Monthly Archives: Mai 2022

Offenheit und Synodalität in der Kirche

Mich hat heute folgende Nachricht positiv überrascht:

Papst Franziskus hat vor einem zu großen Kontrollbedürfnis beim Thema Synodalität, also gemeinsamer Beratungsstrukturen innerhalb der Kirche, gewarnt. Für einen gemeinsamen Weg sei es immer wichtig, ein unvollständiges Denken beizubehalten, so das Kirchenoberhaupt in einer Videobotschaft an die Lateinamerika-Kommission am Donnerstag im Vatikan. Er sei allergisch gegen Gedanken, die bereits vollständig und abgeschlossen seien, erklärte Franziskus den Teilnehmern der Vollversammlung. Es gebe nichts Gefährlicheres für die Synodalität als zu glauben, schon alles zu verstehen.

Mit totaler Kontrolle ließe sich zwar oberflächliche Relevanz erzeugen, dynamische Prozesse hingegen seien nur mit Offenheit möglich, so Franziskus weiter.

Zitiert nach: https://www.katholisch.de/artikel/39442-papst-synodalitaet-funktioniert-nur-mit-unvollstaendigem-denken

Gerade dieses Offenhalten von Prozessen ist, was vielen Menschen (nicht nur in der Kirche) schwerfällt. Es ist mit viel Unsicherheit verbunden. Aber ich spüre (vor allem in der Kirche) auch den Wunsch nach Dynamik und Veränderung. Es gibt auch viele Themenfelder dafür. Wir erleben sie bei den Gesprächen und Veranstaltungen beim Katholikentag und besonders beim „Synodalen Weg“ in Deutschland. Auch dem weltweiten Synodalen Weg ist diese Offenheit zu wünschen.

Wir Ältere erinnern uns noch an das 2. Vatikanische Konzil und die damalige Aufbruchsstimmung. Auch damals gab es die Furcht vor den ungewissen Veränderungen – und auch das Empfinden der Dringlichkeit. Der damalige Prozess war not-wendig und hat viel Gutes gebracht. Etwa den Blick auf das gesamte Kirchenvolk mit seinen Begabungen, den „Geistesgaben“. So wäre z. B. ich ohne Konzil nie Pastoralreferent geworden.

Der pfingstliche Geist Gottes löst ja alles in Angst Erstarrende und bringt die Jünger*innen Jesu in Bewegung. Und das vielleicht auch heute.

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Gesetz zur Sterbehilfe im Bundestag

Gestern wurde im Bundestag über die Neuregelung der Sterbehilfe debattiert. Diese ist wegen eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts notwendig.

Ich finde solche Debatten immer sehr hilfreich, kann dadurch doch der Blick auf die Thematik geschärft werden. In diesem Fall jedoch geht es – wie schon lange – um Hilfe zum Sterben und nicht um Hilfe beim Sterben.

Die Hilfe beim Sterben leisten etwa Hospizvereine ( in Mühldorf seit 25 Jahren der Anna-Hospiz-Verein), Palliativstationen, Palliativärzte und -Pflegende. Mit pflegerischer, medizinischer und medikamentöser Unterstützung kann der natürliche Sterbeprozess weitgehend angstfrei und schmerzfrei gestaltet werden bis zum Tod. Das Leben wird nicht verkürzt.

Diesen Aspekt habe ich schon häufig geäußert und möchte ihn auch jetzt wieder ins Bewusstsein heben als Hilfe, die im Fall des Falles gewusst werden soll.

Wer Informationen will: hier sind die Kontaktdaten des Anna-Hospiz-Vereins:

Telefon: 08631 1857-0

Info@annahospiz.de

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Pfingsten 2022 – vom guten Geist verlassen?

Am Pfingstfest feiern wir, dass Gottes guter Geist auf die Apostel und Jünger*innen herankam. Von ihnen sollte er in die Welt getragen werden. Mit Blick in die Kirchengeschichte können wir das Wohl und Wehe ermessen.

Heute, im Jahr 2022, blicken wir in unsere Welt, suchend nach dem Geist Gottes, dem lebendigen, friedensstiftenden, heilenden, versöhnenden, tröstenden … Geist Gottes. Wir sehen: Krieg (nicht nur in der Ukraine), Corona (weltweit), den Klimawandel. Wir sehen Ungerechtigkeit (strukturell zwischen Armen und Reichen und Superreichen), Chancenungleichheiten zwischen Gebildeten und Menschen ohne Ausbildung. Wir sehen (auch bei uns) Menschen, die sich auf Kosten anderer bereichern (manchmal legal und dennoch unanständig). Wir sehen den Missbrauch der Macht und den sexuellen Missbrauch – auch, aber nicht nur in den christlichen Kirchen. Und, und, und…

Wo ist da der Geist Gottes???

