In der Zeit der Corona-Pandemie, von der ja die ganze Welt betroffen ist, haben Verschwörungstheoretiker Hochkonjunktur. Hinter allem und jedem wittern sie finstere Machenschaften und spekulieren auf „den Untergang des Abendlandes“ oder die Machtergreifung durch satanische Mächte.
Dahinter steckt sicher eine gehörige Portion Angst. Angst vor dem Kontrollverlust, Angst vor dem Ausgeliefertsein an etwas, das man nicht in den Griff bekommt, Angst vor der Unverfügbarkeit des Schicksals. Man erwartet die Hilfe von anderen (den Virologen, den Politikern) und kann es kaum aushalten, dass die auch nur tastend und unsicher die Lage verstehen und gestalten können.
Ähnliche Horrorszenarien haben Menschen zu allen Zeiten erlebt: Naturkatastrohen, Krankheiten, Übervorteilung, Armut, Gewalt, Verfolgung, etc. Schon damals bewegte die Menschen zwei Fragen: „Woher kommt das?“ und „Wo führt das hin?“
Als religiöse Menschen haben sie es mit Gott in Verbindung gebracht. Das war die Geburtsstunde der sog. „Apokalyptik“. In diesen Schriften des Ersten Testaments (das Buch „Daniel“ etwa) und auch des Neuen Testaments (das Buch „Offenbarung“) wird die jeweils aktuelle gesellschaftliche und politische Situation als Kampf zwischen Gut und Böse, als Strafe für Vergehen, als ein endzeitliches Geschehen gedeutet. Deshalb werden sie von manchen Verschwörungstheoretikern auch gerne als Beleg hergenommen für ihre abstrusen Theorien und vielleicht berufen sie sich sogar auf Jesus: „So erkennt auch ihr, wenn ihr das alles seht, dass das Ende der Welt nahe ist.“ (Mt 24,33).
Die Bücher der Apokalyptik wollen aber nicht Angst machen, sondern im Gegenteil ermutigen. Sie wollen ermutigen, die schwierige Situation durchzustehen. Es ist eben nicht das Ende von allem, es ist kein Weltuntergang! Vielmehr zeigt sich in diesen ängstigenden Erfahrungen auch all das, was hilfreich ist. Am Ende steht immer die Vision einer neuen Welt.
Apokalypse 2020 – Weltuntergang oder neue Vision? Die „neue Welt“ könnte eine sein, bei der es ein sehr viel größeres Miteinander gibt (weil wir sehen, dass kein Land für sich allein das Coronavirus stoppen kann). Bei der die sozialen Ungerechtigkeiten beseitigt werden (und nicht nur einzelne Großkonzerne Riesengewinne machen). Bei der Solidarität in den Vordergrund rückt (weil wir merken, dass einzelne Unverantwortliche, die ihr eigens Wohlbefinden über das der anderen stellen, ein ganzes Land in den Lockdown befördern).
Ob das geschieht? Wir können das unsere dazu beitragen. In unserem kleinen Rahmen und in unserem großen Rahmen.