Monthly Archives: März 2022

Fastenzeit 2022 – 5. Fastensonntag: Fühlen

Wie fühlst du dich heute? Das ist die Frage nach dem Befinden – vor allem bei einer Erkrankung. Vor allem wir Männer neigen dazu, bloß „gut“ oder „schlecht“ zu sagen. Wenn wir nach unseren Gefühlen gefragt werden, tun wir (Männer) uns genauso hart. In meiner Fachklinik Annabrunn habe ich manchmal die Erfahrung gemacht, dass bei der Frage nach den Gefühlen Antworten aus dem Verstand kamen. Wenn ich aber nach dem gefragt habe, was die Männer gerade spüren – dann kamen Gefühle. So, als ob es langsam von oben nach unten rutscht.

Was spüren Sie gerade? Die Sitzfläche des Stuhles, den Boden unter Ihren Füßen, die Wärme des Raumes, die Verspannungen in der Schulter, den leeren Magen …

Was fühlen Sie gerade? Vielleicht die Entspannung und die Wohligkeit einer Tasse Tee. Oder die Anspannung mit dem Blick auf das, was zu tun ansteht. Oder den Ärger über einen Konflikt. Oder die Freude über eine schöne Begegnung. …

Bild: Michael Tress

Wenn wir die Augen zumachen und uns „blind“ von einem anderen fühlen lassen, spüren wir deutlicher den Boden unter den Füßen, den Wind, die Hand dessen, dem wir uns anvertrauen bei diesem „Spiel“. Wir spüren die Umsicht und die Aufmerksamkeit und fühlen uns in guten Händen.

Der Tastsinn verfügt über das größte Organ unseres Körpers – die Haut. Und dennoch ist es oft vernachlässigt. Hautpflege ist wichtig, vor allem im Alter, wenn die Haut austrocknet und spröde wird. Über die Haut versuchen wir uns auch, „ansehnlich“ zu machen mit Cremes, Make-up etc. Fühlen/ Spüren hat also immer auch eine eminent wichtige soziale Funktion.

Es gibt ein Kunstwerk von Joseph Beuys mit dem Titel: „Berühre die Wunden“. Wenn wir verletzte Menschen sehen (ob in der Ukraine oder bei uns), geht uns das in der Regel nahe. Wenn wir die wunde Stelle eines anderen sehen oder gar berühren dürfen, ist das ein unglaublich intimer, vertrauensvoller Moment in einer äußerst persönlichen Beziehung.

Das Fühlen ist der letzte Sinn, der erlischt. Sterbende spüren und fühlen, wenn jemand da ist und wie dieser Mensch da ist. Das lässt uns sorgsam umgehen mit Sterbenden. Ähnlich ist es aber auch mit denen, die voll im Leben stehen. Sie spüren und fühlen, was vom Gegenüber ausgeht: Sympathie, Interesse, Zugewandtheit. Oder das Kreisen in sich selbst, das vom anderen trennt.

Von Jesus werden viele körperliche Berührungen erzählt. Er war für die Menschen seiner Zeit zu spüren: körperlich und geistlich. Körperlich etwa bei den Heilungen durch Handauflegungen oder Kuss oder auch nur durch die Berührung seines Gewands. Geistlich hat er die Menschen angerührt durch seine Gleichnisse, seine Rede vom liebenden Vatergott, durch seine Präsenz. Was bei den Menschen damals und heute vielleicht das stärkste Gefühl auslöst, ist seine Folter und sein Tod am Kreuz. Es sind seine Wunden, die uns anrühren. Denn in ihnen zeigt sich, dass Gottes Präsenz nicht nur dem Vollkommenen gilt, sondern gerade dem Gebrochenen, Zerbrochenen, Fragilen. Uns.

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Fastenzeit 2022 – 4. Fastensonntag: Schmecken

In einer Runde von Kolleg*innen haben wir mal ein Experiment gemacht: mit verbundenen Augen sollten wir verschiedene Schokolade schmecken und zuordnen. Das Auge war also ausgeschaltet, es kam nur auf die Zunge, den Gaumen, die Geschmacksknospen an. Wir haben gemerkt, wie Schokolade überhaupt schmecken kann und schmeckt.

Manche Köche können aus einem Gericht die verschiedenen Geschmackszutaten herausschmecken und dann das Gericht nachkochen. Unglaublich!

Durch Corona haben manche Menschen ihren Geschmackssinn verloren. Es hat auf einmal alles fad geschmeckt. Keinerlei Unterscheidung war mehr möglich, so habe ich gehört. Damit einher ging ein Verlust an Lebensqualität. Ja, die breitere Geschmackspalette bedeutet auch ein Mehr an Lebensfreude und Lebenslust.

