Die Seelsorger für Senioren im Landkreis Mühldorf Marianne Kaltner und Georg Stürzl bieten in Zusammenarbeit mit der Caritas einen Kurs für Angehörige von Demenzkranken an. Der IKS-Kurs ist informativ, kommunikativ und spirituell. Es gibt also Basisinformationen über diese Erkrankung, Hinweise zu einem adäquaten Umgang mit den Erkrankten und zu Unterstützungsmöglichkeiten. Außerdem werden auch die spirituellen Ressourcen zum Tragen gebracht. Für die Teilnehmenden als sehr wichtig hat sich der Austausch untereinander herausgestellt.
Der Kurs findet ab 26. April fünf Mal immer am Mittwoch Nachmittag statt. In dieser Zeit gibt es auch die Möglichkeit zur Betreuung der Demenzerkrankten.
Marianne Kaltner und Georg Stürzl bitten um eine Anmeldung bis zum 19. April.
Vor vielen Jahren habe ich eine Frau im Krankenhaus besucht. Sie hatte große Schmerzen und Angst. Unser Gespräch war sehr kurz. Oft nur ein Stöhnen durch zusammengebissene Zähne. Ich konnte da nicht viel sagen (auch nicht beten), aber meine paar Minuten der Anwesenheit waren für sie gut (hilfreich oder tröstend oder beruhigend?). Ihr Atem hatte sich beruhigt – trotz meiner Hilflosigkeit. Diese Frau hat mich etwas gelehrt:
Manchmal besteht das Gebet nur aus einem einzigen Laut oder einem Stöhnen. Wenn man Schmerzen hat, wenn einen die Trauer überfällt, wenn man in einer Depression steckt, dann ist man wohl nicht zu einem langen Gespräch mit Gott in der Lage, sondern nur zu einem einzigen Laut. Aber auch das ist Gebet, weil es die menschliche Lebenssituation ausdrückt und Gott hinhält.
In der Literatur, etwa den Psalmen, wird dieser eine Laut in die Länge gezogen und ausformuliert. Als Dichtung bringt sie in die Sprache, was sonst nur gestöhnt, gelitten, geklagt werden kann. Am eindrücklichsten ist dabei wohl Psalm 22, den wir am Karfreitag aus dem Mund Jesu hören: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bist fern meinem Schreien, den Worten meiner Klage?“
Aber auch das ganze Buch Ijob stellt ein sehr beredtes Zeugnis für die Klage eines Menschen dar, der fast alles verloren hat.
„Hiob“ von Gerhard Marcks vor der Klarakirche in Nürnberg
Leider hat die Klage in unserer westlichen Tradition keinen großen Stellenwert. Klagen war verpönt als Zeichen von Schwäche. Stärke zu zeigen ist angesagt. So wurde aber auch der Zugang zur Klage als Gebetsform verbaut. Welch großer Verlust!
Klagen kann man nicht nur über die eigene Situation. Unsere Welt bietet vielfältigen Anlass zur Klage: über Corona (und andere Krankheiten) – über den Ukrainekrieg (und andere Kriege) – über die Erdbebenopfer in Syrien und der Türkei (und andere Naturkatastrophen) – über Ungerechtigkeiten in der Bildung oder in der Gleichberechtigung von Frau und Mann usw.
Klage gegenüber Gott könnte auch zur An-klage gegenüber Gott werden. Dass wir dazu ermutigt werden, ist eine der wichtigsten Botschaften des Buches Hiob und auch des sterbenden Jesus.
Mein Impuls für die kommende Woche: wo sehen Sie Anlass zur Klage? Und wie können Sie diese Klage ausdrücken?
Ich habe heute eine zum Nachdenken inspirierende Predigt über „das Wasser des Lebens“ gehört und die Sehnsucht danach.
Die Sehnsucht nach dem „Wasser des Lebens“ kann viel sein: Frieden, Gesundheit, erfüllende Beziehungen, Sicherheit, Vertrauen, Angenommensein …
Die Sehnsucht zeigt uns, was wir dringend brauchen. Ich erinnere mich an ein Gespräch vor 7 Jahren. Eine Ordensschwester hat damals zu mir gesagt: „Die Sehnsucht ist die Kraft von der andern Seite, die uns anzieht.“ Das, wonach ich mich sehne, weckt in mir Kräfte, es zu erlangen. Die Sehnsucht nach Angenommensein bewirkt, dass ich mich (vielleicht erst einmal vorsichtig und tastend) öffne. Die Sehnsucht nach Heilung lässt mich den suchen, der mich heil machen kann. Die Sehnsucht nach Kontakt lässt mich aktiv werden.
