Monthly Archives: Juli 2017

Die weibliche Seite von Krieg, Flucht und Vertreibung

In der letzten Zeit beschäftige ich mich sehr mit den Geschichten, die Menschen über sich und ihr Leben erzählen. Gerade bei Senioren (den Männern) taucht recht schnell das Thema „Krieg“ auf als eine prägende, oft traumatisierende Erfahrung ihres Lebens. Ich habe es noch nie erlebt, dass in meinem Beisein der Krieg glorifiziert worden ist.

Dabei ist mir aufgefallen, dass Frauen kaum über den Krieg erzählen. Erst als ich gefragt habe, berichteten sie von ihrer Angst vor den Bombenangriffen, von der Angst um die Männer/ Väter in der Familie. Sie berichteten von Not und Entbehrung und der täglichen Suche nach Essen. Sie berichteten von Flucht und Vertreibung. Sie berichteten von der Erfahrung des Ausgeliefertseins. Das scheint mir die weibliche Seite von Krieg zu sein.

Allerdings scheint diese weibliche Seite ziemlich in Vergessenheit zu geraten, denn sie wird kaum öffentlich erinnert. Aber was geschieht, wenn wir diese leidvolle Seite übersehen, wenn sie nicht dokumentiert und bewahrt wird? Was geschieht mit unserer Gesellschaft, wenn wir nicht die gesamte Kriegserfahrung im Blick haben, wenn die eine (männliche) Seite ein starkes Gewicht hat und die andere (die weibliche) übersehen, vielleicht sogar aktiv verdrängt wird?

Bei meinen letzten Veranstaltungen habe ich bei den Frauen ein großes Bedürfnis – vielleicht sogar so etwas wie einen Drang zum Erzählen gemerkt. Es brauchte gar nicht viel an Anstoß und dann kamen schon schreckliche, ängstigende, verstörende Berichte. Es kamen aber auch Erzählungen darüber, wie sie das alles gemeistert und bestanden haben, was und wer geholfen hat, wie es (allmählich) wieder aufwärts gegangen ist.

So nehme ich mir vor (und rege andere dazu an), ein Forum zu bieten für diese Lebensgeschichten.

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Spurwechsel – ein Orientierungskurs für Frauen ab 55

Ich bin auf eine Seite mit einem interessanten Angebot aufmerksam gemacht worden, das ich hier gerne weitergebe. Es ist ein Angebot für Frauen ab 55 Jahren, die sich und ihr Leben noch einmal neu orientieren wollen:

Spurwechsel

Spurwechsel?
Neue Chancen nach der Lebensmitte
Orientierungskurs für Frauen ab 55

Dieser Orientierungskurs wendet sich an Frauen ab 55, die auf ihrem Lebensweg an einem Punkt der Neuorientierung angelangt sind.
Nach Jahren beruflicher Beanspruchung und/oder familiärer Tätigkeit überdenken sie gemeinsam mit erfahrenen Dozentinnen ihre gegenwärtige Lebenssituation halten Rückschau auf wichtige Stationen ihres bisherigen Lebenswegs, vergewissern sich ihrer besonderen Erfahrungen und Fähigkeiten und entwickeln Perspektiven für den neuen Lebensabschnitt.

Herbstkurs: 12.Oktober – 19.Dezember 2017

Jeweils Dienstag und Donnerstag 9.30 – 13.00 Uhr

Kursgebühr: € 245,–

Anmeldung für den nächsten Kurs bitte mit:

Anmeldeformular-Spurwechsel (ausfüllbar)
ausdrucken und zuschicken, faxen oder mailen.

Leiterin: Dorothea Brönner-Bomhard

Information und Anmeldung:
Telefon 089/2904463
Thierschstraße 17, 80538 München
E-Mail: spurwechsel@fraueninteressen.de

Zur Homepage: www.spurwechselab55.de

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Krankenhausreport 2017 der Barmer

In den Nachrichten wurde auf den „Krankenhausreport 2017“ der Barmer hingewiesen. Laut diesem Report ist die Zahl der Senioren, die wegen mehrerer Krankheiten ins Krankenhaus mussten, von 1,1 Millionen im Jahr 2006 auf zwei Millionen im Jahr 2015 angestiegen. Auch in Zukunft wird die Anzahl der Senioren steigen (bis zum Jahr 2050 um 46% bei der Generation 70plus), die einer Krankenhausbehandlung bedürfen. Allerdings sei – so die Barmer – der Erfolg einer solchen Behandlung stark davon abhängig, ob sie in einem kleinen oder großen Krankenhaus mit mehreren Fachdisziplinen erfolgt. In diesen Kliniken sei eine „ganzheitlichere Sicht bei der Behandlung des Patienten“ gewährleistet. Dadurch würde „das Risiko, im Anschluss an ein Pflegeheim überwiesen zu werden, um sechs Prozentpunkte geringer“ ausfallen.

