Monthly Archives: November 2017

Zum 1. Advent 2017

Im Neuen Testament gibt es zwei Personen, die dem Advent zugerechnet werden können.

Es sind zwei Senioren.

Sie sind deshalb adventliche Menschen, weil sie auf das Kommen des göttlichen Heiles warten.

Mit Senioren habe ich überlegt, was „Heil“ bedeuten könnte. Es kamen Antworten wie: „Gesundheit“ – „dass es mir gut geht“ – „dass ich was zum Essen habe und ein Dach über dem Kopf“ – „Zufriedenheit“ – „eine gute Gemeinschaft“. Das waren alles sehr praktische, am konkreten Leben der Senioren orientierte Antworten. Erst spät kamen Antworten wie „Frieden in der Welt“ oder „Gerechtigkeit“. Noch später kam: „das Leben nach dem Tod“ oder „Gott“.

„Heil“ hat also für Menschen, die eher in bescheidenen Verhältnissen leben, gar nichts oder jedenfalls nur wenig mit etwas Großartigem zu tun. Es hat auch nur wenig mit etwas ausdrücklich Spirituellem zu tun. Das müsste eigentlich unsere – der Theologen und Seelsorger – Sprache von Gott verändern. Auch unser Handeln als Boten des Heiles müsste sehr viel konkreter und praktischer werden: die Basisbedürfnisse der Menschen im Blick haben und auf dieser Ebene für „Heil“ sorgen.

Übrigens: Sie haben sicher erkannt, wer die beiden Senioren aus der Bibel – genauer dem Lukasevangelium – sind:

Richtig: Simeon (der oft „der greise Simeon“ genannt wird) und die 84-jährige Prophetin Hannah, die beide täglich im Tempel auf das Kommen des Heils und der Erlösung warteten.

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9. Besuchsdienstkurs beendet

Gestern ist unser 9. Besuchsdienstkurs zu Ende gegangen. Neun Frauen haben sich über acht Wochen hinweg darauf vorbereitet, im Krankenhaus oder in Seniorenheimen Menschen aufzusuchen, die in einer für sie schwierigen Lage sind. Wenn das Leben durch eine kleine oder noch mehr durch eine große Erkrankung aus den Fugen gerät, hilft es ein wenig, wenn jemand zuhört, die Ängste teilt und Beistand vermittelt. Wenn das Leben durch den Umzug in ein Seniorenheim eine radikale, oftmals ungewünschte Veränderung erfährt, freut man sich, wenn jemand diese Lebensphase begleitet und immer wieder für abwechslungsreiche Lichtblicke sorgt.

Besonders freut es mich, dass drei Frauen in ihrer Pfarrei einen häuslichen Besuchsdienst aufbauen wollen. Auch dort gibt es nämlich Einsamkeit und das Bedürfnis, nicht vergessen zu sein, vielmehr noch irgendwie zur Dorfgemeinschaft dazu zu gehören. Da ist die Verbindung über den Besuchsdienst absolut notwendig, um über das Erzählen am Leben teilzuhaben. Auch umgekehrt sind die Besucher dann diejenigen, die den Bewohner daheim und seine Lebenssituation im Bewusstsein der Gemeinde halten, an sie/ ihn erinnern und auch u. U. für sie/ ihn beten.

So wünsche ich allen – Besuchern wie Bewohnern oder Kranken – viel Freude, Vertrauen und hilfreiche Begegnungen.

P.S. Zum Vergrößern einfach in das Foto klicken, dann sieht man auch alle Personen

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WEG AUS DER GEWALT – internationaler Tag gegen Gewalt gegenüber Frauen

Am 25. November findet alljährlich der Aktionstag gegen Gewalt gegen Frauen statt. Gerade in diesem Jahr hat die sexualisierte Gewalt gegenüber Frauen stark an Aufmerksamkeit gewonnen. Dadurch wächst – hoffentlich! – auch bei uns Männern die Sensibilität dafür, was geht und was nicht geht.

In der letzten Zeit treffe ich aber auch verstärkt auf andeutende Erzählungen von Seniorinnen über Gewalt (manchmal auch sexualisierte Gewalt), die ihnen in früheren Jahren, etwa im Zuge des Krieges, bei Vertreibung und Flucht angetan wurde. Diese traumatischen Erfahrungen wurden ebenfalls lange verschwiegen – zu beschämend waren die Erlebnisse, zu beschämend vielleicht auch die Reaktionen der ersten Zuhörer. Jetzt – im hohen Alter- drängen sie jedoch manchmal dazu, erzählt zu werden und dann auch erinnert zu werden und bezeugt.

