Am Wochenende wurde in der „Süddeutschen Zeitung“ folgende Zahlen aus dem Statistischen Bundesamt veröffentlicht:
Zwischen 2009 und 2011 stieg die Zahl der Pflegebedürftigen in den Heimen um 26000 Menschen an. Das war ein Anstieg um 3,6%. Von ambulanten Pflegediensten wurden 21000 Menschen mehr betreut, das entspricht einem Plus von 3,8%.
Im Dezember 2011 seien 2,5 Millionen Menschen pflegebedürftig gewesen, davon würden mehr als 2/3 zu Hause betreut. Von den 1,76 Millionen werden etwa 1,18 Millionen ausschließlich von Angehörigen gepflegt, weitere 576000 von ambulanten Pflegediensten zusätzlich oder vollständig betreut.
Meine Meinung dazu:
Diese Zahlen zeigen, welch zentrale Aufgabe die Pflege für unsere Gesellschaft jetzt schon ist. Dies wird in Zukunft noch wichtiger werden. Außerdem unterstreicht es die Bedeutung der Angehörigen für die Pflege. Hier allerdings wäre noch sehr viel mehr Unterstützung nötig – und auch möglich. Wir können es uns als Gesellschaft im Großen wie im Kleinen schlichtweg nicht leisten, auf diese Personengruppe zu verzichten, indem wir sie vernachlässigen. Darauf hinzuweisen, dass und wie Hilfe möglich ist (etwa mit meiner Liste vom Hilfenetzwerk), senkt die Hemmschwelle und würdigt zugleich das enorme Engagement der Angehörigen. Das ist etwas, das jeder in seinem Bekanntenkreis/ Nachbarschaft/ Kirchengemeinde tun kann.
Gleichzeitig müssen wir alles tun, um noch mehr Pflegepersonal zu bekommen. Gerade in letzter Zeit sind wieder Berichte veröffentlicht worden (ob sie stimmen, kann ich nicht beurteilen), aus denen auch die Überlastung der Pflegenden sichtbar wird. Ich vermute mal nicht, dass es sich da um Vorsatz oder Böswilligkeit handelt – und ebenso wenig, dass dies die Regel ist. Da kenne ich eben auch sehr viele qualifiziert arbeitende PflegerInnen mit hohem Einsatz und einem sehr menschlichen Gespür für die Senioren. Dies zu würdigen (auch in der Öffentlichkeit), ist sicher ein erster Schritt, den jeder tun kann.
Der Umgang mit den Pflegebedürftigen zeigt auch, wie menschlich unsere Gesellschaft ist. Am Schluss also noch ein Zitat aus der Ausstellung: „Ein Koffer für die letzte Reise“: Wie wäre unsere Gesellschaft, wenn die Pflegebedürftigen der Maßstab unseres Handelns wären?