Segen: das heißt wohl nicht, dass es keine Schwierigkeiten und Herausforderungen gibt. Oder Krankheit oder Enttäuschung oder Abschiede. Oder Auseinandersetzungen und Konflikte. Das alles wird nicht aufhören.
Segen verheißt, dass Gott mit dabei ist. Er ist da, wenn wir in unserem Handeln und Reden ein „MEHR AN LEBEN“ im Blick haben. Nicht nur für uns, sondern für alle Menschen.
Segen verheißt, dass es mit Gottes Hilfe und unserem Mithelfen (Paulus sagt, dass wir die „Mitarbeiter Gottes“ sind) gut werden wird.
Segen verheißt , dass wir in allen Sorgen und Nöten (davon gibt es wahrlich genug in unserer Welt) getrost und zuversichtlich aktiv werden können.
So wünsche ich allen (und auch mir selber) den Segen Gottes, der wie ein Stern in der Dunkelheit aufleuchtet und Ermutigung und Orientierung gibt.
Ich habe eine neue Seite eingerichtet: „Kleine Gottesdienste“.
Auf dieser Seite finden Sie zu den Sonn- und Feiertagen einen kurzen Gottesdienst mit Liedern aus dem Gotteslob, Gebeten, Einleitungen zu den Lesungen und dem Evangelium sowie Gedanken von mir.
Ich möchte den Leser*innen, die nicht in die Kirche gehen wollen oder können, eine Anregung geben zu ihrem privaten Gebet und auch eine Kurzinfo über die Bibel. Mein Anliegen ist es dabei, Bibel, Glaube und alltägliches Leben heute in eine Beziehung zu bringen. Ich bin überzeugt, dass sich Gott dem Menschen in seinen schweren Situationen (die wohl jede*r schon erlebt hat) zuwendet. Aus der Erfahrung eigener Schwierigkeiten kann die Empathie erwachsen, die sich im Beten für andere ausdrückt.
Dazu möchten die kleinen Gottesdienste einen Beitrag leisten. Sie finden sie auf der obigen Titelleiste.
Es gibt Menschen, die in Fülle leben, weil sie alles haben, was sie brauchen; mehr haben, als sie ich wünschen können. Sie leben im Überfluss. Sie leben „in Saus und Braus“, haben manchmal eine entsprechende Leibesfülle. Aber ob das auch ein erfülltes Leben ist?
Eine erfüllte Zeit ist etwas anderes wie eine volle Zeit. Zu manchen Zeiten hatte ich einen ganz vollen Terminkalender, ein Termin hat den anderen „gejagt“ – und dennoch war es keine erfüllte Zeit.
„Als die Zeit erfüllt war …“ – so beginnen die Erzählungen von Verheißungen, die sich dann irgendwann einmal erfüllt haben.
„Ich will, dass sie das Leben haben – und dass sie es in der Fülle haben“, sagt Jesus. (Joh 10,10). Ist das eine solche Verheißung, die sich irgendwann einmal erfüllt?
Dieser Satz folgt auf die Heilung eines Blinden und ist eingebettet in Worten von Gefährdungen und Verunsicherungen, denen die Menschen damals – sei es zur Zeit Jesu oder auch zur Zeit der Entstehung des Johannesevangeliums um die erste Jahrhundertwende – ausgesetzt waren. Es waren also gerade nicht die Gesunden, Starken und Reichen, die Mächtigen und Vermögenden, denen dieser Satz Jesu galt und gilt. Sie gilt Menschen im Mangel. Sie gilt Menschen, die von anderen ausgenommen werden. Sie gilt Menschen, deren Vertrauen zerstört worden ist.
Vielleicht ist es gar keine Verheißung, wie gerne interpretiert wird. Jesus sagt: „ich will, ….“. Das bedeutet für mich: Jesus sieht einen Mangel, ein „zu wenig an Leben“ und hätte es gerne anders. Hätte gerne ein Leben in der Vollform, eines, das diesen Namen ohne jede Einschränkung verdient. Ein Leben ohne Beeinträchtigung, ohne Behinderung, ohne Unterdrückung von Lebensförderlichem.
Jesus hat in seinem Leben sein Mögliches getan. Wir Christen leben in seiner Nachfolge. Der Weihnachtsglanz kann den Blick auf Leben im Mangel trüben. Oder erhellen.
