Papst Franziskus ist gestorben

Heute morgen ist Papst Franziskus gestorben. Gestern noch hatte er den Segen „urbi er orbi“ gespendet. Mich berührt das, dass dies seine letzte öffentliche Amtshandlung war, dass er sein Pontifikat mit einem Segen beendet hat.

Sein Pontifikat wird mir in Erinnerung bleiben in seinem Eintreten für die Schwachen und Armen. Und mit seinen Versuchen, mehr Synodalität in der Kirche zu wagen (auch wenn ich mir da ein entschiedeneres und entscheidenderes Vorgehen gewünscht hätte). Ich denke, beides: mehr communio und an der Seite der Menschen am Rand zu stehen, ist für mich das, was Nachfolge Jesu bedeutet.

In den Medien wird es sicher mehr und differenziertere Nachrufe geben. Wohl auch kritischere. Und mit Wünschen verbunden an seinen Nachfolger.

Hier jedoch will ich ihm ein ehrendes Andenken setzen.

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Impuls zu Ostern 2025

Die Fastenzeit ist zu Ende. Festzeit ist angesagt. Osterfestzeit. Auferstehungszeit. Zeit für neues Leben.

Geht es nach dem Fasten wieder so wie vorher? Dann wäre es „nur“ eine Unterbrechung gewesen. Gut zur Entschlackung. Gut zur Orientierung. Gut, eine Trauer auszudrücken. Gut, einen Protest auszudrücken, vielleicht sogar eine Änderung zu erzwingen. Das ist nicht wenig.

Hannah, Ester, Jesaja, Daniel, Jesus: sie machen deutlich, dass sich das Leben nach dem Fasten verändert hat. Hin zu einem „Mehr an Leben“. Ein Kind kommt zur Welt – ein Volk kann in relativer Sicherheit leben – Ungerechtigkeit wird benannt und kann sich verändern – Perspektiven tun sich auf – die eigene Berufung wird klar.

Das alles sind Beispiele für ein freiwilliges, selbst gewähltes Fasten. Gerade in diesen vergangenen Wochen wird aber auch deutlich, dass es neben dem freiwilligen Fasten auch ein erzwungenes „Fasten“ gibt. Menschen können sich manches nicht mehr leisten. Die Preise steigen rapide an und werden es durch die neuen Zölle noch mehr tun. Die Einkommen stagnieren oder sinken sogar. Die armen Länder, die sich Importe nicht leisten können, verarmen noch mehr. Die Menschen – auch in den wohlhabenderen Ländern – erleben auf der persönlichen Ebene das gleiche Schicksal. Ich befürchte Verteilungskämpfe, seien es unter den Ländern, seien es unter den Bevölkerungsschichten innerhalb eines Landes. Die Schwachen werden die Verlierer sein. Das macht mir Sorge.

Wir Christen feiern Ostern – Auferstehung.

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Impulse zur Fastenzeit 2025/ 7

Karwoche

Mk 2, 19

„Warum fasten deine Jünger nicht?“ So wird Jesus gefragt.

Das ist auch für mich merkwürdig, dass die Freunde und Freundinnen Jesu nicht fasten, wenn alle anderen fasten.

Dazu müssen wir uns in Erinnerung rufen, dass das Fasten in erster Linie ein Ausdruck von Trauer ist. Trauer über einen Verlust – etwa beim Tod eines Angehörigen. Oder Trauer um den Verlust von Lebensträumen wie bei der Hanna im Buch Samuel.

Wen haben denn die Jünger Jesu verloren?

Zum zweiten ist Fasten auch Ausdruck einer Umkehrbereitschaft. Die Pharisäer und auch die Jünger des Johannes leben noch im Zeitalter der Erwartung. Der Erwartung des Messias, der alles gut machen wird (auf unterschiedlichen Ebenen: politisch, sozial, individuell etc). Der vor allem die Sünder von ihrer Schuld befreit und sie wieder in die Gemeinschaft eingliedert. Das Fasten diente dazu, diese Umkehrbereitschaft öffentlich zu zeigen – und Gott um Vergebung zu bitten.

