Zwei Geschichten des Hl. Martin sind wohl vielen bekannt: die mit dem Bettler und die Geschichte seiner Bischofswahl. Aber ist das schon alles, was wir von ihm wissen können? Und warum feiern wir heute noch sein Fest? Welche Bedeutung hat der Laternenumzug für unser eigenes Leben?
Der Heilige Martin ist im Jahr 316/ 317, also vor 1700 Jahren, geboren worden – und zwar in Pannonien im heutigen Ungarn. Nach seiner 25-jährigen Militärlaufbahn als Offizier hat er sich mit 40 Jahren in die Einsiedelei bei Tours im heutigen Frankreich zurückgezogen. Dort lebte er sehr bescheiden und in ärmlichen Verhältnissen. Er verstand sich als ein Freund der Armen und der Einfachen. Dies qualifizierte ihn – neben seiner großen Frömmigkeit – zum Bischofsamt. Man sagt, er habe nicht auf einem pompösen Bischofsstuhl Platz genommen, sondern lieber auf einem Melkschemel gesessen. Als Bischof hat er sich sehr eingesetzt für den Aufbau der Landpfarreien in seinem Bistum.
In vielen Martinsumzügen, manchmal sogar mit Ross und Reiter, wird seiner Hilfsbereitschaft und seines Einsatzes für die Menschen am Rand der Gesellschaft in prekären Lebensumständen gedacht. Hoffentlich ist das nicht schon vergessen, wenn es zum Abschluss der Feier Lebkuchen und (Kinder-)Punsch gibt.
Beim besinnlichen Vormittag haben wir dann auch – an Hand des Liedes von der Laterne – das eigene göttliche Licht betrachtet, das wir in uns tragen und mit dem wir uns nicht fürchten müssen. Und die Zeile „Mein Licht ist aus, ich geh nach Haus“ hat uns dann in einer tiefen Stille die Zuversicht spüren lassen, die uns ergreift, wenn unser Lebenslicht ausgeht und wir nach Haus, zu Gott, gehen. So wurde aus einem kindgerechten Brauch auch ein Hoffnungszeichen für die Senioren und die Hochbetagten.