Bei Menschen mit verschiedenen Erkrankungen liegt eine „geriatrische frührehablilitative Komplexbehandlung (GFKB) nahe. Im Unterschied zur gewöhnlichen Rehamaßnahme greift sie schon im Krankenhaus, vor allem bei längerer Verweildauer. So wird etwa einem Muskel- und Knochenabbau frühzeitig entgegengewirkt. Allerdings ist hier Bayern bundesweit gesehen das Schlusslicht mit grade mal 4,3 % (gegenüber 24,3 % in Hamburg)

Wer die Pressemitteilung der Barmer lesen will, findet sie unter folgendem Link:

https://www.barmer.de/presse/infothek/studien-und-reports/krankenhausreport/krankenhausreport-2017-124128

Dort befindet sich auch ein Link, um den gesamten Report herunterladen zu können.

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Neugierde kennt kein Alter

Wer hat Ihnen schon mal eine Geschichte erzählt? Ein Märchen oder eine Gute-Nacht-Geschichte oder eine frei erfundene Geschichte?

Wer hat Ihnen schon mal seine Geschichte erzählt? Vielleicht nur in einem kleinen Ausschnitt. Vielleicht nur eine winzig kleine Begebenheit, nicht die ganze Lebensgeschichte. Manchmal auch mehr. Und dann wundert man sich: „Was Du alles erlebt hast! Unglaublich!“

Geht es denn bei diesen Geschichten darum, dass sie „wahr“ sind in dem Sinn, dass sie einer objektiven Überprüfung standhalten? Oder geht es in diesen Geschichte darum, dass sie eine Persönlichkeit zeigen? Oder geht es um eine „Inszenierung“, mit der jemand sein Leben gut ertragen und anschauen kann? Oder geht es in diesen Geschichten um die Beziehung, die die Geschichte schafft zwischen Erzähler und Zuhörer?

 

In jedem Fall finde ich es immer sehr spannend, wenn ich an Lebensgeschichten oder einzelnen Episoden teilnehmen darf. Was Menschen in ihrem Leben an Schönem erlebt und an Schwerem durchstanden haben. Wie sie die Schwierigkeiten gemeistert haben.  Wie sie Hoffnung geschöpft haben und die Zuversicht gewachsen ist. Oder auch, wie sie immer wieder in eine ähnliche Erfahrung hineingeraten sind. Das ist manchmal auch bedrückend.

Das Bild stammt übrigens aus einer Fotoserie, die das Diözesanforum Seniorenarbeit veröffentlicht hat. Darunter steht ein Psalmvers aus dem Alten Testament: „Kommt und hört! Ich will erzählen, was Gott mir Gutes getan hat.“ (Ps 66, 16)

Was hat Gott Ihnen Gutes getan? Wovon könnten Sie erzählen? Was verändert sich, wenn Lebensgeschichten unter diesem Aspekt erzählt werden?

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Informationsabend für Seniorenbeauftragte: Sozialraumbetrachtung

Beim letzten Informationsabend der Seniorenbeauftragten der Pfarreien und der Kommunen im Landkreis Mühldorf habe ich an Hand der fiktiven „Marianne Wimmer“ einen typischen Lebenslauf mit den Veränderungen der sozialen Bezüge dargestellt. Sichtbar wird, wie ein früher sehr kontaktfreudiger Mensch durch persönliche, aber auch gesellschaftliche Umstände im Alter immer weiter isoliert ist und zu vereinsamen droht.

(Da ist noch alles in Ordnung, es gibt viele Beziehungen rundherum)

An diese Präsentation schließt sich eine sehr lebhafte Diskussion an. Zunächst tauchen Fragen nach der Beziehung zu den Kindern auf, dann diskutieren wir kurz über ausländische Pflegekräfte und deren für alle Beteiligten schwierige Arbeitsbedingungen. Schließlich wenden wir uns der spannenden Frage zu, was wir als Kommunen bzw. Pfarreien mit diesen Menschen anfangen, die es gar nicht so selten in unseren Gemeinden gibt. Als dringlichste Fragestellung erkennen wir, Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen – sei es im häuslichen Bereich (etwa durch einen Besuchsdienst) oder durch allgemeine Angebote. Für einen Besuchsdienst bietet der Klinikseelsorger Martin Kuhn mit mir zsammen im Herbst eine Schulung an. In Aschau gibt es ein Frühstückstreffen, das durch Spenden und die örtlichen Vereine finanziert wird, in Reichertsheim einmal im Vierteljahr ein Treffen beim Wirt, in Gars wurde ein Migrationscafe aufgebaut, zu dem auch Senioren eingeladen sind. Außerdem gibt es Kochkurse, ein Trauercafe und PC-Kurse für Senioren (den bietet etwa das KBW in Mühldorf an). In Ampfing und in Waldkraiburg sind die Senioren einmal im Monat zu Kino, Kaffee und Kuchen eingeladen.

