In der Antike gab es die Vorstellung von einem guten Tod, von einem guten Sterben. Man sprach davon, wenn ein Mensch alt und satt an Lebensjahren im Kreis der Familie sanft und friedlich Abschied genommen hatte und starb.
Das ist sicher eine sehr ideale Vorstellung von einem schönen Sterben. Die Realität sieht leider anders aus. Viele sterben durch Gewalt, etwa in einem Krieg, wie wir in den Nachrichten sehen und hören. Viele sterben „vorzeitig“ an einer Krankheit. Viele sterben durch Unfälle oder Naturkatastrophen. Manche sterben plötzlich, manche langsam. Die Medizin macht es möglich, dass wir angstfrei und schmerzfrei sterben können. Sterben und der Tod haben viele Gesichter.
Zu einem „schönen Tod“ gehört für mich nicht nur der zufriedene, versöhnte Blick zurück auf das gelebte Leben, sondern auch der Blick nach vorne. Was uns nach dem Tod erwartet. Für viele ist mit dem Tod alles aus, das Leben ist unwiderruflich zu Ende. Andere glauben an eine Wiedergeburt. Beide Vorstellungen sind für mich nicht attraktiv. Ich hoffe und vertraue auf ein Leben nach dem Tod, wie es Jesus versprochen hat: in der Liebe und Warmherzigkeit Gottes. Wo meine Fehler und die Umwege des Lebens keine Rolle mehr spielen. Wo es eine Verbundenheit gibt über den Tod hinaus – mit den Menschen, die man geliebt hat. Und auch mit denen man seine liebe Not hatte, denen man jetzt aber versöhnt begegnen kann.
An Allerheiligen und Allerseelen erinnern wir uns an solche Menschen. Keiner war ganz heilig, jeder hatte seine Schwächen, jeder hat Fehler gemacht und Menschen verletzt. Aber nach ihrem Tod, bei Gott, ist das gut aufgehoben.
Für uns Lebende kann das eine Hoffnung sein. Und auch eine perspektivische Aufgabe: mit der Versöhnung nicht zu warten bis zum letzten, jüngsten Tag. Sondern sofort zu beginnen, sich mit seinem Leben auszusöhnen, mit den verpassten Chancen, mit den Prägungen und Wunden und auch mit den Menschen, denen man Wunden zugefügt hat.