Das Landesamt für Statistik hat eine Prognose veröffentlicht über die Entwicklung der Bevölkerung in Bayern.
Danach wird es in 20 Jahren ca. 3,7 % mehr Menschen im Freistaat geben als 2017. Sie werden allerdings hauptsächlich um den Großraum München herum leben, in Nord- und Ostbayern wird die Zahl dagegen stagnieren oder sogar abnehmen. Der Grund für die Zunahme liegt in der Zuwanderung und nicht in einem Geburtenüberschuss. In den letzten Jahren kam ein Großteil der Neubürger aus dem EU-Ausland und trug so zum wachsenden Wohlstand und zur Sicherung der sozialen Systeme bei.
Das Durchschnittsalter steigt in den kommenden 20 Jahren von heute knapp 44 Jahren auf 46 Jahre. Das klingt erstmal nicht so viel. Weitere Zahlen verdeutlichen aber die Entwicklung: Die Generation 65+ wird von 2,63 Millionen auf 3,59 Millionen anwachsen. Derzeit sind 20,3 % älter als 65 Jahre, in 20 Jahren werden es dann 26,6 % sein. Gleichzeitig sinkt der Anteil der Erwerbsfähigen. So kommen heute auf 100 erwerbsfähige Menschen 33 Rentner, in 20 Jahren werden es knapp 49 sein. Das ist der bayernweite Durchschnitt. Wie gesagt: im Großraum München schaut das vielleicht noch einigermaßen rosig aus, im ländlichen Raum zum Teil sehr viel düsterer. Für den Landkreis Mühldorf ist ein geringes Wachstum von 2,5 – 7,5 % prognostiziert. Übrigens: die Prognosen, die wir vor 10 Jahren beim Seniorenpolitischen Gesamtkonzept im Landkreis Mühldorf erhoben haben, erweisen sich als erstaunlich präzise!
Die Entwicklung lässt sich also absehen. Aber was bedeutet das für unsere Zukunft?
Werden wir es in diesen 20 Jahren schaffen, unsere Dörfer, Gemeinden und Städte so zu gestalten, dass sie den Bedürfnissen Älterer entsprechen, die oft gar nicht so viel anders sind als die Jüngerer: abgesenkte Randsteine und längere Grünphasen bei den Fußgängerampeln kommen nicht nur Rollatorfahrern zu Gute, sondern auch Kinderwägen und Kindern. Ebenso ist es bei Innenstädten mit geringerem Autoverkehr, aber mehr ÖPNV. Menschen aller Altersgruppen schätzen dezentrale, wohnortnahe Einkaufsmöglichkeiten oder medizinische Versorgung und auch niederschwellige Möglichkeiten der Begegnung, sei es am Spielplatz oder bei einer (überdachten) Bank zum Ratschen.
Was macht eigentlich unsere Orte zu lebenswerten Orten? Wie wollen wir – etwa meine Generation so um die 60 – in 20 Jahren leben? Und wie die nachfolgenden Jahrgänge? Was brauchen wir an Infrastruktur – und auf was können wir eher verzichten?
Über solche Fragen wünsche ich mir eine sehr lebhafte, mutige, auch mal unkonventionelle Diskussion in den Gemeinderäten, in den Pfarrgemeinderäten, bei den Seniorenbeauftragten etc., bei dem auch mal „heilige Kühe“ auf den Prüfstand gestellt werden können zum Wohlbefinden aller.