Jesus aber ist in den Augen seiner Freundinnen und Freunde schon der Messias. Er ist schon da. Das neue Zeitalter hat bereits begonnen. Das gilt erst recht für die Gemeinde, für die das Evangelium geschrieben ist. Die Erlösung, die Vergebung, die Aussöhnung ist also bereits geschehen. Wozu also fasten?

In der katholischen Kirche gilt der Brauch, dass man am Sonntag nicht fasten muss. Die Sonntage als „Herrentage“ – sprich: Tage, an denen man sich Jesus noch mehr verbunden weiß durch den Gottesdienst – sind vom Fasten ausgenommen. An diesen Tagen ist Jesus noch mal mehr da – und eben nicht abwesend. Also entfällt da das Trauerfasten.

Feiertage waren auch im Judentum vom Fasten ausgenommen – etwa bei einer Hochzeit. Darauf verweist das Bild vom Bräutigam. Feiern hat Vorrang vor dem Fasten.

Die Fastenzeit endet mit dem Gründonnerstagsgottesdienst. Bis dahin können wir von der österlichen Bußzeit reden, von der Vorbereitung auf das Auferstehungsfest. Bis dahin ist das Fasten ein Ritus der Orientierung. Wie bei Jesaja im Kapitel 58. Wie bei Jesus in der Wüste.

Ab dem Gründonnerstag mit dem Abendmahl verwandelt sich das Fasten in ein Trauerfasten. Weil mit dem Verrat in Gethsemani, mit der Verurteilung und der Hinrichtung Jesu der Verlust im Mittelpunkt steht. Und an Ostern, bei der Auferstehung, ist er wieder bei uns. Das Fasten hat ein Ende.

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Spielenachmittag

Die Caritas Mühldorf veranstaltet jeden Dienstag Nachmittag einen Spielenachmittag. Das ist ein Angebot im Rahmen des Projekts Wir im Quartier. Er findet von 14 bis 16 Uhr in den Räumen der Caritas in der Münchener Str. 52 in Mühldorf statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Hier der Flyer der Caritas:

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Hoffnung auf Leben

Die Seniorenseelsorgerin Marianne Kaltner und Pfarrerin Anita Leonhardt laden zu meditativen Tänzen und Texten in der Fastenzeit ein. Aus eigener Erfahrung kann ich versichern, dass auch Anfänger und Ungeübte mitmachen können. Sie brauchen also keine Hemmungen zu haben, diesen Abend mitzumachen.

Alle Informationen finden Sie unten auf dem Flyer von Marianne Kaltner.

Viel Freude beim Tanzen und Zuhören und beim Miteinander!

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Impuls zur Fastenzeit 2025/ 6

Fünfte Woche

Heute kommt die bekannte „Versuchungsgeschichte Jesu“ in Mt 4.

Jesus ist frisch getauft, seine Bestimmung ist offenbar, nach Matthäus allen Umstehenden, die die Stimme hören. Bei Markus und Lukas ist es lediglich Jesus, der diese göttliche Stimme vernimmt. Jetzt könnte eigentlich er einen Triumphzug starten, jetzt könnte Jesus voller Selbstbewusstsein sein öffentliches Wirken beginnen. Stattdessen: Rückzug in die Wüste, dem Ort des Lebensfeindlichen, dem Ort der Beschränkung auf das Wesentliche, dem Ort der absoluten Reduktion. Markus schreibt, er lebt unter den wilden Tieren. Matthäus und Lukas lassen die wilden Tiere weg und führen stattdessen den Teufel ein.

