Advent 2024: Wintersonnwende

Wintersonnwende

Wir sind kurz vor der Wintersonnwende. Das war in vielen Kulturen ein besonderer Zeitraum. Man hatte im Bewusstsein bzw. im Gespür, dass sich etwas im Leben wendet. Nicht nur im Sonnenlauf. In diesem Zeitraum hatte man ein größeres Bewusstsein für das Wirken dunkler Mächte in der Welt, man verspürte vermehrt Ängste und Befürchtungen, versuchte, dem mit Beschwörungsriten zu begegnen. Auch das christliche Weihnachtsfest verdankt seine Terminierung einem solchen Fest, der römischen Feier des „sol invictus“, dem unbesiegten Sonnengott. Ihm hatte Kaiser Aurelian im Jahr 274 (und zwar am 25. Dezember) einen Tempel bauen lassen und den Sonnengott zum Reichsgott erhoben. An diesem Tag wurde dann auch die Neugeburt des Sonnengottes gefeiert.

Später haben die Christen dieses Fest wohl zum Anlass genommen, die Geburt Jesu zu feiern.

Foto: M. Tress

Die Wintersonnwende ist also schon lange als eine Zeit des Umbruchs und des Neuanfangs erlebt und begangen worden. Eine Übergangszeit von etwas Altem zu etwas Neuem. Mit Ängsten und Hoffnungen, mit Vorsicht und Zuversicht, mit Ohnmacht und Macht. Diese Macht bestand in Ritualen und in einem größeren Bedürfnis nach intensiverem Kontakt, nach Zusammensein, nach Nähe. Oft verbindet sich damit auch ein Wunsch nach mehr Licht, das die Dunkelheit erhellt. Welches das Unbekannte der Zukunft ein wenig sichtbarer werden lässt. Welches ein wenig mehr Sicherheit bietet in unsicheren Zeiten und Orientierung für den Weg, der vor einem liegt. (Bei uns heute hat sich die Funktion der Rückschau und der Vorschau ein wenig verlagert auf den Silvesterabend mit Feuerwerk und guten Vorsätzen. Da ist der Tag auch schon ein wenig länger.)

Aber die Wintersonnwende regt dennoch zur Überlegung an:

  • Was war gut im letzten Jahr, wofür bin ich dankbar?
  • Was soll sich ändern in der Welt und in meinem Leben?
  • Was will, was kann ich verändern?
  • Was ist mein Ziel, wo will ich hin in meinem Leben?
  • Was ist mir wichtig, welche Werte, welche Beziehungen?
  • Wo brauche ich Zuspruch, Ermutigung, Bestärkung?
  • Woher kommt mir das zu?
  • Wer kann mir Hilfe sein?

Bei der Wintersonnwende sind es noch ein paar Tage bis Weihnachten. Christlich gesehen ist es der Tag, die Nacht, in der Gott zur Welt kommt. In ihm auch die Verheißung von Heilung und Heil. Das Licht für die Welt mit ihren Dunkelheiten.

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Adventliche Andacht für Senior*innen

Die Seniorenseelsorgerin Marianne Kaltner lädt die Senior*innen zu einer adventlichen Andacht ein. Sie findet am kommenden Freitag, den 13. Dezember um 15:00 Uhr in der Pfarrei St. Johann Baptist in Töging statt. Marianne Kaltner betont, dass diese Andacht auch für Menschen geeignet ist, die an Demenz erkrankt sind sowie für ihre Angehörigen.

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Advent 2024: Luzia

Heilige Luzia

In unserer Gegend kennt man die Heilige Luzia kaum. Ganz anders ist das in den nordischen Ländern, vor allem in Schweden. Dort ist sie sehr populär. Man erinnert sich an sie an ihrem Namenstag, dem 13. Dezember, mit einem Mädchen mit Lichterkranz auf dem Kopf. So bringt sie, die Lichtträgerin (= Luzia) der dunklen Welt das Licht.

Bild: M. Tress

Lucia hat im 4. Jahrhundert in Syrakus gelebt. Sie war eine junge, unverheiratete Frau. Nach der wunderbaren Heilung ihrer Mutter beschloss Lucia, unverheiratet zu bleiben und ihr Vermögen den Armen zu geben. Dazu ist sie nachts heimlich zu den Armen gegangen. Um besser sehen zu können in der Dunkelheit, hat sie sich einen Kranz mit Kerzen auf den Kopf gesetzt. Außerdem löste sie ihre Verlobung, worüber ihr Verlobter so erzürnt war, dass er die junge Christin anklagte. Vom Gericht wurde sie daraufhin zum Tod verurteilt und hingerichtet.

