Nachlassende Gespräche unter Senioren

Ich habe neulich einen Bericht gelesen, wonach sich Ehepaare im höheren Lebensalter immer weniger unterhalten. Einer der Gründe war, dass man nach dem Eintritt in die Rente weitgehend daheim sei und deshalb die Anregungen von außen unterbleiben. Vieles (alles?) werde gemeinsam unternommen und erlebt, es bleibe wenig bis nichts, was man der/m anderen als Neuigkeit mitteilen kann. Selbst bei Telefonaten werde der Lautsprecher angestellt, damit die/ der andere mithören kann. So entwickle sich langsam, aber stetig eine zunehmende Sprachlosigkeit.

Mich hat dieser Bericht erschreckt. Zumal er sich durchaus mit eigenen Erfahrungen deckt. Ich sehe relativ häufig Ehepaare gemeinsam, sie gehen miteinander zum Einkaufen, sie sitzen miteinander im Cafe, sie gehen miteinander spazieren, sie sehen miteinander fern etc. So schön dieses „Miteinander“ ist, es gibt dadurch aber wenig, was einer alleine erlebt und dem anderen erzählen könnte.

Auch „innere“ Themen sind oft schwierig. Man/frau hat schon so vieles geteilt, man/ frau kennt sich in- und auswendig. Manche Themen sind auch belastet durch die gemeinsame Biografie und werden so „um des lieben Friedens willen“ vermieden. Dieser „Friede“ ist wichtig – ähnelt aber doch wohl manchmal eher einer „Friedhofsruhe“.

So gibt es auch die Einsamkeit in einer Beziehung. Es gibt zwar etwas zu tun, es gibt viel Organisatoriches, manchmal auch die Familie mit Kindern und Enkeln. Aber das innere Zusammensein wird nicht mehr spürbar. Erst heute bin ich in einem Gespräch auf diese Erfahrung gekommen.

Was tun? Worin besteht eine Abhilfe? Ich meine, es ist wichtig, dass jede/r auch etwas alleine macht, nur für sich. Dadurch kann es wieder neuen Gesprächsstoff geben, der das Gefühl der Verbundenheit erhöhen kann. Auch die Freude, die man in dieser Aktivität erfährt und die einem gut tut, kann in die Beziehung eingebracht werden. Dabei spielt es wohl keine Rolle, was man da macht, ob es der Besuch eines Seniorenkreises ist oder ein Kurs bei der Volkshochschule oder das Fitness-studio oder …

Das, was auf den ersten Blick wie „Trennung“ aussieht, kann zum Impuls für ein Mehr an Gemeinsamkeit werden. Diese Gemeinsamkeit ist für beide Teile wichtig, macht das Leben freudig und lebenswerter, macht die Menschen zufriedener.

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Was war ein „Bader“?

Ein Nachmittag im Seniorenkreis 🌀 Zangberg

Wissen Sie, was ein Bader für ein Aufgabengebiet hatte? Es war immerhin eine dreijährige Berufsausbildung nötig. Damit hat der Bader das ursprünglich Anrüchige verloren und wurde gerade für einfache Leute mit ihren Gesundheitsproblemen zum wichtigen Ansprechpartner. Dieser Beruf ist allerdings (und zwar noch gar nicht so lange) ausgestorben. Anders gesagt: der Professionalisierung zum Opfer gefallen – zum Wohle der Patienten. Aber früher war er lebensnotwendig.

Wer es genauer erfahren will, ist herzlich eingeladen zum Seniorenkreis 🌀 Zangberg. Dort hält Leonhard Biermaier einen sicher sehr unterhaltsamen und kurzweiligen Vortrag. Und zwar am kommenden Mittwoch um 14:30 Uhr im Nebenraum der Mehrzweckhalle.

Das Leitungsteam bietet in Zangberg einen Fahrdienst an. Auch Senioren (Frauen und Männer), die nicht dem Seniorenkreis angehören, sind herzlich willkommen!

Hier der Flyer des Seniorenkreises

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Bayerischer Städtetag 2024 in Kempten

Am morgigen Donnerstag findet in Kempten der Bayerische Städtetag 2024 statt. Dort beraten (Ober-)Bürgermeister verschiedener Kommunen in Bayern über die Zukunft ihrer Städte und Gemeinden. Das Thema in diesem Jahr ist: Kommunale Seniorenpolitik – Altwerden in der Stadt.