Beschämend vor allem für uns Männer, beschämend, was Männer Frauen angetan haben und antun.

Gerade die Seniorinnen können bezeugen, dass jede Form von Gewalt, insbesondere aber sexualisierte Übergriffe, eine Langzeitwirkung haben und damit keine Banalität darstellen. Vielleicht bräuchte es viel mehr Seniorenseelsorgerinnen, die dafür ein offenes Ohr und ein offenes Herz haben, denen die älteren Frauen mehr vertrauen als den männlichen Seelsorgern. Auf jeden Fall brauchen sie Zuhörer(innen), die verstehen wollen, was vielleicht unverstehbar ist.

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Gelebtes Leben – 99 biografische Geschichten

„Gelebtes Leben“. Dieser Begriff lässt Vergangenes anklingen.

„Gelebtes Leben“ meint aber auch: das Leben wurde aktiv gelebt und nicht nur erlitten.

„Gelebtes Leben“ lässt auch einen großen Reichtum erahnen, Reichtum an Erfahrungen, Bewältigungen, Begegnungen, Beziehungen.

„Gelebtes Leben“ will erinnert werden, will erzählt werden, will bezeugt werden.

„Gelebtes Leben“ wird in den Biografieschreibkursen von Inge Finauer erzählt und niedergeschrieben. Aus diesen Kursen ist ein kleines Buch entstanden unter dem Titel „Gelebtes Leben – 99 biografische Geschichten.“ Dieses Buch wird in einer Lesung präsentiert und das Katholische Kreisbildungswerk lädt dazu ein. Der Termin zu dieser (übrigens kostenlosen) Veranstaltung ist am  Freitag, der 8. Dezember um 19.00 Uhr in der Stadtbücherei in Mühldorf. Dort kann das Buch auch für 9,90 € erworben werden.

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Fachtag „Demenz“ des Landratsamtes Mühldorf

Am 30. November veranstaltet das Gesundheitsamt im Landratsamt Mühldorf in Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Senioren den Informationstag „Leben mit Demenz“ – Entlastungs- und Unterstützungsangebote im Landkreis Mühldorf.

Das Landratsamt hat die große und umfassende Belastung der Angehörigen von Demenzkranken im Blick und möchte über die Erkrankung informieren sowie die verfügbaren Beratungsangebote bekannt machen. (Sie finden viele auch auf meiner Seite „Hilfenetzwerk“). Außerdem ermutigt das LRA dazu, sich Freiräume zu schaffen und dafür auch Hilfe einzufordern.

Folgender Ablauf erwartet Sie im großen Sitzungssaal des Landratsamtes:

14.00 Uhr: Begrüßung durch den Leiter des Gesundheitsamtes Dr. Benedikt Steingruber

Fachvortrag „Umgang und Kommunikation mit Menschen mit Demenz“ durch Fritz Schillhuber

Vorstellung einzelner Hilfs- und Unterstützungsdienste

17.00 Uhr: voraussichtliches Ende

Um Anmeldung zu dieser kostenlosen Veranstaltung wird gebeten bei Frau Anna Fischer unter 08631/ 699-525

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Armut und soziale Ausgrenzung

Nach einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes (Nr. 392 vom 8. XI. 2017) sind knapp 20 % der Bevölkerung Deutschlands von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das sind ca. 16 Millionen Menschen. Das bedeutet, dass ihr Einkommen unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze liegt (diese liegt bei 60 % des mittleren Einkommens). Davon sind ca. 16,5 % der Bevölkerung betroffen. Als 2. Kriterium gilt, dass dieser Haushalt von erheblicher materieller Entbehrung betroffen ist. Das sind 3,7 % der Bevölkerung in Deutschland.  Das 3. Kriterium besagt, dass es in diesem Haushalt eine geringe Erwerbsbeteiligung gibt. Davon betroffen sind 9,6 % der Bevölkerung unter 60 Jahren. Es muss mindestens eines der drei Kriterien zutreffen.

Für die über 65-Jährigen gibt das Statistische Bundesamt 17,6 % (20,1 % Frauen, 14,9 % Männer) als armutsgefährdet an; 2,7 % (3,1 % Frauen und 2,3 % Männer) leben in erheblichen Einschränkungen (d.h. sie können etwa ihre Miete kaum bezahlen oder größere Anschaffungen [etwa eine Waschmaschine] tätigen). Für die Erwerbsbeteiligung gibt es keine Zahlen.

