollen wir tun? Diese Frage stellen die Menschen im 3. Kapitel  des Lukasevangelium dem Johannes. Eine Predigt, die ich neulich gehört habe, hat mir gezeigt, dass die Antworten des Johannes gar nicht so schwer sind: es sind ganz naheliegende, einfache Dinge, auf die Johannes verweist. Eigentlich sind es Selbstverständlichkeiten. Aber auch daran können wir uns orientieren und auf die heutigen, auf unsere Verhältnisse umlegen.

 

 

Leave a Comment

Filed under Allgemein

Dank, Wünsche und Ausblick

Die Seniorenbeauftragten in den Kommunen und den Pfarreien des Landkreises Mühldorf haben sich im vergehenden Jahr 2018 vielfältig engagiert. Manche in der Betreuung einzelner Senioren, andere in der Gestaltung einer ansprechenden Freizeitmöglichkeit (Seniorenclubs, Fitnesspark, gemeinsame Mahlzeiten etc), wieder andere in der Beratung über Hilfsmöglichkeiten etc.

Unsere beiden Informationsabende haben neben neuen Ideen auch sehr viel und fruchtbaren Austausch mit sich gebracht. Allerdings – das wäre mein Wunsch für das kommende Jahr – wäre es schön, wenn noch mehr Seniorenbeauftragte unser Angebot wahrnehmen. Denn diese Abende leben ja geradezu davon, sich gegenseitig von den Erfahrungen zu erzählen und sich weiterzuhelfen. Damit mögliche Terminkollisionen vermieden werden können, haben wir schon beim letzten Mal einen nächsten Termin ausgemacht: Es ist Montag, der 20. Mai 2019 um 19.30 Uhr in Ampfing. Eine Einladung ergeht natürlich extra.

Ich möchte an dieser Stelle ein herzliches „Danke!“ sagen an alle Seniorenbeauftragten, die mit hoher Sensibilität die Lebenswelt der Senioren wahrnehmen und angenehmer gestalten wollen. Ich denke, es lohnt sich unter zweierlei Hinsicht: 1) die Senioren werden ja immer mehr und möchten am Leben der Gemeinde teilnehmen. Schön, wenn die Gemeinde dafür die Möglichkeiten bietet. 2) Es lohnt sich auch für die Seniorenbeauftragten selbst, denn auch sie werden früher oder später in den Genuss ihres eigenen Engagements kommen.

„Danke“ sage ich auch allen, die die Seniorenbeauftragten unterstützen mit Wort und Tat, indem sie sie einladen (etwa in den Seniorenclub oder zum Bericht in den Gremien) oder indem sie sie freistellen (etwa die Parter/innen).

„Danke“ sage ich auch den Kommunen und den Pfarreien, die diese wichtige Aufgabe entdeckt haben und nach all ihren Möglichkeiten fördern.

Allen wünsche ich eine frohe Weihnachtszeit und ein gesegnetes Jahr 2019!

 

Leave a Comment

Filed under Seniorenbeauftragte

Warnung vor Betrug an der Haustüre

In der letzten Zeit häufen sich wieder Meldungen, nach denen vor allem Senioren um viel Geld und ihre Wertsachen gebracht werden. Manchmal kündigen sich die Verbrecher telefonisch an und geben sich als Polizisten aus. Sie „informieren“ darüber, dass Einbrecher unterwegs seien und es auch auf den Besitz der Angerufenen abgesehen hätten. „Die Polizei“ – in Wirklichkeit die Betrüger – würden die Wertgegenstände sichern, wenn sie in einem Beutel an der Wohnungstür hängen. Oder jemand würde vorbeikommen und das abholen.

Eine andere Masche ist, dass sich der Anrufer als (entfernter) Verwandter – etwa die Tochter eines Cousins – ausgeben. Sie erwecken das Vertrauen des Angerufenen, um dann mit einer finanziellen Notlage herauszurücken, die der Angerufene mindestens lindern könne. Natürlich sieht man von diesem Geld nichts mehr – und vom „entfernten Verwandten“ auch nicht.