In Schweden markierte das Luziafest das Ende der bäuerlichen Arbeiten und den Beginn des vorweihnachtlichen Fastens. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wird erstmals von einem Mädchen berichtet in weißen Gewändern und einem Lichterkranz auf dem Kopf. Aber erst seit gut 100 Jahren hat dieser Brauch eine größere Verbreitung gefunden.

Der Namenstag der Heiligen Luzia fällt in die dunkelste Zeit des Jahres. Gerade in diesen Zeiten tauchen auch die dunklen Seiten unseres Lebens stärker ins Bewusstsein: Armut, Einsamkeit, Krankheit, Verlorenheit, das Zerbrechen von Lebensträumen etc. Wenn wir selber solche Dunkelheiten spüren, wächst auch das Bedürfnis, mehr noch: die Sehnsucht nach dem Licht. Nach etwas, das die Finsternis erträglicher macht. Bei uns ist es der Adventskranz, in Skandinavien ist es der Lichterkranz der Luzia. Damit ist Luzia auch die Botin für Christus, das „Licht der Welt“ (auch wenn das vermutlich im Brauchtum nur eine untergeordnete Rolle spielt).

Der Advent ist für mich seit vielen Jahren die Zeit, in der das Schwierige des Lebens allgemein und im Persönlichen stärker sichtbar wird. Ich möchte es nicht (zu schnell) mit zu viel Licht erhellen und überdecken. Ich glaube, dass es davor wichtig ist, das Dunkle zu erfassen und auszuhalten, auszukosten. Weil erst dann die Sehnsucht groß wird. Weil erst dann das Bedürfnis nach Heilung und Heil existenziell spürbar wird – nicht nur im persönlichen Leben, sondern auch in den gesellschaftlichen Vorgängen. Weil erst dann das Licht seine volle Strahlkraft entfalten kann. Vielleicht hilft beim Aushalten der Dunkelheit, sich an das Licht zu erinnern. An das Licht der Welt, Jesus Christus.

Ich wünsche Ihnen den Mut, die Dunkelheiten Ihres Lebens aushalten zu können – und hin und wieder einen Menschen, der wie die Luzia etwas Licht in Ihr Leben bringt.

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Auf einen Ratsch

Am kommenden Freitag , den 6. Dezember, lädt die Seniorenseelsorgerin Marianne Kaltner wieder „auf einen Ratsch“ ein.

Wer Zeit und Lust hat, mit anderen Menschen locker ins Gespräch zu kommen, ist hier genau richtig. Bei einer Tasse Kaffee oder Tee redet es sich leicht und die Zeit verfliegt im Nu.

Gelegenheit dazu ist von 10 bis 12 Uhr im Café des Edekamarktes in der Oderstraße in Mühldorf. Eine Anmeldung ist nicht nötig, schauen Sie einfach Mal vorbei.

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Advent 2024: Nikolaus

Nikolaus

Bei uns kam früher als Kind immer der Nikolaus. Ich habe ihn als großen Mann in Erinnerung. Mit weißem Vollbart und mit Mitra. Natürlich hatte er auch einen Bischofsstab und einen Sack dabei. Und sein goldenes Buch. Gesungen wurde bei uns wenig.

Foto: Michael Tress

Schon Tage vorher haben wir mit unserer Mutter das Gedicht: „Von drauß´ vom Walde komm ich her“ geübt. Das mussten wir Kinder dann beim Nikolaus aufsagen. „Nun sprecht, wie ichs herinnen find! Sind´s gute Kind? Sind´s böse Kind?“ Das war die Überleitung zum ernsten Teil des Abends.

Der Nikolaus hat dann nämlich sein goldenes Buch aufgeschlagen. Da waren dann all unsere Missetaten verzeichnet. Auch solche, die wir schon lange vergessen hatten. Und wir standen vor dem großen Nikolaus und fühlten uns immer kleiner. Am liebsten wären wir verschwunden. Das war für mich so schlimm, dass ich mich in den kommenden Jahren immer versteckt habe: auf dem Klo, im Schrank, unter dem Bett …. Es hat nichts genutzt.

Nachdem die Strafpredigt zu Ende war, hat der Nikolaus dann aus seinem großen Sack für jeden von uns Buben ein kleines Sackerl herausgeholt. Da war eine Orange drin, ein paar Platzerl, ein paar Nüsse. Mehr war nicht drin in diesen eher armen Zeiten. Aber für uns war das groß: weil es einen Kontrapunkt gesetzt hat zum goldenen Buch.

Dann haben wir den Nikolaus verabschiedet. Froh, dass es vorbei war.

