Übermorgen ist das Fest des Heiligen Martin. Die Kinder feiern es gerne mit einem Laternenumzug und Liedern. Dort, wo es möglich ist, wird oft auch die Geschichte vom Soldaten Martin und dem Bettler gespielt. Ihm, der kaum bekleidet an einem kalten Wintertag vor der Stadt Amiens lebte, ist Martin begegnet. Der war Mitgleid der kaiserlichen Garde und hatte so einen (übrigens weißen) Umhang an. Martin hatte aus Mitleid mit dem Mann seinen Mantel geteilt. Nachts ist ihm dann Jesus Christus erschienen mit dem geteilten Mantel. Das erinnert an das Matthäusevangelium, Kapitel 25 Vers 36: „…ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben.“
In diesem Jahr fallen die Laternenumzüge aus und ebenso das Spiel. Statt dessen gibt es verschiedene Alternativvorschläge: ein kleiner Umzug vor ein Seniorenheim, bei dem die Kinder dann mit dem notwendigen Abstand die Martinslieder singen zur Freude der Bewohner*innen. Ein virtueller Martinsumzug, bei dem Bilder ins Internet gestellt werden und so zu einem Lichterband zusammengefügt werden können.
Mein Vorschlag wäre, dass jeder Haushalt eine Kerze ins Fenster oder vor die Tür stellt. Das wäre ein Lichtzeichen der Gemeinschaft und der Verbundenheit. Es wäre ein Zeichen der Solidarität – nicht mit einem Mantelteil für den Bettler, sondern mit einem Drandenken an die, die nach Gesehenwerden, nach Begegnung, nach Kontakt betteln. Das können die Coronaerkrankten sein (und die, die sie pflegen); das können die Senior*innen sein (daheim und in den Einrichtungen); das können die Kinder sein oder die Eltern in Homeoffice; das können die sein, die ihre Arbeit verloren haben oder davon bedroht sind. Das können auch die Menschen weiter weg sein in anderen Ländern rund um den Globus. Auch den tatsächlichen Bettlern in Deutschland und anderswo könnte unser Licht leuchten. Dem Drandenken sind da keine Grenzen gesetzt.