Bild: Michael Tress
Man kann sich dieser „Anziehungskraft“ freilich auch widersetzen. Dann wird man wohl resignieren oder verbittern. So viele alte Menschen haben Schwieriges erlebt und dabei das Gespür für ihre Sehnsucht verloren oder begraben. Aber vielleicht muss sie auch nur wieder abgetippt werden. Vielleicht ist ein Seniorenkreis dafür geeignet mit einem Austausch über vergangene und aktuelle Sehnsucht.
In meiner Kindheit wurde besonders Wert auf das Danken gelegt. Nicht nur den Eltern gegenüber, sondern jedem, der uns einen Gefallen getan oder eine Freude gemacht hatte. Möglichst noch mit einem „Diener“ dazu oder bei den Mädchen mit einem Knicks. So ist ins Bewusstsein gekommen, wie sehr wir vieles anderen verdanken.
Es gibt ein wunderbares Lied (komponiert von Violeta Parra, gesungen u.a. von Mercedes Sosa), das für alles Mögliche dankt: „gracias a la vida“. Es sagt „Danke“ u.a. für die Sterne, das Gehör, das Alphabet, für die Sprache, das Lachen und das Weinen, vor allem – und immer wiederkehrend – für die Liebe.
Auch Gott gegenüber wurde der Dank groß geschrieben: Danke für die schöne Welt – danke für das Leben – danke für die Erlösung in Jesus.
Im Dank drückt sich aus, dass wir so vieles nicht selbst machen und herstellen können. Dass sich da etwas zeigt, das unserer Verfügungsmacht ein Stück weit entzogen ist. Dass ein Vorhaben gelingt. Dass die Ernte gut wird. Wenn Beziehungen gelingen, wenn Versöhnung geschieht, wenn Heilung möglich ist, dass Rettung sich ereignet. Wenn Leben gelingt.
In der Zeit von Corona haben wir vieles entbehrt, was uns vertraut und lieb geworden war: Kontakt, Berührung, Nähe, Unmittelbarkeit, Gesundheit, Lockerheit, Ausgelassenheit, Feiern …. Und wir haben erfahren, wie sehr wir auf andere angewiesen sind in der Vereinzelung oder gar Vereinsamung, in der Gesundheitsfürsorge und Pflege, in der Versorgung mit Artikeln für das tägliche Leben …
Der Ukrainekrieg zeigt uns deutlicher als die vielen anderen Kriege weltweit, wie sehr Menschen leiden, wie brutal und grausam Menschen sein können.
„a Woman protects her son“ von Samuel Aranda, aufgenommen 2011 im Jemen
Gerade das Unvollkommene, das Leidvolle, das Friedlose kann den Blick schärfen auf das, was doch an Lebensfrohem, an Lebensförderlichem, an Leichtigkeit und Hoffnungsvollem in dieser unserer Welt – der kleinen wie der großen – vorhanden ist. Aber gerade das macht mir auch deutlich, dass Dankenkönnen keine Selbstverständlichkeit ist, dass man/ frau/mensch genauso gut in der Depression und in der Verzweiflung landen kann.
Mein Impuls für die kommende Woche: suchen und entdecken Sie an jedem Tag eine (einzige) Kleinigkeit, für die ein „Danke“ möglich ist. Ein „Danke“ einem Menschen, dem Leben, Gott gegenüber.
Initiative für eine demenzfreundliche Gesellschaft
In Töging gibt es die „Home Instead Region Inn-Salzach. Die bieten verschiedene Dienstleistungen rund um die häusliche Pflege an, etwa Betreuung und Pflege, Onlinepflegekurse, Verhinderungspflege etc.