Später – als Familienvater und Pastoralreferent – habe ich es anders gemacht. Ich habe Wert gelegt auf den „historischen“ Nikolaus. Wir haben Geschichten aus seinem Leben erzählt: das Schiffswunder und die goldenen Kugeln. Das hat unsere Kinder fasziniert. Das goldene Buch hatte ausgedient und war einem Kinderbuch mit Bildern gewichen. Wir wollten damit nicht einen Gott erlebbar machen, der alles sieht und sich merkt und dann auch bestraft, sondern einen, der durch den Nikolaus (und andere) seien Güte und Menschenfreundlichkeit sichtbar macht.

Beim letzten Mal, als der Nikolaus bei uns daheim war, wollten unsere Söhne dann doch wenigstens einmal den Kramperl erleben (der sonst immer draußen warten musste). Dieses böse, gezähmte, mit den Ketten rasselnde Ungeheuer hatte eine gewisse Faszination für unsere Pubertiere. Aber sie waren doch froh, dass er dann wieder gegangen war.

Der Nikolaus meiner Kinderzeit war ein Spiegelbild meiner Vorstellung von Gott, wie ihn mir meine Eltern vermittelt hatten: einer, der alles sieht, der sich alles merkt, der alles bestraft. Auch die kleinste Kleinigkeit – und wenn sie noch so lange zurück lag.

Der Nikolaus, den ich als Vater vermitteln wollte, war auch ein Spiegelbild meines Gottesbildes. Diesmal als Erwachsener. Ein Gott, der milde ist, der barmherzig ist, der gütig ist. Der Not sieht und Abhilfe schafft.

Und wie ist/ war das bei Ihnen? Welchen Nikolaus, welchen Gott haben Sie erlebt? Hat sich diese Gottesvorstellung auch verändert?

Vielleicht ist der Nikolaus auch Mal ein Thema für ein Erzählen und einen kleinen Austausch im Seniorenkreis?

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Pflege zu Hause

Ich habe in der Apothekenumschau vom 1. November 2024 einen Artikel über die „Pflege zu Hause“ gelesen. Der Titel heißt: „wenn Hilfe fehlt“.

Darin wird – ausgehend von einzelnen Menschen mit ihrem Schicksal – die Situation der häuslichen Pflege beleuchtet.

29, 7% pflegen jemanden, die meisten sind Frauen. Aber (wie eines der Beispiele zeigt) gibt es auch Männer. Die Unterstützung oder auch Entlastung durch professionelle Hilfe in der Pflege oder der Tagesbetreuung ist jedoch zu gering. Personalmangel ist das große Stichwort.

Das war schon vor etwa 20 Jahren absehbar, als wir im Landkreis Mühldorf das „Seniorenpolitische Gesamtkonzept“ erarbeitet haben. Seither hat sich die Lage dramatisch verschlimmert. Man hätte frühzeitig gegensteuern können.

Jetzt ist der Bedarf groß. Manche finden nur schwer oder gar nicht die notwendige Hilfe, sei es in der ambulanten Pflege, sei es in der finanziellen Entlastung, sei es im Wissen um all die Möglichkeiten, die es gibt.

Darum möchte ich auf das Landratsamt Mühldorf hinweisen, näherhin auf die Abteilung Senioren mit dem Pflegestützpunkt. Dort gibt es alle möglichen Hilfen und gute Beratung.

Hier ist der Link dazu:

https://www.lra-mue.de/familie-soziales-senioren-auslaenderwesen/senioren/pflegestuetzpunkt

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Glauben leben

Die Seniorenseelsorgerin Marianne Kaltner lädt zu einem sicher sehr spannenden Vormittag ein. Das Thema dieses Glaubensgesprächs heißt: glauben leben.

Die Teilnehmer*innen tauschen sich darüber aus, wie ihr Glaube entstanden ist und geprägt wurde. Dabei kommen sicher viele ähnliche Erfahrungen zur Sprache und auch manche Besonderheit. Am Ende steht vermutlich ein größeres Bewusstsein für den eigenen Glauben.

Der Vormittag ist am kommenden Freitag, den 15. November von 9 bis 12 Uhr im Pfarrheim in Ampfing. Es entstehen keine Unkosten, aber Marianne Kaltner bittet um eine Anmeldung bis zum Montag unter mkaltner@ebmuc.de oder telefonisch unter 0175 578 98 60.