Durch das Gespräch schärfen wir unseren Blick für die Lebenssituationen der Menschen und für die Räume, in denen sie sich bewegen. Beeindruckend war, wie wir miteinander die vielen verschiedenen Sichtweisen zusammengetragen haben mit dem gemeinsamen Ziel, unsere Angebote noch zielgenauer und präziser zu gestalten. Imposant auch, wie viele verschiedene Aktivitäten es in unserem Kreis gibt, die z. T. gar nicht viel Aufwand erfordern und doch viele Menschen erreichen.

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Die Ausbildung der Pflegeberufe

In der vergangenen Woche hat der Gesetzgeber die Ausbildung der Pflegeberufe verändert und die „generalistische Ausbildung“ eingeführt. Dies bedeutet, dass künftig alle Pflegeberufe vom Kindergarten bis zu den Senioren zwei Jahre gemeinsam geschult werde. Erst im dritten Jahr gibt es dann die Möglichkeit der Spezialisierung. Dazu Lutz Stroppe, Staatssekretär im Gesundheitsministerium:

Alle Auszubildenden erhalten zwei Jahre lang eine gemeinsame, generalistisch ausgerichtete Ausbildung. Wer die generalistische Ausbildung fortsetzt, kann in allen Bereichen der Pflege eingesetzt werden und erhält den Berufsabschluss „Pflegefachfrau/Pflegefachmann“. Der Berufsanschluss wird europaweit anerkannt. Für das dritte Ausbildungsjahr ist für Auszubildende mit Vertiefungsbereich in der Pflege alter Menschen oder von Kindern und Jugendlichen ein Wahlrecht vorgesehen. Sie können für das letzte Ausbildungsdrittel eine Spezialisierung in der Altenpflege oder Kinderkrankenpflege mit gesondertem Berufsabschluss wählen. Niemand geht so für die Ausbildung im Pflegebereich verloren.

Durch zahlreiche Verbesserungen sollen gerade junge Menschen für die Ausbildung im Pflegeberuf begeistert werden: es muss kein Schulgeld mehr bezahlt werden und eine angemessene Ausbildungsvergütung wird im Gesetz festgeschrieben. Durch Modernisierung der Ausbildungsinhalte, eine bessere Ausstattung der Pflegeschulen und mehr Praxisanleitung im Betrieb gewinnt die Ausbildung an Attraktivität.

Ich hoffe sehr, dass nicht nur die Ausbildungsvergütung verbessert wird, sondern auch der Verdienst danach. Dann würden nämlich vielleicht auch mehr Männer in der Pflege tätig werden und nicht nur Frauen (wie es in einer anderen Pressemitteilung des Ministeriums heißt) – und der Beruf würde die Wertschätzung erfahren, die er auch verdient.

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„Zusammen ist man weniger allein“

„Zusammen ist man weniger allein“ – das haben 18 Frauen und Männer am vergangenen Montag deutlich erfahren. Sie waren auf Einladung von Dekanatsaltenseelsorger Michael Tress in das Stift Neumarkt-St. Veit gekommen, weil sie dem Alleinsein nach dem Tod des Ehepartners entgehen wollten.

Schon gleich zu Beginn kamen lebhafte Gespräche auf, die bei Kaffee und Kuchen noch vertieft wurden. Immer wieder erzählte man vom Tod der Partnerin oder des Partners und der bedrückenden Zeit danach, als Bekannte und Nachbarn den Kontakt scheuten,  der doch so hilfreich gewesen wäre. Tatsächlich geholfen haben die Familie und enge Freunde sowohl im Reden wie auch mit ganz praktischen Hilfen im Handwerklichen wie im Haushaltstechnischen. Mancher Teilnehmer entdeckte in dieser Zeit auch neue Fähigkeiten oder lange ungenutzte Talente wieder. Auf die Frage von Michael Tress: „Was möchten Sie mit anderen zusammen tun?“ sagte eine Teilnehmerin: „Für mich ist es am wichtigsten, dass ich mal mit jemandem reden kann. Ich bin daheim immer so allein.“

Dieser Wunsch wurde von vielen als dringlichstes Anliegen unterstützt. Aber auch ein gemeinsamer Spaziergang oder miteinander mal zum Essen zu gehen oder in einen Biergarten wurden vorgeschlagen. Am Ende sagten die Teilnehmer: „Das war ein schöner Nachmittag, den wollen wir im Herbst wiederholen!“

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