Foto: Michael Tress

Das ist auch etwas, was Menschen im Alter erleben: dass bestimmte Geschmacksknospen nicht mehr so gut funktionieren. Ich selber merke, dass ich mehr salze als früher oder dass ich Schärfe besser vertrage.

Dann merke ich, dass es auch ein Gemeinschaftserlebnis bedeutet, wenn man denselben Geschmack hat. Im wörtlichen wie auch im übertragenen Sinne. Uns gefällt das Gleiche und missfällt das Gleiche. Wir teilen Interessen, wir teilen Ansichten, wir teilen Werte…

Wir sagen: „Ich finde Geschmack an…“ und meinen damit, dass uns etwas zusagt, entspricht. Wie schmeckt Ihnen denn Ihre Arbeit oder Rente? Wie schmeckt Freiheit und Abenteuer (ich erinnere mich an eine Zigarettenwerbung in meiner Jugendzeit)? Wie schmeckt Frieden?

Wir haben die Redewendung: „Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.“ Wir meinen damit, dass wir etwas (einen Satz z. B.) voll auskosten sollen/ wollen, um jede kleine Nuance zu erschmecken.

Sie könnten sich heute mal Verschiedenes „auf der Zunge zergehen lassen“ – langsam, achtsam: den Schluck Saft, das Mittagessen, das Stück Obst, ein Wort, das Sie hören, …. Verändert sich etwas im Laufe der Zeit?

Auch die Bibel hat Geschmack am Geschmack. Immer wieder werden Speisen und Getränke erzählt sowohl als menschliche Erfahrungen wie auch als göttliche. Auch Jesus hat es sich gerne schmecken lassen (und wohl auch Zeiten von Entbehrung gekant). Er hatte auch Geschmack an den Menschen gefunden und so sich ihnen zugewandt. Darin haben sie erfahren, dass auch Gott Geschmack an den Menschen hat.

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Steuerlotse: Kostenlose, einfache Online-Steuererklärung für Menschen im Rentenalter

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen bagso e.V. hat in ihrem neuesten Newsletter auf ein neues Angebot des Finanzministeriums hingewiesen. Der Steuerlotse ist sehr einfach zu bedienen und stellt sicher eine große Hilfe dar. Vor der Registrierung kann man zunächst abklären, ob der Steuerlotse überhaupt in Frage kommt für die jeweiligen persönlichen Verhältnisse.
Hier der Newsletter:

Im Auftrag des Bundesfinanzministeriums (BMF) hat das Unternehmen DigitalService4Germany den kostenlosen Online-Service „Steuerlotse für Rente und Pension“ entwickelt. Er richtet sich speziell an Menschen im Ruhestand ohne Zusatzeinkünfte. Der webbasierte Service benötigt keine Installation. Über ein digitales Formular können Nutzerinnen und Nutzer die Steuererklärung des Jahres 2021 einreichen – einfach, schnell und online. Sie werden Schritt für Schritt durch den Prozess geleitet. Der Steuerlotse geht sorgsam mit Daten um und verschickt sie beispielsweise stets verschlüsselt.
Zum Online-Service | Zurück

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Lebenswertes Leben

Vor einigen Tagen habe ich eine sehr interessante Radiosendung gehört. Es ging um das „lebenswerte Leben“. Woran orientiert sich die Beurteilung „lebenswert“? Sind es Überlegungen einer wie auch immer gearteten „Nützlichkeit“? Ist es das Erleben von Sinnhaftigkeit? Ist es ein Ausdruck für befriedigende Beziehungen? Ist es ….?

Die Philosophin Barbara Schmitz betonte dabei, dass man das Leben nicht von außen als lebenswert beurteilen darf, sondern nur von innen – also jeder für sich allein. Als Beispiele erzählte sie aus ihrem persönlichen Leben und von Menschen mit schwerster Behinderung. Ein Mann mit Locked-in-Syndrom (er ist also in seinem Körper eingesperrt und kann bei vollem Bewusstsein nur mehr mit den Augen kommunizieren) „sagte“ ihr, dass er jetzt weiß, wie schön das Leben ist. Von außen betrachtet hätte man das nicht für möglich gehalten. Auch ich selber habe ja immer wieder an Demenz Erkrankte erlebt, die sich ihres Lebens bis zum Schluss erfreut haben. Das Gefühlsleben zählt also mehr als der Verstand.