Sie wollen die Gesellschaft gerne über das Thema „Demenz“ informieren. Auf ihrer Homepage schreibt Home Instead Region Inn-Salzach:
Um die Gesellschaft stärker für das Thema Demenz zu sensibilisieren, hat Home Instead die Initiative Demenz-freundlich ins Leben gerufen. Ziel der Initiative ist es vor allem, Gemeinden, Unternehmen und Organisationen demenzfreundlicher zu machen. In einer demenzfreundlichen Gesellschaft werden Betroffene verstanden, respektiert und unterstützt, damit sie trotz ihrer Erkrankung am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Je besser die Gesellschaft über Demenz informiert ist, desto einfacher ist es, Verständnis zu zeigen und Betroffenen sowie deren Angehörigen das Gefühl zu geben, weiterhin anerkannt und integriert zu sein.
Zu diesem Zweck gibt es das Angebot für einen Film. Er findet am 19. April 2023 um 19:00 Uhr im Cinewood in Waldkraiburg statt. Anschließend gibt es eine Diskussions- und Fragerunde mit dem Regisseur Günter Roggenhofer, der seine an Demenz erkrankte Mutter sieben Jahre begleitet hat.
Der Film heißt: Diagnose Demenz– Schrecken ohne Gespenst
Der Eintritt beträgt 3 EUR und wird anschließend an die Alzheimer Gesellschaft gespendet.
Einer meiner Theologieprofessoren hat mal gesagt: „Jesus hat sich nie mit dem Danken aufgehalten, er hat immer nur gebeten.“
Die Bitte als Gebetsform ist bei uns sehr populär. Vor allem in der Form der Für-bitte. Also die Bitte für jemand anderen oder für eine bestimmte Lebenssituation. Sie greift vor allem dann, wenn unsere menschlichen Möglichkeiten begrenzt oder erschöpft sind. Etwa in einer Krankheit. Dabei ist nicht nur an den Kranken zu denken, sondern auch an die Angehörigen, die oft bis an die Grenzen der Erschöpfung gehen – und darüber hinaus.
Aus der Ausstellung: „…weil du mich berührst“ der Seniorenpastoral München
Bitte kann tatkräftige Hilfe und eigenen Einsatz nicht ersetzen, aber ergänzen. Bitte und Tat gehören wohl zusammen.
Jesus – an dem wir Christen uns orientieren – hat auch beides getan: er hat den Kranken geholfen und den Ausgegrenzten – und er hat gebeten. Auch seine Kräfte waren begrenzt und dann (und erst dann) hat er sich zum Gebet zurückgezogen. Ich vermute, zu einem Bittgebet und nicht zu Lob und Dank.
Im Ersten Testament bitten die Urväter, Mose und die Propheten, die Psalmen sind voll mit lauter Bitten: Herr, rette mich! – Reiß mich heraus aus den Fängen meiner Feinde! – Heile mich!
Auch die christlichen Kirchengeschichten sind voller Frauen und Männer, die tatkräftig und im Bitten die Welt im Großen und im Kleinen lebenswerter zu machen suchten.
Bittgebet will also eine Veränderung. Bittgebet gibt sich nicht zufrieden mit dem, was ist. Bittgebet hat nicht nur das eigene Leben im Blick, sondern auch das größere Ganze. Bittgebet hat auch die eigene Machtlosigkeit erfahren und sucht den Anschluss an Gottes Wirkmächtigkeit. Bittgebet ist erfüllt von einer Ahnung und einer Sehnsucht nach einem „besseren“ Leben, nach einem lebenswerteren, erfüllteren, gerechteren Leben. Ich wünsche mir, in den Fürbitten des Gottesdienstes sehr viel mehr von der Sehnsucht der Liturgen nach einer menschenfreundlichen Welt zu spüren.
Mein Impuls für diese Woche: Wie sieht Ihre Sehnsucht von einer besseren Welt, einem besseren Leben aus? Was können Sie selber tun – und wofür brauchen Sie die Unterstützung des Göttlichen? Um was könnten Sie also bitten?
Die Deutsche Seniorenliga e. V. hat einen neuen Ratgeber veröffentlicht. Er beschäftigt sich mit der Sturzgefahr, die mit zunehmendem Alter steigt. Zu diesem Ratgeber gehört auch ein Test (online oder zum Herunterladen), mit dem man das eigene Risiko einschätzen kann.
Von einer früheren Fortbildung bei Seniorenclubs durch Dr. Stephan von Clarmann, jetzt Leiter der Geriatrie im Innklinikum Mühldorf, weiß ich, dass man noch im Alter lernen kann, „richtig“ zu fallen; d.h. so, dass man größere Schäden minimiert. Außerdem lohnt es sich immer – so Dr. von Clarmann – auf die Ursache des Sturzes zu schauen. Es macht einen Unterschied, ob es an den Augen oder an den Füßen liegt.
