Monthly Archives: November 2020

Gedanken zum 2. Advent 2020

„Tröstet, tröstet mein Volk!“ (Jes 40, 1)

Mit diesem Vers beginnt ein Prophet seine Botschaft, der in der Tradition des großen Jesaja steht. Wir kennen seinen Namen nicht, deshalb nennen wir ihn „zweiter Jesaja“ oder griechisch: „Deuterojesaja“.

Während der erste Jesaja vor dem Exil gelebt und gewirkt hat, tritt Deuterojesaja erst im Exil auf. Er sieht die Veränderungen, die es in der Weltpolitik gibt. Das Babylonische Reich vergeht, das Perserreich unter Kyros II. wird stark. Damit rückt auch die Heimkehr Israels in die alte Heimat in greifbare Nähe. Deuterojesaja macht also seinem Volk Mut und Hoffnung, dass die Zeit des Exils vorbei geht.

Foto: Michael Tress

„In der Wüste bahnt den Weg des Herrn!“ (v3). Das ist in der Bibel die Syrische Wüste zwischen Jerusalem und Babylon. Auf diesem Weg wird Gott kommen, um sein Volk zu retten – und zwar auf direktem Weg, nicht auf dem sehr viel längeren Weg entlang des „fruchtbaren Halbmondes“.

„In der Wüste bahnt den Weg des Herrn!“ Die Wüste ist das Symbol für alles Lebensfeindliche, Lebensbedrohliche, für das Karge im Leben. Gerade im vergehenden Jahr haben wir allgemein erlebt, wie sich Leben reduzieren muss. Vieles, was Lebensfreude ausmacht, war und ist im Moment nicht möglich  (wenn man sich selbst und andere nicht gefährden will).

Wie war das bei Ihnen persönlich? Haben Sie Wüsten-Zeiten erlebt, durchlitten? Sind Sie vielleicht gerade mittendrin?

„Siehe, Gott, der Herr, kommt mit Macht!“ (v 10). Das ist die Botschaft, die Gott dem Volk verkündet, die das Volk weitersagen soll. So wird Jerusalem zur Freudenbotin. Auch wenn jetzt noch nichts daraufhin deutet (Jerusalem ist ja noch zerstört und am Boden) – die Wiederaufbau ist schon im Blick.

Gibt es auch für die heutige Situation – die persönliche wie die gesellschaftliche – Anzeichen für „neues Leben“?

Ich sehe das etwa in der Solidarität der Menschen. Ich sehe das in den vielen Initiativen, das Leben der Schwächeren leichter zu machen. Ich sehe das in den kreativen Ideen, um mit anderen, Isolierten, in Kontakt zu bleiben. Das ist die Verwirklichung des Jesajawortes: „Tröstet, tröstet mein Volk!“

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Gewalt gegen Frauen

In der letzten Zeit lese ich wieder verstärkt von Gewalt, die gegen Frauen ausgeübt wird. Dabei ist sicher nur die Spitze des Eisberges zu sehen. Sehr viel genauer wissen das die Polizeibehörden, bei denen die Anzeigen landen. Aber auch die bekommen sicher nur einen Bruchteil dessen mit, was tatsächlich geschieht.

Die allermeiste Gewalt passiert im nahen häuslichen Umfeld: durch Ehemänner. Sicher wirkt sich die Corona-Pandemie mit ihren notwendigen Einschränkungen verschärfend aus. Vor allem, wenn die Wohnverhältnisse beengt sind und man sich nicht aus dem Weg gehen kann.

Sicher ist es auch für Frauen schwieriger geworden, sich Hilfe zu holen. Das hat mannigfache Gründe: das Abhängigkeitsverhältnis zum Mann, die körperliche Unterlegenheit, das innere Bild von Schwäche, etc. Aber wenn jemand Hilfe holen will, stellt sich die Frage: woher kommt Hilfe, an wen kann man sich wenden?

Das Bundesfamilienministerium hat in einer Pressemitteilung geschrieben:

Deutschland hat seit 2013 ein bundesweites Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter der Nummer 08000 116 016 eingerichtet. Es ist ein kostenfreies, rund um die Uhr erreichbares, 18-sprachiges und anonymes Beratungsangebot. Viele EU-Staaten verfügen über ähnliche Angebote. Ziel des Beschlusses ist es, eine europaweit einheitliche Telefonnummer, die 116 016, einzurichten, unter der das jeweilige nationale Hilfetelefon erreichbar ist.

Vielleicht bekommen Sie in Ihrem Umfeld Vorgänge mit, die auf häusliche Gewalt (übrigens auch gegen Kinder) schließen lassen. Dann geben Sie bitte diese Nummer weiter oder rufen Sie auch selbst an, um Rat und hilfe zu bekommen.