Im Tagungspapier werden verschiedene Herausforderungen benannt und beschrieben, vor denen sich die Gemeinden gestellt sehen, wenn sie sich für die wachsende Anzahl von Senior*innen mit ihren verschiedenen Bedarfen wappnen wollen. Unter der großen Überschrift „Passender Raum“ werden folgende Themenkeise benannt:

  • kurze Wege,
  • niederschwellige Begegnungsräume,
  • altersgerechte Wohnungen,
  • soziale Integration,
  • Mobilität,
  • die Versorgungsstruktur (Einkauf, Pflege, Arzt)
  • Hitzevorsorge,
  • die Digitalisierung
  • der Blick auf die Menschen mit Migrationserfahrung.

Ein ganz breites Spektrum also ist im Blick als jeweilige Bausteine für die Zukunft.

Im Tagungspapier finden sich auch eine ganze Reihe von Praxisbeispielen. Und zwar nicht nur von den großen Städten wie München oder Nürnberg, sondern auch von kleinen Gemeinden. Damit wird auch deutlich, wie unterschiedlich die verschiedenen Voraussetzungen sind – und wie breit gefächert die Möglichkeiten. Und es gibt viele Anregungen für die eigene Kommune, das eigene Quartier, das eigene Dorf. Wer sich dafür interessiert, wird bestimmt etwas Passendes entdecken.

Wer das Tagungspapier herunterladen und lesen will, findet es unter folgendem Link:

https://www.bay-staedtetag.de/jahrestagungen/2024/downloads1

Ich bin schon gespannt, von den Ergebnissen zu erfahren. Und wenn mir jemand von ihrem/ seinem Projekt berichtet, bin ich auch sehr interessiert.

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Bevölkerungsprognose für 2045

Die Tagesschau hat über die neueste Bevölkerungsprognose für das Jahr 2045 berichtet. Danach wächst die Bevölkerung um etwa 800.000 Menschen an, hauptsächlich durch Zuwanderung. Dabei steigt der Altersdurchschnitt deutlich an. Die Gruppe der über 67-Jährigen, also der Rentnerinnen und Rentner, nimmt um 13,6 % zu ( das sind 2, 2 Millionen), während gleichzeitig die Gruppe der Erwerbsfähigen um 2 % abnimmt. Es wird also schon jetzt erwartbar ein Finanzierungsproblem geben.

Weitere Herausforderungen ergeben sich in der Fachkräftesicherung, im (altersgerechten) Wohnungsbau, in der sozialen Infrastruktur und in der Einsamkeit – so Ministerin Geywitz.

Wir im Landkreis Mühldorf zählen zu den Regionen mit dem größten Zuwachs. Auch unser Landkreis muss sich auf diese Veränderungen einstellen. Schon beim „Seniorenpolitischen Gesamtkonzept“ vor etwa 20 Jahren waren Bedarfe sichtbar – etwa in der Infrastruktur oder in der Pflege. Die Probleme sind also nicht neu und kommen vor allem nicht überraschend. Und wer meint, auf Zuwanderung verzichten zu können, hat wenig bis nichts verstanden. Die Experten sagen, es seien 400 000 Menschen nötig. Pro Jahr!

Wer den Bericht der Tagesschau lesen möchte (mit Grafik), findet ihn unter folgendem Link:

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/bevoelkerung-deutschland-wachstum-100.html

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Ü-60-Messe 2024 in Mühldorf

Am 19. Juni findet von 12 – 17 Uhr wieder in Mühldorf im Haberkasten die Ü-60-Messe statt. Veranstaltet wird sie von der Stadt Mühldorf und der Caritas.

Nach den Grußworten gibt es drei Vorträge. Den Abschluss bilden dann Tanzvorführungen der Tanzschule Berger.

Im Obergeschoss kann man sich die ganze Zeit über bei verschiedenen Akteuren der Seniorenhilfe über deren Angebot informieren.

Besonders hinweisen möchte ich auf den Stand der Seniorenseelsorgerin Marianne Kaltner, der vermutlich im Innenhof zu finden ist (dort, wo es auch Kaffee und Kuchen gibt). Marianne Kaltner bietet Informationen an und Möglichkeiten zum Gespräch. Jeder Besuch ist herzlich willkommen!

Im Flyer unten das offizielle Programm:

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Selbstbestimmtes Wohnen im Alter

Ich möchte auf einen Vortrag des Kreisbildungswerkes Mühldorf in Kooperation mit der Caritas hinweisen.

Am Donnerstag, den 13. Juni um 18.00 Uhr spricht Ludwig Wagner-Limbrunner im Caritas Zentrum in der Münchener Str. 52 in Mühldorf über die verschiedenen Hilfen, die Senior*innen ein langes Wohnen daheim ermöglichen können.