Wenn Sie Anrufe bekommen oder gar Hausbesuch, den Sie nicht einschätzen können: Beenden Sie den Kontakt! Legen Sie auf oder schließen Sie die Tür! Lassen Sie niemanden an der offenen Tür, während Sie in der Wohnung etwas nachschauen oder holen.

Das Polizeipräsidium Oberbayern hat übrigens eine Broschüre herausgebracht, in der die 10 gängigsten Tricks vorgestellt werden. Diese Broschüre gibt es bei jeder Polizeidienststelle oder unter folgendem Link:

https://www.polizei.bayern.de/oberbayern/schuetzenvorbeugen/index.html/261791

Leave a Comment

Filed under Allgemein

Gedanken zum 4. Advent 2018

Für die diesjährige Adventszeit orientiere ich mich an den alttestamentlichen Lesungen im Lesejahr C der katholischen Kirche und mache mir Gedanken zu einem Themawort dieser Schriftstellen.

Die alttestamentliche Lesung des 4. Adventssonntages kommt aus dem Buch Micha. Da heißt es im Kapitel 5, 3b: „Sie werden in Sicherheit leben.“

Micha lebt und wirkt wohl um das Jahr 700 v. Chr. Es ist für Israel eine Zeit der Bedrohung durch die Assyrer. Das Buch Micha hat wohl (wie viele andere biblische Bücher auch) spätere Bearbeitungen erfahren, die nach dem Untergang Jerusalems datieren, d.h. nach 587 v. Chr. Auch die Erweiterung schaut also auf eine Zeit voller Unsicherheit, Bedrohung, Zerstörung sowie auf die Vertreibung in das Exil nach Babylon.  So ist das Prophetenbuch geprägt von ängstlicher Drohung gegen die Großmächte ringsum wie auch gegen die herrschende Schicht in Juda selbst mit ihrem ungerechten und nur dem eigenen Vorteil verpflichteten Handeln.

Das Buch enthält aber auch Verheißungen des Heiles an das eigene Volk Israel. Die bekannteste steht in Micha 5 – unsere heutige Lesung. Vielleicht sehen die Bearbeiter der jüngsten Schicht schon, wie sich das Heil ankündigt in Gestalt des persischen Großkönigs Kyros, der die Verbannung aufhebt und die Heimkehr ermöglicht. Wir Christen haben natürlich einen anderen im Sinn, der das Heil und den Frieden bringt: Jesus.

Aber die Umstände, die das Volk damals erlebt hat, die kennen wir heute auch – wenn auch nicht am eigenen Leib (zumindest nicht wir Jüngere): Bedrohung, Zerstörung, Vertreibung, Flucht. Von Sicherheit und Frieden in vielen Ländern keine Spur. Was fangen wir also mit der Verheißung des Micha an?

Wo gibt es Sicherheit für die von Gewalt, von Krieg, von Unterdrückung, von wirtschaftlicher und rechtlicher Ausbeutung bedrohten Menschen? Können wir unser Erfahrungswissen einbringen, um allen Menschen in unserem Land (denen, deren Vorfahren schon vor langer Zeit und auch denen, die grade erst hier angekommen sind) ein Leben in Sicherheit und Frieden zu ermöglichen? Sie werden in Sicherheit leben – und er wird ihr Friede sein.

Ich merke wieder mal, wie aktuell doch die uralten Texte sind, weil sie immer noch heutige Situationen treffen.

Persönlicher Impuls für Sie: Was bedeuten „Sicherheit“ und „Friede“ für Sie?

Leave a Comment

Filed under Allgemein

Der Armutsbericht 2018

Gestern wurde der Armutsbericht 2018 des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes veröffentlicht. Da bin ich ziemlich erschrocken (obwohl ich mich als einigermaßen informiert betrachte). Darum zunächst mal die Zahlen, wie sie der Paritätische Wohlfahrtsverband veröffentlicht hat:

13, 7 Millionen müssen aktuell zu den Armen gezählt werden. Darin sind allerdings nur diejenigen Personen gezählt, die über einen eigenen Haushalt verfügen (und das hatte ich bisher nicht gewusst)

Dazu kommen noch 800.000 – 1 Million Obdachlose.