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Gedanken zum 1. Advent 2020

Der Advent ist die Zeit der Erwartung. Im Gottesdienst und in den Liedern der Adventszeit spielt der Prophet Jesaja eine herausragende Rolle. Deshalb werde ich meine Impulse in diesem Jahr mit diesem Propheten gestalten.

„O Heiland, reiß den Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf!“

Immer wieder taucht dieses Motiv in den Adventsliedern auf: dass der Himmel verschlossen ist und dass Gott den Himmel aufreißen solle und die Tore öffnen. In diesem Lied, 1622 von Friedrich Spee geschrieben, spiegelt sich die Erfahrung des Dreißigjährigen Krieges wieder: Gewalttaten, Unsicherheit, Ängste, das Gefühl von Ausgeliefertsein. Auch im religiösen Bereich stellt sich die Frage: „Was soll ich glauben? Wem soll ich glauben?“

Das Motiv des verschlossenen  Himmels taucht auch schon beim Propheten Jesaja auf (Jes 63, 19b). Die Erfahrung von Trockenheit, wenn es lange nicht regnet (der Himmel verschlossen ist), wird angewandt auf das Volk Israel. Es war aus dem Exil heimgekehrt und hatte sich daran gemacht, die Stadt und die Gesellschaft wieder aufzubauen. Aber schon bald gab es wieder die alten Verhaltensweisen: Ungerechtigkeit, Übervorteilung, Geringschätzung, Hartherzigkeit. Die „Gerechtigkeit Gottes“ ist nicht mehr zu spüren.  

Darunter leidet ein Prophet, den wir namentlich nicht kennen, der aber in der Tradition des ersten und des zweiten Jesaja steht und deshalb „dritter Jesaja – griechisch: Tritojesja – genannt wird. Leidenschaftlich tritt er für eine gerechtere Gesellschaftsordnung ein und mahnt zur Umkehr, zu sehr konkret benannten Verhaltensänderungen.

Heute singen wir dieses Lied. Den Leidensaspekt des Tritojesaja oder des Friedrich Spee haben wir nicht im Ohr und im Herz. Auch wenn wir mit Blick auf diese Welt allen Grund dazu hätten. So fehlt uns beim Singen vielleicht auch die nötige Leiden-schaft; die Gefahr, es als „idyllisches Lied“ zu sehen, ist groß.

Meine Anregung also: erst einmal sich bewusst machen, woran unsere heutige Welt krankt – und damit meine ich nicht nur „Corona“.

Dann Jesaja 63, 11-19 lesen oder vielleicht auch Jes 58 und erst dann das Lied singen.

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Gesundheit und Humor

„Wenn du gesund bleiben willst, musst du dich manchmal krank lachen.“ Diesen Spruch (im Original auf Bayerisch) habe ich neulich gehört.

Hier wird der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Humor sehr plakativ. Auch wissenschaftliche Untersuchungen haben schon belegt, dass Humor und Lachen wesentlich zur Gesundung beitragen.

Gerade das Lachen und der Humor geht mir jedoch – zumindest gesamtgesellschaftlich – ab. Jetzt wird mancher sagen: „Wir haben ja gerade auch nichts zum Lachen.“ Und das stimmt natürlich auch – mit Blick auf die Kranken und Sterbenden, ihre Angehörigen; mit Blick auf die von Arbeitslosigkeit und Existenzängsten Bedrohten; mit Blick auf die Vereinsamenden, die Gewaltopfer usw. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Aber wenn wir nur (und ausschließlich) auf diese Seite des Lebens schauen, geht uns doch viel Lebensqualität verloren. Und auch eine mögliche Hilfe, das alles etwas leichter zu ertragen und zu behandeln.

„Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: die Hoffnung, der Schalf und das Lachen.“ sagt Immanuel Kant. Und ein anderer „Philosoph“, der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch meint: „Auch die Heiterkeit und die Leichtigkeit gehört zur Philosophie.“

Worüber können wir in diesen Zeiten lachen? Es gibt sicher viele kleine und auch große Anlässe. Ein nettes Telefonat mit einer Freundin. Eine kleine Unbeholfenheit. Ein heiterer Film. Ein Witz aus der Zeitung. Oder auch, wenn man sieht, wie wichtig sich manche Leute nehmen. Sich freuen kann man auch, wenn man merkt, wie hilfsbereit manche Menschen sind, wie sie sich engagieren im Kleinen wie im Großen, welch kreative Ideen sie haben.