Es scheint so, dass Menschen durch das Fasten gspüriger werden für das Wilde, für das Animalische, nicht nur im Außen, sondern auch im Inneren. Vielleicht auch, dass sie verletzlicher werden gegenüber dem Außen und gegenüber dem Innen. Dass sie schutzbedürftiger werden.

Darin – in der Verletzlichkeit und der Schutzbedürftigkeit, dem Ausgesetzt sein – liegt der Urgrund für die Versuchungen. Man/ frau ist schnell bereit, diese „schwache“ Seite zu verdrängen, beiseite zu schieben, zu überdecken.

Als erste Versuchung benennen die Evangelisten den Hunger. Das kann der wörtliche Hunger sein, das kann auch der Hunger im übertragenen Sinne sein: Hunger nach Liebe, Hunger nach Anerkennung, Hunger nach Dazugehören …

Hungrige Menschen schlucken so manche Kröte. Das ist bei uns das Bild. In den Evangelien sind es sie Steine. Sie sollen zu Brot werden. Lebensuntaugliches soll zum Lebensmittel werden.

Wer schon einmal lange gefastet hat (bei Jesus ist es die symbolische Zahl von 40 Tagen, die eine Vollendung ausdrückt), weiß, dass man dann langsam wieder aufbauen muss, um den Körper nicht zu überlasten. Wenn man zu schnell wieder „reinhaut“, liegt einem das Brot wie ein Stein im Magen mit entsprechenden Nachwirkungen.

Als Jesus dieser ersten Versuchung widersteht, kommen (in unterschiedlicher Reihenfolge bei Mt und Lk) Macht und Göttlichkeit daher. Gerade in unseren Tagen erfahren wir, wie stark die Versuchung zur Macht ist und wie sich Politiker und Tech-unternehmer als göttlich inszenieren und damit ihre Menschlichkeit verlieren. Lächerlich wirken. Und zu Bedrohung werden für viele andere.

Das Fasten Jesu dient also hier der Klärung der eigenen Berufung. Der eigene Lebensweg liegt vor ihm als Möglichkeiten – gerade mit seiner Berufung am Jordan im Hinterkopf, im Herzen. Der Rückzug in die Wüste und die Reduktion auf das Wesentliche aber hilft ihm, seine Sendung klarer zu erkennen und zurückzukehren an seinen Ursprung: nach Galiläa. Von dort aus beginnt er (nach Mt und Mk) seine öffentliche Wirksamkeit mit dem Ruf: „Denkt nach!“ (was bei uns übersetzt wird mit: „Kehrt um!“).

Fastenzeit bei uns heute, im Jahr 2025:

  • Sie kann uns in Kontakt bringen mit der eigenen Verletzlichkeit, der eigenen Bedürftigkeit und auch mit dem Wilden in uns.
  • Sie kann den Impuls in sich tragen, nachzudenken über das, wie unser bisheriger Lebensweg war. Was uns weitergebracht hat, wer uns dabei unterstützt hat, was unserem Leben Sinn und Erfüllung gegeben hat.
  • Und sie kann den Impuls setzen, darüber nachzudenken, was ich tun kann, wie ich leben kann, um ein Mehr an Leben zu gestalten, zu erfahren, zu bekommen. Für mich selber und auch für die vielen Hungernden in dieser Welt.

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Die bzga wird zu BIÖG

Die „Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“ bzga ist seit Mitte Februar umbenannt worden. Sie heißt jetzt Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit, abgekürzt BIÖG.

Es gibt dort wie bisher auch eine Fülle von Informationsmaterial zu allen möglichen Themen der Gesundheit. Seien es Suchtfragen oder Demenz oder auch Vorbeugemaßnahmen.

