Isolation/ Einsamkeit
Das Thema der Einsamkeit ist im Laufe der letzten Jahre stärker in den Blick geraten. Noch vor etwa fünf Jahren war es schwer, diese Problematik anzusprechen. Als ich mal über die Einsamkeit der Seelsorger, vor allem der Priester sinniert habe, bekam ich zu hören: „Die Priester sind doch nicht einsam, die haben doch viele Kontakte.“ Welch ein Irrtum: viele Kontakte gleichzusetzen mit den Herzenskontakten in Gegenseitigkeit, von denen Menschen leben! Man kann auch in der Menge einsam sein oder in einer Ehe oder …
Das ist eben das Phänomen der Einsamkeit: dass sie sich versteckt, dass sie unbemerkt bleibt, dass sie im Verborgenen lebt. Nur manchmal blitzt sie auf – wie etwa bei dem Mann, der jeden Tag drei Tomaten kauft und eigentlich das kleine Gespräch an der Kasse sucht. Das war dann übrigens der Ausgangspunkt für mein Projekt „Offenes Ohr – offenes Herz“ (nachzulesen in einigen Beiträgen dieser Homepage). Seit etwa 1 ½ Jahren habe ich dort im Cafe Gespräche mit Menschen, die Kontakt brauchen zum Ratschen, zum Trauern, zum Nachdenken über ihr Leben oder ihren Glauben.
Menschen, die isoliert leben oder sich isoliert fühlen, schaffen es manchmal nicht, den Schritt auf andere zuzugehen. So sind sie auf die Initiative von anderen angewiesen. Manchmal ist schon ein Lächeln oder ein „Guten Morgen“ ein Türöffner (vor allem wenn es immer wieder kommt). Mir begegnet die Einsamkeit von Verwitweten, die den Rückzug von Nachbarn und sogar Freunden beklagen. Wenn Menschen alt und gebrechlich werden, wenn die Einschränkungen in der Mobilität zunehmen, wenn körperliche Beschwerden zunehmen, dann ist vielleicht das Wartezimmer des Arztes der einzige Ort, wo sie unter Menschen sind.
In unserem Quartier gibt es wenige Möglichkeiten, wo sich Menschen einfach so mal treffen können: eine Parkbank etwa, z. B. im Friedhof (auch so eine Begegnungsstätte für Einsame). Da gäbe es also noch Spielraum nach oben. Und sonst?
Vielleicht ist es mal eine Übung in der Fastenzeit, die Augen, die Ohren und das Herz aufzumachen für die versteckte Einsamkeit in der eigenen Umgebung.