Eine Bekannte, die damals schon einen weit fortgeschrittenen Krebs hatte, hat mir gesagt: „Wenn es mir schlecht geht, dann erzähle ich mir selber einen Witz. Dann muss ich lachen und es geht mir schon etwas besser.“

Deshalb zum Schluss etwas zum Schmunzeln aus Kindermund:

Meine Oma ist so dick, weil sie so voller Liebe ist.

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Die Mitwirkung der Senior*innen

Das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales erstellt gerade eine kleine Umfrage zur Mitwirkung und zu den Gestaltungsmöglichkeiten, die Senior*innen in ihrer Kommune und im Land haben (oder eben auch nicht). Auch Veränderungswünsche sind gefragt. Diese Umfrage dauert tatsächlich nicht lange. Ich gebe die Mitteilung aus dem Newsletter weiter:

Die Zahl der Woche: 5
Nur 5 Minuten Zeit… …und Sie können ein neues Gesetz mitgestalten! Ziel des Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales ist ein echtes Plus für die Mitwirkung von Seniorinnen und Senioren in Bayern.  „Mitwirken heißt Mitgestalten. Nur so kann jeder seine Interessen und Ideen einbringen“, ist sich auch unsere seniorenpolitische Sprecherin Barbara Regitz sicher und freut sich, wenn viele mitmachen.
  Zur Onlineumfrage

Foto: pixel dreams | © iStock

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Kommunale Altenhilfestrukturen stärken

Die „Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros“ (BaS) hat ein Impulspapier veröffentlicht, das sehr lesenswert ist.

Ich greife einen Satz (Seite 7) heraus, der den Horizont beschreibt, der zu gestalten ist: Wenn fast 1/3 der Bevölkerung über 65 Jahre alt ist und diese Lebensphase für die meisten Älteren dann bis zu 30 Jahre andauert, verlangt dies eine völlig neue Ausgestaltung des Für- und Miteinanders der Generationen im gesellschaftlichen Leben.

Der Autor des Impulspapiers Reinhard Pohlmann beklagt, dass es in vielen Kommunen noch am Bewusstsein für die Problematik mangelt. Die Veränderungen in unserer Gesellschaft bringen es mit sich, dass der Blick auf die Pflegebedürftigkeit allein nicht ausreicht. Es braucht auch Beteiligungsmög-lichkeiten für die Senioren. Ich zitiere nochmals aus dem Impulspapier (S. 14): Es gilt, die großen Potentiale und die hohe Bereitschaft älterer Menschen zu heben, sich außerhalb der Familie im Gemeinwesen zu engagieren.

In der Pressemitteilung heißt es:

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros (BaS) ruft mit dem Impulsbeitrag „Kommunale Altenhilfestrukturen stärken!“ zu einem Bündnis für zukunftsfeste Altenhilfestrukturen auf. BaS-Vorstandsmitglied Reinhard Pohlmann plädiert dafür, die offene Altenhilfe in den Kommunen stärker zu fördern und auf eine solide gesetzliche Grundlage zu stellen. Seniorenbüros und andere Anlaufstellen für ältere Menschen sind eingeladen, sich an diesem Diskussionsprozess zu beteiligen. Der Beitrag ist bei der BaS auch als gedrucktes Heft erhältlich.
Zum Impulsbeitrag | Zurück

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Überlastung in der häuslichen Pflege

In den Nachrichten ist heute von einem Mann die Rede, der nach 70 Jahren Ehe seine an Demenz erkrankte Frau getötet hat. Er sei mit der jahrelangen Pflege überfordert gewesen.

Mir liegt jedes moralische Urteil völlig fern. Vielmehr bin ich tief berührt, dass ein alter Mann mit so viel Hingabe seine Frau pflegt und dabei über seine eigenen Grenzen geht. So viel Liebe und Verbundenheit!!!

Erschüttert hat mich, dass er keine Hilfe hatte. Ich weiß nicht, aus welchem Grund – ob er es nicht wusste oder ob er es nicht wollte.

Erschüttert hat mich auch, dass diese Überlastung wohl niemand in seinem Umfeld mitbekommen hat. (Auch das ist eine Spekulation meinerseits, da ich außer der dürftigen Nachricht nichts weiß.) Hätte ihm jemand helfen können? Hätte ihn jemand entlasten können – vielleicht auch nur mit dem Hinweis, dass Hilfe und Unterstützung zur Verfügung steht durch Pflegedienste, staatliche oder auch kirchliche Stellen?

Ich kann mir vorstellen, dass solche Situationen häufiger vorkommen. Ich weiß von vielen Menschen, die unglaublich viel auf sich nehmen, um ihren demenzkranken Angehörigen daheim zu pflegen. Das ist ein hoher Wert!