Jetzt sind wir ein paar Tage vor Weihnachten. Bei den Kindern und manchmal auch bei Erwachsenen und Senioren macht sich das Gefühl der Vorfreude breit. Gestern hatte ich ein ganz kurzes Gespräch mit einer älteren Frau, die ein Weihnachtsgeschenk gekauft hatte. Sie sagte, dass es zwar jetzt viel Stress gäbe, sie dennoch ein Gefühl der Vorfreude auf Weihnachten empfinde. Weil da ihre Familie kommt. Als Kind jedoch sei dieses Gefühl sehr viel stärker gewesen. Das hat mich berührt, dass Vorfreude auch noch nach so vielen Jahrzehnten spürbar sein kann – als nachempfundene Vorfreude.
Die Vorfreude bezieht sich – anders als die Freude – auf etwas, was noch nicht da ist. Was noch in der Zukunft liegt. Von dem man weiß, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt eintreten wird.
Andererseits ist es auch etwas, das man schon wenigstens im Ungefähren kennt und erkennt. Auf etwas völlig Unbekanntes kann man sich nicht vorfreuen.
Die Vorfreude hat schon eine gewisse Vorerfahrung. Und zwar eine schöne, angenehme, eben mit Freude verbundene. Ohne diese Vorerfahrung gibt es keine Vorfreude. Wenn ich mich etwa auf das Wiedersehen mit einer Freundin oder einem Freund vorfreue, dann habe ich mit ihr/ ihm schon gute Erfahrungen, etwa von Nähe und Herzlichkeit, gemacht.
Andererseits zeigt gerade dieses Beispiel auch, dass der Vorfreude ein Mangel zugrunde liegt, die Erfahrung von einem: „das gibt es gerade nicht in meinem Leben“. Auf Menschen, die ständig bei mir sind, kann ich mich nicht vorfreuen.
Vorfreude hat im Blick, was an Schönem auf mich zukommt. Es überspringt sozusagen alles Schwere und Schwierige, was noch dazwischen ist. Die Vorfreude holt das zukünftige Schöne schon in das Hier und Jetzt. Ich lebe quasi schon jetzt im Schönen und Ersehnten.
Die Vorfreude vereint also Gegensätze:
es war einmal und ist gerade nicht.
Es ist gerade nicht und wird kommen
Es ist vergangen und es ist zukünftig
Es zeigt eine Fülle auf und einen Mangel.
Es überspringt die Zeitgrenze, holt die ersehnte Zukunft in die Gegenwart.
Wie ist das jetzt mit der Vorfreude auf Weihnachten? Viele – gerade Erwachsene – erleben diese Vorfreude nur getrübt durch viele Besorgungen (Geschenke, Nahrungsmittel), getrübt durch Verantwortlichkeiten und Organisation (wer kommt wann? Wer nicht? Zu wem gehe ich?), getrübt durch Befürchtungen (Vertragen sich alle? Wird es eine von der Tradition her gezwungene Atmosphäre sein ohne echtes Bedürfnis nach Kontakt?). Da ist die Gefahr groß, dass die Vorfreude schwindet oder gar ganz verschwindet. Dass das Staunenswerte und Wunderbare aus dem Blick geraten. Dass das Zentrum dieses Festes an den Rand rückt.
Die weihnachtliche Vorfreude lebt davon, dass dieses Fest für uns als Kinder etwas Besonders war. Ich erinnere mich an mein Kinderstaunen über den Lichterbaum, wenn am Heiligen Abend die Türe zu unserem Wohnzimmer aufging. Ähnlich ist es dann auch unseren Kindern und Enkeln ergangen. (Später war es dann die Vorfreude auf die Geschenke.)
Diese weihnachtliche Vorfreude lebt davon, dass nicht das ganze Jahr Weihnachten ist. Wie mühevoll das wäre, zeigt eine Kurzgeschichte von Heinrich Böll: „Nicht nur zur Weihnachtszeit“. Da will eine alte Dame in ihrer Demenz jeden Tag Weihnachten feiern und bringt damit ihre Verwandtschaft an die Grenzen des Machbaren.
