In diesem Jahr gestalte ich meine Impulse zu den jeweiligen Sonntagsevangelien.
Das heutige Evangelium wirkt ein wenig zusammengewürfelt. Es gibt keinen durchgängigen Gedanken.
Am Anfang stehen einige Griechen, die Jesus sehen wollen. Sie gehen nicht direkt zu ihm, sondern suchen Vermittlung. Halten sich an den „Dienstweg“. Ob ihrem Wunsch entsprochen worden ist?
Der Autor des Evangeliums greift die Situation seiner Zeit um das Jahr 100 auf. Jesus ist nur noch vermittelt erfahrbar, in der dritten und vierten Generation. Und wenn heute wir Jesus sehen wollen – wer vermittelt uns dieses Sehen, Spüren, Erfahren?
Stattdessen redet Jesus von „Verherrlichung“. Da stellt man sich zunächst etwas sehr Großartiges vor. Mit viel Pomp und Spektakel, unübersehbar, unüberhörbar. So wie unmittelbar vorher beim Einzug in Jerusalem, bei dem viele „Aa-dabei“ (wie man im Bayerischen so schön sagt) sein wollten. Auch heute sucht man – gerade in unserer Kirche – das Pompöse, das Herausragende, das Besondere, die große Bedeutsamkeit. Jesus aber deutet die Verherrlichung gerade andersherum: als seinen Kreuzestod, am Schandpfahl, als ausgestoßener Verbrecher.
Mitten drin dann das berühmte Wort vom Weizenkorn. Es handelt davon, sein Leben in den Dienst des Lebens zu stellen wie das Weizenkorn. Es in den Dienst Jesu zu stellen und es wie er aufzugeben. Erst dann kann das eigene Leben groß werden und Frucht bringen. Es ist also die genaue Umkehrung der Verherrlichung.
Dann spricht Jesus vom Dienen. Ein Diener wird oft übersehen, ist eine Randfigur. Oft verrichten dienende Arbeiten Menschen aus wirtschaftlich, bildungsmäßig und sozial eher benachteiligten Verhältnissen. Das Dienstleistungsgewerbe (etwa in der Pflege, im Supermarkt, bei der Müllabfuhr) ist oft schlecht bezahlt, von daher haben sie es mit der gesellschaftlichen Teilhabe eher schwer. Auch ihr gesellschaftliches Ansehen ist ganz anders als das derer, die in der Herrlichkeit des Lebens sind. Die jedoch die „Diener“ brauchen, um angehimmelt, „verherrlicht“ zu werden. Aber solch ein Blick auf die „Diener“ ist eigentlich missbräuchlich, dient er doch nur der eigenen Selbsterhöhung.
Wenn wir in dieser Fastenzeit (und darüber hinaus) Jesus sehen wollen, dann erkennen wir ihn daran, dass sich jemand wie er in den Dienst der Menschen stellt – nicht aus Geltungssucht, sondern weil sie/ er ihnen ein Mehr an Leben eröffnen will.
Vielleicht gibt es solche Menschen auch in Ihrer Umgebung? Eine Nachbarin, die im Notfall hilft. Ein Freund, der verlässlich ist. Vielleicht auch jemand Unbekannter, der Ihnen zulächelt. Ein Kind voller Lebensfreude.
Machen Sie sich doch mal auf Entdeckertour!