Etwa die Hälfte der 800.000 Bewohner in Pflegeheimen ist auf Sozialhilfe angewiesen und auch die etwa 200.000 Menschen mit Behinderungen in Wohnheimen beziehen in aller Regel Sozialhilfe.

Bei den Bevölkerungsgruppen sind es vor allem Arbeitslose (63%) und Alleinerziehende (40%), aber auch 30% der kinderreichen Familien, ebenfalls 30% der Menschen mit geringem Bildungsabschluss und 28 % der Migranten/ Migrantinnen

Wenn wir die Gruppe der Armen anschauen, sind es überwiegend in Deutschland Geborene (nämlich 3/4) und Menschen mit zumeist mittlerem oder höherem Qualifikationsniveau. Fast 3/4 sind erwerbsfähig, in Ausbildung oder in Rente. Von den Erwerbstätigen sind 27% Minijobber, 69% sind mehr als geringfügig beschäftigt, 41% sogar voll erwerbstätig.

Wie wirkt sich das auf das konkrete Leben der Menschen aus? Natürlich gibt es echte materialle und soziale Entbehrungen. Es fehlt Geld für Reparaturen, es fehlt Geld für die gesellschaftliche Teilhabe. Das Leben gestaltet sich deutlich sorgenvoller, sei es bzgl. der aktuellen materiellen Grundlagen, sei es bzgl. der Altersvorsorge oder der Gesundheit. Auch ein Zusammenhang mit Ängstlichkeit und Niedergeschlagenheit wird beschrieben.

Meine Meinung dazu:

Natürlich müssen wir gesamtgesellschaftlich und strukturell die Rahmenbedingungen verbessern. Da geht die Schere zwischen arm und reich doch sehr und immer mehr auseinander. Aber das überfordert den Einzelnen wahrscheinlich. Im Kleinen könnte es vielleicht gelingen, die Augen mehr aufzumachen und Möglichkeiten für die Teilhabe an gesellschaftlichem Leben schaffen. So könnten z.B. auch die Obdachlosen zu den Seniorenehrungen eingeladen werden, auch wenn sie keine Postadresse für eine Einladung haben. Oder man könnte Fahrmöglichkeiten anbieten für die, die sonst mangels Auto/ Bus nicht kommen können. Oder auf Hilfsangebote hinweisen, etwa den Verein „Lichtblick für Menschen in Not“ oder den Verein „Lichtblick Seniorenhilfe“ (siehe meine Hilfenetzwerkliste). Oder ….

Noch ein adventlicher Gedanke: das Lukasevangelium beschreibt Jesus als Gottessohn, der in armen Verhältnissen zur Welt kommt und sich mit den Außenseitern solidarisiert. Wir können also auch an Weihnachten für die Armen beten – in Wort und Tat.

Leave a Comment

Filed under Allgemein

Bericht vom besinnlichen Vormittag „Zwischen Herbergssuche und Flucht“

Am vergangenen Freitag haben sich ca. 15 Frauen und Männer zu einem besinnlichen Vormittag im Kloster Zangberg getroffen. „Zwischen Herbergssuche und Flucht: die Geburt Jesu“ war unser Thema.

Zunächst haben wir uns die räumlichen Distanzen angeschaut: ca. 170 km von Nazareth nach Bethlehem, mindestens 200 km von Bethlehem nach Ägypten, ca. 300 km von Ägypten nach Nazareth (wenn man den östlichsten Punkt nimmt). Das alles zu Fuß mit einem ungeborenen/ dann neugeborenen Kind – bergauf, bergab, auf Feldwegen, z. T. allein, z. T. in Gesellschaft. Auch die Gefühle bei diesen Reisen waren sehr unterschiedlich: von Freude und Hoffnung bis Angst und Unsicherheit.