Darauf weist auch der Ratgeber der Deutschen Seniorenliga e. V. hin und zählt noch etliche andere Risikofaktoren (schlechtes Licht z.B.) auf. Außerdem weißt er auf die möglichen Folgen eines Sturzes hin. Und selbst kleine, harmlose Stürze können ein Anlass sein, genauer nachzuschauen.
Wer den Ratgeber der Deutschen Seniorenliga e. V. kostenlos herunterladen oder bestellen will, kann dies unter folgendem Link tun:
Am Aschermittwoch haben wir der Endlichkeit des Lebens ins Auge geblickt. Vielleicht auch den Impuls bekommen, das Leben neu auszurichten.
Eine der bevorzugten Formen des Gebets ist das Lob Gottes. Meistens orientiert sich das Lob Gottes darauf, dass er uns eine lebenswerte, schöne, wunderbare Welt geschaffen hat – ein Garten, wie es der älteste Schöpfungsbericht in Gen 2 erzählt.
Foto: Michael Tress
In diesem Garten im Osten gibt es noch keinen Unterschied in der Wertigkeit zwischen Mann und Frau. In diesem Garten spaziert Gott herum und redet vertrauensvoll mit den Menschen. Als Gott den Menschen vermisst, ruft er ihn: Adam, wo bist du? („adam“ heißt: Mensch. Es ist noch kein Name und es ist noch nicht ausschließlich der Mann gemeint. Gott ist auf der Suche nach dem Menschen als Gesprächspartner!)
Auch in späteren Zeiten haben die Menschen Gott gelobt für alles Schöne, das es in dieser Welt gibt. „Toll, was du, Gott, da wieder gemacht hast!“ Ich erinnere mich etwa an den ersten Regen nach der langen Trockenzeit im letzten Jahr. Ich erinnere mich an einen doppelten Regenbogen. Ich erinnere mich an die tiefe Stille hoch über einer Schlucht. Ich erinnere mich an das innige Verständnis, das ich in der Begegnung mit jemand anderem erfahren habe.
Sicher: es lässt sich oft auch (natur-)wissenschaftlich erklären. Und doch gibt es dieses Staunen und Sich-freuen. Weil es eben nicht so selbstverständlich ist. Das zeigt uns der Blick in die Welt immer wieder.
Wir schauen in die Welt und sehen das Schreckliche von Kriegen, von Umweltzerstörung und Dürre, von Hungersnöten, Ungerechtigkeiten, Gewalt und Unterdrückung, von Profitgier und Ignoranz.
Und wir sehen auch das Schöne in der Welt: die aufblühende Natur, die Solidarität der Menschen, der Einsatz für Frieden der Völker oder für die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die alltägliche Pflege von Beziehungen auch unter schwierigen Bedingungen ….
Dass so etwas möglich ist trotz oder in all dem Furchtbaren, das könnte ein Anlass sein zum Lob Gottes, der uns Menschen solche Fähigkeiten zum Lebensförderlichen gegeben hat und zum Staunen.
Mein Impuls für diese Woche: Haben Sie Anlass zum Lob Gottes? Und wofür?
In der diesjährigen Fastenzeit 2023 möchte ich über die verschiedenen Arten von Gebet nachdenken.
Was ist ein Gebet mal ganz grundsätzlich?
Beten heißt: mit Gott reden.
Wir Menschen leben mit der Sprache, in der Sprache, durch die Sprache. Wenn jemand niemanden zum Reden hat, dann vereinsamt er. Wir brauchen ein Gegenüber, mit dem wir reden, bei dem wir uns aussprechen können. Wir brauchen einen Zuhörer (und ich meine damit immer auch die Frauen mit dabei). Das ist vielleicht noch wichtiger als jemand, der mit uns redet – womöglich uns sogar „zutextet“.