Meine Meinung dazu: Ich empfinde es als erschreckend, dass sich doch so viele Menschen in prekären finanziellen Situationen befinden. Ich bin kein Finanzexperte, aber mein Verdacht ist, dass die Menschen mit überragend hohem Einkommen den Wert des mittleren Einkommens nach oben ziehen und es tatsächlich mehr Menschen unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze gibt. Wenn ich mir die Kriterien für die „erhebliche materielle Entbehrung“ anschaue, wird mir deutlich, wie sehr diese Menschen von einem Teil des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen sind. Etwa, dass sie ihre Wohnung nur mit Schwierigkeiten angemessen heizen können oder sich gesund ernähren können. Ich meine, in dieser Problematik liegt der eigentliche Sprengsatz für unsere Gesellschaft (und nicht in der Frage der Geflohenen, die gerne und so oft in den Vordergrund geschoben wird).

 

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Demenzcode entziffern

Das Evangelische Bildungswerk hat in seinem neuesten Newsletter einen Artikel von Prof Udo Baer. Darin beschreibt Prof. Baer, wie man mit Demenzerkrankten kommunizieren kann bzw. wie die Kommunikation besser gelingt.

Wichtig ist ihm dabei in erster Linie das Beziehungsgeschehen zwischen dem Demenzkranken und dem Gegenüber. Im Wesentlichen kommt es auf die Emotionen an. Die zu verstehen und zu entschlüsseln ist jedoch nicht gerade einfach. Prof. Baer gibt dazu eine Reihe nützlicher Hinweise. So weist er auf das Hier und Jetzt der Erinnerungen hin, auf die Bewältigungsstrategien früherer Jahre, die vielfältigen Signale für „Nein“ und die Überforderungssignale. Am Ende stehen die „Sinnesbrücken“.

Wer den Artikel lesen will, findet ihn unter: http://www.stiftung-wuerde.de/fileadmin/user_upload/Redesign/Infoblaetter/2014_2015/Demenz-Code.pdf

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Der Heilige Martin – ein besinnlicher Vormittag in Niederbergkirchen

Zwei Geschichten des Hl. Martin sind wohl vielen bekannt: die mit dem Bettler und die Geschichte seiner Bischofswahl. Aber ist das schon alles, was wir von ihm wissen können? Und warum feiern wir heute noch sein Fest? Welche Bedeutung hat der Laternenumzug für unser eigenes Leben?

Der Heilige Martin ist im Jahr 316/ 317, also vor 1700 Jahren, geboren worden – und zwar in Pannonien im heutigen Ungarn. Nach seiner 25-jährigen Militärlaufbahn als Offizier  hat er sich mit 40 Jahren in die Einsiedelei bei Tours im heutigen Frankreich zurückgezogen. Dort lebte er sehr bescheiden und in ärmlichen Verhältnissen. Er verstand sich als ein Freund der Armen und der Einfachen. Dies qualifizierte ihn – neben seiner großen Frömmigkeit – zum Bischofsamt. Man sagt, er habe nicht auf einem pompösen Bischofsstuhl Platz genommen, sondern lieber auf einem Melkschemel gesessen. Als Bischof hat er sich sehr eingesetzt für den Aufbau der Landpfarreien in seinem Bistum.

In vielen Martinsumzügen, manchmal sogar mit Ross und Reiter, wird seiner Hilfsbereitschaft und seines Einsatzes für die Menschen am Rand der Gesellschaft in prekären Lebensumständen gedacht. Hoffentlich ist das nicht schon vergessen, wenn es zum Abschluss der Feier Lebkuchen und (Kinder-)Punsch gibt.

Beim besinnlichen Vormittag haben wir dann auch – an Hand des Liedes von der Laterne – das eigene göttliche Licht betrachtet, das wir in uns tragen und  mit dem wir uns nicht fürchten müssen. Und die Zeile „Mein Licht ist aus, ich geh nach Haus“ hat uns dann in einer tiefen Stille die Zuversicht spüren lassen, die uns ergreift, wenn unser Lebenslicht ausgeht und wir nach Haus, zu Gott, gehen. So wurde aus einem kindgerechten Brauch auch ein Hoffnungszeichen für die Senioren und die Hochbetagten.

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