Besuchen Sie doch Mal die Homepage und schmökern Sie selber:

https://www.bioeg.de

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Impuls zur Fastenzeit 2025/ 5

Vierte Fastenwoche

Das Buch Daniel ist in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts vor Christus entstanden. Damals standen die Juden unter der Regierung der griechischen Seleukiden, namentlich unter Antiochus III. Zunächst war er den Juden wohlgesonnen und gewährte ihnen eine ganz Reihe von Privilegien. Später jedoch musste er einen Krieg gegen die Römer finanzieren und nach seiner Niederlage hohe Tributzölle bezahlen. Damit begann die Unterdrückung der Juden, sie wurden auch in ihrer Religionsausübung beschnitten. Seine Nachfolger verschärften die Maßnahmen noch. So versteigerte Antiochus IV. das Amt des Hohepriesters in Jerusalem meistbietend. Dieses Amt war gekoppelt an das Amt des örtlichen Regierungsoberhauptes, man hatte also viel Macht. Diese Macht nutzte Antiochus IV. im Jahr 167, um die Juden zu unterdrücken – was wiederum Aufstände zur Folge hatte und weitere harte Maßnahmen seitens Antiochus IV., etwa die Todesstrafe für jede Form jüdischer Religionsausübung.

Dies ist der historische Hintergrund für das Danielbuch. Es beschreibt die Unterdrückung, aber auch in Visionen die Rettung des Volkes durch Gott. Darüber hinaus möchte es auch Hoffnung machen für alle Drangsale und Schwierigkeiten, die letztendlich eingeordnet werden in ein göttliches Handeln, das am Ende die Erlösung bringt. Damit gehört das Buch Daniel zur sog. „Apokalyptischen Literatur“.

Im Kap. 9 lesen wir eine solche Vision Daniels. Er betet und fastet in Sack und Asche und bekennt seine und Israels Schuld. An keiner einzigen Stelle verweist Daniel auf sein Fasten, um damit seine Bußfertigkeit zu unterstreichen. Das Fasten dient also nicht dazu, Gott gnädig zu stimmen und ihn dazu zu bringen, das Unheil zu beenden. Das Fasten unterstreicht vielmehr das Schuldbekenntnis, das Fasten drückt auf einer körperlichen Ebene die Traurigkeit über das eigene Fehlverhalten aus. Den Zusammenhang von Fasten und Trauer haben wir schon bei Hanna kennengelernt. Ähnlich macht es Hiob, als er in Sack und Asche seine Trauer, seinen Schmerz hinausschreit.

Bei Daniel wird aber noch ein weiterer Aspekt sichtbar, der mit Gebet, Trauer, Schuldbekenntnis und Fasten einhergeht. Nach seiner langen Rede von Vers 4 bis zum Vers 19 hat Daniel eine Vision. Er sieht und hört den Engel Gabriel, der ihm das Ende der Unterdrückung verkündet und ihm „ewige Gerechtigkeit“ (v 24) in Aussicht stellt. Der Umschwung wird nicht sofort kommen, er wird Zeit brauchen. Aber er wird kommen.

Gebet und Fasten eröffnen manchmal eine neue Perspektive. Eine Entwicklung wird erahnbar, ein Hoffnungsschimmer taucht auf. Vielleicht nicht in einer Engels- oder Gottesvision. Vielleicht erst einmal in der Sehnsuchtsform, noch unbestimmt, eher in der Form: „ich will, dass das jetzt aufhört!“

Und erst dann in einer sich konkretisierenden Vorstellung, einer Vision, wie ein Leben danach aussehen könnte. Das Fasten und Beten scheint hilfreich zu sein, sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Auf das Lebensförderliche. Auf das Lebensdienliche. Auf den nächsten Schritt hin zu einem Mehr an Leben.