Beten heißt: mit Gott reden. Was kann ich ihm sagen? Was soll ich ihm sagen? Eigentlich ist alles möglich. Ich könnte mir vorstellen, dass Gott mich fragt: „Wie geht es Dir?“ So wie eine gute Freundin fragt, der ich sehr vertraue. Da werde ich auch nicht einfach sagen: „Gut“. – und das war es. Ich werde mehr von mir erzählen, von meiner Befindlichkeit, von meinen Themen, meinen Fragen, meinen Erlebnissen, meinen Begegnungen. Schon im Erzählen, im „zur Sprache bringen“ muss ich mich klären, muss und will ich mich erklären, komme ich zu größerer Klarheit (wenn es gut läuft). Selbst wenn noch keine Antwort kommt.
Nun ist Gott ja kein Mensch, der mir so antwortet, wie es eine Freundin/ ein Freund tut. Das macht die Kommunikation mit Gott schwer. Es kommt keine Nachfrage, es kommt kein Bedauern oder Mitfreuen, es kommt kein Tipp zur Veränderung, es kommen keine Schuldvorwürfe, es kommt keine Verurteilung. Die Ant-wort Gottes, das Wort Gottes ist vielleicht auch gar kein kurzes, sondern eines, das Zeit braucht, das lang ist.
Wilhelm Bruners schreibt in seinem Buch „Gottes hauchdünnes Schweigen“ auf Seite 28: „Die (göttliche) Stimme ist sprachlos, sie ist „ein Atemholen Gottes“, unhörbar für das äußere Ohr, aber nicht für das innere.„
Mein Impuls für die Fastenzeit: die Aufmerksamkeit auf das „Atemholen Gottes“ legen.
Vor allem am Anfang der Coronapandemie wurden die Senior*innen als besonders schützenswerte Personengruppe erkannt. Das hatte zum einen zur Folge, das sie schneller geimpft wurden, zum anderen auch, dass es früher und länger andauernde Beschränkungen etwa bei Besuchen im Seniorenheim gegeben hat. Nun gibt es eine Untersuchung über die indirekten Gesundheitsfolgen, die das differenzierter betrachtet. Die bagso (Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V.) weist in ihrem neuesten Newsletter darauf hin und schreibt:
In der öffentlichen Debatte kam es häufig zu pauschalisierenden Aussagen über die „vulnerablen und zu schützenden Alten“. Befunde aus dem Deutschen Alterssurvey zeigen nun: Die ältere Bevölkerung in Deutschland ist hinsichtlich vieler indirekter Gesundheitsfolgen resilient gegenüber den Herausforderungen des ersten Pandemiejahrs gewesen. Ungünstige Entwicklungen, beispielsweise der Anstieg des Einsamkeitsempfindens, waren nicht an das Lebensalter gebunden. Das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) empfiehlt deshalb, das Lebensalter allein nicht als Risikomarker für ungünstige indirekte Gesundheitsfolgen der Corona-Pandemie heranzuziehen.
In diesem Altersurvey wird dargestellt, dass die älteren Menschen wohl weniger unter Corona gelitten haben, sondern mehr unter dem Rückzug und der Vereinsamung. Die beobachteten gesundheitlichen Beeinträchtigungen seien wohl eher auf die „normale“ Alterung zurück zu führen. Dagegen hätte die Stigmatisierung als vulnerable Gruppe einem defizitären Altersbild Vorschub geleistet.
Meiner eigenen Beobachtung nach haben sich gerade die Älteren sehr verantworungsbewusst verhalten und Kontakte von ihrer Seite eingeschränkt sowie andererseits eine große Hilfsbereitschaft etwa Nachbarn gegenüber an den Tag gelegt. Auch die vorbildlichen und solidarischen Hilfsangebote bei uns im Landkreis Mühldorf (vorwiegend durch Jugendliche und unge Erwachsene) wurden nicht im erwarteten Ausmaß in Anspruch genommen. Das Bild einer besonders zu schützenden Gruppe hat sich allerdings auch dahingehend ausgewirkt, dass sich etwa Seniorenclubs sehr lange Zeit nicht mehr treffen wollten oder durften. Dabei war gerade dieser Kontakt so wichtig für das Wohlbefinden – und darum nochmals mein herzlicher Dank an alle Seniorenkreisleiterinnen, die über Telefon oder Brief oder Gartenzaungespäche diesen Kontakt mit sehr viel Kreativität und Aufwand aufrecht erhalten haben! Auch unsere Abteilung „Seniorenpastoral“ im Erzbischöflichen Ordinariat in München hat das sehr intensiv unterstützt.