Ein wichtiger Aspekt der Radiosendung war natürlich, dass Menschen ihr eigenes Leben nicht mehr als lebenswert einschätzen. Hier sei es wichtig – so betonte Barbara Schmitz – die Perspektive der Hoffung aufzutun. Jetzt sei das Leben nicht lebenswert, aber in Zukunft? Gibt es eine Möglichkeit der Hoffnung auf Veränderung? Das fand ich einen starken Gedanken. Denn es bietet den Ansatzpunkt, wenn jemand in einem Gespräch Suizidgedanken äußert. Und es drängt mich dazu, mir zu überlegen, worin für mich Hoffnung besteht.

Wer diese Sendung hören möchte findet hier den Link: https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/philosophisches-radio

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Fastenzeit 2022 – 3. Fastensonntag: Riechen

„Ich kann dich gut riechen!“ Es ist der Geruch der Liebe, denn diesen Satz sagt man, wenn man jemanden gerne hat. Dann ist der Geruchssinn wohl geschärft auf die hormonell gesteuerten Geruchsaussendungen des anderen.

Andere Gerüche sind störend oder ekelerregend. Manche sogar gefährlich. Dann kann eine gute Nase eine Warnung ausstoßen. Wieder andere Gerüche sind angenehm – ich z. B. liebe den Geruch alter Bücher. Um angenehm zu riechen, benutzen wir Seife, Deo, Parfüm … Wir wollen einen sympathischen Eindruck machen und/ oder unsere Persönlichkeit unterstreichen.

Manchmal tauchen Gerüche auf und lösen eine Erinnerung aus. Etwa an den Geruch des Treppenhauses meiner Kindheit. Oder der Geruch nach Kuchen oder Platzerl (in der Adventszeit).

Wir sagen: „Das riecht nach Arbeit.“ Aber wie riecht Freizeit? Oder Gesundheit? Wie Krankheit riechen kann, davon haben wir eine Vorstellung.

In der Bibel ist vom Riechen wenig die Rede. Meistens im Zusammenhang mit dem Geruch des Opfers. Im Hohenlied der Liebe tauchen viele Gerüche auf. Und es gibt eine wunderbare Stelle im Neuen Testament, genauer im Johannesevangelium. Dort – im Kapitel 12 – ist von einer Frau (Maria, die Schwester des Lazarus und der Marta) die Rede, die eine kostbare Salbe dabei hat, deren Geruch das ganze Haus erfüllt. Sie erweist Jesus einen Liebesdienst, der auch eine prophetische Note hat. Sie salbt ihm die Füße, wie man einen Toten einbalsamiert. Die duftende Salbe wird zum Zeichen einer Liebe, die über den Tod hinaus besteht. Ein Vorbote von Ostern!

Welche Gerüche nehmen Sie heute wahr?

Welche „Botschaft“ enthalten diese Gerüche?

Sind Sie heute gut zu riechen?

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Fastenzeit 2022 – 2. Fastensonntag: Sehen

Was sehen Sie gerade? Natürlich den Bildschirm mit diesem Text. Und darum herum? Was ist in der Nähe, was ist weiter weg? Wo liegt die Grenze des Blickfeldes? Wie weit ist Ihr Horizont grade eben? Wie weit, wenn Sie hinausgehen? Nachts können Sie Millionen von Lichtjahren weit sehen und weit in die Vergangenheit hinein. Der Blick in die Zukunft ist schwieriger, er findet in der Vorstellungskraft statt.

Das Sehen im Jetzt: Gegenstände, Menschen, Vorgänge. Bewegung und Stillstand. Farben. Formen.

Das Sehen im Jetzt: deuten, erkennen, identifizieren.

Dem Gesehenen Bedeutung geben. Damit in Beziehung treten zum Geschauten. PC für mich. Text für mich. Tisch für mich. …

Sehen Sie eher die Beschränkungen, die Gefahren, die Schwierigkeiten? Oder schauen Sie auf das, was sich an Möglichkeiten bietet, an Lebendigem, Lebensförderlichen? Das ist wohl auch eine Typfrage, eine Frage der Lebenserfahrungen.

Sehen und nicht verstehen. Schauen und doch nicht wirklich sehen. Sehen ist halt doch eine Frage der Perspektive, des Blickwinkels. Sehen ist gelenkt. Es ist eine Kunst, mit den Augen des anderen zu sehen. Aber erst unterschiedliche Sichtweisen bilden ein Ganzes. Das ist im Kleinen so und auch im Großen und Ganzen dieser Welt.