Natürlich geht es bei den Erzählungen im Lukasevangelium und im Matthäusevangelium nicht um historische Berichte. Es war ja keiner dabei. Es geht in den Hl. Schriften nie um geschichtliche Fakten, sondern um die Theologie, um die Frage: wer war dieser Jesus eigentlich. So betont Matthäus den königlichen Aspekt, der sich mit David und Bethlehem verbindet und beginnt sein Evangelium mit dem Stammbaum Jesu. Darin spielt Josef die wichtigere Rolle als Nachkomme des David. Er bekommt von Gott durch den Engel die Handlungsanweisungen, Maria zu sich zu nehmen bzw. zu fliehen. Lukas betont, dass sich Jesus den Unbedeutenden, Schwachen, Kleinen zugehörig fühlt und siedelt die Geschichte in Nazareth an, einem unbedeutenden Dorf mit grade mal 200 Einwohnern. Hier ist Maria wichtiger.

Die äußeren Wege von Josef und Maria waren uns Anlass, die  Wege unseres eigenen Lebens anzuschauen. Manche waren nur wenige Kilometer von daheim weggezogen, andere oft und weit. Innerlich jedoch waren bei jeder/m die Wege groß von der Kindheit über die Jugend mit den Lebensträumen, manche Krisen und Schwierigkeiten im Erwachsenenalter bis hin zu Neuaufbrüchen im Alter. Da mussten wir oft Pfad-sucher und Pfad-finder sein mit aller Unsicherheit, mit Ängsten und Zweifeln und auch dem Vertrauen, dass es einen Weg gibt.

Schließlich haben wir noch darüber nachgedacht, wie diese vielen Bewegungen rund um die Geburt das Leben Jesu geprägt haben könnten. Er war ja viel unterwegs (äußerlich), aber auch innerlich, in seinen Botchaften, gab es Wege. Die Reise nach Bethlehem hat ihn in Kontakt gebracht mit seiner Herkunft aus einer königlichen Familie, mit seiner königlichen Prägung. Die Flucht nach Ägypten hat ihn an die Wurzeln seines Volkes und seines Glaubens geführt, zum Rettergott, zum Befreiergott aus dem Sklavenhaus.

Was sind denn unsere je eigenen Wurzeln – familiär, als Volk, im Glauben? Diese Fragen haben wir mit nach Hause genommen zum Nachdenken über die Herkunft und als Wegweiser und Bestärkung für die Zukunft.

Leave a Comment

Filed under Allgemein

Gedanken zum 3. Advent 2018

Für die diesjährige Adventszeit orientiere ich mich an den alttestamentlichen Lesungen im Lesejahr C der katholischen Kirche und mache mir Gedanken zu einem Themawort dieser Schriftstellen.

Am 3. Adventssonntag hören wir die Lesung aus dem Buch Zefanja. Dieses sehr kleine Buch ist über mehrere Jahrhunderte hinweg entstanden und enthält einen komprimierten Rückblick auf die Geschichte Israels. In das Zentrum meiner heutigen Betrachtung will ich eine Formulierung stellen, die in der Lesung zweimal vorkommt und so betont wird:

Gott ist in deiner Mitte

Dies ist einem Volk gesagt, das die geschichtlichen Katastrophen als Strafe Gottes deutet für die vielfältigen Verfehlungen, sei es politischer, sei es sozialer Art. „Gott ist in deiner Mitte“ geht nur deshalb, weil Gott „das Urteil gegen Israel aufgehoben hat“ und trotz aller Fehler sich nicht abwendet, sondern da bleibt.

Ich will hier nicht die Fehler der Menschen – schon gar nicht die schweren, unter denen andere für lange Zeit/ lebenslang zu leiden haben – verharmlosen. Sie sind und bleiben Unrecht, das aufgedeckt und angeprangert gehört. Nur so kann den Opfern wenigstens teilweise Gerechtigkeit (siehe 1. Adventssonntag) widerfahren.

Gleichzeitig ist aber vielen bewusst, dass das Unrecht vielfältige Gesichter hat und jeder auf die ein oder andere Weise Fehler begangen hat. Da ist es dann eine tröstliche Zusage, dass „Gott in deiner Mitte“ ist. Das kann dann der innere Motor werden, dass „Umkehr“ geschieht, dass „Rettung“ kommt und „Freude“ (das sind drei weitere Themawörter in der Lesung).

Persönlicher Impuls: Nehmen Sie sich doch mal eine Minute Zeit (abends z. B.), um diesen Satz Gott ist in deiner Mitte zu meditieren.

Leave a Comment

Filed under Allgemein