In einem Gespräch anlässlich des gestrigen Martinstages haben Senioren von ihren Erfahrungen mit Heiligenlegenden berichtet, die sie als Kinder gemacht hatten. Der Heilige Martin war da noch der Einfachste: Laternenumzug und Lieder haben die Kinder schon immer sehr fasziniert und die Geschichte vom Bettler geht ja jedem Kind/ Menschen zu Herzen (vor allem wenn sie gut erzählt oder gar mit Roß und Reiter inszeniert ist).
Schwierig war dann der Heilige Nikolaus. Er ist vor allem in früheren Jahren gar nicht so heilig aufgetreten, hat eher Angst und Schrecken vebreitet – sei es allein oder in Kombination mit dem Kramperl. Das hat die helle, menschenfreundliche Seite dieses Mannes (und damit Gottes) kräftig verdunkelt. Kinder haben dieses „Spiel“ meist sehr spät durchschaut – und dann oft an ihre Kinder weitergegeben. Heute berichten Senioren mit einer Mischung aus Grusel und Erheiterung von diesen Zeiten – Grusel über das eigene Erleben, Erheiterung über die Angst der eigenen Kinder. Und als Großeltern taucht jetzt die Frage auf: „Wie machen wir es mit den Enkelkindern?“
Ähnlich beim „Christkind“. Gibt es das Christkind? Sollen wir sagen, woher die Geschenke wirklich kommen? Geht damit nicht auch viel Glanz und Staunen verloren? Das war doch immer das Schöne früher – die Vorstellung vom Christkind mit den Engeln und dem Lichterglanz und der freudigen Spannung, die über diesem Abend lag.
Ich meine, wir sollten ehrlich zu den Kindern sein. Ja, über den Hl. Martin und den Hl. Nikolaus hat man sich Geschichten über ihre Güte und Menschenfreundlichkeit erzählt, weil sich darin die Güte und die Menschenfreundlichkeit Gottes zeigt. Deshalb erinnern wir uns bis auf den heutigen Tag an sie, deshalb feiern wir ihren Namenstag, deshalb gibt es in der Erinnerung an sie Laternenumzug und Geschenke. Das Christkind gab es wirklich, es ist der neugeborene Jesus, an dessen Geburt wir uns an Weihnachten erinnern. Er ist das Geschenk Gottes an uns Menschen, das eigentliche Geschenk dieses Hl. Abends. In den Geschenken, die wir Menschen uns machen, drückt sich doch die Zuneigung und die Liebe zu diesen Menschen aus und sind so das Abbild der göttlichen Liebe und Zuneigung. Das verstehen auch Kinder und sind so nicht enttäuscht, wenn sie irgendwann die „Wahrheit“ entdecken und sich im Nachhinein von Eltern und Großeltern „belogen“ fühlen.