Nähere Informationen sowie eine Anmeldung gibt es unter der Telefonnummer 08631/ 37670 oder http://www.kreisbildungswerk-mdf.de

Flyer des KBW

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Das Einsamkeitsbarometer

Die Bundesregierung hat neulich ein „Einsamkeitsbarometer“ veröffentlicht. Das ist eine Untersuchung, wie sich die Einsamkeit in den letzten Jahren in Deutschland entwickelt hat. Untersucht wurden u.a. die verschiedenen Altergruppen, die verschiedenen Bildungsabschlüsse, die verschiedenen Einkommensgruppen, Menschen mit Migrationshintergrund und auch Menschen, die mit Care-Arbeit, d.h. mit der Pflege von Älteren oder Kindern beschäftigt und gebunden sind.

Im Ergebnis sind Ältere mehr von Einsamkeit betroffen als Jüngere. Die jüngeren Menschen waren in der Coronazeit viel stärker von Einsamkeit geplagt als die Senior*innen und erholen sich langsamer. Ihr Niveau liegt immer noch über dem vor der Pandemie, während es bei den Älteren fast wieder auf Vor-Corona-Zeit gesunken ist. Das hat mich überrascht. Da haben die alten Menschen offensichtlich mehr Ressourcen zur Verarbeitung.

Als wichtige Resilienzquellen gegen Einsamkeit werden Teilhabe und soziale Bindungen genannt. Daraus ergeben sich auch die Möglichkeiten, einer Vereinsamung entgegenzusteuern. Es braucht Begegnungsmöglichkeiten. Das kann ein Cafe sein (wie ich es jeden Donnerstag bei meiner Sprechstunde im Globus erlebe), das kann auch das Friedhofsbankerl sein, das ich vor einigen Jahren mal beworben habe. Es muss nicht immer mit großen Kosten und aufwändigen Veranstaltungen gekoppelt sein.

Es gibt jedenfalls einen bedeutsamen Effekt in der Gesundheit. Menschen, die sich einsam fühlen, erkranken schneller und dauerhafter – etwa an einer Depression. Aber auch körperliche Krankheiten werden mit einer Vereinsamung als Ursache in Verbindung gebracht.

Was kann man tun? Das Einsamkeitsbarometer gibt etliche Handlungsempfehlungen bzw. Anregungen.

Ich persönlich sehe einige Möglichkeiten: zum einen durch die Kirchen (etwa mit den Seniorenkreisen, Besuchsdiensten, eine mit wachem Blick aufsuchende Seelsorge, mit den vielfältigen Gruppenangeboten). Dann natürlich auch andere Akteure wie etwa Sportvereine, Bildungseinrichtungen, öffentliche Büchereien etc. Außerdem kann es informelle Begegnungsmöglichkeiten geben (ein Park mit Sitzbänken etwa oder Einkaufsmöglichkeiten im Ort bzw. Quartier). Ich glaube, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Vor allem dann nicht, wenn man sich mit anderen zusammentut, um Ideen zu entwickeln.

Wer das Einsamkeitsbarometer lesen will, findet sie unter folgendem Link:

https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/einsamkeitsbarometer-2024-237576

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Aktuelle Diskussion über den Pflegebedarf

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat viele Menschen aufgeschreckt mit seiner Aussage, dass sehr viel mehr Menschen als vorhergesehen pflegebedürftig sein werden. Als Grund gibt er an, dass die sog. Babyboomer in ein Alter kommen, in dem eine Pflege wahrscheinlich wird. Das kommt zusätzlich zu den bereits bestehenden Pflegebedürftigen hinzu.

Richtig scheint mir an dieser Beschreibung die Prognose der Zukunft. Falsch hingegen, dass es überraschend kommt. Schon vor vielen Jahren war ein erhöhter Bedarf an Pflegekräften prognostiziert worden. Jetzt hat man auch den Menschen einen Pflegebedarf zuerkannt, die kognitive Einschränkungen haben, etwa durch eine Demenz. Der Personenkreis, der berechtigt ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist also (Gott sei Dank!) ausgeweitet worden.

Freilich tauchen in den Statistiken nur die Menschen auf, die auch tatsächlich Unterstützung haben. Nicht eingerechnet werden Personen, die zwar berechtigt wären, die Hilfen aber nicht beantragt haben.

Richtig und wichtig ist in jedem Fall, dass jetzt schon (und eigentlich schon seit vielen Jahren) ein dringender Handlungsbedarf besteht. Und zwar nicht zu Lasten der Jüngeren und auch nicht (nur) der Frauen, die den größten Teil der Pflege leisten.