Eine sehr bedrängende Frage für mich. Ich mag sie nicht zu schnell beantworten mit dem Verweis auf all das Gute, das auch (oft im Kleinen) geschieht. Ich wünsche mir vielmehr, dass Gott sehr viel häufiger und spürbarer auftritt. Nicht unbedingt mit Feuer und Sturm, aber ein bisserl mehr als „nur“ das sanfte Säuseln des Elija darf es schon sein.

Und es regt sich mein Wunsch und meine Befürchtung, dass ich versucht bin, Verantwortung abzugeben. Verantwortung, die ich habe, die mir zukommt. Schließlich habe ich ja Geist Gottes bekommen in Taufe und Firmung. Also stellt sich die Frage: „Wie wirkt Gottes guter Geist durch mich?“ Und zwar ganz egal, ob bei den großen Themen unserer Welt oder in meinem ganz privaten Umfeld.

Ich beende meinen Beitrag nachdenklich.

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Tag der Pflege 2022

Am 12. Mai begehen wir den „Tag der Pflege“. Am Geburtstag von Florence Nightingale rücken – wie jedes Jahr – die Pflegeberufe in den Blickpunkt. Gerade durch die Coronapandemie wurde und wird die Belastung sichtbar, der die Pflegenden unterworfen sind. Und es wird auch spürbar, wie groß die Verantwortung ist, die sie für die Pflegebedürftigen tragen. Das sind Menschen, die verletzlich sind, die angewiesen sind auf die Unterstützung durch andere, die auch ein Stück weit ausgeliefert sind – etwa im Krankenhaus, im Pflegeheim oder auch durch ambulante Pflegedienste zuhause. Nicht zu vergessen, dass die allermeisten unbezahlt von ihren Angehörigen (vor allem Frauen!) gepflegt werden. Diese anspruchsvolle Aufgabe erfordert von den Pflegenden großen Respekt und Achtung vor der Würde der Menschen.

Das wird in den weitaus meisten Betreuungen gewährleistet (natürlich gibt es auch Ausnahmen und da ist es gut, wenn Missstände aufgedeckt werden). Die weitaus meisten Pflegenden nehmen ihre Aufgabe ernst und gewissenhaft wahr. Sie setzen sich ein – allzu oft auch über ihre zeitlichen, kräftemäßigen und sozialen Ressourcen hinaus. Dafür auch an dieser Stelle ein herzliches

„Dankeschön“.

Ich möchte aber (fast schon wie immer) auch dafür plädieren, endlich die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung zu verbessern. Gerade in Krankheitszeiten wie diesen wird sichtbar, wie unverzichtbar die Pflege ist. Auch eine Entlastung derjenigen, die als Angehörige eine Pflege leisten, ist mehr als dringend. Die Pflegenden haben denselben Anspruch auf Achtung ihrer Würde und Respekt vor ihrem Engagement, wie wir es von ihnen für die Pflegebedürftigen erwarten.

Weil sich in der guten Pflege auch die Qualität unseres Staates und unserer Solidargemeinschaft zeigt, weil sich in der guten Pflege auch das Wirken unseres Gottes zeigt, ist es möglich und nötig, dass wir alle uns für die Pflegenden einsetzen.

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Alter und Alkohol

Ich bin in den letzten Tagen ein paar Mal mit dem Thema „Suchterkrankung im Alter“ berührt worden. Es ging darum, dass man die gewohnte Trinkmenge nicht mehr „so gut“ verträgt, es ging auch um Erlebnisse, welche mit Alkohol „leichter zu ertragen“ sind. Ich setze die Anführungszeichen, weil es subjektive Eindrücke sind und nicht objektive Bewältigungen. Sie markieren jedoch typische Veränderungen, die mit dem Alter gekoppelt sind: Verlusterfahrungen, körperliche Veränderungen etc.

Allerdings haben Bewältigungsstrategien mit Suchtmitteln (Alkohol, Nikotin, Medikamente) ihren Preis. Sie kosten die Gesundheit, die Lebensqualität, die sozialen Beziehungen, das spirituelle Erleben…

Aber es gibt Hilfe! Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen. Und Informationsmaterialien. Z. B. bei der „Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen“ dhs. Hier ist der Link dazu:

https://www.dhs.de/infomaterial/page?tx_wwbestell_fe1%5Bf2%5D%5B0%5D=5&tx_wwbestell_fe1%5Bf3%5D%5B0%5D=1&cHash=389c707e9ff32c1ea374fbc1e1851567#page-content

Und noch eine Erfahrung aus meiner früheren Tätigkeit in der Fachklinik Annabrunn: ein Ausstieg aus einer Suchterkrankung und ein Einstieg in die Abstinenz lohnen sich immer! Es führt zu größerer Lebenszufriedenheit, einer positiveren Lebensbilanz, zu erfüllenderen Beziehungen. Es braucht Mut und Konsequenz und gute Unterstützer.

Ich bitte Sie von Herzen, diese Schritte zu gehen bzw. zu begleiten!

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