Das zu erhalten, kostet wahnsinnig viel Kraft und Energie. Vielleicht gibt es jemanden in Ihrem Umfeld, der das tut? Dann weisen Sie ihn bitte, bitte bitte auf die möglichen Unterstützungsangebote hin. Für den Landkreis Mühldorf finden Sie Adressen auf meiner Hilfenetzwerkliste dieser Homepage. Und schon dass Sie diese Person ansprechen (trotz aller Scheu, das verstehe ich gut!) zeigt ihr, dass sie im Blick ist, dass sie nicht allein ist, dass jemand solidarisch ist.

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Sankt Martin in der Coronazeit

Übermorgen ist das Fest des Heiligen Martin. Die Kinder feiern es gerne mit einem Laternenumzug und Liedern. Dort, wo es möglich ist, wird oft auch die Geschichte vom Soldaten Martin und dem Bettler gespielt. Ihm, der kaum bekleidet an einem kalten Wintertag vor der Stadt Amiens lebte, ist Martin begegnet. Der war Mitgleid der kaiserlichen Garde und hatte so einen (übrigens weißen) Umhang an. Martin hatte aus Mitleid mit dem Mann seinen Mantel geteilt. Nachts ist ihm dann Jesus Christus erschienen mit dem geteilten Mantel. Das erinnert an das Matthäusevangelium, Kapitel 25 Vers 36: „…ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben.“

In diesem Jahr fallen die Laternenumzüge aus und ebenso das Spiel. Statt dessen gibt es verschiedene Alternativvorschläge: ein kleiner Umzug vor ein Seniorenheim, bei dem die Kinder dann mit dem notwendigen Abstand die Martinslieder singen zur Freude der Bewohner*innen. Ein virtueller Martinsumzug, bei dem Bilder ins Internet gestellt werden und so zu einem Lichterband zusammengefügt werden können.

Mein Vorschlag wäre, dass jeder Haushalt eine Kerze ins Fenster oder vor die Tür stellt. Das wäre ein Lichtzeichen der Gemeinschaft und der Verbundenheit. Es wäre ein Zeichen der Solidarität – nicht mit einem Mantelteil für den Bettler, sondern mit einem Drandenken an die, die nach Gesehenwerden, nach Begegnung, nach Kontakt betteln. Das können die Coronaerkrankten sein (und die, die sie pflegen); das können die Senior*innen sein (daheim und in den Einrichtungen); das können die Kinder sein oder die Eltern in Homeoffice; das können die sein, die ihre Arbeit verloren haben oder davon bedroht sind. Das können auch die Menschen weiter weg sein in anderen Ländern rund um den Globus. Auch den tatsächlichen Bettlern in Deutschland und anderswo könnte unser Licht leuchten. Dem Drandenken sind da keine Grenzen gesetzt.

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Politische Teilhabe älterer Bürgerinnen und Bürger stärken

Unter dem obigen Titel fand heute die Jahrestagung der Bagso statt. Schon lange wurde auf die vielen Kompetenzen und Potenziale der Senioren hingewiesen, schon lange bringen sie diese auch in die Gesellschaft ein. Auch wir als Kirche leben vom Engagement der Älteren. Dazu habe ich etwa vor knapp 2 Jahren mal einen Workshop gehalten (siehe mein Beitrag: Wir geben Gottes Schwung weiter – Bericht von meinen Workshops „Neongrün statt beige“ vom 1. April 2019). Außerdem erlebe ich das ja Tag für Tag in meiner Arbeit, wie sehr sich Senior*innen beispielsweise als Seniorenclubleiter*innen, als Besuchsdienst oder als Seniorenbeauftragte engagieren.

Ich zitiere die Pressemitteilung der bagso:

Bereits jetzt engagieren sich ältere Menschen in Bürgerinitiativen und sozialen Bewegungen, wirken in Seniorenvertretungen und Altenparlamenten mit und übernehmen gesellschaftliche Verantwortung in demokratischen Parteien und Wahlämtern. Beispielhaft wurden Bewegungen wie „Maria 2.0“ und die „Omas gegen Rechts“ vorgestellt, die innerhalb kurzer Zeit viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter für ihr Anliegen gewinnen konnten. „Gerade im Alter haben wir die Freiheit und auch die Verantwortung, unsere politische Meinung zu äußern und aktiv zu werden“, sagte Uta Saenger von „Omas gegen Rechts“ in Hannover.