Die weihnachtliche Vorfreude lebt aus dem Mangel: an Beziehungen, an Frieden, an Heil und im Schein des Lichtes auch einem Mangel an Heiligkeit.
Die weihnachtliche Vorfreude lebt aus der Erwartung des künftigen Kommens von Heil, dem Kommen Gottes in unsere Welt. Eines Kommens, das dann bleiben wird und die Vorfreude in eine dauerhafte Freude verwandelt.
So wünsche ich allen den staunenden Blick auf das zukünftige, ersehnte Heilige und Heile.
Die Seniorenseelsorgerin Marianne Kaltner hat in dieser Woche noch zwei Angebote für die Senioren:
Morgen, Dienstag, den 17. Dezember lädt sie um 10 Uhr zu einem Adventsliedersingen in den Ökonomiestadl in Mühldorf ein. Dieses Singen ist auch für Menschen mit Demenz gut geeignet.
Am Donnerstag , den 19. Dezember lädt sie von 17:30 bis 19:00 Uhr zu einem sicher sehr stimmungsvollen Treffen ein unter dem Titel „Aus dem Dunkel zum Licht“. Besinnliche Texte und Tänze wechseln einander ab. Diese Veranstaltung ist eine Zusammenarbeit mit der evangelischen Pfarrerin Anita Leonhardt und findet auch in der Erlöserkirche in Mühldorf statt.
Wir sind kurz vor der Wintersonnwende. Das war in vielen Kulturen ein besonderer Zeitraum. Man hatte im Bewusstsein bzw. im Gespür, dass sich etwas im Leben wendet. Nicht nur im Sonnenlauf. In diesem Zeitraum hatte man ein größeres Bewusstsein für das Wirken dunkler Mächte in der Welt, man verspürte vermehrt Ängste und Befürchtungen, versuchte, dem mit Beschwörungsriten zu begegnen. Auch das christliche Weihnachtsfest verdankt seine Terminierung einem solchen Fest, der römischen Feier des „sol invictus“, dem unbesiegten Sonnengott. Ihm hatte Kaiser Aurelian im Jahr 274 (und zwar am 25. Dezember) einen Tempel bauen lassen und den Sonnengott zum Reichsgott erhoben. An diesem Tag wurde dann auch die Neugeburt des Sonnengottes gefeiert.
Später haben die Christen dieses Fest wohl zum Anlass genommen, die Geburt Jesu zu feiern.
Die Wintersonnwende ist also schon lange als eine Zeit des Umbruchs und des Neuanfangs erlebt und begangen worden. Eine Übergangszeit von etwas Altem zu etwas Neuem. Mit Ängsten und Hoffnungen, mit Vorsicht und Zuversicht, mit Ohnmacht und Macht. Diese Macht bestand in Ritualen und in einem größeren Bedürfnis nach intensiverem Kontakt, nach Zusammensein, nach Nähe. Oft verbindet sich damit auch ein Wunsch nach mehr Licht, das die Dunkelheit erhellt. Welches das Unbekannte der Zukunft ein wenig sichtbarer werden lässt. Welches ein wenig mehr Sicherheit bietet in unsicheren Zeiten und Orientierung für den Weg, der vor einem liegt. (Bei uns heute hat sich die Funktion der Rückschau und der Vorschau ein wenig verlagert auf den Silvesterabend mit Feuerwerk und guten Vorsätzen. Da ist der Tag auch schon ein wenig länger.)
Aber die Wintersonnwende regt dennoch zur Überlegung an:
Was war gut im letzten Jahr, wofür bin ich dankbar?
Was soll sich ändern in der Welt und in meinem Leben?
Was will, was kann ich verändern?
Was ist mein Ziel, wo will ich hin in meinem Leben?
Was ist mir wichtig, welche Werte, welche Beziehungen?
Wo brauche ich Zuspruch, Ermutigung, Bestärkung?
Woher kommt mir das zu?
Wer kann mir Hilfe sein?
Bei der Wintersonnwende sind es noch ein paar Tage bis Weihnachten. Christlich gesehen ist es der Tag, die Nacht, in der Gott zur Welt kommt. In ihm auch die Verheißung von Heilung und Heil. Das Licht für die Welt mit ihren Dunkelheiten.
