Gedanken zum 13. Sonntag im Jahreskreis: „würdig“

Im Evangelium des kommenden Sonntags (Mt 10, 37-42) heißt es dreimal: „der ist meiner nicht würdig“. Das griechische Wort, das an dieser Stelle verwendet wird, bedeutet: wert, wertvoll, würdig. (Im Gegensatz dazu steht die Stelle mit dem römischen Hauptmann, der sagt: „Herr, ich bin nicht würdig…“. Da steht ein anderes griechisches Wort mit der Bedeutung: das passt jetzt nicht, das braucht es nicht …)

Bei Matthäus geht es ja immer ums Ganze. Es geht immer um Entscheidung, um Entschiedenheit. Deshalb verwendet er gerne Extreme: Himmel und Hölle, Tod und Leben … Die Entscheidung hier: familiäre Beziehungen contra Jesusnachfolge. Oder das eigene Leben im Sinne von Lebenskraft, emotionale Kraft, Geisteskraft.

Danach aber nimmt Jesus die großen Worte und die außerordentlichen Anforderungen wieder zurück. Auch dieses Motiv taucht öfter auf. Es genügt Weniges, um Leben, Himmelreich, Reich Gottes zu erhalten. Hier ist es lediglich ein Becher Wasser.

Was also macht den Menschen „würdig“? Es sind die kleinen Dinge. Es ist vor allem die Haltung dahinter: die Aufmerksamkeit für die Situation des anderen und für seine Bedürfnisse. Es sind „Selbstverständlichkeiten“, die vielleicht doch nicht so selbstverständlich sind: einem Hungrigen zu essen geben, einem Nackten ein Gewand, einen Kranken besuchen … In diesen und ähnlichen Alltäglichkeiten zeigen wir uns auf der Seite Jesu.

Die Corona-Pandemie hat viele solcher kleinen Alltäglichkeiten wieder ins Bewusstsein gehoben: die „systemrelevanten Berufe“ (von denen man schon nichts mehr hört), Helferkreise, nachbarschaftliche Hilfe, Rücksichtnahme, familiärer Zusammenhalt etc. Da werden Werte wie Zuverlässigkeit, Solidarität, Empathie, Verbundenheit, Hilfsbereitschaft sichtbar. Umgekehrt gerieten und geraten Menschen, die an ihren eigenen Vorteil denken (etwa wenn es ums Geld geht) sofort in die Kritik. Auch darin macht sich aktuell eine matthäische Spannbreite bemerkbar.

Und es stellt sich die Frage nach den wirklich lebenswichtigen Werten, die es wert sind, gelebt zu werden, die uns eine menschliche Würde geben.

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