Jedoch werden die Kompetenzen und die Expertise der Senior*innen oft nicht wahrgenommen. Zu sehr herrscht ein defizitorientiertes Altenbild vor, zu oft meint man (manchmal in einer paternalistischen Attitüde) die Senioren beschützen zu müssen (als ob sie das nicht selber täten), zu oft werden Senioren reduziert auf die Adressaten von Wohltaten. Aber das ist nur die eine Seite. Die andere meldet sich etwa auf der oben erwähnten Tagung wieder. Ich zitiere wieder aus der Pressemitteilung:

Ältere Menschen wollen ihren Beitrag dazu leisten, die aktuellen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu meistern. Sie wollen mitdenken, mitgestalten und auch mitentscheiden. Das war ein wichtiges Ergebnis der BAGSO-Jahrestagung, die am 3. November 2020 unter dem Titel „Politische Teilhabe älterer Bürgerinnen und Bürger stärken“ digital stattfand. Gemeinsam plädierten die Teilnehmenden dafür, politische Teilhabe auf allen Ebenen und im Miteinander der Generationen zu fördern.

Zur Eröffnung sagte die Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Juliane Seifert: „Die Corona-Pandemie hat umso deutlicher gemacht, wie wichtig es ist, ältere Menschen an politischen Entscheidungen zu beteiligen. Auch mit Blick auf die neuen Kontaktbeschränkungen ist es notwendig, dass die Anliegen und Bedürfnisse von Seniorinnen und Senioren gehört werden….Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, dass wir als Gesellschaft die Corona-Zeit geeint überstehen und die notwendigen Einschränkungen nicht zu Lasten der Seniorinnen und Senioren gehen. Erneute drastische Einschnitte wie im Frühjahr wollen wir unbedingt verhindern.

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Apokalypse 2020

In der Zeit der Corona-Pandemie, von der ja die ganze Welt betroffen ist, haben Verschwörungstheoretiker Hochkonjunktur. Hinter allem und jedem wittern sie finstere Machenschaften und spekulieren auf „den Untergang des Abendlandes“ oder die Machtergreifung durch satanische Mächte.

Dahinter steckt sicher eine gehörige Portion Angst. Angst vor dem Kontrollverlust, Angst vor dem Ausgeliefertsein an etwas, das man nicht in den Griff bekommt, Angst vor der Unverfügbarkeit des Schicksals. Man erwartet die Hilfe von anderen (den Virologen, den Politikern) und kann es kaum aushalten, dass die auch nur tastend und unsicher die Lage verstehen und gestalten können.

Ähnliche Horrorszenarien haben Menschen zu allen Zeiten erlebt: Naturkatastrohen, Krankheiten, Übervorteilung, Armut, Gewalt, Verfolgung, etc. Schon damals bewegte die Menschen zwei Fragen: „Woher kommt das?“ und „Wo führt das hin?“

Als religiöse Menschen haben sie es mit Gott in Verbindung gebracht. Das war die Geburtsstunde der sog. „Apokalyptik“. In diesen Schriften des Ersten Testaments (das Buch „Daniel“ etwa) und auch des Neuen Testaments (das Buch „Offenbarung“) wird die jeweils aktuelle gesellschaftliche und politische Situation als Kampf zwischen Gut und Böse, als Strafe für Vergehen, als ein endzeitliches Geschehen gedeutet. Deshalb werden sie von manchen Verschwörungstheoretikern auch gerne als Beleg hergenommen für ihre abstrusen Theorien und vielleicht berufen sie sich sogar auf Jesus: „So erkennt auch ihr, wenn ihr das alles seht, dass das Ende der Welt nahe ist.“ (Mt 24,33).

Die Bücher der Apokalyptik wollen aber nicht Angst machen, sondern im Gegenteil ermutigen. Sie wollen ermutigen, die schwierige Situation durchzustehen.  Es ist eben nicht das Ende von allem, es ist kein Weltuntergang! Vielmehr zeigt sich in diesen ängstigenden Erfahrungen auch all das, was hilfreich ist. Am Ende steht immer die Vision einer neuen Welt.

Apokalypse 2020 – Weltuntergang oder neue Vision? Die „neue Welt“ könnte eine sein, bei der es ein sehr viel größeres Miteinander gibt (weil wir sehen, dass kein Land für sich allein das Coronavirus stoppen kann). Bei der die sozialen Ungerechtigkeiten beseitigt werden (und nicht nur einzelne Großkonzerne Riesengewinne machen). Bei der Solidarität in den Vordergrund rückt (weil wir merken, dass einzelne Unverantwortliche, die ihr eigens Wohlbefinden über das der anderen stellen, ein ganzes Land in den Lockdown befördern).

Ob das geschieht? Wir können das unsere dazu beitragen. In unserem kleinen Rahmen und in unserem großen Rahmen.

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