In der Bibel werden Gottesbegegnungen, Gotteserfahrungen sehr häufig in der Form der Vision, einer Gottesschau erzählt. Das unterstreicht, wie wichtig das Sehen ist, das unterstreicht, dass man – auch im Alltag – Gott sehen und entdecken kann.

Heute könnten Sie mal unterschiedliche Stand-Punkte ausprobieren. Einfach mal zwei Schritte zur Seite gehen und dann nochmals schauen. Oder einen Spaziergang in Ihrer Umgebung machen und so tun, als wären Sie hier noch nie gewesen, als wäre diese Straße ein Museum, als wären Sie hier ein Fremder auf Entdeckungstour. Oder mal schauen, ob und wie Sie Gott/ Göttliches „sehen“.

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Krieg und Frieden

Ich wache auf und höre: Stille. Und Atem. Vereinzelt einen Vogel. Mein Bett ist warm. Ich habe ein Bad mit fließendem Wasser. Auch das ist warm. Meine Lebensmittel reichen noch eine Zeit, dann kaufe ich neue. Ich gehe spazieren. Alles Selbstverständlichkeiten.

Alles keine Selbstverständlichkeiten. Vor allem nicht mehr selbstverständlich, wenn ich mir vorstelle, was Menschen in den U-bahn-Bahnhöfen und Städten der Ukraine hören und erleben.

Gestern Abend Gottesdienst in St. Laurentius. Ein Gebet um Frieden in der Ukraine. Der Gottesdienst ist im Friedhof. Es ist kalt. Die Kälte zieht nach innen. Ich friere und denke daran, dass ich bald wieder in der Wärme bin. Ich friere und denke an die Menschen, die tagelang und nächtelang in der Kälte sind.

Beim Friedensgebet Verbundenheit mit den ca. 150 Gottesdienstbesuchern.

Verbundenheit auch über Grenzen hinweg mit den Menschen in der Ukraine.

Verbundenheit: das ist das, was zählt.

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Gebet um Frieden in der Ukraine

Die Pfarrei St. Laurentius in Altmühldorf lädt am Donnerstag, den 3. März um 18:00 Uhr zu einem Gebet um den Frieden in der Ukraine ein. Es findet auf der Wiese im Friedhof statt und ich finde es toll, wenn möglichst viele mitbeten. Am schönsten, wenn viele da sind, aber natürlich gerne auch von daheim aus, wer nicht kommen kann.

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Fastenzeit 2022 – zum 1. Fastensonntag

Hören

Was hören Sie jetzt im Moment? Das Summen des PC? Musik? Straßengeräusche? Vögel? Menschen?

Manche Menschen hören auch ihre eigenen Körpergeräusche: das Magengluckern, das Pulsieren des Blutes.

Was bekommen Sie heute alles zu hören? Angenehmes und Unangenehmes. Die Nachrichten – etwa aus der Ukraine oder über Corona. Menschen berichten über Sachliches. Menschen erzählen von sich selber. Menschen drücken sich aus in ihren Worten, in ihrem Tonfall, verbal und nonverbal. Manchmal nur in einem Laut, etwa einem Stöhnen oder einem Ausruf der Freude, des Erschreckens, des Erstaunens.

Wir Menschen sind auf das Hören angewiesen. Das Hören ist – neben dem Fühlen – der letzte Sinn, der im Sterben erlischt. Und man weiß, dass Ungeborene schon im Mutterleib hören – etwa die Stimme der Eltern. Wir wollen auch selber gehört werden. Babys, die auf ihr Schreien keine Reaktion bekommen, weil sie niemand hört, werden krank und sterben sogar. Auch Kinder und Erwachsene brauchen ein gutes Gehör – für das, was um sie herum vorgeht und auch für das, was sie selber von sich äußern. Wir haben erlebt, was passiert, wenn man nicht genau hinhört und auch zwischen den Zeilen hört.

Übrigens: Die Zehn Gebote des Ersten Testaments beginnen nicht mit: „Du sollst …“ (oder genauso richtig: „Du wirst …“), sondern mit: „HÖRE, Israel! Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten befreit hat. Du wirst …“. Das Hören ist also – neben der Befreiungstat Gottes – die Grundvoraussetzung für ein gelingendes Leben, das das Zehntwort anpeilt.

Das gute Gehör wird ergänzt durch ein gutes Herz, ein mitschwingendes, mitfühlendes Herz. Ein hörendes Herz, wie König Salomon es von Gott erbittet.

Ich bitte heute um ein hörendes Herz.

Ein hörendes Herz in mir für andere.

Ein hörendes Herz in anderen für mich.

Ein hörendes Herz in mir für mich selber.

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