Die Seniorenseelsorgerin Marianne Kaltner lädt die Senior*innen zu einer adventlichen Andacht ein. Sie findet am kommenden Freitag, den 13. Dezember um 15:00 Uhr in der Pfarrei St. Johann Baptist in Töging statt. Marianne Kaltner betont, dass diese Andacht auch für Menschen geeignet ist, die an Demenz erkrankt sind sowie für ihre Angehörigen.
In unserer Gegend kennt man die Heilige Luzia kaum. Ganz anders ist das in den nordischen Ländern, vor allem in Schweden. Dort ist sie sehr populär. Man erinnert sich an sie an ihrem Namenstag, dem 13. Dezember, mit einem Mädchen mit Lichterkranz auf dem Kopf. So bringt sie, die Lichtträgerin (= Luzia) der dunklen Welt das Licht.
Lucia hat im 4. Jahrhundert in Syrakus gelebt. Sie war eine junge, unverheiratete Frau. Nach der wunderbaren Heilung ihrer Mutter beschloss Lucia, unverheiratet zu bleiben und ihr Vermögen den Armen zu geben. Dazu ist sie nachts heimlich zu den Armen gegangen. Um besser sehen zu können in der Dunkelheit, hat sie sich einen Kranz mit Kerzen auf den Kopf gesetzt. Außerdem löste sie ihre Verlobung, worüber ihr Verlobter so erzürnt war, dass er die junge Christin anklagte. Vom Gericht wurde sie daraufhin zum Tod verurteilt und hingerichtet.
In Schweden markierte das Luziafest das Ende der bäuerlichen Arbeiten und den Beginn des vorweihnachtlichen Fastens. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wird erstmals von einem Mädchen berichtet in weißen Gewändern und einem Lichterkranz auf dem Kopf. Aber erst seit gut 100 Jahren hat dieser Brauch eine größere Verbreitung gefunden.
Der Namenstag der Heiligen Luzia fällt in die dunkelste Zeit des Jahres. Gerade in diesen Zeiten tauchen auch die dunklen Seiten unseres Lebens stärker ins Bewusstsein: Armut, Einsamkeit, Krankheit, Verlorenheit, das Zerbrechen von Lebensträumen etc. Wenn wir selber solche Dunkelheiten spüren, wächst auch das Bedürfnis, mehr noch: die Sehnsucht nach dem Licht. Nach etwas, das die Finsternis erträglicher macht. Bei uns ist es der Adventskranz, in Skandinavien ist es der Lichterkranz der Luzia. Damit ist Luzia auch die Botin für Christus, das „Licht der Welt“ (auch wenn das vermutlich im Brauchtum nur eine untergeordnete Rolle spielt).
Der Advent ist für mich seit vielen Jahren die Zeit, in der das Schwierige des Lebens allgemein und im Persönlichen stärker sichtbar wird. Ich möchte es nicht (zu schnell) mit zu viel Licht erhellen und überdecken. Ich glaube, dass es davor wichtig ist, das Dunkle zu erfassen und auszuhalten, auszukosten. Weil erst dann die Sehnsucht groß wird. Weil erst dann das Bedürfnis nach Heilung und Heil existenziell spürbar wird – nicht nur im persönlichen Leben, sondern auch in den gesellschaftlichen Vorgängen. Weil erst dann das Licht seine volle Strahlkraft entfalten kann. Vielleicht hilft beim Aushalten der Dunkelheit, sich an das Licht zu erinnern. An das Licht der Welt, Jesus Christus.
Ich wünsche Ihnen den Mut, die Dunkelheiten Ihres Lebens aushalten zu können – und hin und wieder einen Menschen, der wie die Luzia etwas Licht in Ihr Leben bringt.
Am kommenden Freitag , den 6. Dezember, lädt die Seniorenseelsorgerin Marianne Kaltner wieder „auf einen Ratsch“ ein.
Wer Zeit und Lust hat, mit anderen Menschen locker ins Gespräch zu kommen, ist hier genau richtig. Bei einer Tasse Kaffee oder Tee redet es sich leicht und die Zeit verfliegt im Nu.
Gelegenheit dazu ist von 10 bis 12 Uhr im Café des Edekamarktes in der Oderstraße in Mühldorf. Eine Anmeldung ist nicht nötig, schauen Sie einfach Mal vorbei.