Gedanken zum 2. Advent 2020

„Tröstet, tröstet mein Volk!“ (Jes 40, 1)

Mit diesem Vers beginnt ein Prophet seine Botschaft, der in der Tradition des großen Jesaja steht. Wir kennen seinen Namen nicht, deshalb nennen wir ihn „zweiter Jesaja“ oder griechisch: „Deuterojesaja“.

Während der erste Jesaja vor dem Exil gelebt und gewirkt hat, tritt Deuterojesaja erst im Exil auf. Er sieht die Veränderungen, die es in der Weltpolitik gibt. Das Babylonische Reich vergeht, das Perserreich unter Kyros II. wird stark. Damit rückt auch die Heimkehr Israels in die alte Heimat in greifbare Nähe. Deuterojesaja macht also seinem Volk Mut und Hoffnung, dass die Zeit des Exils vorbei geht.

Foto: Michael Tress

„In der Wüste bahnt den Weg des Herrn!“ (v3). Das ist in der Bibel die Syrische Wüste zwischen Jerusalem und Babylon. Auf diesem Weg wird Gott kommen, um sein Volk zu retten – und zwar auf direktem Weg, nicht auf dem sehr viel längeren Weg entlang des „fruchtbaren Halbmondes“.

„In der Wüste bahnt den Weg des Herrn!“ Die Wüste ist das Symbol für alles Lebensfeindliche, Lebensbedrohliche, für das Karge im Leben. Gerade im vergehenden Jahr haben wir allgemein erlebt, wie sich Leben reduzieren muss. Vieles, was Lebensfreude ausmacht, war und ist im Moment nicht möglich  (wenn man sich selbst und andere nicht gefährden will).

Wie war das bei Ihnen persönlich? Haben Sie Wüsten-Zeiten erlebt, durchlitten? Sind Sie vielleicht gerade mittendrin?

„Siehe, Gott, der Herr, kommt mit Macht!“ (v 10). Das ist die Botschaft, die Gott dem Volk verkündet, die das Volk weitersagen soll. So wird Jerusalem zur Freudenbotin. Auch wenn jetzt noch nichts daraufhin deutet (Jerusalem ist ja noch zerstört und am Boden) – die Wiederaufbau ist schon im Blick.

Gibt es auch für die heutige Situation – die persönliche wie die gesellschaftliche – Anzeichen für „neues Leben“?

Ich sehe das etwa in der Solidarität der Menschen. Ich sehe das in den vielen Initiativen, das Leben der Schwächeren leichter zu machen. Ich sehe das in den kreativen Ideen, um mit anderen, Isolierten, in Kontakt zu bleiben. Das ist die Verwirklichung des Jesajawortes: „Tröstet, tröstet mein Volk!“

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