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Impuls zur Fastenzeit 2025/ 4

Dritte Fastenwoche

Heute kommt ein bekannter Text: Jes 58. Er stammt aus dem dritten Teil des Buches Jesaja, dem sog. Tritojesaja. Seine Wirkungszeit liegt nach dem Babylonischen Exil und der Heimkehr der Juden in ihre ursprüngliche Heimat. Aber es liegt alles in Trümmern – vergleichbar mit dem Gazastreifen oder der Ukraine. Alles muss neu aufgebaut werden: die Häuser, die Infrastruktur und auch der Tempel. Aber – was nicht vergessen werden darf: auch der innere Aufbau der Gesellschaft muss erfolgen. Aus dieser Motivation heraus entsteht z. B. das sog. „Deuteronomistische Geschichtswerk“, das die Tradition des Exodus aus Ägypten darstellt als das identitätsstiftende Ereignis Israels. Gott hat uns schon einmal gerettet und aus einem „Sklavenhaus“ herausgeführt in ein „Land, in dem Milch und Honig fließen“. Und genau das macht er jetzt auch. Gott ist ein Gott, der für uns da ist.

Aber das mit dem inneren Aufbau funktioniert nicht so, wie es sollte. Die Machteliten bereichern sich auf Kosten der einfachen Leute, es gibt Übervorteilung und Betrug, es herrscht Korruption und Gewalt. Es herrscht Egoismus, „jeder ist nur auf seinen eigenen Gewinn bedacht“ (Jes 56, 11). Jesaja (bzw. sein Nachfolger) hat ein feines Gespür für das, was da im Volk abgeht und er hält vor allem den Reichen und Mächtigen den Spiegel vor. Er tut es am Beispiel des Fastens.

Für seine Adressaten bedeutet Fasten wohl, Gott zu besänftigen, sodass er ein mildes Urteil über sie fällt. Jes 58, 3: „Warum fasten wir und du siehst es nicht? Warum haben wir uns gedemütigt und du weißt es nicht?“ Aber diese Haltung ist grundfalsch. Es geht nicht um Besänftigung eines Gottes (was ist das auch für eine Gottesvorstellung? Als ob Gott korrupt wäre!) Es geht auch nicht darum, vor Gott sichtbar zu werden und anerkannt zu sein mit einer Art „Leistung“. Als ob das Gott beeindrucken könnte, wenn man auf einen kleinen Teil seines Reichtums verzichtet!

Tritojesaja jedoch versteht unter dem Fasten etwas viel Grundlegenderes. Ein äußeres Verhalten im Fasten geht einher mit einer veränderten Haltung gegenüber den Menschen und gegenüber den Strukturen, in denen die Menschen leben: die Fesseln des Unrechts zu lösen, jedes Joch zu zerbrechen, dem Hungrigen das Brot zu brechen, Obdachlosen eine sichere Unterkunft zu verschaffen etc. Der Prophet hat vor Augen, was wir heute wohl an den (Sozial-)Staat delegiert haben: Bürgergeld, Obdachlosenhilfe, Krankenversorgung, Pflege, unabhängige Justiz ….. Bei Tritojesaja ist das jedoch im Unterschied zum heutigen Sozialstaat eine Aufgabe für jeden Einzelnen, der seine Haltung herausfordert.

Wir denken heute nicht nur individuell, sondern auch strukturell. Sprich: wir haben heute im Blick, wie die Gegebenheiten einer Gesellschaft sich auswirken auf das Leben der Einzelnen. Dass es etwa keine Chancengleichheit gibt im Bildungssystem (es hängt in hohem Maße vom Einkommen der Eltern ab). Dass es eine strukturelle Benachteiligung von Frauen gibt. Dass auch die Pflege eine Frage des Geldes ist (und nicht der Bedürftigkeit). Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen. „Fasten“ in diesem Sinne müsste also wohl auch beinhalten, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Sich zumindest zu informieren. Die Augen zu öffnen für das, was bei uns (in Deutschland, in der Welt) abgeht. Das ist/ wäre schon viel!

Und dann auch die eigene Haltung daran orientieren, ggf. verändern. Etwa in Gesprächen mit anderen einzustehen für die Benachteiligten, die nicht hochkommen können in unserem System (mit Jes 58,6: „die Unterdrückten“).  Wir merken: das ist sehr viel anspruchsvoller als „nur“ auf das Rauchen, Trinken, Süßigkeiten etc. zu verzichten.

