Unter der Überschrift „Plauderkasse im Supermarkt“ berichtete der „Mühldorfer Anzeiger“ von einer Aktion in den Niederlanden. Eine Supermarktkette hat in ihren Filialen eine Kasse eingerichtet, an der es möglich ist, mit der Kassiererin zu ratschen. Damit möchte man der Vereinsamung der Menschen ein wenig entgegenwirken. Es ist auch ein Zeichen gegen den Trend, mit Menschen besetzte Kassen zu ersetzen durch elektronische (so wie vor ca. 40 Jahren die Geldautomaten die Kassenangestellten bei der Bank ersetzt haben). Und offensichtlich „rechnet“ sich das für die Supermarktkette.
Natürlich braucht man an dieser Kasse mehr Zeit als an den anderen Kassen. Vielleicht lädt gerade diese Kasse auch dazu ein, dass die Kunden untereinander ins Gespräch kommen. Und es gibt ein Zusatzangebot in diesem Supermarkt: im Cafe sitzen Ehrenamtliche, die zum Gespräch bereit sind.
Mich hat das sehr an die Anfänge meines Projekts „Offenes Ohr – offenes Herz“ vor gut zwei Jahren erinnert. Auch da stand am Anfang die Beobachtung eines Gesprächs eines älteren Herrn mit der Kassiererin und meine Vermutung, dass dieses Gespräch ein Mittel gegen die Einsamkeit ist. Das haben mir mittlerweile auch andere Verkäuferinnen bestätigt. Für mich interessant ist, dass im niederländischen Cafe Ehrenamtliche sitzen. Es braucht also wohl nicht unbedingt einen Professionellen oder einen Seelsorger. Aber es muss Menschen geben, die Zeit und auch ein wenig Mut aufbringen und vor allem Offenheit für die, die da zum Gespräch kommen.
Mein Projekt ist jetzt im dritten Jahr. Noch nie war ich völlig allein in meinen gut anderthalb, manchmal auch zwei Stunden am Donnerstag Vormittag im Globuscafe. Immer kommt irgendjemand. Mal zum kleinen Gespräch gegen die Einsamkeit, manchmal mit größeren oder ganz großen Anliegen. Wichtig und gefragt ist meistens nicht der „gute Rat“ von meiner Seite, sondern ein aufmerksames und offenes Zuhören – und Zeit zu haben. Das scheint nicht besonders viel zu sein – und ist doch unglaublich wertvoll.