Wer sich genauer informieren möchte, findet eine sehr gute Quelle unter folgendem Link:

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/lauterbach-pflege-pflegebeduerftige-gesundheit-entwicklung-100.html#xtor=CS5-282

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Erinnerungen als Lebensschatz

Neulich hatte ich eine Begegnung mit jemandem, den ich seit sehr vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sofort kam wieder Erinnerungen hoch.

Erinnerungen bestimmen unser Leben. Je länger es dauert, desto mehr Erinnerungen häufen sich an. Erinnerungen an Menschen mit ihren Namen, ihren Gesichtern, ihren Geschichten. Erinnerungen an Erlebnisse – schöne wie weniger schöne. Prägende, die Spuren hinterlassen haben. Manchmal leiden Menschen ihr ganzes Leben lang unter traumatischen Erinnerungen.

Ich merke aber auch, dass Erinnerungen verblassen: der Name fehlt zum Gesicht. Die Geschichte, der Tonfall ist in meinem Gedächtnis, aber wer war das?

Das teile ich mit vielen anderen. Vieles, was keine Bedeutung mehr hat, ist weg. Anderes ist sehr lebendig und braucht nur einen Anknüpfungspunkt.

Mit Blick auf das alles schaue ich auf mein Leben zurück. Sehe mich selber im Spiegel meiner Erinnerung. Merke, dass mein Leben an dieser oder jener Stelle anders hätte verlaufen können. Anders – nicht unbedingt besser.

Ich erinnere mich an Gefühle. Enttäuschungen, Verletzungen, Vertrauen, Liebe.

Bild: Michael Tress

Kann man Gefühle vergessen? Bei den Enttäuschungen und Verletzungen wäre ich froh. Aber da hilft wohl nur die Auseinandersetzung damit, das Verarbeiten. Eine andere Frage ist: kann man etwa die Liebe vergessen. Die erste große Liebe und die letzte große Liebe? Kann man Berührungen vergessen? Kann man Zärtlichkeit vergessen? Die will ich in Erinnerung behalten als kostbaren Schatz. Drum bewahre ich Erinnerungsstücke auf für die Zeit, wo mein Gedächtnis streikt. Meine ganz persönliche Erinnerungskultur.

Beruhigend ist es für mich zu wissen, dass man die Liebe nicht vergisst. Auch nicht in der Demenz. Ihr Aufbewahrungsort ist nicht das Gehirn, sondern das Herz.

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Der Heilige Geist

Am kommenden Sonntag feiern wir Pfingsten. Am 50. Tag nach Ostern (griechisch: Pentekoste, daher der Name Pfingsten) kommt der Heilige Geist.

Aber wer oder was ist der „heilige Geist“?

Wenn man sich im Internet Bilder anschaut, findet man vor allem zwei: eine Taube und Feuerflammen. Das sind aber nur zwei der vielen biblischen Bilder. Sie beziehen sich auf die Taufe Jesu (Taube) und eben auf Pfingsten mit den Flammenzungen. Biblisch gesehen ist der Befund viel reicher.

Das hebräische Wort heißt: ruach. Es bedeutet: Wind, Atem, Leben. Vor allem aber ist es weiblich. Es ist die „Geistkraft Gottes“, die Leben schafft aus dem Chaos (Gen 1, 1). Sie ist der kühlende Wind in der heißen Wüste. Sie ist das „sanfte Säuseln“ des leichten Windes, in dem Elija die Nähe Gottes erfährt. Sie ist auch der starke Sturm, der zum Handeln zwingt – zum gemeinsamen Handeln.

Gottes Geist zeigt im Ersten Testament ganz oft „weibliche“ Handlungsweisen: sie „brütet“ über den Wassern der Urflut, sie tröstet, sie ermutigt, sie heilt.

Daneben hat der Heilige Geist auch kämpferische („männliche“) Seiten. Führt in Auseinandersetzungen, vermittelt Standhaftigkeit, hilft beim Verkünden vor allem unbequemer Wahrheiten.

Heiliger Geist (übrigens erst im Lateinischen und Deutschen mit männlichem Genus) ist die Kreativität Gottes, die gute Ideen hervorbringt. Die Lösungen sucht, Gemeinschaft ermöglicht. Aber Heiliger Geist ist eben auch nicht leicht zu fassen. Man braucht ein feines Gespür und ein hellhöriges Ohr.

Am Sonntag feiern wir das Fest des heiligen Geistes und der Geistkraft Gottes. In heutiger Zeit und in dieser Welt wieder dringend benötigt.

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