Noch ein Wort zur Motivation, das uns Tritojesaja mitgibt ab Vers 8. Er fasst es in verschiedene Bilder, vorwiegend aus dem Bereich des Lichts. Aber er sagt es auch sehr deutlich:

Deine Heilung wird schnell gedeihen.

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Impuls zur Fastenzeit 2025/ 3

Zweite Woche

Ich stelle ein zweites Buch vor, das vermutlich unbekannt ist: das Buch Ester.

Es spielt zur Zeit der Perserregierung unter König Artaxerxes (465 – 423). Geschrieben wurde es etwa im 3. Jahrhundert v. Chr. Das Buch Ester gibt es in zwei verschiedenen Fassungen: einer hebräischen und einer erweiterten griechischen. In der hebräischen Fassung begegnet uns ein schweigender Gott, in der griechischen befindet sich Gott auch in der Auseinandersetzung mit fremden Göttern.

Artaxerxes war ein unglaublich machtbewusster König mit wahnsinnig viel Reichtum und Luxus, der seine Stellung zur Schau brachte. Aber er war auch ein bedrohter König – bedroht von Intrigen und Machtspielen. Solchen Machtspielen fiel seine erste Frau zum Opfer. Bei der Suche nach einer Nachfolgerin stieß er auf die junge Frau Ester und machte sie zur Königin. Sie war eine Jüdin, aber das wusste nur ihr Vater Mordechai, der ihr geraten hatte, darüber Stillschweigen zu bewahren. Denn die Juden lebten als unterdrücktes Volk im Perserreich.

Mordechai, Esters Vater, sollte nun ebenfalls einem Komplott zum Opfer fallen. Er hatte nämlich eine Verschwörung gegen König Artaxerxes aufgedeckt. Als Jude verweigertet Mordechai dem ranghöchsten Beamten die Huldigung (weil die nur Gott zustand). Daraufhin sollten alle Juden im Land vernichtet werden. Und jetzt kommt Ester ins Spiel:

Um das zu verhindern, fastete sie. Heute würden wir das als Hungerstreik bezeichnen. Sie rief auch alle anderen Juden im Land dazu auf, für sie und ihr Vorhaben zu fasten. Das Fasten wurde begleitet vom Gebet für Ester, die – um den König umzustimmen – gegen das Gesetz handeln würde und sich dem König ohne Erlaubnis nähern würde. Das erste Ergebnis dieses kollektiven Fastens und Betens war eine Ermutigung für Ester. Das zweite Ergebnis war, dass der Erlass vom König zurückgenommen wurde.

Das Fasten als Hungerstreik. Das kennen wir auch in unseren Tagen. Es ist ein sehr drastisches Mittel, um auf ein bestimmtes Anliegen hinzuweisen. Etwa für Gerechtigkeit gegenüber Menschen, die man von einer staatlichen Macht verfolgt sieht. Oder für die Erreichung von großen, übergeordneten Zielen, für die man kein anderes Mittel zur Verfügung sieht. Etwa den Klimawandel. Das Fasten steht hier also im Dienst eines höheren Wertes, sogar höher als das eigene Leben, das man mit dem Hungerstreik ja riskiert.

Manchmal solidarisieren sich andere Menschen mit dem Anliegen des Hungerstreikenden und fasten ebenfalls. Darin liegt für den Fastenden eine große Ermutigung und emotionale Unterstützung.

Der Impuls für die Fastenzeit heute:

  • Welche Werte sind für Sie wichtig?
  • Was setzen Sie dafür ein, um sie zu erreichen? Meistens geht es ja nicht darum, die eigene Existenz in die Waagschale zu werfen.
  • Mit wem solidarisieren Sie sich, weil Sie dessen Anliegen teilen? Wem kommt Ihr Fasten zugute?

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