Flyer der Seniorenseelsorge

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7 Jahre „Offenes Ohr – offenes Herz“

Vor sieben Jahren – genau am 9. November 2017 war ich zum ersten Mal im Globus bei meiner offenen Sprechstunde. Ich war noch unsicher, ob mein Angebot wahr- und angenommen wird. Die Sorge war unbegründet. Die Seniorenseelsorge im Erzbistum München hat mir ein großes, unübersehbares Schild zur Verfügung gestellt.

offenes Ohr – offenes Herz

Die Besucher blieben nicht aus. Sie brachten eine große Bandbreite an Themen mit. Viele Gespräche sind einfach ein Ratschen – bei manchen Besuchern ist spürbar, dass sie sonst niemanden zum Reden haben. Andere behandeln persönliche Probleme: Krankheiten, Krisen, Ehefragen, auch Glaubensfragen etc.

Meistens geht es nicht um den Wunsch, eine konkrete Hilfe zu bekommen. (Ich könnte oft auch „nur“ eine Hilfsmöglichkeit benennen.) Für die allermeisten ist es viel wichtiger, sich Mal aussprechen zu können bei jemandem, der zuhört, zu verstehen sucht und auf diesem Wege eine Klärung und eine Perspektive auf den nächsten Schritt ermöglicht.

Corona hat die Gespräche verändert. Erstmal war gar nichts möglich. Sobald es wieder ging, war ich präsent. Aber die Gesprächspartner blieben auf Abstand. Räumlich und inhaltlich. Erst allmählich gab es wieder längere und tiefere Gespräche. Auch neue Besucher kommen in der letzten Zeit. Hilfreich ist da meine zuverlässige Präsenz von 10 Uhr (spätestens) bis 11 Uhr in der Cafeteria. Hilfreich sind Blickkontakt und Lächeln. Ich bin ganz für meine Besucher da, ungestört von Handy oder Lektüre.

So freue ich mich immer auf meine Besucher, seien sie nun bekannt oder ganz neu. Kommen Sie ruhig auf mich zu. Ich heiße Sie willkommen!

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Auf einen Ratsch im November 2024

Die Seniorenseelsorgerin Marianne Kaltner lädt seit langer Zeit alle 14 Tage zu einem Treffen ein. Es steht unter dem Motto: Auf einen Ratsch. Jede, die dorthin kommt, hat die Gelegenheit, dort andere Menschen zu treffen und zwanglos ins Gespräch zu kommen. Außerdem gibt es immer eine Tasse Kaffee, spendiert vom Edekamarkt.

Die nächsten Treffen sind am 8. November und am 22. November von 10 bis 12 Uhr im Edeka Markt Lechertshuber in der Oderstraße in Mühldorf.

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Der gute Tod

In der Antike gab es die Vorstellung von einem guten Tod, von einem guten Sterben. Man sprach davon, wenn ein Mensch alt und satt an Lebensjahren im Kreis der Familie sanft und friedlich Abschied genommen hatte und starb.

Das ist sicher eine sehr ideale Vorstellung von einem schönen Sterben. Die Realität sieht leider anders aus. Viele sterben durch Gewalt, etwa in einem Krieg, wie wir in den Nachrichten sehen und hören. Viele sterben „vorzeitig“ an einer Krankheit. Viele sterben durch Unfälle oder Naturkatastrophen. Manche sterben plötzlich, manche langsam. Die Medizin macht es möglich, dass wir angstfrei und schmerzfrei sterben können. Sterben und der Tod haben viele Gesichter.

Zu einem „schönen Tod“ gehört für mich nicht nur der zufriedene, versöhnte Blick zurück auf das gelebte Leben, sondern auch der Blick nach vorne. Was uns nach dem Tod erwartet. Für viele ist mit dem Tod alles aus, das Leben ist unwiderruflich zu Ende. Andere glauben an eine Wiedergeburt. Beide Vorstellungen sind für mich nicht attraktiv. Ich hoffe und vertraue auf ein Leben nach dem Tod, wie es Jesus versprochen hat: in der Liebe und Warmherzigkeit Gottes. Wo meine Fehler und die Umwege des Lebens keine Rolle mehr spielen. Wo es eine Verbundenheit gibt über den Tod hinaus – mit den Menschen, die man geliebt hat. Und auch mit denen man seine liebe Not hatte, denen man jetzt aber versöhnt begegnen kann.

An Allerheiligen und Allerseelen erinnern wir uns an solche Menschen. Keiner war ganz heilig, jeder hatte seine Schwächen, jeder hat Fehler gemacht und Menschen verletzt. Aber nach ihrem Tod, bei Gott, ist das gut aufgehoben.

Für uns Lebende kann das eine Hoffnung sein. Und auch eine perspektivische Aufgabe: mit der Versöhnung nicht zu warten bis zum letzten, jüngsten Tag. Sondern sofort zu beginnen, sich mit seinem Leben auszusöhnen, mit den verpassten Chancen, mit den Prägungen und Wunden und auch mit den Menschen, denen man Wunden zugefügt hat.

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