In der Lesung am Vorabend des Pfingstfestes hören wir den Propheten Joel. Er lebt wohl im 4. Jahrhundert vor Christus zu einer Zeit, die von Heuschreckenplage und Dürre sowie kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt ist.
In der Lesung spricht Gott den Menschen den Heiligen Geist zu:
„Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure Alten werden Träume haben und eure jungen Männer haben Visionen.“
Im Angesicht der von Joel beschriebenen Lebensverhältnisse frage ich mich, wovon „die Alten“ wohl träumen.
Sind diese Träume zukunftsgerichtet oder mehr vom Erlebten und Erlittenen geprägt. Sind es Albträume, in denen das Leid immer wiederkehrt oder sind es Träume von einer besseren Welt ohne Hunger, Angst und Krieg, sondern mit Sicherheit, Frieden, Vertrauen?
Sind die Träume der Senioren vielleicht sogar schon ein Vorgriff auf eine Wirklichkeit, die sich erst noch allmählich abzeichnet? Träume von einer gerechteren, solidarischen und auf Umweltbewahrung angelegten Welt haben mehr Gewicht auf dem Hintergrund einer Erfahrung von der Gewalt des Stärkeren, von Zerstörung, Übervorteilung und Ungerechtigkeit. Haben die Senioren vielleicht sogar auf Grund ihrer Lebenserfahrung ein feineres Gespür für das Aufleuchten von Göttlichem?
Das wäre dann ein Einwirken des Heiligen Geistes, wie er uns in Taufe und Firmung zugesagt ist. Das Pfingstfest ruft uns diese göttliche Gabe, die wir schon erhalten haben, in Erinnerung.